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Die Kartause Koblenz war ein Kloster des Kartauserordens in Koblenz Das spatestens im 12 Jahrhundert von Benediktinern gegrundete Kloster wurde 1331 von den Kartausern ubernommen Nach der Sakularisation 1802 in franzosischer Zeit wurden die Gebaude abgebrochen Es befand sich auf dem Beatusberg der heute wie der gleichnamige Stadtteil Karthause nach den Kartausern benannt ist Nach dem Abbruch wurde es mit dem preussischen Fort Grossfurst Konstantin uberbaut Die Kartause Koblenz 1789 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Benediktinerkloster St Beatusberg 1 2 Ubernahme durch die Kartauser 1 3 Sakularisation und Abbruch 2 Archaologische Untersuchungen 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenBenediktinerkloster St Beatusberg Bearbeiten Das Grundungsjahr des Benediktinerklosters auf dem Beatusberg ist nicht genau bekannt Urkunden sind nicht erhalten Moglicherweise wurde das Kloster in Folge der Schenkung von Koblenz 1018 an den Trierer Erzbischof Poppo von Babenberg errichtet 1 Nach einer anderen Vermutung wurde es um 1143 durch den Trierer Erzbischof Albero von Montreuil gegrundet 2 Damit wurden auch die Reliquien des heiligen Beatus aus dem Trierer Kloster St Maria ad martyres nach Koblenz ubertragen Die Bestatigung der Schenkung und damit die erste urkundliche Erwahnung des Klosters erfolgte 1153 durch seinen Nachfolger Hillin von Falmagne In dieser Zeit wurde auch das Benediktinerinnenkloster auf dem Oberwerth angegliedert Das Doppelkloster wurde 1215 durch den Trierer Erzbischof Theoderich II von Wied wegen Streitigkeiten wieder getrennt Damit mussten alle Urkunden zur Vermeidung weiterer Streitigkeiten vernichtet werden was eine Erklarung fur die heute schwierige Nachweisbarkeit der Grundung des Klosters ist Papst Gregor IX stellte das Kloster 1233 unter seinen Schutz und bestatigte alle Besitzungen Bischof Heinrich von Osel weihte 1241 im Auftrag des Trierer Erzbischofs die Klosterkirche zu Ehren der Muttergottes und der Heiligen Beatus und Servatius Im 13 und 14 Jahrhundert kam es zu schweren Krisen in vielen Klostern der Benediktiner Den Monchen im Kloster Koblenz wurden schlimme Verletzungen der Ordensregeln Verweltlichung und Zuchtlosigkeit vorgeworfen Erzbischof Boemund I von Warsberg sah sich dadurch veranlasst den Abt Walram aus dem Trierer Klosters St Maria ad martyres als Administrator einzusetzen Doch Abt Walram konnte den Niedergang des Klosters nicht verhindern und gab am 30 Mai 1314 auf Erzbischof Balduin von Luxemburg wandelte es daraufhin 1315 in ein Chorherrenstift um Ubernahme durch die Kartauser Bearbeiten Der Trierer Erzbischof Balduin von Luxemburg rief am 13 August 1331 den Kartauserorden nach Koblenz die sich im ehemaligen Kloster der Benediktiner auf dem Beatusberg ansiedelten Erster Prior der neuen Kartause wurde bis etwa 1335 Johannes von Echternach der aus der Kartause Seitz kam und zuvor erster Klostervorsteher der Kartausen Mainz und Trier war Die Inkorporation der neuen Kartause in den Orden fand wohl erst 1337 statt Die Kartauser zeichneten sich vor allem durch Sittenstrenge Krankenpflege sowie gute Wirtschaftsfuhrung aus und pragten damit fast 500 Jahre lang das religiose Leben in Koblenz In den Anfangsjahren litt die Kartause Koblenz an der Last der Schulden die noch unter den Benediktinern entstanden waren In der Folgezeit wurde auch mit der Unterstutzung von Spenden reicher Koblenzer Burger die Kartause zu einem beeindruckenden Kloster ausgebaut Die Kartauser kauften 1355 ein Hofgut in Moselweiss das bis heute unter dem Namen Kemperhof bekannt ist Daneben besass der Orden noch weitere Klosterhofe in der Stadt Koblenz der wichtigste Hof Zum Vogelsang diente den Monchen dabei wiederholt im Kriegsfall als Zufluchtsort Seit dem Beginn des 15 Jahrhunderts erlebte die Kartause durch Stifter und Schenker einen beachtlichen Aufstieg Wahrend der Eroberung von Koblenz 1632 im Dreissigjahrigen Krieg durch schwedische Truppen und bei dem verheerenden Bombardement wahrend der Belagerung der Stadt 1688 durch franzosische Truppen im Pfalzischen Erbfolgekrieg erlitt auch die Klosteranlage erheblichen Schaden Danach wurde die alte Kirche abgerissen und es entstanden 1720 1737 Neubauten von Kirche eine dreischiffige Basilika mit eckigem Chorschluss sowie von Kloster Prioratsgebaude und weiteren Gebauden Sakularisation und Abbruch Bearbeiten nbsp Das Fort Grossfurst Konstantin 2014 mittig am Hang befindet sich die Kriegsbackerei deren unterer Teil aus Resten des ehemaligen Prioratsgebaudes bestehtAm 23 Oktober 1794 waren franzosische Revolutionstruppen im Verlauf des Ersten Koalitionskrieges in Koblenz einmarschiert Bereits am 9 Oktober hatten die Monche das Kloster verlassen und sich in ihren Stadthof Vogelsang in Sicherheit gebracht 3 Die Klostergebaude wurden vorerst als Kaserne genutzt Am 9 Juni 1802 hoben die Franzosen alle geistlichen Orden in den besetzten Gebieten auf und verstaatlichten das Kirchenvermogen Am 10 September 1802 wurde fur die Koblenzer Kartause das Ubergabeprotokoll von den letzten Klosterinsassen unterzeichnet 4 Wenig spater ubernahm der Gastwirt Wilhelm Sauer An der Moselbrucke Nr 830 als Pachter das Kloster und richtete im Prioratsgebaude ein Gasthaus und Tanzlokal ein Am 10 Oktober 1805 versteigerte die franzosische Domanenverwaltung die Klosteranlage mit dem dazugehorigen Grundbesitz fur 12 200 Franken an den Pachter Sauer sowie an den Kupferschmied und Weinhandler Nikolaus Krieger Kastorgasse Nr 336 Beide verkauften ihre Anteile 1810 11 an den Kaufmann Christian Seidensticker 7 Dezember 1778 in Clausthal 13 April 1853 in Wulfel der zuvor durch Umgehung der Kontinentalsperre zu grossem Reichtum gekommen war und 1810 ebenfalls den Karthauser Berghof erworben hatte Wahrend der Befreiungskriege befand sich ein franzosisches und spater ein russisches Militarlazarett im ehemaligen Kloster Bei Errichtung der Grossfestung Koblenz wurde die Anlage im September 1816 als preussische Pionierkaserne hergerichtet Nach langwierigen Verhandlungen erwarb der preussische Staat am 23 Juni 1818 ruckwirkend zum 11 November 1816 von Seidensticker fur 47 222 Taler 85 000 Rheinische Gulden das fruhere Kloster den Berghof und den dazugehorigen Grundbesitz Zu diesem Zeitpunkt bestand die Klosteranlage noch aus einem Eingangsgebaude einem zweistockigen Wohnhaus einer Backerei und Brauerei einer Wagnerei einer Kellnerei dem Prioratsgebaude dem Kapitelhaus einem Waschhaus mit Kuche und Pferdestallen und der zerstorten Schaffnerei von der nur noch der Keller genutzt wurde 5 Zwischen 1821 und 1827 28 entstand auf dem Areal das Fort Grossfurst Konstantin Hauptartikel Fort Grossfurst Konstantin Archivalien und Teile der Bibliothek der Kartause sind erhalten geblieben und werden im Landeshauptarchiv Koblenz hier lagern beispielsweise noch 13 Urkunden aus der Zeit des Benediktinerklosters sowie im Stadtarchiv Koblenz verwahrt In Tradition der Verehrung des heiligen Beatus ging das Patrozinium auf die Ende der 1940er Jahre eingerichtete Pfarrkirche St Beatus im stark wachsenden Stadtteil Karthause uber Archaologische Untersuchungen Bearbeiten nbsp Krypta der Klosterkirche der Kartause Koblenz Archaologische Ausgrabung im Hof des Forts Grossfurst KonstantinIm Jahr 1997 wurde im Hof des Forts Grossfurst Konstantin unter Leitung des Archaologischen Denkmalamtes Koblenz die Krypta der Klosterkirche freigelegt Dabei handelt es sich um eine fur das Mittelrheingebiet typischen Viersaulenkrypta die sich in der Mittelachse des mittelalterlichen Kirchenschiffs befunden hat Sie wurde in den Fels eingetieft und besteht aus einem quadratischen Chorgeviert mit vier tragenden Saulen im Inneren sechs wandgestutzten Saulen sowie einer im Osten angelegten Apsis mit Altarfundament Im Westen ist teilweise der Eingangsbereich mit Treppen Fundamenten erhalten Der Kryptaraum war von Bruchsteinmauern eingefasst Der heute sichtbare Teil der Krypta gehorte zum Bau des 12 Jahrhunderts Bei den archaologischen Untersuchungen wurden auch altere Teile gefunden die zu einer kleineren Krypta gehoren mussen die vor dem 12 Jahrhundert entstanden ist Die Krypta wurde Ende des 17 Jahrhunderts abgebrochen und verfullt wahrscheinlich wegen der Zerstorungen im Pfalzischen Erbfolgekrieg Im fruhen 18 Jahrhundert wurde eine neue barocke Kirche errichtet deren Fundamentlager in die Verfullungen eingebracht wurde 6 Siehe auch BearbeitenListe von Sakralbauten in Koblenz Liste der KartauserklosterLiteratur BearbeitenEnergieversorgung Mittelrhein GmbH Hrsg Geschichte der Stadt Koblenz Gesamtredaktion Ingrid Batori in Verbindung mit Dieter Kerber und Hans Josef Schmidt Band 1 Von den Anfangen bis zum Ende der kurfurstlichen Zeit Theiss Stuttgart 1992 ISBN 3 8062 0876 X Band 2 Von der franzosischen Stadt bis zur Gegenwart Theiss Stuttgart 1993 ISBN 3 8062 1036 5 Dieter Marcos Hrsg Andacht amp Krieg Festschrift zum 10 jahrigen Jubilaum Pro Konstantin e V Imprimatur Verlag Lahnstein 2004 ISBN 3 9807361 5 6 Fritz Michel Die Kunstdenkmaler der Rheinprovinz Die kirchlichen Denkmaler der Stadt Koblenz Die Kunstdenkmaler der Rheinprovinz Zwanzigster Band 1 Abteilung Schwann Dusseldorf 1937 S 319 322 Fritz Michel Die Kunstdenkmaler der Stadt Koblenz Die profanen Denkmaler und die Vororte Die Kunstdenkmaler von Rheinland Pfalz Erster Band Munchen Berlin 1954 Wolfgang Schutz Koblenzer Kopfe Personen der Stadtgeschichte Namensgeber fur Strassen und Platze 2 uberarb u erw Auflage Verlag fur Anzeigenblatter Mulheim Karlich 2005 OCLC 712343799 S 279f Hermann Josef Roth Koblenz in Monasticon Cartusiense hrsg von Gerhard Schlegel James Hogg Band 2 Salzburg 2004 563 570 Ulrike Weber Bearb Kulturdenkmaler in Rheinland Pfalz Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Band 3 3 Stadt Koblenz Stadtteile Werner Worms 2013 ISBN 978 3 88462 345 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kartause Koblenz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Reinhard Schmid Kloster St Beatusberg Koblenz In Kloster und Stifte in Rheinland Pfalz abgerufen am 6 Oktober 2017 Ortwin Reich Vom Beatusberg zum Fort Konstantin Koblenz 1997 PDF 4 3 MB Forderverein Pro Konstantin e V Einzelnachweise Bearbeiten Ferdinand Pauly Die Kirche in Koblenz In Geschichte der Stadt Koblenz Band 1 Von den Anfangen bis zum Ende der kurfurstlichen Zeit S 179 236 Johannes Simmert Koblenz St Beatusberg In Die Manner und Frauenkloster der Benediktiner in Rheinland Pfalz und Saarland bearb von Friedhelm Jurgensmeier in Verbindung mit Regina Elisabeth Schwerdtfeger Germania Benedictina 9 St Ottilien 1999 S 260 263 Mitunter wird hier auch erst der 9 November genannt Johannes Simmert Inventar des Archivs der Kartause St Beatusberg vor Koblenz Veroffentlichungen der Landesarchivverwaltung Rheinland Pfalz Band 46 Koblenz 1987 S 8 Vorwort Michels Fritz Michel Die kirchlichen Denkmaler der Stadt Koblenz Die Kunstdenkmaler der Rheinprovinz Band 20 Dusseldorf 1937 S 298 und Stramberg Christian von Stramberg Das Rheinufer von Coblenz bis zur Mundung der Nahe Die Karthause Denkwurdiger und nutzlicher Rheinischer Antiquarius Band 2 Nr 2 Band 1 Koblenz 1851 S 154 180 hier S 175 opacplus bsb muenchen de geben jedoch ubereinstimmend den 9 Oktober 1794 an Dieter Marcos Das Ende der Koblenzer Kartause In Andacht amp Krieg Festschrift zum 10 jahrigen Jubilaum Pro Konstantin e V Lahnstein 2004 S 57 65 hier S 59 Ankauf von Besitzungen die Karthaus und den Karthauser Berghof genannt zur Anlegung einer Festung und eines Exercierplatzes In Amts Blatt der Koniglichen Regierung zu Coblenz Band 3 Nr 27 Koblenz 4 August 1818 S 196 198 opacplus bsb muenchen de Vgl ausfuhrlich uber die Versteigerung und den spateren Verkauf des Klosters Sebastian Gleixner Von der franzosischen Domainenverwaltung bis zur Enteignung durch Preussen Die Vorgeschichte des Forts Konstantin 1802 bis 1821 In Fort Konstantin Historischer Ort mit Zukunft Koblenz 2013 ISBN 978 3 936436 24 2 S 9 18 Axel von Berg Die archaologischen Untersuchungen im Bereich des Forts Konstantin auf dem Beatusberg in Koblenz In Andacht amp Krieg Festschrift zum 10 jahrigen Jubilaum Pro Konstantin e V 50 350555555556 7 5863888888889 Koordinaten 50 21 2 N 7 35 11 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kartause Koblenz amp oldid 237994832