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Lumbreratherium ist eine ausgestorbene Gattung der Gurteltiere Sie lebte im Unteren und Mittleren Eozan vor 56 bis 37 Millionen Jahren im heutigen Sudamerika Bisher sind nur wenige Funde bekannt die aus einem Schadel Teilen des Korperskeletts und einigen Resten des Korperpanzers bestehen Sie stammen aus der Lumbrera Formation im nordlichen Argentinien Charakteristisch fur Lumbreratherium ist das Gebiss das abweichend von anderen Gurteltieren nicht aus einheitlich geformten an Mahlzahne erinnernde Zahnen bestand sondern vorne jeweils einen eckzahnartigen Zahn aufwies Weitere Besonderheiten finden sich im Aufbau der Knochenplattchen des Ruckenpanzers Es wird angenommen dass sich die Tiere von Insekten ernahrten so wie die meisten bekannten Gurteltiere Die Gattung wurde im Jahr 2017 wissenschaftlich beschrieben LumbreratheriumZeitliches AuftretenUnteres bis Mittleres Eozan56 bis 37 3 Mio JahreFundorteSudamerika Lumbrera Formation SystematikHohere Saugetiere Eutheria Nebengelenktiere Xenarthra Gepanzerte Nebengelenktiere Cingulata Gurteltiere Dasypoda incertae sedisLumbreratheriumWissenschaftlicher NameLumbreratheriumHerrera Powell Esteban amp del Papa 2017 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Skelettmerkmale 1 2 Ruckenpanzer 2 Fossilfunde 3 Palaobiologie 4 Systematik 5 Literatur 6 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenSkelettmerkmale Bearbeiten Lumbreratherium ist ein relativ ursprunglicher Vertreter der Gurteltiere Bekannt sind von ihm aber bisher lediglich der Schadel und der Unterkiefer sowie einige Elemente des Korperskeletts und Knochenplattchen des Panzers Vom Schadel blieb nur die linke Seite uberliefert Die Mittelkieferknochen ist nicht erhalten der Oberkiefer hatte eine glatte Oberflache Das Foramen infraorbitale offnete sich oberhalb des vierten molarenartigen Zahns die Position entspricht in etwa der der Nacktschwanzgurteltiere Cabasaous sie ist aber deutlich weiter nach vorne verschoben als im Vergleich zu den Langnasengurteltieren Dasypus den Borstengurteltieren Chaetophractus und dem Sechsbinden Gurteltier Euphractus Vor dem Foramen infraorbitale war eine flache Grube ausgebildet Das Foramen maxillare lag in der Augenhohle vergleichbar zu den Borstengurteltieren und dem Sechsbinden Gurteltier Bei den Langnasen und den Nacktschwanzgurteltieren sowie beim Riesengurteltier Priodontes befindet sich diesen unterhalb des Ansatzes des Jochbogens Der Jochbogen selbst war bei Lumbreratherium zylindrisch und gerade wahrend er bei zahlreichen heutigen Gurteltieren einen geschwungenen Verlauf aufzeigt Das Basioccipitale verfugte uber eine breite Form es war etwa doppelt so breit wie die Gelenkflachen des Hinterhauptsbeins Im Gegensatz dazu haben die Nacktschwanzgurteltiere und die Kugelgurteltiere Tolypeutes uber ein eher schmales Basioccipitale Eine Paukenblase war nicht ausgebildet was wiederum mit den Langnasen und den Kugelgurteltieren ubereinstimmt Der Unterkiefer zeigte sich robust er war kraftiger als bei den Langnasengurteltieren aber graziler als bei den Nacktschwanz Borsten und Kugelgurteltieren und zusatzlich auch beim Zwerggurteltier Zaedyus Die Unterkante verlief weitgehend gerade beulte aber im Bereich der Zahne aus Die Symphyse nahm den gesamten vorderen zahnlosen Teil des Unterkiefers ein bei den meisten heutigen Gurteltieren mit Ausnahme des Langnasengurteltiere und des Riesengurteltiers reicht sie bis zum ersten oder dritten molarenartigen Zahn Dafur bestand bei Lumbreratherium zwischen dem Ende der Symphyse und dem ersten molarenartigen Zahn eine Foramen mentale was einmalig innerhalb der Gurteltiere ist Der Kronenfortsatz stieg vorn in einem Winkel von 56 auf wurde dann aber steiler Er besass einen nur kurzen Hals Der Winkelfortsatz war gerundet er lag unterhalb der Linie der Alveolen wahrend er bei vielen anderen Gurteltieren weiter oben befindet 1 Das Gebiss von Lumbreratherium setzte sich aus insgesamt 24 Zahnen zusammen insgesamt standen so in der unteren und in der oberen Zahnreihe je Kieferhalfte sechs Zahne Der vorderste Zahn besass eine eckzahnartige Gestalt caniniform die restlichen waren molarenartig molariform Dadurch wies das Gebiss bei Lumbreratherium nicht die strikte homodonte Form auf wie bei anderen Gurteltieren mit ihren rein molariformen Zahnen was als einzigartiges Merkmal zu betrachten ist Der caniniforme Zahn stand in einem Abstand von 4 7 mm zu den hinteren Zahnen Diastema Die molarenartigen Zahne wiesen mehr oder weniger hohe Zahnkronen auf und waren mit jeweils zwei geschlossenen Wurzeln ausgestattet protohypsodont Sie standen nicht geschlossen in Reihe sondern wurden jeweils durch kurze Zahnlucken voneinander getrennt Die gesamte obere Zahnreihe mass 18 8 mm ohne den caniniformen Zahn betrug sie 12 3 mm 1 Das postcraniale Skelett ist bisher uber den ersten Halswirbel funf zusammenhangende Lendenwirbel einen Schwanzwirbel zahlreiche Rippenfragmente zuzuglich einer vollstandigen Rippe das Manubrium des Brustbeins den oberen teil des Schienbeins und des Wadenbeins der Elle und einige Finger und Zehenglieder belegt Es sind nur wenige eigenstandige Merkmale fur Lumbreratherium feststellbar 1 Ruckenpanzer Bearbeiten Der Ruckenpanzer von Lumbreratherium bestand lediglich aus beweglichen Bandern was ein deutlicher Unterschied zu den heutigen Gurteltieren ist Die Osteoderme wiesen dadurch einen typisch rechteckigen Umriss auf ihre Lange variierte von 6 1 bis 8 4 mm ihre Breite von 2 9 bis 4 1 mm und ihre Dicke von 1 7 bis 1 9 mm Ublicherweise teilen sich die Knochenplattchen der beweglichen Bander bei den Gurteltieren in eine Artikulationsflache die sich unter das benachbarte Knochenplattchen schiebt und eine von aussen sichtbare Oberflache auf Zusatzlich besassen die Osteoderme von Lumbreratherium noch gestufte Langskanten wodurch weitere Verbindungsflachen bestanden Dadurch gelenkte jedes Knochenplattchen sowohl mit denen des eigenen Bandes als auch mit denen des benachbarten Diese charakteristische Gestaltung findet sich unter anderem bei Pucatherium wieder einem ebenfalls ausgestorbenen Vertreter der Gurteltiere Die Artikulationsflache besass bei Lumbreratherium drei Erhohungen die durch kleine Grubchen getrennt wurden Mit einzelnen Ausnahmen wie bei Pucatherium ist diese Flache bei anderen Gurteltieren flach Das zentrale Musterelement der ausserlich sichtbaren Oberflache formte ein rechteckiges Gebilde mit abgerundeten Ecken Begleitet wurde diese Musterung von funf kleineren Elementen drei am Ende des Knochenplattchen und je eins an den Langsseiten Getrennt wurden diese Elemente durch kleine Rillen In den beiden Langsrillen entlang der zentralen Musterung befanden sich je drei Locher Foramina Zusatzlich waren auf der nach innen weisenden Oberflache weitere Rillen und Grubchen ausgebildet die allesamt randlich lagen 1 Fossilfunde BearbeitenDie bisher bekannten Funde von Lumbreratherium wurden im Norden Argentiniens in der Provinz Salta entdeckt Sie entstammen den unteren Lagen der Lumbrera Formation die an der Ostseite der Anden in der Fundregion Pampa Grande aufgeschlossen ist Die Lumbrera Formation ist Teil der ubergeordneten Salta Gruppe innerhalb derer sie in den oberen Abschnitt gehort sogenannte Santa Barbara Untergruppe Im Aufschlussgebiet erreicht der untere Teil der Lumbrera Formation eine Machtigkeit von rund 150 m Er besteht aus verschiedenen Sandsteinbildungen sowie Ton Schluffsteinen in die teilweise fossile Boden eingebettet sind Die Ablagerungen gehen auf ein maandrierendes Flusssystem zuruck das eine flache vegetationsreiche Landschaft durchfloss Zur oberen Lumbrera Formation besteht ein diskontinuierlicher Ubergang Hiatus Anhand von hier gewonnenen radiometrischen Daten an Zirkon Kristallen betragt das Alter des oberen Abschnitts etwa 39 9 Millionen Jahre was dem ausgehenden Mittleren Eozan entspricht Der untere Teil der Lumbrera Formation dessen Ablagerungsprozess weiteren Datierungen zufolge basierend auf der Uran Blei Methode vor rund 46 2 Millionen Jahren abgeschlossen war 2 wird daher dem Unteren und Mittleren Eozan zugewiesen er gehort lokalstratigraphisch dem Casamayorum an Sowohl der untere als auch der obere Abschnitt der Lumbrera Formation sind sehr fossilreich So treten im unteren beispielsweise Krokodile Echsen und Saugetiere auf zu letzteren gehoren unter anderem Beutelhyanen Polydolopimorphia ursprungliche Saugetiere und zahlreiche Huftiere aus der Gruppe der Meridiungulata zusatzlich aber auch Nebengelenktiere Der sedimentologische Hiatus zeigt sich auch in der Fauna da nur wenige Vertreter der unteren Lumbrera Formation in der oberen wieder auftauchen Eine Ausnahme bildet Pucatherium eine zu Lumbreratherium nahe verwandte Gurteltierform die in beiden Abschnitten prasent ist Nur aus der unteren Lumbrera Formation liess sich bisher Noatherium dokumentieren ein weiterer Angehoriger der Gurteltiere 3 4 1 5 2 Palaobiologie BearbeitenDas Gebiss ist bei Lumbreratherium abweichend von anderen Gurteltieren aufgebaut und mit einem caniniformen vorderen Zahn ausgestattet Seine Funktion kann bisher nicht bestimmt werden Die molariformen Zahne stehen in einem gewissen Abstand zueinander und bilden so keine geschlossene Reihe Ausserdem ist die Anzahl der Zahne im Vergleich zu anderen Gurteltieren reduziert Beides ist typisch fur insektenfressende Tiere 6 Dafur spricht auch der Unterkiefer der zwar etwas robuster als bei den Langnasengurteltieren aber deutlich graziler als bei den eher allesfresserischen Kugelgurteltieren und bei dem Sechsbinden Gurteltier 1 Systematik BearbeitenInnere Systematik der Dasypoda nach Herrera et al 2017 1 Cingulata Peltephilidae Dasypoda Lumbreratherium Pucatherium Euphractinae Chlamyphorinae Glyptodontidae Pampatheriidae Tolypeutinae DasypodinaeVorlage Klade Wartung StyleLumbreratherium ist eine ausgestorbene Gattung aus der Gruppe der Gurteltiere Dasypoda Diese umfassen wiederum die heute lebenden Gurteltiere die insgesamt zwei Familien bilden die Dasypodidae mit den Langnasengurteltieren und die Chlamyphoridae mit allen anderen Vertretern Die Gurteltiere werden durch ihre Ruckenpanzer mit beweglichen Bandern und durch ihre stiftartigen Zahne charakterisiert Sowohl skelettanatomisch als auch molekulargenetisch gehoren den Gurteltieren auch die ebenfalls ausgestorbenen Glyptodontidae an die als gemeinsames Merkmal einen starren Panzer und lappenformige Zahne zur Aufnahme pflanzlicher Nahrung besassen Aus anatomischen Grunden mit ihnen verwandt sind die Pampatheriidae die wiederum eher den Gurteltieren glichen 7 8 9 Die Dasypoda stellen einen Teil der Ordnung der Gepanzerten Nebengelenktiere Cingulata Innerhalb dieser wird angenommen dass die Peltephilidae die Schwestergruppe der Dasypoda formen Lumbreratherium gehort an die Basis der Entwicklung der Gurteltiere Als nachster Verwandter gilt laut phylogenetischen Untersuchungen Pucatherium Dieser ist uber ein Teilskelett aus der Lumbrera Formation und zusatzlich uber isolierte Osteoderme aus der mitteleozanen Casa Grande Formation ebenfalls im nordlichen Argentinien uberliefert 10 5 Beide Gattungen verbindet die Struktur des Ruckenpanzers der jeweils nur aus beweglichen Bandern bestand Zudem zeigen die Knochenplattchen ausgepragte Buckelchen auf der Artikulationsseite und auf der Unterflache sowie einzelne seitliche Vorsprunge wodurch ein typisches Verbindungsmuster mit den jeweils benachbarten Osteodermen entstand das sogenannte pucatheriine Muster 1 Die wissenschaftliche Erstbeschreibung von Lumbreratherium stammt von einem Forscherteam um Claudia M R Herrera und wurde im Jahr 2017 erstellt Als Holotyp Exemplarnummer PVL 4262 bestimmten sie das bisher vorliegende Fundmaterial aus der Lumbrera Formation Dieses war bereits 1977 von Jose Bonaparte entdeckt worden Der Gattungsname verweist auf das Fundgebiet Als einzige bekannte Art wurde Lumbreratherium oblitum benannt Der Artname oblitum ist lateinischen Ursprungs und bedeutet so viel wie vergessen 1 Literatur BearbeitenClaudia M R Herrera Jaime E Powell Graciela I Esteban und Cecilia del Papa A New Eocene Dasypodid with Caniniforms Mammalia Xenarthra Cingulata from Northwest Argentina Journal of Mammalian Evolution 24 3 2017 S 275 288 doi 10 1007 s10914 016 9345 xEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i Claudia M R Herrera Jaime E Powell Graciela I Esteban und Cecilia del Papa A New Eocene Dasypodid with Caniniforms Mammalia Xenarthra Cingulata from Northwest Argentina Journal of Mammalian Evolution 24 3 2017 S 275 288 doi 10 1007 s10914 016 9345 x a b Juan Carlos Fernicola Ana N Zimicz Laura Chornogubsky Mihai Ducea Laura E Cruz Mariano Bond Michelle Arnal Magali Cardenas und Mercedes Fernandez The Early Eocene Climatic Optimum at the Lower Section of the Lumbrera Formation Ypresian Salta Province Northwestern Argentina Origin and Early Diversification of the Cingulata Journal of Mammalian Evolution 2021 doi 10 1007 s10914 021 09545 w Cecilia del Papa V Garcia und M Quattrocchio Sedimentary facies and palynofacies assemblages in an Eocene perennial lake Lumbrera formation northwest Argentina Journal of South American Earth Sciences 15 2002 S 553 569 Cecilia del Papa A Kirschbaum J Powell A Brod F Hongn und M Pimentel Sedimentological geochemical and paleontological insights applied to continental omission surfaces A new approach for reconstructing an eocene foreland basin in NW Argentina Journal of South American Earth Sciences 29 2010 S 327 345 a b Claudia M R Herrera Graciela I Esteban Martin R Ciancio und Cecilia Del Papa New specimen of Pucatherium parvum Xenarthra Dasypodidae a singular dasypodid of the Paleogene Eocene of northwest Argentina importance in the early evolution of armadillos Journal of Vertebrate Paleontology 39 4 2019 S 1670669 doi 10 1080 02724634 2019 1670669 Sergio F Vizcaino The teeth of the toothless novelties and key innovations in the evolution of xenarthrans Mammalia Xenarthra Paleobiology 35 3 2009 S 343 366 Timothy J Gaudin und John R Wible The Phylogeny of Living and Extinct Armadillos Mammalia Xenarthra Cingulata A Craniodental Analysis In M T Carrano T J Gaudin R W Blob und J R Wible Hrsg Amniote Paleobiology Chicago London University of Chicago Press 2006 S 153 198 Frederic Delsuc Gillian C Gibb Melanie Kuch Guillaume Billet Lionel Hautier John Southon Jean Marie Rouillard Juan Carlos Fernicola Sergio F Vizcaino Ross D E MacPhee und Hendrik N Poinar The phylogenetic affinities of the extinct glyptodonts Current Biolog 26 2016 S R141 R156 Kieren J Mitchell Agustin Scanferla Esteban Soibelzon Ricardo Bonini Javier Ochoa und Alan Cooper Ancient DNA from the extinct South American giant glyptodont Doedicurus sp Xenarthra Glyptodontidae reveals that glyptodonts evolved from Eocene armadillos Molecular Ecology 25 2016 S 3499 3508 doi 10 1111 mec 13695 Claudia M Herrera Jaime E Powell und Cecilia Del Papa Un Nuevo Dasypodidae Mammalia Xenarthra de la Formacion Casa Grande Eoceno de la Provincia de Jujuy Argentina Ameghiniana 49 2 2012 S 267 271 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lumbreratherium amp oldid 222902652