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Die Kathedrale von Beauvais franzosisch Cathedrale Saint Pierre de Beauvais ist Bischofskirche fur das Bistum Beauvais Sie zahlt zu den bedeutendsten Kirchenbauten der Gotik in Frankreich und ist das ehrgeizigste Kathedralprojekt des Mittelalters Das sudliche Querhaus ist mit einer Hohe von 48 50 m das hochste Kirchengewolbe der Welt In einer Seitenkapelle befindet sich eine astronomische Uhr aus dem Jahr 1866 Das Kulturdenkmal wurde im Jahr 1840 als Monument historique klassifiziert Chor Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Vorgeschichte 3 Bauphasen 3 1 Einsturz 1284 und Wiederbeginn 3 2 Erneuter Zusammenbruch 1573 3 3 Einstellung der Bauarbeiten 4 Beschreibung 5 Orgel 6 Bildergalerie 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseAllgemeines Bearbeiten nbsp Planung der Kathedrale mit sechs Chorpfeilern nbsp Tatsachlicher Baubestand Zwolf ChorpfeilerIm 13 Jahrhundert wurde insbesondere in Frankreich der Architekturstil der Gotik zur hochsten Vollendung gefuhrt In rascher Folge entstanden immer grazilere sowie mehr und mehr aufwarts strebende Bauten wie die Kathedralen von Amiens von Chartres und von Reims Die Kirche von Amiens erreichte eine bis dahin nie dagewesene Mittelschiffhohe von 42 30 m Die Kathedrale von Beauvais sollte selbst Amiens an Monumentalitat ubertreffen und dominiert noch heute selbst als Torso das Stadtpanorama von Beauvais in der vergleichsweise flachen Picardie Vorgeschichte BearbeitenDie alte Kathedrale von Beauvais war ein einfacher fruhromanischer Bau aus dem 10 Jahrhundert von dem heute noch der Westteil die sogenannte Notre Dame de la Basse Œuvre Unsere Liebe Frau vom Niedrigen Werk existiert und die karolingische Renaissance atmet Der damalige Bischof von Beauvais Milon de Nanteuil plante seit 1225 einen Neubau In den nachsten 20 Jahren wurden immer ausgefeiltere architektonisches Neuland beschreitende Plane erarbeitet Beauvais sollte die hochste und grosste Kirche der Christenheit werden allerdings verhinderten die politischen Gegebenheiten zu dieser Zeit einen konsequenten Baubeginn Zunachst lag die Federfuhrung beim ehrgeizigen Bischof der den Grossteil der Baukosten ubernahm Er war zugleich Graf und somit Herrscher uber die Stadt geriet jedoch in Konflikt mit den Burgern 1232 griff der Konig durch und entzog dem Bischof sein Einkommen womit der Bau vorerst zum Erliegen kam 1247 wurde der Bau erst richtig aufgenommen nachdem die Finanzierung zumindest fur den ersten Bauabschnitt einigermassen gesichert war Bauphasen BearbeitenZunachst wurde der Chor mit dem Chorumgang und seinen sieben Kapellen errichtet und mit einem hoch aufragenden Gewolbe abgeschlossen Einzigartig war hierbei nicht nur die Hohe des Bauwerkes sondern auch die fast vollkommene Auflosung der Wandflachen bei gleichzeitiger Erhohung des Pfeilerabstandes 1275 wurde der Bauabschnitt abgeschlossen Einsturz 1284 und Wiederbeginn Bearbeiten nbsp Chorgewolbe durch die Zwischenpfeiler entstehen Doppeljoche mit sechs Rippen wie schon 1137 in der Abteikirche Sainte Trinite in Caen1284 kam es zur Katastrophe als sich der Konstruktionsentwurf als zu wagemutig erwies und ein Teil des Gewolbes einsturzte Der Bau war nicht vollstandig zusammengebrochen aber der Wiederaufbau sollte Jahrzehnte dauern langer als der erste Bau des Chores Zudem entschieden sich die Baumeister nicht dem ursprunglichen Konzept zu folgen sondern die Baustatik zu verbessern und auf Kosten der Bautransparenz zwischen den bisherigen Pfeilern jeweils einen Zwischenpfeiler einzuziehen so dass die einzelnen Gewolbeteile kleiner wurden Immerhin erreichte der Chor eine endgultige Hohe von 46 77 Metern 144 Konigsfuss und ist darin nie ubertroffen worden 12 Pfeiler 6 auf jeder Seite halten das Hauptgewolbe das sich zusatzlich gegen die beiden vorderen Vierungspfeiler abstutzt Sechs im Halbrund stehende Pfeiler tragen das Gewolbe der Apsis die durch sieben Seiten eines gedachten Zwolfecks gebildet wird In den Seitenschiffen des Chores befinden sich zu beiden Seiten weitere vier Pfeiler die diesen Bereich in ein streckenweise funfschiffiges Bauwerk verwandeln Inzwischen war der Hundertjahrige Krieg zwischen England und Frankreich ausgebrochen so dass die Bauarbeiten ab 1347 zum Erliegen kamen Erneuter Zusammenbruch 1573 Bearbeiten nbsp Die Kathedrale von Sudosten nbsp Die Kathedrale von Sudwesten mit den Resten des Langhauses des Vorgangerbaus aus dem 10 JahrhundertErst am 20 April 1500 wurden die Arbeiten fortgesetzt und das Querschiff mit reich verzierten Querhausfassaden bis 1548 errichtet dessen sudliche Halfte mit einer Gewolbehohe von 48 50 m die des Chores noch ubertraf Die Vierung trug einen Turm der ebenfalls in eine neue Dimension vorstossen sollte 1 1534 stiftete der Bischof Geld fur den Bau eines Vierungsturms 1543 legten Zimmerleute und Steinmetzen alternative Modelle fur eine Ausfuhrung in Holz oder Stein vor 1563 ging man an die Realisierung des steinernen Turmes nach einem aus Paris gesandten Modell oder Plan Ausfuhrender Architekt war Jean Vast 1565 genehmigte das Domkapitel das Modell fur den holzernen Turmhelm 1565 oder 1566 setzte man das Eisenkreuz auf die Turmspitze 1569 wurde dieser Teil der Kathedrale vollendet und war mit einer Turmhohe von 153 Metern fur knapp vier Jahre das hochste Bauwerk dieser Zeit Obwohl der Turm nur kurze Zeit stand sind wir durch eine zeitgenossische Zeichnung 2 und Beschreibung uber sein Aussehen informiert Demnach erhob sich der Turm nach heutigen Massen 153 Meter uber den Erdboden nach anderer Rechnung 142 m 3 Doch auch hier war die Statik kritisch und schon wahrend der Errichtung wurde uber zusatzliche Stutzen fur den Turm debattiert Bis zum Abschluss der Finanzierung verstrichen weitere vier Jahre bis endlich am 17 April 1573 die Sicherungsarbeiten beginnen konnten Schon wenige Tage spater am 30 April 1573 an dem Christi Himmelfahrt gefeiert wurde kam es kurz nach Verlassen der Kirche durch die Prozession zur zweiten Katastrophe von Beauvais Die Stutzpfeiler des Vierungsturmes konnten dem Druck nicht mehr standhalten und zerbarsten der Turm sackte in sich zusammen wobei zusatzlich grosse Schaden an Chor und Querschiff entstanden In den nachsten funf Jahren wurden die Trummer sowie die Schaden an Chor und Querhaus beseitigt Das Vierungsgewolbe wurde wieder instand gesetzt und mit einem Dach geschlossen die Kathedrale nach Westen mit einer provisorischen Wand abgeschlossen Damit waren die Geldmittel fur den Langhausbau aufgebraucht die Kathedrale blieb unvollendet Einstellung der Bauarbeiten Bearbeiten Wegen der Katastrophe und der zur Reparatur verwendeten Geldmittel war ein Weiterbau nicht mehr moglich Zudem tobten in Frankreich die Hugenottenkriege grosse Teile Europas waren durch den Religionsstreit um die Reformation in Aufruhr Die Gotik langst unmodern geworden wurde von der Renaissance verdrangt so dass die Arbeit an der Kirche abgebrochen und die Errichtung des Langhauses nie in Angriff genommen wurde An dessen Stelle steht noch immer das Schiff des Vorgangerbaus aus dem 10 Jahrhundert Mit dem fehlenden Langhaus und dem niedrigen Rest des Vorgangerbaus vermittelt die Kathedrale ein anschauliches Bild von dem Zustand den zahlreiche bedeutende gotische Bauprojekte in ganz Europa teils uber mehrere Jahrhunderte hinweg zeigten Beschreibung Bearbeiten nbsp Holzerne Stutzen zur Stabilisierung Oktober 2012Die Kathedrale hat keinen Turm ist 72 5 m lang davon 47 m der Chor das Querschiff ist 58 6 m breit Das Gebaude ist 67 2 m hoch die reiche Sudfassade 64 4 m Rund um den Chor sind neben den ublichen Stutzen noch sehr schlanke freistehende Stutzpfeiler die seit dem Mittelalter durch eiserne Stangen miteinander verbunden sind Der funfschiffige Chor ist als Staffelbasilika mit nach innen ansteigender Seitenschiffshohe gebildet und hat extrem hohe Fenster einen Chorumgang und einen Kranz von sieben Kapellen In einigen Kapellen gibt es mittelalterliche Farbfenster An der ausseren Nordwand des Chores befindet sich eine mittelalterliche Uhr 14 15 Jahrhundert und daneben eine prachtige astronomische Uhr aus dem Jahre 1866 Die Statik der Kathedrale ist durch das Fehlen des Langhauses bedroht und im Inneren gibt es heute mehrere Stutzen aus Holz und Stahl Eine grundliche Reparatur ist im Gang Orgel Bearbeiten nbsp OrgelDie Kathedrale hat eine kleine Chororgel die 1850 von dem Orgelbauer Ducroquet erbaut wurde und 21 Register auf zwei Manualen und Pedal hat und die grosse Orgel auf der Westempore Die grosse Orgel besteht in Teilen aus einem Instrument das im 16 Jahrhundert von dem Orgelbauer Des Oliviers erbaut worden war Das Instrument wurde im Laufe der Zeit mehrfach erweitert und reorganisiert Es hat heute 77 Register ca 5 000 Pfeifen auf vier Manualen und Pedal Die Spieltrakturen sind mechanisch die Registertrakturen elektrisch 4 I Positif C g3Montre 8 Bourdon 8 Flute 8 Gambe 8 Flute 4 Prestant 4 Nasard 2 2 3 Doublette 2 Tierce 1 3 5 Larigot 1 1 3 Piccolo 1 Cornet VFourniture IIICymbale IITrompette 8 Cromorne 8 Basson 8 Clairon 4 II Grand Orgue C g3Montre 16 Bourdon 16 Montre 8 Bourdon 8 Flute 8 Gambe 8 Gros Nasard 5 1 3 Prestant 4 Flute 4 Grosse Tierce 3 1 5 Nazard 2 2 3 Quarte 2 Doublette 2 Tierce 1 3 5 Grosse Fourniture IIIFourniture VCymbale IV1ere Trompette 8 2ieme Trompette 8 Clairon 4 Grand Cornet V III Recit Echo expressif C g3Principal 8 Flute harmonique 8 Bourdon 8 Salicional 8 Quintadene 8 Voix celeste 8 Principal 4 Flute 4 Doublette 2 Plein Jeu VCymbale IVBombarde 16 Cor anglais 16 Trompette 8 Hautbois 8 Voix humaine 8 Clairon 4 IV Bombarde C g3Grand Cornet VBombarde 16 Trompette de Bombarde 8 Clairon de Bombarde 4 Pedale C g1Principal 32 Soubasse 32 Flute 16 Bourdon 16 Principal 16 Contrebasse 8 Flute 8 Principal 8 Flute 4 Principal 4 Quinte 2 2 3 Flute 2 Fourniture VIBombarde 16 Trompette 8 Clairon 4 DermoglosteBildergalerie Bearbeiten nbsp Der Chor von Osten mit Stutzpfeilern nbsp Das Sudportal nbsp Das Mittelschiff der Kathedrale nbsp Herve und Roger zwei Bischofe im Mittelalter nbsp Astronomische Uhr 1866 nbsp Mittelalterliche Uhr nbsp Stich aus dem XVI Jh mit dem spater eingesturzten Vierungsturm nbsp Notre Dame de la Basse Œuvre aus dem 10 Jahrhundert vor dem Strebewerk der KathedraleLiteratur BearbeitenPhilippe Bonnet Laborderie Florent Meunier La Cathedrale de Beauvais G E M O B Groupe d etude des monuments et oeuvres d art Beauvais 2006 ISBN 2 00 197006 4 Jean Francois Delassus Les Mysteres des Cathedrales Metro Goldwyn Mayer DVD 2001 dt Kathedralen Wunder aus Stein arte 3 Juni 2001 Judith Forstel Aline Magnien La cathedrale Saint Pierre de Beauvais Oise AGIR Pic Amiens 1997 32 p Itineraires du patrimoine ISSN 1159 1722 ISBN 2 906340 23 5 Stephen Murray Beauvais cathedral architecture of transcendence Princeton University Press Princeton 1989 Mario Como The Collapse of the Beauvais Cathedral in 1284 The Conjecture of the Creep Buckling Piers PDF In Karl Eugen Kurrer Werner Lorenz Volker Wetzk Hrsg Proceedings of the Third International Congress on Construction History Neunplus Berlin 2009 ISBN 978 3 936033 31 1 S 393 400Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kathedrale von Beauvais Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kathedrale St Peter in Beauvais mit Projekt und Rekonstruktionszeichnungen franzosisch Einzelnachweise Bearbeiten Das Folgende nach Stephen Murray Beauvais Cathedral Architecture of Transcendence S 144 149 Princeton NJ 1989 Abbildung nach Stichreproduktion Stephen Murray Beauvais Cathedral Architecture of Transcendence Princeton NJ 1989 Fig 29 Weitere Abbildung des Turmes V Leblond La Cathedrale de Beauvais Paris 1926 S 29 Die Masse ergeben sich aus der Summe der einzeln uberlieferten Geschossmasse Es gab drei Steingeschosse plus den holzernen Turmhelm Stephen Murray Beauvais Cathedral Architecture of Transcendence Princeton NJ 1989 nennt 82 63 55 96 Fuss 291 Fuss uber der Mauerkrone des Obergadens das ergebe 438 Fuss uber dem Erdboden Umrechnung mit dem Pied de Roi von 32 6 cm 142 m V Leblond La Cathedrale de Beauvais Paris 1926 S 29 nennt 48 68 50 96 262 Fuss Leblond spricht dann aber von 257 Fuss uber dem Dach dessen Hohe er mit 204 Fuss 68 m angibt und auf eine Gesamthohe von 461 Fuss 153 m kommt Cathedrale Saint Pierre Beauvais France 19 Januar 2013 archiviert vom Original abgerufen am 30 April 2023 49 4326 2 0814 Koordinaten 49 25 57 4 N 2 4 53 O Normdaten Geografikum GND 4069211 5 lobid OGND AKS LCCN n50078006 Anmerkung viaf 157591405 vermischt mit anderen Datensatzen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kathedrale von Beauvais amp oldid 234499275