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Der Leichnam Christi im Grabe ist ein Gemalde des deutsch schweizerischen Malers Hans Holbein der Jungere Das um 1521 22 auf einer Lindenholztafel ausgefuhrte Olgemalde zeigt in nahezu lebensgrossem Format 30 5 cm 200 cm den realistisch dargestellten toten Christus in einer steinernen Grabnische Ursprunglich vermutlich als Epitaph vorgesehen gelangte das Gemalde wegen des Basler Bildersturms jedoch nie an den geplanten Aufstellungsort Das Gemalde blieb im Privatbesitz der Familie des vermutlichen Auftraggebers Bonifacius Amerbach deren Kunstsammlung spater den Grundstock der Offentlichen Kunstsammlung Basel bildete Es ist heute im Kunstmuseum Basel ausgestellt 1 Der Leichnam Christi im Grabe und Detail Ol und Tempera auf Lindenholz 30 5 200 cm Kunstmuseum Basel Inhaltsverzeichnis 1 Bildbeschreibung 2 Bedeutung 3 Entstehung des Bildes 4 Geplanter Aufstellungsort 5 Provenienz 6 Rezeption 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseBildbeschreibung BearbeitenDas Bild zeigt im extremen Querformat den Blick in eine steinerne Wandnische knapp oberhalb der Augenhohe des Betrachters Darin ist der Leichnam Christi auf einem weissen Leinentuch liegend dargestellt Die Architektur der Nische legt nahe dass der Betrachter von links seitlich an das Gemalde herantreten sollte nur auf der rechten Seite ist die Schmalseite der wie aus einem Fels herausgehauenen Nische erkennbar in der sich auch Datierung und Signatur finden 1 2 Der tote Korper ist dagegen auf eine nahe Ansicht von vorn und von der Bildmitte angelegt bei der der Betrachter unmittelbar mitten vor der Bildtafel steht So sieht der Betrachter die Fusse Christi von oben Nase Mund Kinn und Schultern dagegen von unten wahrend die rechte Hand genau in der Bildmitte platziert dem Betrachter das Wundmal unmittelbar vor Augen halt Der hagere nur mit einem Lendentuch bekleidete Leichnam ist mit geoffneten Augen und Mund Wundmalen an Hand und Fussen und der Seitenwunde am rechten Rippenbogen uberaus realistisch dargestellt Die Hautfarbe ist blass an Hand Fussen und Gesicht grun grau uberhaucht Das volle braune Haar die rechte Hand und die Zehen des rechten Fusses ragen aus dem gedachten Bildraum der Wandnische frontal hervor 1 2 nbsp Detail Haupt nbsp Detail Hand nbsp Detail FusseDie Falten des dunnen Leinentuchs auf das der Korper gebettet ist wirken als ware der Leichnam eben erst dort abgelegt worden die Szene wirkt dadurch auch durch die noch nicht geschlossenen Augen wie im Ubergang noch nicht abgeschlossen Die Szene ist in ein von oben herabfallendes der Nischensituation im Grunde widersprechendes Licht getaucht Die Meinungen gehen auseinander ob die grun graue Farbe von Kopf Hand und Fussen als Zeichen der einsetzenden Verwesung so Batschmann und Griener anzusehen sei oder ob es sich um die Folge eines etwas erratischen Schattenwurfs handelt die biblische Beschreibung der Passionsgeschichte deutet eher auf Letzteres hin da Jesus unmittelbar nach der Kreuzabnahme noch am selben Tag begraben wurde 1 2 3 Bedeutung Bearbeiten nbsp Matthias Grunewald Isenheimer Altar DetailOffensichtlich verweist das Gemalde auf die Passion Christi und die damit verbundene Erlosungshoffnung der Menschen Die realistische Darstellung betont die Menschwerdung Christi wahrend die ubernaturliche Beleuchtung einen Hinweis auf die Auferstehung gibt Die Unmittelbarkeit der dargestellten Szene die den Betrachter geradezu auffordert nahe heranzutreten und ihm mit der hinausragenden Hand uber die Bildgrenze hinaus entgegentritt beruhrt den Betrachter emotional und lasst ihn mitleiden und sein eigenes Ende bedenken Anfang des 16 Jahrhunderts galten derartige den Betrachter emotional aufwuhlende Darstellungen aus kirchlicher Sicht als forderlich fur die Frommigkeit Das Gemalde ist hierin vergleichbar mit der Darstellung des Todeskampfs des Gekreuzigten im Isenheimer Altar des Matthias Grunewald der zwischen 1506 und 1515 entstand 2 3 Entstehung des Bildes BearbeitenDie im Bild sichtbare Datierung gibt als Entstehungsjahr 1521 an Allerdings wurde die Jahreszahl spater zu 1522 geandert und diese Anderung anschliessend wieder ruckgangig gemacht Eine erhaltene anonyme Silberstiftzeichnung belegt dass der Querschnitt der Nische ursprunglich nicht rechteckig sondern als Viertelkreis ausgefuhrt war so dass Holbein das Gemalde offensichtlich nachtraglich uberarbeitete und dabei neu datierte spater jedoch vermutlich weil die ursprungliche Bilderfindung oder der Auftrag aus diesem Jahr stammte das ursprungliche Entstehungsjahr wieder eingefugt hat Holbein hatte erst kurz zuvor im Jahr 1520 das Basler Burgerrecht erhalten und mit der Fassadenmalerei des Hauses zum Tanz dort Aufsehen erregt 4 Von dem vermutlichen Auftraggeber der Christusdarstellung dem Basler Juristen Bonifacius Amerbach hatte Holbein schon 1519 ein Portrat angefertigt war in den Folgejahren jedoch vor allem als Zeichner und Illustrator mit Entwurfen fur die Basler Buchdrucker 5 und Verleger sowie die Glasmaler tatig 1521 war er mit der umfassenden Ausmalung des Grossratsaals des Basler Rathauses beauftragt worden kurz darauf 1522 folgte der Auftrag fur die Solothurner Madonna 1 Einer unbelegten Legende zufolge nutzte Holbein eine aus dem Rhein geborgene Leiche als Studienobjekt fur das Gemalde 6 Geplanter Aufstellungsort Bearbeiten nbsp Hans Holbeins d J Portrat des Bonifacius Amerbach der vermutlich den Leichnam Christi im Grabe in Auftrag gabEs ist nicht bekannt wo das Gemalde ursprunglich angebracht werden sollte Das Format legt zwar nahe dass es sich um eine Predella handelte andererseits ist schwer vorstellbar wie die weiteren Bestandteile eines Flugelaltares perspektivisch mit der Darstellung des Leichnams hatten in Einklang gebracht werden sollen Denkbar ist dass das Bild den Hintergrund oder vorderen Abschluss einer Heiliggrabnische in einer Kirche oder Kapelle bilden sollte oder auch als selbststandiges Altarbild vorgesehen war Die neuere kunsthistorische Forschung geht davon aus dass das Gemalde als Teil eines Epitaphs fur eine Grabkapelle gedacht war 1 3 Die Grabkapelle der Familie Amerbach im kleinen Kreuzgang der Basler Kartause bietet sich als naheliegender Aufstellungsort an Bonifacius Amerbach begann 1519 mit der Planung fur ein Epitaph fur seine Familie an diesem Ort nachdem sein Bruder Bruno Amerbach an der Pest gestorben war Der schon 1513 verstorbene Vater Johannes Amerbach hatte fur den Kreuzgang bereits einen Altar gestiftet und war zusammen mit seiner Ehefrau im Kreuzgang bestattet worden Bonifacius Amerbach begann um 1519 einen Schriftwechsel mit Beatus Rhenanus der ihn bei der Abfassung des Textes fur die Schrifttafel beraten sollte Amerbach scheint die vorgesehene Steinplatte schon zu diesem Zeitpunkt erworben zu haben denn der Text scheint auch mit Rucksicht auf deren Grosse und Format konzipiert 1 2 Fur diesen Zusammenhang spricht dass die Masse des Gemaldes mit den Massen der steinernen Schrifttafel ohne Rahmen die dort an die Familie Amerbach erinnert exakt ubereinstimmen Bei der geplanten Aufstellung hatte sich der Betrachter von links kommend dem Gemalde genahert und es dann aus nachster Nahe betrachtet Tatsachlich wurde das Gemalde dort jedoch niemals angebracht Das Grabdenkmal fur Johannes Amerbach seine Frau Barbara und den Sohn Bruno Amerbach sowie vier weitere mittlerweile ebenfalls verstorbene Familienmitglieder wurde erst 1544 mit der steinernen Schrifttafel im Kleinen Kreuzgang der Kartause angebracht wo es sich auch heute noch befindet 7 Der zwischenzeitliche Bildersturm der Basler Reformation liess es aber wohl als unklug erscheinen die Darstellung des gekreuzigten Christus dort ebenfalls anzubringen Das Gemalde blieb demnach in den Privatraumen der Familie Amerbach und es ist nicht bekannt ob es dort lediglich verwahrt oder auch gezeigt wurde 1 2 Provenienz Bearbeiten nbsp Basilius AmerbachDas Gemalde blieb zunachst im Familienbesitz der Amerbachs und wurde Bestandteil des von Basilius Amerbach zusammengetragenen Amerbach Kabinetts einer privaten Kunst Munz und Schriftensammlung Der gute Erhaltungszustand spricht dagegen dass das Bild an einem offentlichen Ort aufgestellt und wegen des Bildersturms abgenommen wurde oder anderweitig haufigeren Transporten ausgesetzt war 1587 wird das Gemalde jedenfalls im Inventar des Basilius Amerbach verzeichnet als Ein todten bild Holbeins vf holtz mit Olfarben mit der zusatzlichen Randnotiz cum titulo Iesus Nazarenus rex J udaeorum Die Stadt und Universitat Basel erwarben 1661 das Amerbach Kabinett von der Familie das den Grundstock fur die Universitatsbibliothek und mehrere Basler Museen bildete Das Gemalde ist heute Teil der Offentlichen Kunstsammlung und wird im Kunstmuseum Basel ausgestellt 8 1 2 Rezeption BearbeitenDas Gemalde wirkte auf viele Betrachter mit einer Mischung aus Faszination und Schock und wurde bis ins 19 Jahrhundert hinein immer wieder nachgeahmt 1867 soll der Anblick den russischen Dichter Dostojewski im Basler Kunstmuseum an den Rand eines epileptischen Anfalls gebracht haben Spater verarbeitete Dostojewski die Episode in seinem Roman Der Idiot wo er einen der Protagonisten beim Anblick einer Kopie des Gemaldes sagen lasst Der Leichnam Christi im Grabe habe die Kraft den Glauben auszuloschen 3 Die theologische Aussage des Gemaldes ist fur die katholische Kirche bis heute aktuell So schreibt Papst Franziskus in seiner 2013 veroffentlichten Enzyklika Lumen fidei uber das Gemalde Das Gemalde stellt namlich auf sehr drastische Weise die zerstorende Wirkung des Todes auf den Leichnam Christi dar Und doch wird gerade in der Betrachtung des Todes Jesu der Glaube gestarkt und empfangt ein strahlendes Licht wenn er sich als ein Glaube an Jesu unerschutterliche Liebe zu uns erweist die fahig ist in den Tod zu gehen um uns zu retten An diese Liebe die sich dem Tod nicht entzogen hat um zu zeigen wie sehr sie mich liebt kann man glauben ihre Totalitat ist uber jeden Verdacht erhaben und erlaubt uns uns Christus voll anzuvertrauen 9 Literatur BearbeitenChristian Muller Holbeins Gemalde Der Leichnam Christi im Grabe und die Grabkapelle der Familie Amerbach in der Basler Kartause In Zeitschrift fur schweizerische Archaologie und Kunstgeschichte 58 2001 S 279 289 doi 10 5169 seals 169631 Kunstmuseum Basel Hans Holbein d J Die Jahre in Basel 1515 1532 Prestel Munchen u a 2006 ISBN 3 7913 3581 2 Oskar Batschmann Pascal Griener Hans Holbein DuMont Koln 1997 ISBN 3 7701 3923 2 Herbert von Einem Holbeins Christus im Grabe Abhandlungen der geistes und sozialwissenschaftlichen Klasse der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz Jahrgang 1960 Nr 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Der Leichnam Christi im Grabe Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i Hans Holbein d J Die Jahre in Basel In Kunstmuseum Basel Hrsg Ausstellungskatalog Prestel Munchen 2006 S insb 257 259 a b c d e f g Christian Muller Holbeins Gemalde Der Leichnam Christi im Grabe und die Grabkapelle der Familie Amerbach in der Basler Kartause In Zeitschrift fur schweizerische Archaologie und Kunstgeschichte Band 58 2001 S 279 289 a b c d Oskar Batschmann Pascal Griener Hans Holbein DuMont Koln 1997 S 88 ff Fassadenmalerei am Haus zum Tanz bei sandrart net so z B Andreas Cratander Johann Froben Adam Petri Web Gallery of Art searchable fine arts image database In www wga hu Abgerufen am 28 Februar 2016 Burgerliches Waisenhaus Basel Kreuzgang In www waisenhaus basel ch Abgerufen am 28 Februar 2016 Kunstmuseum Basel Kunstmuseum Basel Geschichte Nicht mehr online verfugbar In www kunstmuseumbasel ch Archiviert vom Original am 28 Februar 2016 abgerufen am 28 Februar 2016 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www kunstmuseumbasel ch Lumen fidei 29 Juni 2013 Franziskus In w2 vatican va Abgerufen am 28 Februar 2016 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der Leichnam Christi im Grabe amp oldid 236701845