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Das Kloster St Margarethental auch Kartause St Margarethental oft auch nur Kartause Basel ist ein ehemaliges Kartauserkloster in Kleinbasel Heute befindet sich hier das Burgerliche Waisenhaus Basel Die ehemalige Kartause Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIm Jahre 1392 hatte Basel das rechtsrheinische Kleinbasel erworben Der reiche Kaufmann Jakob Zibol als Ratsherr Burgermeister und Oberstzunftmeister einer der fuhrenden Manner der Stadt kaufte im Jahr 1401 den dortigen Bischofshof fur 600 Goldgulden von der Stadt um eine Kartause zu grunden Diese uberliess er dem aus Strassburg stammenden Prior Winandus Steinbeck der dann die Kartause begrundete Am 8 Februar 1403 erklarte der Konstanzer Bischof Marquard von Randegg zu dessen Diozese Kleinbasel gehorte sein Einverstandnis und gab dem Kloster seinen Namen monasterium Vallis beate Margarethe 1 1407 wurde das neue Kloster in den Orden inkorporiert und Winand Steinbeck kam als erster Prior nach Basel Im November 1408 begann der Bau von Kirche und Kloster nach dem grosszugigen Gesamtplan des renommierten Baumeisters Johann von Ungarn Die Kartausermonche verbrachten der Ordensregel gemass den grossten Teil ihrer Zeit allein in kleinen zweigeschossigen Hauschen welche um den Grossen Kreuzgang angeordnet waren und von denen jedes uber einen kleinen Garten verfugte Das voll ausgebaute Basler Kloster besass sechzehn solche Wohnungen die Zahl der Patres war also wie in anderen Kartausen auch ziemlich klein Manche von ihnen waren hoch gebildet und schufen kunstvolle Handschriften trieben Studien und verfassten selber Texte vor allem zur Theologie fur Liturgie und Andacht Im Kloster wohnte auch die Gemeinschaft der Laienbruder welche die manuellen Arbeiten im Haus besorgten und Felder und Rebberge ausserhalb des Klosters pflegten Uber ihr Leben ist wenig bekannt immerhin besassen sie eine ansehnliche eigene Bibliothek mit uberwiegend deutschen Schriften 2 nbsp Wappenstein des Kardinals und Konzilsprasidenten Louis Aleman in der Kirche der Basler KartauseDie Anfangsjahre der Basler Kartause waren schwierig 1409 musste der Stifter Jakob Zibol der Stadt Basel aus politischen Grunden eine hohe Busse bezahlen seine finanziellen Mittel waren fortan geschwacht So wurde der grosse Kreuzgang erst 1441 fertiggestellt Und noch lange kamen Prioren und Monche uberwiegend aus Strassburg und Mainz nur allmahlich gesellten sich auch Basler dazu Wahrend des Konzils von Basel 1431 1448 fuhrten die Prioren Albert Buer und Adolf Bruwer das Kloster zu Ansehen und Wohlstand 1434 bestatigte Kaiser Sigismund Schutz und Privilegien Kaiser Friedrich III erneuerte die Urkunde 1442 Die Vertreter des Ordens am Konzil gehorten wahrend ihres Aufenthaltes zum Konvent hohe Kirchenmanner bedachten die Kartause mit reichen Schenkungen und Legaten Am Kloster konnte weiter und ausgebaut werden die Kreuzgange wurden mit reprasentativen Glasgemalden ausgestattet Die Blutezeit der Kartause begann unter dem Priorat von Heinrich Arnoldi 1449 1480 Der geburtige Sachse war Notar am Konzil gewesen und dann 1435 ins Basler Kloster eingetreten Arnoldi sorgte in schwierigen Zeiten nicht nur fur Gebaude und Bibliothek 3 sondern verfasste auch zahlreiche erbauliche Schriften und nachdem er krankheitshalber sein Amt aufgegeben hatte schrieb er eine Chronik seines Hauses in Form eines Dialogs mit der Patronin Margaretha 4 Arnoldis Nachfolger als Prior Jakob Lauber 1480 1501 stammte aus Lindau am Bodensee Er hatte in Basel studiert und an der Universitat Jurisprudenz gelehrt hatte 1476 1477 als Rektor geamtet und war dann ins Kloster eingetreten Lauber war ein uberaus fleissiger und sorgfaltiger Verwalter er ordnete auch die Bibliothek neu und seine saubere Schrift erscheint in zahlreichen Buchern und Archivalien des Klosters 1501 wurde er als Prior nach Buxheim bei Memmingen berufen 1507 kehrte er zuruck und verbrachte die Jahre bis zu seinem Tod 1513 wieder in Basel Unter Laubers Priorat hatte die Kartause ihre glanzendste Zeit sie wurde zu einem Zentrum des geistlichen und wissenschaftlichen Lebens in der Stadt Im Jahre 1487 legte Johannes Heynlin seine Profess ab Heynlin stammte aus Stein bei Pforzheim war in Paris zum Fruhhumanisten geworden hatte dort zum Doktor der Theologie promoviert und einmal als Rektor der Universitat geamtet Spater kehrte er in deutschsprachige Gegenden zuruck und machte sich einen Namen als Prediger man rief ihn aber auch nach Tubingen als dort eine Universitat gegrundet werden sollte Seit 1484 predigte Heynlin im Basler Munster noch heute steht dort die kunstvolle Kanzel welche fur ihn gebaut worden war In die Kartause brachte Heynlin seine kostbare Buchersammlung mit darin zahlreiche der fruhesten in Rom und Paris entstandenen Drucke 5 Und im Kloster setzte er sich keineswegs zur Ruhe sondern war weiterhin als Gelehrter tatig insbesondere fur den Buchdrucker Johann Amerbach welcher einst in Paris sein Schuler gewesen war und jetzt ganz in der Nahe im Haus Zum Kaiserstuhl an der Rheingasse wohnte Fur den christlich gepragten Humanismus wie ihn die Basler Drucker in ihren Editionen pflegten wurde die Kartause mit ihrer reichen Bibliothek zu einem wichtigen Zentrum und sie erhielt dafur von Amerbach und vielen seiner Kollegen Exemplare der Neuerscheinungen geschenkt nbsp Diptychon Hieronymus Zscheckenburlin und der Tod 1487 Kunstmuseum Basel Im selben Jahr wie Heynlin legte auch Hieronymus Zscheckenburlin die Profess ab Er war erst 26 Jahre alt studierter Jurist durch Erbschaft uberaus reich und bisher eher als Lebemann bekannt So erregte sein Eintritt ins Kloster grosses Aufsehen Sein Vermogen brachte er mit und seither galt die Kartause als ein sehr wohlhabendes Kloster 1502 als Lauber Prior von Buxheim wurde folgte ihm Zscheckenburlin im Amt In Bibliothek und Verwaltung hat er wenig Spuren hinterlassen er sorgte eher fur die Reprasentation seines Klosters Das prachtvolle Gastezimmer welches er einrichten liess zeugt bis heute davon Das geistige Leben im Kloster indes erlosch keineswegs Als Johann Amerbach 1513 starb wurde er in der Kartause bestattet und seine Sohne blieben dem Kloster ebenso verbunden wie Johann Froben welcher Amerbachs editorische Traditionen weiterfuhrte Einer der bedeutendsten Monche dieser Zeit war Georg Carpentarius Aus Brugg geburtig hatte er in Basel studiert und 1509 Profess abgelegt Er verfasste neue Bibliothekskataloge und einen Leitfaden fur den Bibliothekar gab die Predigten Johannes Taulers heraus ubersetzte einige Schriften des Erasmus von Rotterdam und schrieb eine Fortsetzung der Klosterchronik 6 Die Reformation wurde in Basel schon fruh diskutiert die Obrigkeit befurwortete sie aber nicht und Erasmus der einflussreichste Gelehrte in der Stadt lehnte einen Bruch mit Rom entschieden ab Im Jahre 1525 verbot der Rat allen Klostern fortan Novizen aufzunehmen liess die Klosterguter inventarisieren und forderte die Monche auf ihren Orden zu verlassen In der Kartause folgte nur ein Laienbruder diesem Aufruf der ubrige Konvent hielt geschlossen am alten Glauben fest Als dann in der Fastenzeit 1529 ein Bildersturm stattfand und in der Folge der Rat die Reformation einfuhrte floh der Prior Hieronymus Zscheckenburlin nach Freiburg im Breisgau Darauf ernannte der Rat Pfleger welche Vermogen und Ausgaben der Kartause kontrollierten und die Monche zum Austritt drangten Der Konvent weigerte sich auch veranlasste Zscheckenburlin in Freiburg dass die Zinsen aus den badischen Besitzungen nicht mehr nach Basel bezahlt wurden und er verlangte zudem dass ihm sein ins Kloster eingebrachtes Vermogen zuruckbezahlt werde Verhandlungen wurden aufgenommen und fuhrten 1532 zu einem Vertrag Zscheckenburlin konnte zuruckkehren Prior und Konvent verwalteten das Kloster wieder selbst wurden aber von den stadtischen Pflegern kontrolliert Nach Zscheckenburlins Tod 1536 verbot der Rat die Wahl eines Nachfolgers Ganz isoliert waren die Monche aber in der Basler Bevolkerung nicht Mindestens Bonifacius Amerbach hoch angesehener Jurist und Professor fuhrte die enge Beziehung zum Kloster weiter welche er von seinem Vater dem Drucker Johann Amerbach ubernommen hatte 1564 starb der letzte Konventuale mit ihm erlosch das Klosterleben in der Basler Kartause endgultig Wahrend die Kirchenzierden schon 1530 versteigert worden waren und von den Altaren nichts mehr vorhanden ist blieben die kostbaren Bucher der Kartause weitgehend beisammen und gelangten in die Universitatsbibliothek Basel Seit 1669 werden die Gebaude der Kartause als stadtisches Waisenhaus genutzt Architektur BearbeitenDie ehemalige Kartause St Margarethental liegt in Kleinbasel stromaufwarts von der Mittleren Brucke im Winkel zwischen dem Rhein und der einst davon abgehenden Stadtmauer 1776 wurde der Grosse Kreuzgang mit den darum angeordneten Hauschen fur die Monche abgebrochen die ubrigen Gebaude sind mit einigen ausseren Veranderungen und vielen Umbauten und Anpassungen im Inneren weitgehend erhalten Die ehemalige Klosterpforte liegt mit einigem Abstand der Fassade der Theodorskirche gegenuber Der Durchgang fuhrt in einen langgestreckten Hof an welchem rechts die Kirche und dahinter weitere ehemalige Klosterraumlichkeiten links Gebaude des Laienbereichs und in der Tiefe das Grosse Haus liegt Einzelne Bauteile stammen offensichtlich noch aus der Zeit vor der Klostergrundung doch umfassende baugeschichtliche Untersuchungen fehlen nbsp Totenschild des Ludovico Pontano in der Kirche der KartauseDie Klosterkirche weicht von der ublichen Ausrichtung nach Osten erheblich nordwarts ab aus topografischen Grunden die folgende Beschreibung orientiert sich an den traditionellen Richtungen 1414 wurde die Kirche im Rohbau fertig und 1416 geweiht der Innenausbau zog sich noch jahrelang hin 1487 1488 spannte Baumeister Remigius Faesch uber dem Chor an Stelle der bisherigen flachen Decke ein Netzgewolbe Stifter dieser kostspieligen Verbesserung die Wande mussten durch Strebepfeiler verstarkt werden war Hieronymus Zscheckenburlin sein Wappen findet sich auf einem der Schlusssteine Nach der Aufhebung des Klosters wurde das Kirchenschiff gegen den Lettner abgetrennt profaniert und mit Zwischenboden versehen Der Monchschor dagegen blieb intakt Der Zugang vom Hof her fuhrt unter den Lettner und von dort in die Kirche Der schmale hohe Raum erhalt sein Licht durch drei grosse Masswerkfenster im Chorabschluss ein viertes folgt an der rechten Seitenwand In den Fenstern sitzen neun Fragmente farbiger Scheiben die Uberreste der einst prachtigen Verglasung welche 1449 und 1487 durch Unwetter schwere Schaden erlitten hatte Vorne rechts befinden sich ein Priestersitz und eine kombinierte Piscina und Schranknische beide aus rotem Sandstein Das schlichte Chorgestuhl auf beiden Langsseiten der Kirche entstand 1428 Daruber hangen 14 holzerne farbig bemalte Totenschilde 7 Die meisten erinnern an hochgestellte Konzilsteilnehmer welche in Basel gestorben sind Vorne links fuhrt eine Tur in die Sakristei daran schliesst die ehemalige Kapitelstube an Uber diesen beiden Raumen war einst die Bibliothek untergebracht Im Winkel zwischen der Sakristei und der Nordseite der Kirche liegt der Kleine Kreuzgang welcher etwa zur Halfte erhalten ist In einer Ecke befindet sich die Amerbachische Grablege welche sich die Familie lange uber die Reformation sichern konnte Fur das grosse Familienepitaph welches Bonifacius Amerbach seit 1519 geplant hatte aber erst 1544 definitiv ausfuhren und anbringen liess war wohl ursprunglich Hans Holbeins beruhmtes Gemalde Der Leichnam Christi im Grabe bestimmt In dem Gang welcher vom Kleinen Kreuzgang einst zum Grossen Kreuzgang fuhrte ist aussen an der nordlichen Kirchenmauer in einem langen Wandgemalde die Legende des Heiligen Bruno von Koln und damit die Grundungsgeschichte des Kartauserordens dargestellt entstanden wohl zur Konzilszeit um 1440 Das Grosse Haus war wohl einst das Hauptgebaude des bischoflichen Hofes Darin eingebaut ist der Eckturm der ehemaligen Stadtmauer Zwei Raume im ersten Stock haben ihre Vertafelung aus der Klosterzeit behalten Das Laienrefektorium gegen den Hof gelegen und das gegen aussen gerichtete so genannte Zscheckenburlin Zimmer Dieses zweite liess der Prior Hieronymus Zscheckenburlin 1509 als reprasentatives Gastezimmer ausbauen einige Basler Burger beteiligten sich mit Spenden Den Raum uberspannt ein flaches holzernes Sterngewolbe in dessen Zentrum und an den Verzweigungen der Rippen sitzen geschnitzte Medaillons mit kirchlichen Motiven Der Decke antwortet das sternformige Parkett des Fussbodens Zur originalen Ausstattung gehort ein rankengeschmucktes Wandkastchen ein prachtiges Bett dagegen befindet sich jetzt im Historischen Museum nbsp Decke des Zscheckenburlin Zimmers nbsp Zentrum der Decke im Zscheckenburlin Zimmer nbsp Wappen Hieronymus Zschecken burlin nbsp Bettstatt aus dem Zscheckenburlin Zimmer Historisches Museum Basel Literatur BearbeitenC H Baer Die Kartause in Kleinbasel In Die Kirchen Kloster und Kapellen erster Teil St Alban bis Kartause In Die Kunstdenkmaler des Kantons Basel Stadt Band III Die Kunstdenkmaler der Schweiz Bd 12 E Birkhauser Basel 1941 S 449 594 Digitalisat Jurg Ganz Basel In Monasticon Cartusiense Hrsg von Gerhard Schlegel James Hogg Band 2 Salzburg 2004 614 617 Elsanne Gilomen Schenkel Basel St Margarethental In Helvetia Sacra Abt 3 Bd 4 Schwabe Basel 2006 S 57 86 Daniel Reicke Valentin Vonder Muhll Die ehemalige Kartause in Basel Schweizerische Kunstfuhrer Serie 84 Nr 836 Gesellschaft fur Schweizerische Kunstgeschichte GSK Bern 2008 ISBN 978 3 85782 836 2 Weblinks BearbeitenKirche auf der Website des Burgerlichen Waisenhauses Basel Information zur Orgel der Waisenhauskirche ehem Kartauserkloster Basel in privatem Orgelverzeichnis Schweiz LiechtensteinEinzelnachweise Bearbeiten Altbasel Die Kartause in Kleinbasel Abgerufen am 17 Januar 2021 Volker Honemann Deutsche Literatur in der Laienbibliothek der Basler Kartause 1480 1520 Waxmann Munster 2020 ISBN 978 3 8309 4202 3 Sonke Lorenz Oliver Auge Robert Zagolla Bucher Bibliotheken und Schriftkultur der Kartauser Festgabe zum 65 Geburtstag von Edward Potkowski Steiner Verlag 2002 S 21 Heinrich Arnoldi Chronica fundationis Carthusiae in Basilea minori 1401 1480 Hg von Wilhelm Vischer In Basler Chroniken Bd 1 S Hirzel Leipzig 1872 S 269 306 Martin Steinmann Basler Buchersammler Johannes Heynlin de Lapide 1430 1496 In Librarium Zeitschrift der Schweizerischen Bibliophilen Gesellschaft 20 Jahr 1977 S 22 27 Georg Carpentarius Continuatio chronicorum Carthusiae in Basilea minori 1480 1526 Hg von Wilhelm Vischer In Basler Chroniken Bd 1 S Hirzel Leipzig 1872 S 307 425 E A Suckelberg Die Totenschilde der Kartauserkirche in Basel Abgerufen am 17 Mai 2020 47 558055555556 7 5963888888889 Koordinaten 47 33 29 N 7 35 47 O CH1903 611874 267494 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster St Margarethental amp oldid 237994861