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Der Hildesheimer Silberfund ist ein Fund romischen Tafelsilbers aus augusteischer Zeit 2 Halfte 1 Jahrhundert v Chr bis fruhes 1 Jahrhundert n Chr Er befindet sich heute in der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin Hildesheimer Silberfund Inhaltsverzeichnis 1 Fundhergang 2 Die gefundenen Gegenstande 3 Die Deutung des Fundes 4 Die Thesen Hildesheimer Lokalforscher 5 Vergleichsstucke 6 Literatur 7 Anmerkungen 8 WeblinksFundhergang Bearbeiten nbsp Fundstelle des Silberschatzes in Hildesheim am Ende der Silberfundstrasse nbsp Das Silberfunddenkmal mit SchrifttafelDer umfangreiche Silberfund wurde am 17 Oktober 1868 auf dem Westhang des Galgenbergs im Sudosten von Hildesheim bei der Anlage eines militarischen Schiessplatzes entdeckt Bei den Ausschachtungsarbeiten dieses Schiessplatzes fur das Hannoversche Infanterieregiment Voigts Rhetz stiess der Kanonier August Armbrecht auf verzierte Metallteile Die Bergung erfolgte durch an den Bauarbeiten beteiligte Soldaten Der grosste Teil des Schatzfundes wurde per Karre zum Reinigen in die Kaserne transportiert Ein Grossteil der Fundstuck wurde in der Hildesheimer Silberschmiede Th Blume aufbereitet Am Fundort nahmen Hildesheimer Burger Fundteile in Gewahrsam die spater teilweise wieder abgegeben wurden teilweise jedoch auch in Hildesheimer Haushalten verblieben Es ist daher davon auszugehen dass der Fund nicht vollstandig erhalten ist Bei anderen Gegenstanden wie beispielsweise einem antiken Loffel ist es dagegen umstritten ob sie dem Schatzfund zuzuordnen sind Der Senator Hermann Roemer einer der Grunder des Roemer und Pelizaeus Museums in Hildesheim besichtigte den Fundort als er davon Kenntnis erhielt Tags darauf berichtete die Hildesheimer Allgemeine Zeitung uber einen wertvollen Fund der vermutlich aus dem Bestand eines furstlichen Haushalts stamme und zeitlich der Renaissance zuzuordnen sei Der Erdaushub am Schiessstand wurde noch einmal abgesucht und mehrere Bruchstucke des Tafelsilbers eingesammelt Oberst August von Cohausen der im Rheingebiet romische Feldlager erforscht hatte befragte wenige Tage nach dem Fund die an der Auffindung beteiligten Soldaten bezuglich der Fundaufstellung Er wurde ausserdem damit beauftragt nahere Untersuchungen am Fundort vorzunehmen die er 1869 durchfuhrte August von Cohausen fand wahrend dieser Grabungen zahlreiche Pferdegerippe und zum Beispiel auch Fragmente romischer Fibeln Da auf Land des preussischen Staates gefunden wurde der Silberfund nach wenigen Wochen nach Berlin gebracht und im Antiquarium ausgestellt 1 1895 bis 1901 wurde er umfassend restauriert Erich Pernice und Franz Winter legten 1901 die umfassende monographische Publikation des Fundes vor Die gefundenen Gegenstande Bearbeiten nbsp Athenaschale aus dem Hildesheimer Silberfund 1 Jahrhundert v Chr nbsp Nachbildung der Lorbeerschale aus dem Hildesheimer Silberfund durch die Silberschmiede Th Blume nbsp Verschiedene FundstuckeBei dem Fundort handelte es sich offenbar um eine Grube in der die Fundgegenstande in relativ geordneter Form als Dreieck aufgestellt waren Drei grosse Gefasse ein Eimer ein Krater und ein Kantharos enthielten vermutlich eine Reihe kleinerer Gefasse daneben befanden sich zwei silberne Humpen ein Klapptisch ein Kandelaber und eine grosse rechteckige Schale Das bedeutende Stucke des Hildesheimer Silberschatzes ist die sogenannte Athenaschale dazu kommen die drei Schalen mit Busten von Herakles Kybele und Men Insgesamt besteht der Fund aus 73 Stucken Bei allen Fundstucken handelt es sich um Ess und Trinkgeratschaften so dass man insgesamt von einem Tafelgeschirr sprechen kann Aus eingepunzten antiken Nummerierungen und Gewichtsangaben kann man schliessen dass es sich um die Halfte eines Tafelgeschirrs handelt Da fur eine Reihe von Bestandteilen des Geschirrs genau die Halfte des angegebenen Gesamtbestands gefunden wurde gehen einige Wissenschaftler davon aus dass hier eine bewusste Teilung eines einst doppelt so grossen Silberensembles vorgenommen wurde Einige der gefundenen Gegenstande zeigen starke Nutzungsspuren Eingravierte Besitzernamen weisen darauf hin dass die Geschirrbestandteile unterschiedlichen Vorbesitzern gehorten und das Tafelgeschirr offenbar aus verschiedenen Quellen zusammengestellt wurde Es handelt sich uberwiegend um augusteische Silberarbeiten der Rest ist etwas alter Die Deutung des Fundes Bearbeiten nbsp MaskenbecherDer Fund ist vor allem von Hildesheimern Lokalforschern als Beleg dafur benutzt worden die Varusschlacht in der Nahe von Hildesheim zu lokalisieren Da dafur jedoch lediglich der Fund des Silberschatzes als Beleg angefuhrt werden kann und weitere archaologische Funde fehlen kann dies als unwahrscheinlich gelten Aufgrund der seit 1987 gemachten archaologischen Funde gilt die Fundregion Kalkriese in der Nahe von Osnabruck als wahrscheinlichster Ort der Schlacht Auch fur Lokalforscher ist es einsichtig dass es sich bei dem Fund nicht um das Tafelsilber des Varus handelt Dafur ist das Geschirr bei weitem zu wenig umfangreich und Varus hatte mit Sicherheit kein Tafelsilber verwendet in dem Orden niedriger Dienstrange verarbeitet sind Es ist ausserdem nicht glaubhaft dass der wohlhabende und mit dem Kaiserhaus verwandte Varus ein aus anderen Tafelgeschirren zusammengestelltes Silberensemble verwendete Aufgrund der Datierung der Fundgegenstande ist es dagegen denkbar dass es sich um ein Geschirr aus dem Besitz eines Offiziers der augusteischen Armee handelt Als moglicher Herkunftsort wurde beispielsweise die Plunderung des Heerzuges des Varus in der Varusschlacht oder des Legionslagers Vetera nahe dem heutigen Xanten wahrend des Bataveraufstands genannt Die geordnete Einbringung des Silberfundes spricht eher fur eine Opferung oder ein sorgfaltiges Verstecken Ob dies durch einen romischen Offizier oder einen Germanen geschah wird sich ohne weitere Grabungen vielleicht nie mehr klaren lassen Die offensichtlich penible Aufteilung des Geschirrs in genau zwei Halften gibt allerdings Anlass zu der Vermutung dass hier zwischen den eifersuchtigen germanischen Heerfuhrern und Siegern der Varusschlacht Arminius und Inguiomer die Beute sauberlich geteilt und von einem der beiden dort als Opferung niedergelegt wurde 2 Die Thesen Hildesheimer Lokalforscher BearbeitenDie Frage ob sich weitere Ausgrabungen an der Fundstatte des Hildesheimer Silberfundes lohnen ist immer noch Gegenstand lokaler Auseinandersetzungen Einige Hildesheimer Lokalforscher vermuten immer noch etwa 70 vermisste Gegenstucke im Erdreich und weisen darauf hin dass Oberst von Cohausen Nachgrabungen lediglich direkt an der Fundstelle und nur in einem Bereich von 15 15 m vornahm Dies geschah bereits 1869 Aus Sicht von Lokalforschern erfolgten aber im unmittelbaren Bereich des Fundortes bis heute keine weiteren Sondierungen so ist zum Beispiel auch ein genau nordlich des Fundortes gelegenes Hugelgrab das bereits in der Antike den Vergrabungsort markierte aus ihrer Sicht bis heute unbeachtet geblieben Sie pladieren fur eine weitere Suche nach der zweiten Halfte des Hildesheimer Silberfundes mittels einer Notgrabung da die vor weit uber 100 Jahren aufgefundenen Stucke in dem aggressiven Erdreich bereits sehr gelitten hatten Andere Experten verweisen darauf dass im Anschluss an den damaligen Fund dort umfangreiche Ausschachtungen sowie spater Bebauungen vorgenommen wurden so dass weitere archaologische Untersuchungen in diesem Gebiet deshalb nicht mehr sinnvoll seien Diejenigen die fur weitere archaologische Untersuchungen pladieren argumentieren jedoch dass das Gelande nicht ausgeschachtet sondern einplaniert wurde und der unmittelbare Bereich des Fundortes bis heute unbebaut sei Sie befurchten ausserdem Raubgraber und verweisen auf einen 1875 dort vergrabenen Grundstein mit Dokumenten aus der damaligen Zeit den man im Rahmen einer solchen Grabung wiederfinden konnte Vergleichsstucke BearbeitenVergleichbare Silberfunde augusteischer Zeit sind der Schatz von Boscoreale 109 Stucke heute im Pariser Louvre sowie der Silberfunde aus der Casa del Menandro 118 Stucke in Pompeji beide jedoch deutlich leichter Literatur BearbeitenErich Pernice Franz Winter Der Hildesheimer Silberfund Berlin 1901 Ulrich Gehrig Hildesheimer Silberfund Bilderhefte der Staatlichen Museen Berlin Stiftung Preussischer Kulturbesitz Heft 4 Staatliche Museen Berlin Berlin 1967 Volker Zedelius Der Hildesheimer Silberfund In Fuhrer zu vor und fruhgeschichtlichen Denkmalern Band 48 Hannover Nienburg Hildesheim Alfeld Teil I Einfuhrende Aufsatze Verlag Philipp von Zabern Mainz 1981 S 135 147 mit weiteren Literaturangaben Walter Schuhr Erich Kanngieser Der vermessungstechnisch bestimmte Fundort des Hildesheimer Silberschatzes In Die Kunde Zeitschrift fur Ur und Fruhgeschichte Neue Folge 34 35 1983 1984 S 227 ff Ernst Andreas Friedrich Der Galgenberg von Hildesheim in Wenn Steine reden konnten Band I Landbuch Verlag Hannover 1989 ISBN 3 7842 0397 3 S Hans Jurgen Hassler Hrsg Ur und Fruhgeschichte in Niedersachsen Theiss Stuttgart 1991 ISBN 3 8062 0495 0 S 450 451 Reinhard Stupperich Romische Toreutik und augusteische Feldzuge in Germanien Der Fall Hildesheim In Rainer Wiegels Winfried Woesler Hrsg Arminius und die Varusschlacht Geschichte Mythos Literatur Paderborn 1995 ISBN 3 506 79751 4 S 97 122 Digitalisat Manfred Boetzkes Helga Stein Hrsg Der Hildesheimer Silberfund Original und Nachbildung vom Romerschatz zum Burgerstolz Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Knochenhauer Amtshaus Hildesheim vom 20 7 bis 30 November 1997 Gerstenberg Hildesheim 1997 ISBN 978 3 8067 8552 4 darin Helga Stein Die Hildesheimer Geschichte des Silberfundes S 10 29 Thomas Lessig Die archaologischen Fundstellen im Landkreis Hildesheim Ein Katalog der archaologischen Bodendenkmale und Funde bis 2000 Bezirksregierung Hannover Hannover 2001 S 65 Nr 531 Barbara Niemeyer Trassologie an romischem Silber Herstellungstechnische Untersuchungen am Hildesheimer Silberfund Archaeopress Oxford 2007 ISBN 978 1 4073 0033 7 Dissertation Barbara Niemeyer Romische Silberschatze 150 Jahre Hildesheimer Silberfund Archaologie in Deutschland Sonderheft 13 Thess Stuttgart 2018 ISBN 978 3 8062 3696 5 Barbara Niemeyer Agnes Schwarzmaier Silber aus zwei Jahrtausenden in der Berliner Antikensammlung Schnell Steiner Regensburg 2021 ISBN 978 3 7954 3653 7 S 97 145 218 219 Nr 34 Anmerkungen Bearbeiten Inventarnr Misc 3779 1 73 Otto Hofler Siegfried Arminius und der Nibelungenhort Sitzungsberichte Osterreichische Akademie der Wissenschaften Philosophisch Historische Klasse 332 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1978 ISBN 3 7001 0234 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hildesheimer Silberfund Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Markus C Blaich Der Hildesheimer Silberfund von 1868 Uberlegungen zu seinem Umfeld im Denkmalatlas Niedersachsen52 142222222222 9 9722222222222 Koordinaten 52 8 32 N 9 58 20 O Normdaten Werk GND 4136365 6 lobid OGND AKS VIAF 190607638 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hildesheimer Silberfund amp oldid 218505234