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Als Laternenturme franzosisch tour lanterne englisch lantern tower werden zum Kircheninnern hin offene und durch eine Laterne belichtete Turme uber der Vierung mit einem quadratischen oder seltener auch polygonalen Querschnitt bezeichnet Runde Turme oberhalb der Vierung werden meist als Tambours oder als Zimborien spanisch cimborrio bezeichnet die Abgrenzungen sind in manchen Fallen schwierig Abteikirche St Etienne in Caen NormandieKathedrale Notre Dame in Evreux NormandieKathedrale Notre Dame in Rouen NormandieAbtei Fecamp NormandieKathedrale Notre Dame in Coutances NormandieKathedrale Notre Dame in Laon Ile de FranceKirche Notre Dame in Dijon BurgundEly Cathedral England Westvierung Wimborne Minster EnglandLincoln Cathedral EnglandYork Minster EnglandCanterbury Cathedral EnglandPeterborough Cathedral EnglandAlte Kathedrale von Salamanca KastilienKathedrale von Zamora KastilienKathedrale von Burgos KastilienKathedrale von Valencia ValenciaLiverpool Cathedral England Inhaltsverzeichnis 1 Architektur 1 1 Statik 1 2 Innerer Aufbau 1 3 Gewolbe 2 Geschichte 2 1 Vorgangerbauten 2 2 Datierung 3 Nord und Mitteleuropa 3 1 Deutschland 3 2 Frankreich 3 2 1 Normandie 3 2 2 Ile de France 3 2 3 Burgund 3 3 England 3 4 Flandern 3 5 Schweiz 4 Sudeuropa 4 1 Italien 4 2 Spanien 4 2 1 Kastilien 4 2 2 Katalonien 5 Moderne Laternenturme 6 Siehe auch 7 Literatur 8 WeblinksArchitektur BearbeitenWurden in der mittelalterlichen Architektur die Gewolbe des Langhauses und des Querschiffs Transept einer Kirche oft ohne besondere Akzentuierung der Vierung in gleicher Hohe weitergefuhrt so gibt es doch ebenfalls eine erhebliche Anzahl von Beispielen bei denen dieser architektonisch und ehemals auch liturgisch wichtige Bereich einer Kirche eine Betonung durch Erhohung teilweise auch durch Belichtung erfahrt Dies wurde durch Kuppelkonstruktionen Tambours Querriegel massif barlong oder Laternenturme erreicht Statik Bearbeiten Die Konstruktion von Vierungsturmen und in noch hoherem Masse von Laternenturmen war im Mittelalter stets gleichbedeutend mit einem grossen statischen Wagnis Gewicht und Gewolbeschub des Turms im Zusammenspiel mit den Tucken des Bodens waren oft nicht kalkulierbar so sturzten denn auch einige Laternenturme ein oder wurden nach dem Auftreten von Rissen durch Gewolbe stabilisiert die in Hohe der ubrigen Kirchenschiffsgewolbe eingezogen wurden vgl Mont St Michel Salisbury Gent Innerer Aufbau Bearbeiten Ein mittelalterlicher Laternenturm ist im Norden Europas im Innern meist zweigeschossig mit Ausnahme des Vierungsturms der Kathedrale von Peterborough die mit einer flachen Holzdecke versehen ist Die untere Ebene bleibt wegen der ublicherweise dahinter befindlichen Dachstuhle des Langhauses und des Querschiffs unbelichtet wahrend durch die Fenster der oberen Ebene von allen Seiten als uberirdisch empfundenes Licht einstromt Im Suden Europas sind Laternenturme meist nur eingeschossig z B Ste Foy de Conques Prieure St Nicolas de Civray in Frankreich oder die Kathedralen von Salamanca und Zamora sowie die Kollegiatkirche von Toro in Spanien Die Architekten moderner Laternenturme erlauben sich allerdings grossere gestalterische Freiheiten Weblinks Gewolbe Bearbeiten Vielleicht waren die ersten Laternenturme Mont St Michel Jumieges noch flachgedeckt vgl Ely Westvierung oder Wimborne Minster oder von Gratgewolben bedeckt Nach der Einfuhrung von Rippengewolben gegen Ende des 11 Jahrhunderts Durham Speyer eventuell auch Mont Saint Michel und Lessay wurden die quadratischen Laternenturme mit achtteiligen Rippengewolben geschlossen die weitaus selteneren oktogonalen Bauten erhielten acht oder sechzehnteilige Gewolbe Vor allem in England erfuhr die Gewolbekunst in den Stilepochen des Decorated Style ca 1240 1330 und des Perpendicular Style ca 1330 1530 eine reichhaltige Entwicklung hin zu Stern Netz und Fachergewolben Geschichte BearbeitenVorgangerbauten Bearbeiten Als wichtigster spatantiker Vorlaufer kann das Vierungs Oktogon des gegen Ende des 5 Jahrhunderts erbauten Symeonsklosters Qal at Sim an in Syrien angesehen werden das wahrscheinlich uberdacht und eigenstandig belichtet war Ein weiterer in diesem Zusammenhang zu nennender Bau ist die im Jahre 547 geweihte Kirche San Vitale in Ravenna hier ist das zentrale Oktogon durch einen belichteten Tambour erhoht Seit dem Neubau der grossen Kuppel 558 562 der Hagia Sophia in Konstantinopel wird diese durch einen umlaufenden Fensterkranz belichtet Weitere wichtige Bauten im Hinblick auf eine Belichtung des Vierungsbereichs sind die byzantinischen Kreuzkuppelkirchen Das aus karolingischer Zeit 806 stammende Oratorium von Germigny des Pres hat den wohl ersten Laternenturm auf quadratischem Grundriss der aber ohne direkte Nachfolge blieb Datierung Bearbeiten Da einige Laternenturme nicht fertiggestellt oder aber nach Einsturzen rekonstruiert wurden sind exakte Datierungen ausserst schwierig und so werden diesbezugliche Fragen auch in der Literatur geflissentlich umgangen Diese Problematik wird noch verstarkt durch bauliche Veranderungen infolge des sich wandelnden Zeitgeschmacks So stammen die Gewolbe oft aus einer spateren Zeitepoche als der Turm selbst Nord und Mitteleuropa BearbeitenLaternenturme des nordlichen oder normannischen Typs finden sich nur in einigen wenigen Regionen Mitteleuropas Deutschland Bearbeiten In der spatromanischen Architektur des Rheinlands gibt es einige interessante Beispiele z B St Quirinus in Neuss oder St Ludgerus in Essen Werden die aber einem vollig anderen Typus folgen als die weitaus bekannteren normannischen Exemplare Frankreich Bearbeiten Normandie Bearbeiten Die wohl fruhesten mittelalterlichen Laternenturme stammen aus dem 11 Jahrhundert und finden sich in der Normandie Als Beispiele hierfur gelten die Abtei des Mont Saint Michel Vierungsturm im 15 Jahrhundert durch ein eingezogenes Gewolbe geschlossen die Abtei Jumieges nur noch als Ruine erhalten sowie die ehemalige Abteikirche Saint Etienne in Caen in den Hugenottenkriegen 1566 und nach schweren Zerstorungen im Zweiten Weltkrieg 1944 eingesturzt jedoch beide Male wieder aufgebaut Spatere normannische Kathedralen und Abteikirchen knupfen an diese Tradition an Beispiele Abtei von Hambye Abteikirche St Georges de Boscherville Coutances Kathedrale und die Kirche St Pierre die Kathedrale und die Kirche St Taurin in Evreux die Kathedrale und die Abteikirche St Ouen in Rouen die Abteikirche Ste Trinite in Fecamp die ehemalige Kollegiatkirche von Auffay die Kirche St Germain in Argentan u a Die Frage woher die normannischen Auftraggeber und Architekten des 11 Jahrhunderts ihre Anregungen fur den Bau von Laternenturmen bezogen ist bislang unbeantwortet Sowohl cluniazensische Cluny II als auch ottonische Bauten z B St Michael in Hildesheim kamen als zeitliche Vorlaufer in Frage doch waren diese wahrscheinlich zum Kirchenschiff hin geschlossen Uber die ursprungliche architektonische Gestaltung des Vierungsbereichs der etwa gleichzeitig entstandenen salischen Kaiserdome von Mainz Worms und Speyer ist wegen spaterer Umbauten und Restaurierungen nicht viel bekannt Ile de France Bearbeiten Von allen gotischen Kathedralen Frankreichs ausserhalb der Normandie hat nur die Kathedrale von Laon 1155 1235 einen Laternenturm der zweifellos von normannischen oder fruhen englischen Vorbildern beeinflusst ist Die nur etwa 30 Kilometer von Laon entfernte ehemalige Abteikirche Saint Yved in Braine verfugt ebenfalls uber einen derartigen Turm Vielleicht hatte auch die Kathedrale von Beauvais einen Laternenturm der jedoch nur wenige Jahre nach seiner Vollendung im Jahre 1573 einsturzte und nie wieder aufgebaut wurde die heutige Vierung ist von einem Gewolbe geschlossen Burgund Bearbeiten Weitab von den normannischen und nordfranzosischen Bauten gelegen aber nur rund 150 km von Lausanne und Neuchatel siehe unten entfernt wird die Vierung der um 1225 begonnenen Kirche Notre Dame in Dijon von einem Laternenturm uberragt der ursprunglich wohl geplant war jedoch unvollendet blieb und in wesentlichen Teilen erst im 19 Jahrhundert errichtet wurde England Bearbeiten Von den normannischen Bauten ging eine grosse Vorbildwirkung auf englische Abteikirchen und Kathedralen aus Beispiele Durham Canterbury Westminster Abbey Salisbury zur Stabilisierung des Turms eingewolbt York Lincoln Peterborough Bury St Edmunds u a Die Kathedrale von Ely hat gleich zwei Vierungen Wahrend die westliche Vierung von einem echten Laternenturm mit einer bemalten holzernen Flachdecke im Innern bekront wird gehort das viel beruhmtere ostliche Vierungsoktogon nur bedingt in diese Auflistung da es zur Ganze in Zimmermannsarbeit konstruiert ist und im Ausseren nicht von einem Turm uberhoht wird Die Gewolbe der englischen Laternenturme sind unbestrittene Hohepunkte spatgotischer Wolbekunst Stern Netz und Fachergewolbe wurden miteinander kombiniert und zu architektonischen Schmuckstucken zusammengefugt Flandern Bearbeiten Im Mittelalter bestanden vielfaltige Beziehungen zwischen der Normandie und Flandern siehe Wilhelm der Eroberer und Herzog Wilhelm I von Flandern die offensichtlich nicht ohne Auswirkungen auf die Architektur Flanderns blieben So hatte die Sint Niklaaskerk in Gent 13 Jh ursprunglich einen zum Kircheninnern hin geoffneten Laternenturm der spater durch ein eingezogenes Gewolbe geschlossen wurde welches inzwischen jedoch wieder entfernt wurde Auch die nach oben offene Vierung der Liebfrauenkathedrale in Antwerpen 14 17 Jh sollte wohl ursprunglich von einem Laternenturm bekront werden im 17 Jahrhundert wurde sie jedoch mit einer oktogonalen belichteten und mehrgeschossigen barocken Haube geschlossen Schweiz Bearbeiten Die um das Jahr 1190 geweihte Kathedrale Notre Dame in Lausanne hat einen Laternenturm der allerdings erst in den Jahren 1873 1876 fertiggestellt wurde und sich an Laon orientiert Nur rund 70 km von Lausanne entfernt findet sich in der Kollegiatkirche Neuenburg in Neuchatel ein noch aus dem Mittelalter stammender Laternenturm mit einem fur diese Zeit ublichen achtteiligen Rippengewolbe im 19 Jahrhundert fanden Restaurierungen statt Sudeuropa BearbeitenSudlich der Alpen und der Pyrenaen wurden die Vierungen von Sakralbauten regelmassig durch Gewolbe oder Kuppeln meist auf belichtetem runden oder achteckigem Tambour geschlossen Italien Bearbeiten In Italien werden alle belichteten Aufbauten uber dem Vierungsbereich als tiburio bezeichnet Spanien Bearbeiten In Spanien werden alle belichteten Aufbauten uber dem Vierungsbereich als cimborrio katalanisch cimbori bezeichnet Besonders erwahnenswert sind die spatromanischen Vierungsturme von Salamanca oder Toro Kastilien sowie die spatgotischen Zimborien der Kathedralen von Burgos Tarazona und Valencia die jedoch unter den spanischen Kathedralen durchaus Sonderstellungen einnehmen Kastilien Bearbeiten Sehr eigenwillig aber in diesem Zusammenhang unbedingt erwahnenswert ist der nach einem vorangegangenen Einsturz im 16 Jahrhundert neu erbaute und nach oben offene Laternenturm cimborrio der Kathedrale von Burgos mit einem durchbrochenen Sterngewolbe welches wohl in hohem Masse auch von maurischen Vorbildern beeinflusst ist vgl Grosse Moschee von Taza Marokko Die Vierung der neuen Kathedrale von Salamanca 16 Jh wird im Ausseren von einem oktogonalen Tambour uberhoht dessen zweigeschossiger innerer Aufbau jedoch stark an den eines Laternenturms erinnert Bereits die Alte Kathedrale von Salamanca und die von Zamora sowie die Kollegiatkirche von Toro hatten Konstruktionen die zwischen belichtetem Tambour und Laternenturm anzusiedeln sind Katalonien Bearbeiten Viele grossere Kirchen Kataloniens verfugen uber eingeschossige Laternenturme z B die Kathedralen von Lleida Barcelona und Tarragona oder die Klosterkirche von Sant Cugat del Valles u a Auch bei der Kathedrale von Valencia offnet sich ein oktogonaler Laternenturm Cimbori uber der Vierung Bei dem aus dem 16 Jahrhundert stammenden Aufsatz werden sogar beide Ebenen durch Fensteroffnungen belichtet Moderne Laternenturme BearbeitenAuch im 19 und 20 Jahrhundert wurden noch Kirchenneubauten mit Laternenturmen errichtet Wahrend der Turm der Kathedrale von Truro Cornwall ganz dem spatmittelalterlichen Stilempfinden verhaftet ist eroffneten sich den Architekten des 20 Jahrhunderts auf Grund des technischen Fortschritts und grosserer asthetischer Freiheiten vollig neue Gestaltungsmoglichkeiten Beispiele Basilika Sainte Therese in Lisieux St Joseph in Le Havre die Kathedrale von Liverpool Kathedrale von Blackburn Kathedrale von Sheffield oder St Stephanus in Butgenbach Siehe auch BearbeitenLaterne Architektur Tambour Architektur Tiburio Massif barlongLiteratur BearbeitenHenrik Karge Die Kathedrale von Burgos und die spanische Architektur des 13 Jahrhunderts G Mann Berlin 1989 ISBN 3 7861 1548 6 Gunter Kowa Architektur der englischen Gotik DuMont Koln 1990 ISBN 3 7701 1969 X Norbert Nussbaum Sabine Lepsky Das gotische Gewolbe Die Geschichte seiner Form und Konstruktion Deutscher Kunstverlag Berlin Munchen 1999 ISBN 3 422 06278 5 Frank Rainer Scheck Johannes Odenthal Syrien Hochkulturen zwischen Mittelmeer und Arabischer Wuste DuMont Ostfildern 2011 ISBN 978 3 7701 3978 1 S 283 289 Werner Schafke Die Normandie DuMont Koln 1990 ISBN 3 7701 1141 9 Werner Schafke Englische Kathedralen DuMont Koln 1989 ISBN 3 7701 1313 6 Werner Schafke Frankreichs gotische Kathedralen DuMont Koln 1979 ISBN 3 7701 0975 9 Rolf Toman Hrsg Die Kunst der Gotik Architektur Skulptur Malerei Koln 1998 ISBN 3 89508 313 5Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Laternenturm Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abtei Saint Georges de Boscherville St Niklaaskerk Gent Blackburn Cathedral Sheffield cathedral lantern tower Le Havre St Joseph Fotos von Laternenturmen cimborrios in Spanien Moschee von Taza Die Maurische Kunst und ihr Einfluss auf die gotische Architektur Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Laternenturm amp oldid 238070521