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Karl Theodor Maria Georg Achatz Eberhart Joseph Buhl Freiherr von und zu Guttenberg geborener Freiherr von und zu Guttenberg 1 23 Mai 1921 auf Schloss Weisendorf 4 Oktober 1972 in Stadtsteinach war ein deutscher Politiker CSU Karl Theodor zu Guttenberg 1967Er war von 1967 bis 1969 Parlamentarischer Staatssekretar im Bundeskanzleramt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Familie 3 Partei 4 Abgeordneter 5 Offentliche Amter 6 Ehrungen 7 Kritik 8 Veroffentlichungen 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKarl Theodor von und zu Guttenberg begann seine Schulausbildung auf dem Jesuitenkolleg Stella Matutina in Feldkirch in Vorarlberg das im Marz 1934 nach St Blasien im Schwarzwald umzog Ein Grossonkel Guttenbergs war der Bischof von Steinamanger Janos Mikes 2 Guttenbergs Vater Georg Enoch Freiherr von und zu Guttenberg wurde beim sogenannten Rohm Putsch am 1 Juli 1934 morgens um 3 Uhr abgeholt und kam trotz verburgter Todesnachrichten nach einigen Wochen wieder frei 2 1936 wechselte Guttenberg auf das Alte Gymnasium in Wurzburg wo er 1938 das Abitur ablegte Danach ging er als Offizieranwarter zur Wehrmacht und nahm am Zweiten Weltkrieg teil Im Jahr 1940 kurz vor Beginn des Westfeldzuges kritisierte er nach eigenen Angaben einen Leutnant seiner Abteilung der sich ruhmte in Polen bei einer Razzia einen dreckigen Juden eigenhandig erstochen zu haben Guttenberg fuhr ihn an Ich hatte an Ihrer Stelle lieber auf die SS als auf die Juden geschossen und fugte hinzu Hitler ist ein Abenteurer der den Uberblick verloren hat Ein daraufhin eroffnetes Kriegsgerichtsverfahren wurde mit Hilfe eines Freundes seines Vaters eingestellt In einem Disziplinarverfahren seiner Einheit wurde Guttenberg wie er selbst berichtet mit Arrest bestraft weil ich in einem alteren Kameraden den falschen Eindruck erweckte ich sei staatsfeindlich 3 Von und zu Guttenberg geriet 1944 in britische Gefangenschaft dort arbeitete er unter anderem fur den Soldatensender Calais 4 Im Herbst 1946 wurde er wegen der Beleidigung Saujude zu einer Geldstrafe von 300 Mark verurteilt Guttenberg selbst sagte vor Gericht dazu Mein Gewissen lasst es nicht zu mit Sicherheit zu behaupten ich hatte die Ausserung nicht gebraucht 5 1957 wurde er zusammen mit seiner Mutter Elisabeth von Kardinal Grossmeister Nicola Kardinal Canali zum Ritter des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem ernannt und am 30 April 1957 in Munchen durch Lorenz Jaeger Grossprior der deutschen Statthalterei investiert Er gehorte der Komturei Bamberg an 6 Ende der 1960er Jahre wurde bei Guttenberg unheilbare amyotrophe Lateralsklerose diagnostiziert und dass er nur noch zwei bis drei Jahre zu leben habe Das Gehen fiel ihm zunehmend schwer Nach seiner letzten Bundestagsrede am 27 Mai 1970 konnte er nicht mehr allein vom Podium herabsteigen worauf ihn Rainer Barzel und Leo Wagner stutzten Bei der Abstimmung uber die Ostvertrage am 17 Mai 1972 war Guttenberg das letzte Mal im Bundestag anwesend er musste mit dem Rollstuhl zur Wahlurne gefahren werden Er gehorte zu den zehn Abgeordneten in der CDU CSU Fraktion welche gegen die Ostvertrage stimmten Danach zog er sich zu seiner Familie nach Guttenberg zuruck Die letzten Wochen seines Lebens war er bettlagerig und konnte sich bei volliger geistiger Klarheit nur noch mit Handzeichen verstandlich machen 7 In der Einleitung zu Guttenbergs Lebenserinnerungen Fussnoten zitiert Friedrich Torberg den Minnesanger Susskind von Trimberg Wer adellichen tuot den wil ich han vur edel Wer adlig sich betragt soll mir fur edel gelten 8 Die Einleitung endet mit dem Satz Der Freiherr Karl Theodor von Guttenberg tuot adellichen 9 Familie BearbeitenGuttenberg entstammte dem alten frankischen Adelsgeschlecht der Familie von Guttenberg die bis ins 12 Jahrhundert zuruckreicht und im Jahr 1700 durch Kaiser Leopold I in den Reichsfreiherrenstand erhoben wurde Sein Vater war Georg Enoch Freiherr von und zu Guttenberg 1893 1940 seine Mutter Elisabeth geborene Freiin von und zu der Tann Rathsamhausen 1900 1998 Er hatte drei Geschwister Philipp Franz 1920 1943 Maria Nives 1925 und Therese 1929 1953 die mit dem Architekten Alexander von Branca verheiratet war 10 Er heiratete Anfang Juli des Kriegsjahres 1943 in Munchen die in Pesch geborene Rosa Sophie Prinzessin und Herzogin von Arenberg 1922 2012 die alteste Tochter des Prinzen und Herzogs Robert Prosper von Arenberg 1895 1972 und der Furstin Gabrielle von Wrede 1895 1971 Die einzige Schwester seiner Gattin Dr med vet Anna Eugenie Prinzessin und Herzogin von Arenberg 1925 1997 war seit November 1952 mit Felix Habsburg Lothringen 1916 2011 verheiratet einem Sohn des letzten osterreichischen Kaiserpaares Karl I und Zita Guttenberg und seine Frau hatten funf Kinder Elisabeth 1944 seit 1965 Ehefrau des CSU Politikers Franz Ludwig Schenk Graf von Stauffenberg Georg Enoch 1946 2018 Dirigent Michaela 1949 verheiratet mit Johannes Freiherr Heereman von Zuydtwyck Benedikta 1953 die nur wenige Wochen alt wurde und Praxedis 1956 verheiratet mit Albrecht Freiherr von Boeselager 11 Guttenberg war Besitzer grosser Landereien in Franken vieler Hotels und Kureinrichtungen sowie des Deidesheimer Weinguts Reichsrat von Buhl 12 Der ehemalige Bundesverteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg 1971 ist sein Enkel Partei Bearbeiten1946 war er Mitbegrunder der CSU in seinem Heimatort Stadtsteinach Bis 1972 blieb er Vorsitzender des dortigen CSU Kreisverbands In der CSU war er weiterhin von 1957 bis 1972 Mitglied des Vorstandes des Bezirksverbandes Oberfranken und gehorte von 1961 bis 1972 dem Landesvorstand an Kurz vor seinem Tod wahlte ihn dieser zum Ehrenvorsitzenden Abgeordneter BearbeitenGuttenberg gehorte von 1948 bis 1952 und von 1962 bis 1972 dem Kreistag des Landkreises Stadtsteinach an Er war von 1957 bis zum 6 Juni 1972 Mitglied des Deutschen Bundestages 1957 und 1961 wurde er im Bundestagswahlkreis Forchheim 1965 im Bundestagswahlkreis Kulmbach direkt gewahlt 1969 zog er uber die Landesliste Bayern in den Bundestag ein nbsp Als Parlamentarischer Staatssekretar empfangt Guttenberg am 14 Dezember 1967 den Gouverneur von Michigan George W RomneyDort profilierte sich Guttenberg bald als Aussenpolitiker und scharfer Debattenredner der aber auch beim politischen Gegner Achtung fand Nach dem Rucktritt der FDP Minister aufgrund der Spiegel Affare sondierte er ab dem 26 November 1962 im Auftrag von Bundeskanzler Konrad Adenauer gemeinsam mit Paul Lucke CDU bei Herbert Wehner SPD die Moglichkeiten fur eine Grosse Koalition Da Guttenbergs Parteifreunde daruber anfanglich nicht informiert waren wurde Guttenberg in der CSU hart kritisiert 13 Diese Sondierungen gingen am 1 Dezember 1962 in offizielle Koalitionsverhandlungen uber Sie scheiterten jedoch am 5 Dezember weil sich die CDU weigerte uber die Frage einer weiteren Kanzlerschaft Adenauers zu reden Freiherr zu Guttenberg war wahrend seiner Zeit im Bundestag aussenpolitischer Sprecher der CDU CSU Bundestagsfraktion 1965 gehorte Guttenberg zu den Hauptbeteiligten der Parlament und Offentlichkeit gleichermassen beschaftigenden Affare Huyn 1969 beteiligte sich Guttenberg am Aufbau des Stauffenberg Dienstes eines privaten Nachrichtendienstes der fur die CDU und CSU Informationen sammelte und Berichte verfasste In dessen Arbeit war Guttenberg bis Juni 1972 kurz vor seinem Tod involviert Seine Aufgabe im Dienst ubernahm Werner Marx Bekannt wurde Guttenberg auch durch seine Opposition gegen die Ostpolitik der Regierung Brandt So stellte er sich heftig gegen die Regierungserklarung vom 28 Oktober 1969 in der erstmals von zwei Staaten in Deutschland die Rede war 14 Guttenberg bezeichnete dies am folgenden Tag vor dem Bundestag als eine dunkle Stunde fur dieses Haus fur unser Volk 15 Seine letzte Rede vor dem Bundestag hielt er am 27 Mai 1970 und wieder warnte er vor dem Anerkennungskurs der Regierung Brandt Scheel der dazu fuhren werde dass die Sowjetunion ihre Vorherrschaft uber ganz Europa gewinnen kann 1972 gehorte er zu den wenigen CDU CSU Abgeordneten die gegen die Ostvertrage den Moskauer Vertrag und den Warschauer Vertrag stimmten wahrend die Mehrheit der CDU CSU Bundestagsfraktion sich lediglich der Stimme enthielt und damit die Ratifizierung sicherte Offentliche Amter Bearbeiten1952 wurde Guttenberg Landrat des Kreises Stadtsteinach dieses Amt ubte er bis zu seiner Wahl in den Bundestag 1957 aus Am 17 April 1967 wurde er zum Parlamentarischen Staatssekretar im Bundeskanzleramt berufen und gehorte damit dem Kabinett Kiesinger an Sein Amt endete mit der Wahl Willy Brandts zum Bundeskanzler am 21 Oktober 1969 Ehrungen Bearbeiten1957 Aufnahme in den Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem 1969 Grosses Silbernes Ehrenzeichen am Bande fur Verdienste um die Republik Osterreich 16 1971 Schlesierschild der Landsmannschaft Schlesien 1971 Ehrenplakette des Bundes der Vertriebenen 1972 Grosses Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland 1972 PreussenschildKritik BearbeitenIn ihrem 1973 erschienenen Buch Ihr da oben wir da unten warfen Bernt Engelmann und Gunter Wallraff zu Guttenberg vor dass seine Lehrlinge zu lange Arbeitszeiten zu leisten hatten und kritisierten seinen Umgang mit den gewahlten Betriebsraten In diesem Zusammenhang wird der folgende Ausspruch Helmut Schmidts zitiert Es fallt schwer bei der Polemik des Herrn Baron von Guttenberg nicht zu beklagen dass die Deutschen niemals eine Revolution zustande gebracht haben die dieser Art von Grossgrundbesitzern die materielle Grundlage entzogen hatte 17 Schmidt hatte dies in der aussenpolitischen Debatte des Bundestages vom 5 November 1959 gesagt Anlass seiner Bemerkung war ein heftiger Streit zwischen zu Guttenberg und Schmidt in dieser Debatte uber den seinerzeitigen Deutschlandplan der SPD Zu Guttenberg hatte der SPD zuvor unterstellt unter Missbrauch wirtschaftlicher Macht beinahe das gleiche wie die SED zu verstehen 18 Veroffentlichungen BearbeitenGemeinsame Aussenpolitik Eine Antwort auf Herbert Wehner Bonn 1960 Wenn der Westen will Pladoyer fur eine mutige Politik Stuttgart 1964 Deutschland in der atlantischen Partnerschaft Dusseldorf 1965 Wege zur Wiedervereinigung Brauchen wir eine neue Deutschlandpolitik Hamburg 1965 Die Zukunft Europas Wirtschaftliche politische und weltanschauliche Aspekte Dusseldorf 1970 Im Interesse der Freiheit Stuttgart 1970 Fussnoten Mit einem Vorwort von Friedrich Torberg Seewald Verlag Stuttgart 1971 Lebenserinnerungen Guttenbergs Die neue Ostpolitik Wege und Irrwege Osnabruck 1972 Literatur BearbeitenWalter Henkels 99 Bonner Kopfe durchgesehene und erganzte Ausgabe Fischer Bucherei Frankfurt am Main 1965 S 109f Peter F Muller Michael Mueller Erich Schmidt Eenboom Gegen Freund und Feind Der BND Geheime Politik und schmutzige Geschafte Reinbek Rowohlt 1 Aufl 2002 ISBN 3 498 04481 8 Rudolf Morsey Karl Theodor Freiherr von und zu Guttenberg 1921 1972 In Jurgen Aretz Rudolf Morsey Anton Rauscher Hrsg Zeitgeschichte in Lebensbildern Aus dem deutschen Katholizismus des 19 und 20 Jahrhunderts Band 8 Aschendorff Verlag Munster 1997 ISBN 978 3 402 06112 1 S 123 138 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Karl Theodor Freiherr von und zu Guttenberg 1921 1972 Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Karl Theodor zu Guttenberg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Helmut Schmidt Er war ein Gegner nicht ein Feind Die Zeit 13 Oktober 1972 Nachruf Einzelnachweise Bearbeiten Johannes Bischoff Genealogie der Ministerialen von Blassenberg und Freiherrn von und zu Guttenberg 1148 1970 Wurzburg 1971 S 182 Google Books Ulrich Wirz Karl Theodor von und zu Guttenberg und das Zustandekommen der Grossen Koalition Menzner 1997 S 63 Google Books Der Hauptname Buhl geht zuruck auf die Adoption K Th Guttenbergs durch die Witwe des Franz Eberhard Buhl s dort und in Oberrheinische Studien Band 2 1973 S 334 Fn 143 Google Books Auch der Sohn Enoch zu Guttenberg und die Enkel Karl Theodor zu Guttenberg und Philipp Franz zu Guttenberg werden amtlich unter dem Nachnamen Buhl Freiherr von und zu Guttenberg gefuhrt vgl ap Die Welt vom 1 November 2008 und focus de vom 5 Oktober 2016 a b Karl Theodor Freiherr von und zu Guttenberg Fussnoten S 13 f Zitate und Darstellung nach Guttenberg Fussnoten Mit einem Vorwort von Friedrich Torberg Seewald Verlag Stuttgart 1971 S 15 18 Bernt Engelmann Gunter Wallraff Ihr da oben wir da unten rororo Reinbek bei Hamburg 1976 S 131 ff Weisswurstbekranzt In Der Spiegel 40 1959 vom 30 September 1959 Hans Jurgen Brandt Jerusalem hat Freunde Munchen und der Ritterorden vom Heiligen Grab EOS 2010 Seite 98 f Elisabeth zu Guttenberg Beim Namen gerufen Erinnerungen Ullstein Verlag Berlin 1993 ISBN 3 548 23260 4 S 262 267 Fussnoten S 12 books google Fussnoten S 12 books google Elisabeth zu Guttenberg Beim Namen gerufen Erinnerungen Ullstein Verlag Berlin 1993 ISBN 3 548 23260 4 S 286 Manfred Berger Guttenberg Karl Theodor Maria Georg Eberhard Joseph Reichsfreiherr von und zu Memento vom 29 Juni 2007 imInternet Archive In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 21 Bautz Nordhausen 2003 ISBN 3 88309 110 3 Sp 599 608 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Abgerufen am 14 Januar 2010 Historie des Weinguts Reichsrat von Buhl Memento vom 1 Dezember 2013 im Internet Archive Abgerufen am 22 September 2009 Der Spiegel 51 1962 Verrat im Schloss Auch wenn zwei Staaten in Deutschland existieren sind sie doch fureinander nicht Ausland ihre Beziehungen zueinander konnen nur von besonderer Art sein Plenarprotokoll vom 28 Oktober 1969 S 21 C Plenarprotokoll vom 29 Oktober 1969 S 91 D Aufstellung aller durch den Bundesprasidenten verliehenen Ehrenzeichen fur Verdienste um die Republik Osterreich ab 1952 PDF 6 9 MB Christian Rickens manager magazin Deutschlands Millionare Wir da oben Ihr da unten manager magazin Politik Abgerufen am 8 Dezember 2020 Deutscher Bundestag Plenarprotokoll der 87 Sitzung der 3 Wahlperiode vom 5 November 1959 Zitat Helmut Schmidt S 4759 C vorausgegangener Vorwurf zu Guttenbergs gegenuber der SPD S 4752 A Tonaufnahmen dieser Sitzung Rede Helmut Schmidt ab ca 4 45 vorausgegangene Rede zu Guttenberg mit Vorwurf gegenuber der SPD ab ca 11 05 genannte Links aufgerufen am 23 Dezember 2020Normdaten Person GND 118699547 lobid OGND AKS LCCN n00031719 VIAF 62343062 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Guttenberg Karl Theodor zuALTERNATIVNAMEN Guttenberg Karl Theodor Maria Georg Achatz Eberhart Joseph Buhl Freiherr von und zuKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker CSU GEBURTSDATUM 23 Mai 1921GEBURTSORT Schloss Weisendorf bei Hochstadt an der AischSTERBEDATUM 4 Oktober 1972STERBEORT Stadtsteinach Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Theodor zu Guttenberg Politiker 1921 amp oldid 239074888