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Otto Eduard Gotfried Ernst Hofler 10 Mai 1901 in Wien 25 August 1987 ebenda war ein osterreichischer germanistischer und skandinavistischer Mediavist Otto Hofler 1965 Inhaltsverzeichnis 1 Jugend und Ausbildung 2 Wirken in der Zeit des Nationalsozialismus 3 Nach 1945 4 Forschung und Lehre 5 Veroffentlichungen Auswahl 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseJugend und Ausbildung BearbeitenOtto Hofler stammte aus einer grossburgerlichen Familie mit rechtskonservativ katholischem Hintergrund Sein Vater Alois war Professor fur Philosophie und Padagogik an der Universitat Wien die Mutter Auguste Dornhofer stammte aus Bayreuth Sein alterer Bruder Karl Hofler 1893 1973 war Botaniker und Pflanzenphysiologe und Ordinarius in Wien sein jungerer Bruder Wolfgang 1905 1984 Chemiker Das Studium der Germanistik und Skandinavistik nahm Hofler 1921 in Wien auf Dort war er Schuler von Rudolf Much 1921 wurde er Mitglied des volkisch gesinnten antisemitischen Wiener akademischen Verein der Germanisten und 1922 Mitglied der Ordnertruppe O T einem Vorlaufer der SA 1 Hoflers Studium war breit und international angelegt Es gab Studienaufenthalte an der Universitat Lund in Basel bei Andreas Heusler und in Kiel Nach seiner Promotion mit einer Arbeit zu Altnordischen Lehnwortstudien im Jahre 1926 arbeitete er ab 1928 bis zum Wintersemester 1933 1934 als Lektor fur deutsche Sprache an der Universitat Uppsala Dabei gab er seine Verbindung zu Rudolf Much und Wien nicht auf wo er sich 1931 mit einer Arbeit uber Kultische Geheimbunde der Germanen habilitierte 2 Wirken in der Zeit des Nationalsozialismus BearbeitenDiese Habilitationarbeit wurde 1934 veroffentlicht und enthielt ein offenes Bekenntnis zum Nationalsozialismus An der Universitat Kiel betrieben Studenten und Professoren wie der im Urteil seines Vorgangers gegenuber den Nationalsozialisten wachsweiche Rektor Otto Scheel mithilfe des unter Fuhrung von Bernhard Rust stehenden Preussischen Kultusministeriums nationalsozialistische Personalpolitik Zwei Professoren und eine Professorin fur Germanistik wurden unter Berufung auf das Berufsbeamtengesetz von ihren Lehrstuhlen vertrieben und durch linientreue Nationalsozialisten ersetzt 3 1935 wurde Hofler als Professor fur germanische Altertumskunde und Philologie an die Universitat Kiel berufen Ferner kamen Gerhard Fricke und spater Clemens Lugowski Damit hielten in Kiel die Germanisten Einzug die zu den Propagandisten und Profiteuren des Nationalsozialismus gezahlt werden mussen 4 Die Germanisten dieser Zeit zeigten mehrheitlich eine starke Affinitat zum Nationalsozialismus Sie vertraten eine neue Deutschkunde die in sprachlichen und volkskundlichen Uberresten nach Spuren suchten die vom deutschen Geist beziehungsweise vom deutschen Wesen den neuen Leitkonzepten der damaligen Zeit zeugten 5 Mit seiner Theorie von der staatsbildenden Kraft germanischer Mannerbunde die er auch als Geheimbunde bezeichnete wurde Hofler nach dem Aufstieg der SS innerhalb des NS Staats fur deren Einrichtungen interessant So wurde er ebenso wie Jan de Vries Mitglied in der Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe deren Schirmherr der Reichsfuhrer SS Heinrich Himmler war In der Folge unterstutzte er Himmlers Bemuhungen eine Kontinuitat zwischen der Germanenzeit und dem nationalsozialistischen Deutschland herzustellen Ab 1936 gehorte er auch dem Sachverstandigenbeirat beim Reichsinstitut fur Geschichte des Neuen Deutschland an 6 Nach der Lockerung der Aufnahmesperre beantragte Hofler am 1 Dezember 1937 die Aufnahme in die NSDAP und wurde ruckwirkend zum 1 Mai aufgenommen Mitgliedsnummer 5 443 927 7 6 Mitglied der SS wurde er trotz seines Engagements fur das SS Ahnenerbe nie Er nutzte jedoch seine Position um Konkurrenten vom akademischen Bereich fernzuhalten so etwa den Germanisten Bernhard Kummer der aktiver Nationalsozialist war aber nach Hoflers Auffassung ein unwissenschaftliches Germanenbild verfocht und dem Amt Rosenberg nahestand Auf direkte Intervention Himmlers erhielt Hofler 1938 einen Lehrstuhl fur Germanistik deutsche Volkskunde und Nordistik an der Ludwig Maximilians Universitat Munchen an der er bis 1945 Professor war Wahrend des Zweiten Weltkriegs arbeitete Hofler am Projekt Kriegseinsatz der Geisteswissenschaften mit 6 Im Sommer 1943 ubernahm Hofler von Otto Scheel das Prasidentenamt des Deutschen Wissenschaftlichen Instituts in Kopenhagen 1 Eine lebenslange Freundschaft verband ihn mit dem Indogermanisten Julius Pokorny ebenfalls ein Schuler Muchs der judischer Herkunft war Nach 1945 BearbeitenAufgrund seines starken Engagements fur den Nationalsozialismus wurde Hofler nach 1945 zunachst mit einem Berufsverbot belegt Er wurde jedoch in mehrfachen Entnazifizierungsprozessen als unbelastet eingestuft Als seine Wiederberufung an die Universitat Munchen zur Sprache kam sollte die von ihm nationalsozialistisch interpretierte Volkskunde ausdrucklich nicht Bestandteil seines Lehrauftrags sein Daher folgte er 1957 einem Ruf an die Universitat Wien wo er bis 1967 dem germanistischen Institut als geschaftsfuhrender Direktor vorstand und bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1971 den Lehrstuhl fur deutsche Sprache und altere deutsche Literatur innehatte 1956 wurde Otto Hofler zum korrespondierenden Mitglied der Osterreichische Akademie der Wissenschaften berufen 1964 zum wirklichen Mitglied 1979 erhielt er die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold Forschung und Lehre BearbeitenHofler befasste sich mit der germanischen Religionsgeschichte und dem sogenannten Sakralkonigtum Konigsheil ausserdem verfasste er Schriften zur historischen Lautlehre Entfaltungstheorie und zur Runenschrift Alle Arbeiten stehen im Kontext der Theorie von der Germanischen Kontinuitat die in jungeren deutschen Volksbrauchen unverfalschtes Germanentum nachweisen lassen will Bei seiner Interpretation von Sagen die er als wichtigsten Beleg fur die Kontinuitat heranzog geriet Hofler in einen fachwissenschaftlichen Disput mit seinem Fachkollegen Friedrich Ranke Von seinen Ansichten die auch von nationalsozialistischen Autoren thematisiert wurden u a seiner Theorie der germanischen Mannerbunde distanzierte sich Hofler spater teilweise aufgrund des offentlichen Drucks beharrte aber in einer 1973 erschienenen Schrift uber Verwandlungskulte auf seinen Grundthesen z B uber die Ursprunge der Sagen um die Wilde Jagd die er als einen Kernmythos bezeichnete Akademische Schuler und Forscher die durch Hofler gepragt wurden sind oder waren u a Heinrich Beck Skandinavistik Bonn Helmut Birkhan Altgermanistik Germanische Linguistik Wien Klaus Duwel Altgermanistik und Skandinavistik Gottingen Alfred Ebenbauer Altgermanistik Wien Thomas Finkenstaedt Anglistik Saarbrucken Otto Gschwantler Skandinavistik Wien Leopold Hellmuth Altgermanistik Wien Heinz Klingenberg Skandinavistik Freiburg Brsg Fritz Peter Knapp Altgermanistik Passau Karl Sigismund Kramer Volkskunde Kiel Peter Kramer Altgermanistik Wien Wolfgang Lange Skandinavistik Gottingen Edith Marold Skandinavistik Kiel Gunter Muller Germanische Namenkunde Munster Westf Mohammed Rassem Kultursoziologie Salzburg Hermann Reichert Altgermanistik Germanische Namenkunde Wien Kurt Schier Skandinavistik Munchen Richard Schrodt Germanische Linguistik Wien Gerlinde Weiss Altgermanistik Salzburg Peter Wiesinger Altgermanistik Germanische Linguistik Wien Manfred Zips Altgermanistik Wien Veroffentlichungen Auswahl BearbeitenKultische Geheimbunde der Germanen Diesterweg Frankfurt 1934 nur Band 1 erschienen Habilitationsschrift an der Universitat Wien aus dem Jahr 1931 mit dem Titel Totenheer Kultbund Fastnachtsspiel Das germanische Kontinuitatsproblem Nach einem Vortrag Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg 1937 In der Reihe Schriften des Reichsinstituts fur Geschichte des neuen Deutschlands Die politische Leistung der Volkerwanderungszeit Rede Wachholtz Neumunster 1939 Reihe Schriften der wissenschaftlichen Akademie des NSD Dozentenbundes der Christian Albrechts Universitat Kiel 7 Friedrich Gundolf und das Judentum in der Literaturwissenschaft In Forschungen zur Judenfrage Bd 4 Hamburg Hanseatische Verlagsanstalt 1940 S 115 133 Germanisches Sakralkonigtum 1952 nur Band 1 erschienen Balders Bestattung und die nordischen Felszeichnungen Wien 1952 Zur Diskussion uber den Rokstein In Anzeiger der phil hist Klasse der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften 1954 Nr 4 S 62 99 Das Opfer im Semnonenhain und die Edda erschienen in Edda skalden Saga Festschrift fur Felix Genzmer Heidelberg 1952 S 1 67 Goethes Homunculus 1963 Verwandlungskulte Volkssagen und Mythen 1973 Theoderich der Grosse und sein Bild in der Sage 1975 Siegfried Arminius und der Nibelungenhort Sitzungsberichte Osterreichische Akademie der Wissenschaften Philosophisch Historische Klasse 332 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1978 ISBN 3 7001 0234 8 Kleine Schriften Ausgewahlte Arbeiten zur germanischen Altertumskunde und Religionsgeschichte zur Literatur des Mittelalters zur germanischen Sprachwissenschaft sowie zur Kulturphilosophie und morphologie hrsg v Helmut Birkhan Hamburg 1992Literatur BearbeitenBirgit Aschmann Deutsche Art in Sprache und Dichtung Die Germanistik an der Christian Albrechts Universitat in Kiel im Nationalsozialismus In Christoph Cornelissen Carsten Mish Hrsg Wissenschaft an der Grenze Die Universitat Kiel im Nationalsozialismus Klartext Essen 2009 ISBN 978 3 8375 0240 4 S 204 Mitteilungen der Gesellschaft fur Kieler Stadtgeschichte Bd 86 Heinrich Beck Otto Hofler In Heinrich Beck Dieter Geuenich Heiko Steuer Hrsg Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd 15 de Gruyter Berlin New York 2000 ISBN 3 11 016649 6 S 30 34 Wolfgang Behringer Das Ahnenerbe der Buchgesellschaft Zum Neudruck einer Germanen Edition des NS Ideologen Otto Hofler PDF 2 9 MB In SOWI 27 1998 S 283 289 Helmut Birkhan Otto Hofler Nachruf In Almanach der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Jg 138 1988 S 385 406 Helmut Birkhan Hrsg Otto Hofler Kleinere Schriften Hamburg 1992 IX XVI Google Buchsuche Courtney Marie Burrell Otto Hofler s Characterisation of the Germanic Peoples From Sacred Men s Bands to Social Daemonism Erganzungsbande zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 140 Walter de Gruyter Berlin Boston 2023 ISBN 978 3 11 103238 2 Esther Gajek Germanenkunde und Nationalsozialismus Zur Verflechtung von Wissenschaft und Politik am Beispiel Otto Hoflers In Walter Schmitz Clemens Vollnhals Hrsg Volkische Bewegung konservative Revolution Nationalsozialismus Aspekte einer politisierten Kultur Kultur und antidemokratische Politik in Deutschland 1 Thelem Dresden 2005 ISBN 3 935712 18 9 S 325 355 Frank Rutger Hausmann Auch im Krieg schweigen die Musen nicht Die Deutschen Wissenschaftlichen Institute im Zweiten Weltkrieg Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 ISBN 3 525 35357 X S 183 210 Carmen Schranka Mundartenkunden und Germanische Religionsgeschichte Zur Tatigkeit von Otto Mausser und Otto Hofler In Volkskunde an der Munchner Universitat 1933 bis 1945 Munchner Beitrage zur Volkskunde Band 6 Munchen 1986 Julia Zernack Kontinuitat als Problem der Wissenschaftsgeschichte Otto Hofler und das Munchner Institut fur Nordische Philologie und Germanische Altertumskunde In Kontinuitat in der Kritik Zum 50jahrigen Bestehen des Munchener Nordistikinstituts Historische und aktuelle Perspektiven der Skandinavistik hrsg von Klaus Boldl und Miriam Kauko Rombach Freiburg im Breisgau 2005 Rombach Wissenschaften Reihe Nordica Band 8 ISBN 3 7930 9379 4 Harm Peer Zimmermann Mannerbund und Totenkult Methodologische und ideologische Grundlinien der Volks und Altertumskunde Otto Hoflers 1933 1945 In Kieler Blatter fur Volkskunde 26 1994 S 5 27 Digitalisat Harm Peer Zimmermann Vom Schlaf der Vernunft Deutsche Volkskunde an der Kieler Universitat 1933 1945 In Hans Werner Prahl Hrsg Uni Formierung des Geistes Universitat Kiel im Nationalsozialismus Bd 1 Kiel 1995 ISBN 3 89029 967 9 S 171 274 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Otto Hofler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Veroffentlichungen Otto Hoflers im OPAC der Regesta imperii Beispiel fur Hofler Kulturpolitik PDF Datei 23 kB Quellen zur Biografie Hoflers und zu seinen kulturpolitischen Aktivitaten im 3 Reich PDF Datei 375 kB Einzelnachweise Bearbeiten a b Frank Rutger Hausmann Auch im Krieg schweigen die Musen nicht S 184 Harm Peer Zimmermann Vom Schlaf der Vernunft Deutsche Volkskunde an der Kieler Universitat 1933 1945 In Hans Werner Prahl Hrsg Uni Formierung des Geistes Universitat Kiel im Nationalsozialismus Bd 1 Kiel 1995 ISBN 3 89029 967 9 S 202 Birgit Aschmann Deutsche Art in Sprache und Dichtung Die Germanistik an der Christian Albrechts Universitat in Kiel im Nationalsozialismus In Christoph Cornelissen Carsten Mish Hrsg Wissenschaft an der Grenze Die Universitat Kiel im Nationalsozialismus Klartext Essen 2009 S 204 Birgit Aschmann Deutsche Art in Sprache und Dichtung Die Germanistik In Christoph Cornelissen Carsten Mish Hrsg Wissenschaft an der Grenze Die Universitat Kiel im Nationalsozialismus Essen 2009 S 204 Birgit Aschmann Deutsche Art in Sprache und Dichtung Die Germanistik In Christoph Cornelissen Carsten Mish Hrsg Wissenschaft an der Grenze Die Universitat Kiel im Nationalsozialismus Essen 2009 S 206 a b c Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 2 aktualisierte Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2005 S 261 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 16010289Normdaten Person GND 118551914 lobid OGND AKS LCCN n80098032 VIAF 12409649 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hofler OttoALTERNATIVNAMEN Hofler Otto Eduard Gotfried ErnstKURZBESCHREIBUNG osterreichischer GermanistGEBURTSDATUM 10 Mai 1901GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 25 August 1987STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otto Hofler amp oldid 236674726