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Das Kastell Oberscheidental war ein romisches Kohortenkastell der alteren Odenwaldlinie des Neckar Odenwald Limes Das heutige Bodendenkmal befindet sich am sudostlichen Rand des Ortszentrums von Scheidental einem Ortsteil der baden wurttembergischen Gemeinde Mudau im Odenwald Kastell OberscheidentalLimes ORL 52 RLK Strecke RLK ORL Strecke 10Neckar Odenwald LimesOdenwaldlinieDatierung Belegung trajanisch 1 bis max 159Typ KohortenkastellEinheit a Cohors III Delmatarum b Cohors I Sequanorum et Rauracorum equitataGrosse 153 137 m 2 1 haBauweise SteinkastellErhaltungszustand Baureste Porta principalis dextra und GelandespurenOrt Mudau ScheidentalGeographische Lage 49 30 23 N 9 9 10 O 49 506388888889 9 1527777777778 511Hohe 511 m u NHNVorhergehend ORL 51 Kastell Schlossau nordlich Anschliessend Kleinkastell Robern sudlich Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Befunde 3 1 Kastell 3 2 Thermen Vicus und Graberfelder 4 Belegung 5 Erhaltungszustand 6 Limesverlauf zwischen dem Kastell Oberscheidental und dem Kleinkastell Robern 7 Denkmalschutz 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 Einzelnachweise 12 AnmerkungenLage Bearbeiten nbsp Lageplan Grabung 1895 nbsp Grundriss und Schnitte Grabung 1895 nbsp Aussenansicht der Porta Principalis Dextra Zustand Februar 2011 nbsp Aussenansicht der Porta Principalis Dextra Zustand Februar 2011 nbsp Rechter Turm der Porta Principalis Dextra und Gelandestufe des Kastellareals Zustand Februar 2011 Das Hohenplateau auf die Garnison stationiert war bildet die Wasserscheide zwischen Main und Neckar Es ist das Quellgebiet der Elz des Galmbaches und des Reisenbaches die zum Neckar fliessen und der dem Main zufliessenden Teufelsklinge In der antiken Topographie waren Elz und Teufelsklinge naturliche Verbindungen ins unbesetzte Germanien wahrend Galmbach und Reisenbach ins Innere des Imperiums fuhrten Wahrend zur Absicherung der unbedeutenderen Teufelsklinge das Numeruskastell in Schlossau genugt haben mag wurde zur Uberwachung des breiteren und bequem zu passierenden Elztales moglicherweise die Kohorte in Scheidental als notwendig erachtet Im heutigen Ortsbild liegt das Kastell ostlich des Ortskerns im Gewann Burgmauer einem nur im Westen teilweise bebauten Wiesengelande zwischen dem Ortskern und dem Friedhof sudlich der Kastellstrasse Die Pratorialfront Vorderfront grenzt an den Friedhof die linke Seitenfront liegt unter der Strasse nach Unterscheidental Die Kastellthermen befinden sich etwa 41 50 m von der Sudwestecke des Lagers entfernt jenseits der Eberbacher Strasse L 524 2 Forschungsgeschichte BearbeitenDas Kastellareal war seit der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts als Fundort romischer Relikte bekannt Erste Vermutungen uber den militarischen Charakter ausserte 1863 der Altertumsverein Buchen 3 Es resultierten aus diesen Uberlegungen jedoch keine praktischen Ausgrabungen da man zu dieser Zeit den Hypothesen Christian Ernst Hansselmanns und Johann Friedrich Knapps folgend den Limes auf einer von Schlossau uber Mudau nach Osterburken verlaufenden Linie vermutete Erst durch die Bemuhungen des Privatgelehrten Karl Christ 1841 1927 und des Mannheimer Altertumsvereins A 1 wurde ab 1880 der Bereich sudlich von Schlossau durch die hessisch badische Limeskommission genauer untersucht Dabei konnte bereits am 1 Juli 1880 das Kohortenkastell lokalisiert werden 4 Im Jahre 1883 erfolgten die ersten Ausgrabungen 1886 die Restaurierung der Porta Principalis Dextra und weitere Untersuchungen im Kastellinneren 1895 schliesslich erfolgten die erganzenden Ausgrabungen durch die Reichs Limeskommission 5 Befunde BearbeitenKastell Bearbeiten nbsp Porta principalis dextra und Mauerquerschnitt Grabung 1895 Das Lager folgt dem ublichen Zeitschema der gesamten alteren Odenwaldlinie war also von der trajanischen Zeit 1 bis spatestens 159 belegt Gegrundet als Holz Erde Lager unter Trajan in hadrianischer Zeit mit einer Trockenmauer und zwischen 140 und 150 mit einer Mortelmauer versehen Vermutungen dass seine Ursprunge in domitianische Zeit zuruckreichen konnten liessen sich archaologisch nicht erharten Uberhaupt konnte durch Ausgrabungen nur eine einzige Bauphase definitiv nachgewiesen werden Dabei handelt es sich um ein aus dem regionstypischen Buntsandstein errichtetes Steinkastell von rund 2 1 ha Grosse Das Kastell hatte einen annahernd rechteckigen Grundriss Die Lange der Pratorialfront betragt 134 5 m die der Dekumatfront ruckwartige Front 137 m Die nordliche Seitenflanke ist 152 m lang die sudliche 153 m Die Ecken der Kastellmauer waren mit einem Radius von etwa 16 m abgerundet Das Fundament der Wehrmauer war 1 60 m breit und bestand aus vermortelten Buntsandsteinbrocken Es ruhte auf einer mortellosen Rollierschicht Das aufgehende Mauerwerk sprang an der Innen und an der Aussenseite zuruck und besass eine Starke von unten 1 30 m oben 1 20 m An den Eckrundungen war sie nach aussen vorspringend bis zu 1 40 m machtig Sie war als Schalenmauerwerk konstruiert Die Aussenschalen bestanden aus sorgfaltig gearbeiteten horizontal geschichteten Steinquadern von 40 cm bis 65 cm Lange 22 cm bis 25 cm Hohe und 20 cm bis 30 cm Tiefe Im Kern fand sich nicht das erwartete Opus caementitium sondern mit Kalkmortel verbundener Sandsteinbruch Alle Kastellecken waren mit Turmen bewehrt um das Kastell verlief ein anderthalb Meter tiefer und sechs Meter breiter Spitzgraben als Annaherungshindernis Unmittelbar hinter der Kastellmauer befand sich ein 5 5 m bis 7 5 m breiter Erdwall der den Wehrgang trug An seinem Fuss war der Wall durch die rund 3 8 m breite via sagularis Lagerringstrasse begrenzt Von den vier ebenfalls mit Turmen versehenen Toren war die Porta Praetoria nach Osten hin zum nur etwa 25 m entfernt verlaufenden Limes ausgerichtet Die nach Suden weisende Porta principalis dextra war am besten erhalten sie wurde freigelegt und konserviert Von der Innenbebauung konnten die Principia Stabsgebaude mit dem Fahnenheiligtum Aedes oder Sacellum ein kleines Badegebaude und im sudlichen Teil der Praetentura vorderer Lagerbereich ein weiteres grosses Gebaude lokalisiert werden Die Principia bedeckten eine Flache von 52 80 m mal 41 70 m an ihrer Ruckseite sprang das Fahnenheiligtum um 3 10 m aus der Mauerflucht hervor Das Sacellum war rechteckig und bestand aus zwei verschiedenen Raumen Eine Unterkellerung des Sacellums wie sie fur die Unterbringung der Truppenkasse ublich war konnte in Oberscheidental nicht festgestellt werden Der Innenhof der Principia war rund 21 m breit und durchgangig gepflastert Das kleine Badegebaude B bestand aus lediglich zwei Raumen und beinhaltete ein einzelnes Wasserbassin Das grosse Gebaude C nahm eine Flache von 10 80 m mal 20 41 20 75 m in Anspruch Aufgrund der dort gehauft vorkommenden Kulturabfalle handelt es sich vermutlich um ein Wohngebaude das als Praetorium Wohnhaus des Kommandanten angesprochen wurde 6 Aber auch ein Horreum Getreidespeicher ist an dieser Stelle des Lagers nicht auszuschliessen 7 Thermen Vicus und Graberfelder Bearbeiten Westlich des Lagers fanden sich Spuren des Kastell Vicus Zivildorf das Kastellbad befand sich 41 50 m sudwestlich der Sudwest Ecke des Lagers Seine sudostliche Ecke ist in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts beim Bau der Strasse nach Eberbach vollstandig zerstort worden Der Grundriss der Thermen konnte jedoch bei den Untersuchungen durch die Reichs Limeskommission noch vollstandig dokumentiert werden Die Anlage beanspruchte eine Flache von 20 40 m Nordseite mal 34 35 m Ostseite Belegung Bearbeiten nbsp Ziegelstempel derCOH ors III DAL matarum Kastellfund 1895Dem Auxiliartruppen Kastell Oberscheidental konnten zwei verschiedene zeitlich aufeinander folgende Kohorten also jeweils etwa 480 Mann eindeutig zugeordnet werden Zunachst lag hier die Cohors III Delmatarum 3 dalmatische Kohorte die um 88 89 in Obergermanien stationiert worden und uber Zwischenaufenthalte in Rottweil Arae Flaviae und Wiesbaden Aquae Mattiacorum nach Oberscheidental gelangt war Als man sie um 120 ins Kastell Ruckingen am Wetterau Limes verlegte wurde sie durch die Cohors I Sequanorum et Rauracorum equitata 1 teilberittene Kohorte der Sequaner und Rauracer ersetzt Letztere wurde um 159 mit der Verschiebung des Limes nach Osten ins Kastell Miltenberg Altstadt kommandiert Erhaltungszustand BearbeitenVon dem Kastell sind noch deutliche Spuren im Gelande zu sehen die konservierte Porta principalis dextra liegt offen Vom Vicus und vom Kastellbad ist hingegen nichts mehr wahrnehmbar Beide durften durch neuzeitliche Bebauung namentlich durch den Bau der Strasse nach Eberbach stark gestort sein Limesverlauf zwischen dem Kastell Oberscheidental und dem Kleinkastell Robern BearbeitenVon Robern bis zur nachsten romischen Fortifikation dem Kleinkastell Robern behalt der Limes seine schnurgerade Ausrichtung in annahernd sudliche Richtung bei Dabei passiert er zwei vermutete und drei gesicherte Turmstellen Diese Teilstrecke die durch bewaldete und landwirtschaftlich genutzte Flachen verlauft bewegt sich bis zum Wp 10 46 weiterhin auf einem Plateau mit nur geringen Hohenschwankungen zwischen 509 m u NHN beim Wp 10 43 und 529 m u NHN beim Wp 10 44 Ab dem Wp 10 46 517 m u NHN fallt sie dann um 75 Meter zum Kleinkastell Robern ab ORL A 2 Name Ort Beschreibung ZustandORL 52 A 3 Kastell Oberscheidental siehe obenWp 10 43 A 4 Am Neckarweg Vermutete aber nicht archaologisch nachgewiesene Turmstelle 8 Wp 10 44 Honen oder Heunenbuckel nbsp Wp 10 44Lage nbsp Wp 10 44Grundriss 1880 von Wilhelm Conrady und erneut 1895 von Karl Schumacher untersuchter Schutthugel eines Steinturms mit Seitenlangen von 8 10 m mal 8 30 m Rund 15 Meter nordlich des Steinturms befindet sich eine neun Meter durchmessende rundliche Erhebung die eine Holzturmstelle vermuten lasst die aber bisher nicht nachgewiesen werden konnte 9 Wp 10 45 Im Weissmauerfeld Bereits Mitte des 19 Jahrhunderts ausgebrochene Steinturmstelle Zuletzt konnten 1970 von Dietwulf Baatz noch ein flacher Hugel und vereinzelte romische Steinquader festgestellt werden 9 Wp 10 46 Auf dem Dreispitz Noch von Johann Philipp Dieffenbach 1786 1860 verzeichnete aber bereits in den 1850er Jahren ausgebrochene Steinturmstelle Fundort einer auf das Obergermanische Heer verweisenden Steininschrift 10 1895 von der Reichs Limeskommission eingemessen 11 Wp 10 47 Im Gewann Schlagfeld Aufgrund von Funden einzelner Steine vermutete aber nicht archaologisch untersuchte Turmstelle 12 Wp 10 48 KK A 5 Kleinkastell Robern siehe Hauptartikel Kleinkastell RobernDenkmalschutz BearbeitenDas Kastell Oberscheidental und die erwahnten Bodendenkmale sind geschutzt als Kulturdenkmale nach dem Denkmalschutzgesetz des Landes Baden Wurttemberg DSchG Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig Zufallsfunde an die Denkmalbehorden zu melden Siehe auch BearbeitenListe der Kastelle am Obergermanisch Raetischen LimesLiteratur BearbeitenDietwulf Baatz Der Romische Limes Archaologische Ausfluge zwischen Rhein und Donau 4 Aufl Gebr Mann Berlin 2000 ISBN 3 7861 2347 0 Ernst Fabricius Felix Hettner Oscar von Sarwey Hrsg Der obergermanisch raetische Limes des Roemerreiches Abteilung A Band 5 Strecke 10 Der Odenwaldlimes von Worth am Main bis Wimpfen am Neckar 1926 1935 Bernhard Cammerer Mudau Oberscheidental MOS Kohortenkastell In Dieter Planck Hrsg Die Romer in Baden Wurttemberg Theiss Stuttgart 2005 ISBN 3 8062 1555 3 S 211f Egon Schallmayer Der Odenwaldlimes Entlang der romischen Grenze zwischen Main und Neckar Theiss Stuttgart 2010 ISBN 978 3 8062 2309 5 S 121 125 Egon Schallmayer Hrsg Der Odenwaldlimes Neueste Forschungsergebnisse Beitrage zum wissenschaftlichen Kolloquium am 19 Marz 2010 in Michelstadt Saalburgmuseum Bad Homburg 2012 ISBN 978 3 931267 07 0 Saalburg Schriften 8 Karl Schumacher in Der obergermanisch raetische Limes des Roemerreiches Hrsg Ernst Fabricius Felix Hettner Oscar von Sarwey Abteilung B Band 5 Kastell Nr 52 1897 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kastell Oberscheidental Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Romisches Kohortenkastell Oberscheidental bei themenpark umwelt baden wuerttemberg deEinzelnachweise Bearbeiten a b Die konventionelle Anfangsdatierung auf das Jahr 100 5 stutzt sich auf die Ergebnisse der Ausgrabungen die Dietwulf Baatz in den Jahren 1964 bis 1966 im Kastell Hesselbach vornahm Sie basiert im Wesentlichen auf der Auswertung der dabei gefundenen Sigillaten vgl den entsprechenden Abschnitt im Hesselbach Artikel und Dietwulf Baatz Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes Gebr Mann Berlin 1973 ISBN 3 7861 1059 X Limesforschungen Band 12 S 85 96 In der jungeren Literatur wird einer Anfangsdatierung des Kastells Hesselbach wie des gesamten Odenwaldlimes auf den Zeitraum 107 110 der Vorzug gegeben Dieser Datierungsansatz stutzt sich nicht auf neue Ausgrabungsbefunde sondern auf eine statistische Neubewertung der Munzfunde aus allen Kastellen des Obergermanisch raetischen Limes die der Archaologe Klaus Kortum 1998 erstmals vorgelegt hat und auf die sich inzwischen einige Autoren der jungeren Literatur stutzen vgl Klaus Kortum Zur Datierung der romischen Militaranlagen im obergermanisch raetischen Limesgebiet In Saalburg Jahrbuch 49 1998 Zabern Mainz 1998 S 5 65 und Egon Schallmayer Der Limes Geschichte einer Grenze Beck Munchen 2006 ISBN 3 406 48018 7 S 49 52 sowie S 54f ORL B 5 Kastell Nr 52 S 2 Schriften des Altertumsvereins zu Buchen 1863 S 3 Darmstadter Zeitung vom 3 Juli 1880 und Karlsruher Zeitung vom 6 Juli 1880 ORL B 5 Kastell Nr 52 S 1f ORL B 5 S 6 Schallmayer Odenwaldlimes 2005 S 122 Egon Schallmayer Der Odenwaldlimes Entlang der romischen Grenze zwischen Main und Neckar Theiss Stuttgart 2010 ISBN 978 3 8062 2309 5 S 123 a b Egon Schallmayer Der Odenwaldlimes Entlang der romischen Grenze zwischen Main und Neckar Theiss Stuttgart 2010 ISBN 978 3 8062 2309 5 S 124 CIL 13 06499 Egon Schallmayer Der Odenwaldlimes Entlang der romischen Grenze zwischen Main und Neckar Theiss Stuttgart 2010 ISBN 978 3 8062 2309 5 S 124f Egon Schallmayer Der Odenwaldlimes Entlang der romischen Grenze zwischen Main und Neckar Theiss Stuttgart 2010 ISBN 978 3 8062 2309 5 S 125 Anmerkungen Bearbeiten Offizielle Webprasenz des Mannheimer Altertumsvereins ORL Nummerierung der Limesbauwerke gemass der Publikation der Reichs Limeskommission zum Obergermanisch Ratischen Limes ORL XY fortlaufende Nummerierung der Kastelle des ORL Wp Wachposten Wachturm Die Ziffer vor dem Schragstrich bezeichnet den Limesabschnitt die Ziffer hinter dem Schragstrich in fortlaufender Nummerierung den jeweiligen Wachturm KK nicht nummeriertes Klein KastellKarte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Kastelle des Neckar Odenwald Limes ORL Strecke 10 Odenwaldlinie Kastell Seckmauern Kastell Lutzelbach Kleinkastell Windlucke Kastell Hainhaus Kastell Eulbach Kastell Wurzberg Kastell Hesselbach Kleinkastell Zwing Kleinkastell Seitzenbuche Kastell Schlossau Kastell Oberscheidental Kleinkastell Robern Kleinkastell Trienz Kastelle 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