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Die Heuneburg ist eine ehemalige Ringwallanlage in der heutigen Gemeinde Fischbachtal im sudhessischen Landkreis Darmstadt Dieburg im nordwestlichen Teil des Odenwaldes deren Entstehung und Nutzung der Volkerwanderungszeit zugeschrieben wird nachdem ihr Ursprung bis Ende des 20 Jahrhunderts in der Latenezeit 3 angenommen wurde Sie ist nicht zu verwechseln mit der Heuneburg als vor und fruhgeschichtliche Hohensiedlung in Herbertingen in Baden Wurttemberg HeuneburgReliefdaten und Umzeichnung der RingwallanlageReliefdaten und Umzeichnung der RingwallanlageAlternativname n Heunenburg Haineburg 1 Quirnburg Quernburg 1 Quernbergk 1 Ringwall auf der Kernbach 2 Staat DeutschlandOrt FischbachtalEntstehungszeit ca 300 350 n Ch Burgentyp Ringwallanlage HohenburgErhaltungszustand Burgstall WallresteGeographische Lage 49 46 N 8 48 O 49 76391 8 79213 376 Koordinaten 49 45 50 1 N 8 47 31 7 OHohenlage 376 m u NHNHeuneburg Hessen Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Geschichte und Erforschung der Anlage 3 Beschreibung 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeographie BearbeitenDie Heuneburg befindet sich auf dem Gipfelplateau der Altscheuer in 376 2 m Hohe uber Normalhohennull im Vorderen Odenwald Der Ringwall ist Teil der Gemarkung Lichtenberg wird von Nordwesten her aber auf drei Seiten von der Gemarkung Rodau umschlossen Nordlich liegt die Quelle des nach Norden zum Rodauer Bach abfliessenden Bierbachs am Sudwest Nordost verlaufenden Bergrucken der Altscheuer Westlich grenzt das Tal des Hottenbaches mit dem alten Hottenbacher Hof an nordostlich uber eine Scharte liegt der Ort Lichtenberg nach Osten das sudwestlich bis nordostlich angrenzende Fischbachtal mit dem Ort Niedernhausen Nur wenige Gehminuten sudostlich der Wallanlage befinden sich die Quellen Alter Lichtenberger Brunnen und Steinbruchbrunnen von namenlosen zum Fischbachtal abfliessenden Bachen die vermutlich einst die Wasserversorgung der Hohenbefestigung darstellten denn innerhalb der Wallanlage findet sich keine Wasserquelle oder Zisterne Die Geologie weicht auf der Altscheuer leicht von der am Lichtenberger Schloss ab das auf Granit steht Auf der Altscheuer die zur Flasergranitoidzone im Kristallinen Odenwald gehort finden sich noch weitere Varietaten wie Diorite und Granodiorite Anlage und Bergrucken sind Teil des Natura2000 Gebiets Buchenwalder des Vorderen Odenwaldes An seinem Nordwesthang befindet sich das geologische Naturdenkmal des Granitfelsen Felsenmeer Steingeroll Gruppen von solchen Steinblocken befinden sich auch innerhalb der Wallanlage Diese Granitblocke wurden dann auch fur den Bau der Ringmauer benutzt nbsp Der bewaldete Bergrucken der Altscheuer aus nordostlicher Richtung nbsp Das 1859 gefasste Mundloch des Alten Lichtenberger Brunnens vorher Kernbachbrunnen oder Alter Hainbronnen nbsp Felsformationen auf dem Burgplateau am Rand des westlichen RingwallsGeschichte und Erforschung der Anlage Bearbeiten nbsp Teil des sudlichen Abschnittswalles mit Schnitt einer Grabung um 1900Die Anlage wurde erstmals im Jahre 1589 als Quirnburg im Urbar des Amtes Lichtenberg erwahnt Erste Untersuchungen am Wall fanden zwischen 1842 und 1843 durch Johann Friedrich Knapp aus Darmstadt statt sind aber kaum dokumentiert Bruchstucke einer Handmuhle aus Sandstein und grobe Reste von tellerartigen Tongefassen werden bei Kofler als Funde dieser Ausgrabungen beschrieben 1 Eine Untersuchung durch Friedrich Kofler vor 1888 scheint Wallschnitte beinhaltet zu haben Er beschrieb die typische Form einer Erdaufschuttung an der Innenseite des Hauptwalles wie sie fur viele eisenzeitliche Wallbefestigungen typisch war In seiner Beschreibung liess er eine Beurteilung als Pfostenschlitzmauer oder als gesetzte Steinmauer mit verkeilten Steinen zur Stabilisierung offen Kofler nannte auch den zweiten im Osten und Suden vorgesetzten Abschnittswall dabei fasste er den Annexwall im Suden nur als rechtwinkligen Abschluss des vordersten Abschnittswalles auf Da keine Quellfassung im Innern der Wallanlage gefunden wurde sah er zwei grossere Vertiefungen in den Wallen im Kernplateau als mogliche Regensammler an 1 Kofler gab an noch zwei Tore in der Wallanlage gefunden zu haben von denen jedes mit einem Vorhof mit Wall und Graben geschutzt gewesen sei 1 Nach dem Prahistoriker und Archaologen Eduard Anthes 1917 war der Hauptwall eine rund 3 m starke Trockenmauer die ohne Fundament auf den Fels gesetzt wurde Aus der eingesturzten Lage der teils noch mit 50 cm Lange beschriebenen Hauptsteine der Mauer schloss er auf eine Pfostenschlitzmauer ohne die Hohlraume wegen der Kurze der Untersuchung nachgewiesen zu haben Aufgrund des gelegten Schnittes schlussfolgerte er dass die Mauer komplett aus Steinen gesetzt war und keine spezielle Verblendung der Vorderseite aufwies Er stellte bei seinen Untersuchungen regelmassige Erhohungen der Wallkrone fest unter denen er grossere Oberbauten vermutete Anthes verwies auf Funde von um 1902 nordlich vor dem Wall von Resten von Lavamuhlsteinen wie sie 60 Jahre vorher auch im Innern der Anlage gefunden worden waren 4 Hans H Weber beschreibt dies als urgeschichtliche Muhlsteine aus Eifellava 5 Reste einer Pflugsech und Munzen seien ins ortliche Heimatmuseum gekommen ihr Verbleib aber schon nicht mehr ermittelbar 4 Anthes verwies auf die 70 Jahre vorher gefundene Goldmunze von Domitian die er in Zusammenhang mit gefundenen Keramikresten aus grober ortlicher Produktion und anderer Reste romischen Ursprungs setzte Die romischen Funde vom Typ Niederbieber IV 113 tellerartiger Kumpen und III 89 grosser rauhwandiger Topf sowie Fundresten einer Reibschussel wies er der spaten romischen Kaiserzeit zu 6 Anthes bezeichnete die Ringwallanlage als vorgeschichtlich mit spaterer romischer Besiedlung und setzte sie mit den Anlagen auf dem Dunsberg und dem Heiligenberg gleich 4 Eine weitere Untersuchung wurde vom Prahistoriker Friedrich Behn um 1923 7 durchgefuhrt der zu gleichen Schlussfolgerungen kam Er muss neben weiteren Ausgrabungen den Torbereich im Osten naher untersucht haben und beschreibt analog Friedrich Kofler zwei Tore denen je ein nierenformiges Werkchen Torhaus vorgebaut das nach aussen noch durch einen Graben verstarkt ist 8 Diesen Deutungen der Wallanlage wurde bis Ende des 20 Jahrhunderts nicht widersprochen Erst spatere Neubewertungen der letzten Jahrzehnte 9 10 mit alamannischen Fundstucken haben zu einer Deutung der Anlage als die einer alamannischen Befestigung und Hohensiedlung gefuhrt 11 Die Funde werden als handgemachte Keramik Radchensigillata und ein Kerbschnittgurtel erwahnt 11 Die Anlage wird als ovaler 3 5 ha grosser Ringwall mit Vorburg des 4 5 Jahrhunderts und als karolingische Burg beschrieben 11 Alle Schlussfolgerungen zu einer alamannischen Hohensiedlung beruhen aber an der Heuneburg nur auf Einzelfunden BewertungAnhand der wenigen datierbaren Bodenfunde wird die Entstehung des Ringwalls heute fur die erste Halfte des 4 Jahrhunderts und eine Nutzung bis in die erste Halfte des 5 Jahrhunderts vermutet als Alamannen in dieser Gegend siedelten Von der einstigen Annahme es handele sich um eine Anlage keltischen Ursprungs ist die Archaologie inzwischen abgewichen Ausgrabungen in der Mitte des 19 Jahrhunderts erbrachten auch eine romische Goldmunze aus der Zeit von Domitian oder Vespasian Keine Beachtung findet bisher dass die Ahnlichkeit der Ringwallstruktur Ringwall mit umgreifenden Abschnittswallen und Annexen mit anderen latenezeitlichen Anlagen sowie flavierzeit Munze spatkaiserliche Keramiken und spatantike bis alamannische Funde Keramiken Argonnensigillata auch Zeichen einer nahezu durchgehenden Besiedlung des Bergruckens darstellen konnten nbsp Walldurchstich im sudlichen neuzeitlichen Zugang nbsp Der Ringwall am sudlichen Zugang nbsp Aussenseite des Ringwalls im Osten nbsp Der schwache Ringwallverlauf im Westen am Steilabfall ins Tal des Hottenbaches Kernbachtal nbsp Zugang im Osten ehemaliges Zangentor Blick nach aussen nbsp Nordostlicher Verlauf des Ringwalles nbsp Reste des nordostlich vorgelagerten AbschnittswallesBeschreibung BearbeitenDie um die Gipfel des Altscheuer liegende ovale Wallanlage hat etwa 180 m Sudsudwest Ostnordost und etwa 120 m Westnordwest Ostsudost Ausdehnung 12 Ostlich sudlich und westlich ist der innere Ring von einem Spitzgraben umgeben der zu Beginn des 20 Jahrhunderts noch zwischen drei bis vier Meter breit und ein bis zwei Meter tief war Im Norden bedingt durch den Steilabfall ins Tal fehlt dieser 13 Der noch durchgehende innere Ringwall umschliesst den vermessenen Reliefdaten nach eine Flache von 1 57 ha Mit den Abschnittswallen und dem Annex ergibt sich eine Gesamtflache von etwa 3 2 ha fur die gesamte Wallanlage 12 Sie zahlt damit zu den kleineren Ringwallanlagen Von Norden ostlich umfahrend bis nach Sudwesten liegt ein erster schwacherer Abschnittswall etwa 20 bis 50 m vor dem Ringwall Da dieser nur an der Sattel und Zugangssseite im Osten noch sichtbar ausgebildet war wurde dieser Bereich von Kofler Anthes und Behn als Vorwerk zur Sicherung des Tores gedeutet Aus heutigen Reliefdaten wird aber sichtbar dass er die Anlage zu drei Vierteln umzog um die drei einfachsten Zugangsseiten im Osten Suden und Westen zusatzlich zu schutzen Diesem ist ein weiterer von Osten nach Suden vorgelagert wobei er nach Suden in die Boschung eines neuzeitlichen Weges ubergeht und von diesem stark zerstort wurde Vom ersten Abschnittswall zweigt im Suden Y formig ein weiterer Annexwall ab der sich in Reliefdaten bis zum Ende des zweiten Abschnittswalles verfolgen lasst und die sudliche Sattelseite des Bergruckens zusatzlich schutzte Hier sind noch deutlich zwei alte Grabungsschnitte der Grabungen von Kofler oder Behn zu sehen Ein Zangentor befand sich im Osten ein weiterer Zugang im Sudwesten soll neuzeitlich sein ist aber nicht archaologisch untersucht Die Anlage ist vom Parkplatz Heuneburg im Sudwesten von Lichtenberg aus zu erreichen Es existieren Rundwanderwege und ein Geografisch Historischer Lehrpfad der mit Infotafeln die Anlage beschreibt Seit Langerem finden sich auf dem Gipfelplateau esoterische Steinkreise deren Vielzahl die Struktur der Walle und moglicher Befunde nachhaltig beeintrachtigt nbsp Felsformation im Bereich der Heuneburg nbsp Informationstafel 2020 nbsp Ringwall nordlicher Bereich nbsp Reste der Toranlage im Osten nbsp Ringwallreste sudlicher Aussenbereich nbsp Steinkreis 2020 Siehe auch BearbeitenListe vor und fruhgeschichtlicher Wallanlagen in HessenLiteratur BearbeitenEduard Anthes Der Ringwall Heunenburg bei Lichtenberg i O Korrespondenzblatt der Romisch Germanischen Kommission des Deutschen Archaeologischen Instituts Jahr I Heft 5 September Oktober 1917 S 151 Friedrich Behn Die Heuneburg bei Lichtenberg in Hans Wellmer Das Lichtenberger Schloss Starkenburg in seiner Vergangenheit Band 2 Mainz 1926 S 1 8 inkl 2 Abbildungen Knapp Die Hainenburg ein germanischer Ringwall bei dem Schloss Lichtenberg in der Grossherzoglich Hessischen Provinz Starkenburg Sonderdruck aus Archiv fur hessische Geschichte 3 1842 Friedrich Kofler Der Ringwall Heuneburg bei Lichtenberg im Grossherzogtum Hessen in Westdeutsche Zeitschrift fur Geschichte und Kunst Band 7 1888 S 313 317 Jorg Lindenthal Kulturelle Entdeckungen archaologische Denkmaler in Hessen Vlg Jenior 2004 S 66 Friedrich Mossinger Die Romer im Odenwald Verlag Sudhessische Post 1967 S 26 37 und 59 Hans H Weber Die Heuneburg bei Lichtenberg in Der Odenwald Heimatkundliche Zeitschrift des Breuberg Bundes Nr 1 1953 S 25 27 Georg Windhaus Eduard Anthes Fuhrer durch den Odenwald und die Bergstrasse sowie die angrenzenden Teile des Main und Neckar Tals Verlag Bergstrasser 1908 S 2 und 142Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Heuneburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Keltischer Ringwall Heuneburg auf www fischbachtal de F2 Pfad der Geschichte n Informationen zum erweiterten Geografisch Historischen Lehrpfad des Geoparks Bergstrasse Odenwald Eintrag zu Wallburg Heuneburg Altscheuer in der privaten Datenbank Alle Burgen Die Heuneburg auf fischbachtal odw de Ringwall Heuneburg auf www bergstrasse odenwald de Klaus Holdefehr Das Fischbachtal der Kleinkonige vom 20 Juli 2018 Online Artikel des Darmstadter EchosEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Friedrich Kofler Der Ringwall Heuneburg bei Lichtenberg im Grossherzogtum Hessen S 314 Friedrich Kofler Der Ringwall Heuneburg bei Lichtenberg im Grossherzogtum Hessen S 316 Keltischer Ringwall Heuneburg Die Heuneburg als keltischer Ringwall entstand in der jungeren Eisenzeit 500 bis 50 v Chr auf www fischbachtal de abgerufen am 9 Dezember 2022 a b c Eduard Anthes Der Ringwall Heunenburg bei Lichtenberg i O Hans H Weber Die Heuneburg bei Lichtenberg S 27 Mit den Funden der letzten Jahre spannt sich fur diese Waren der Urmitzer oder Mayen Typen ein Zeitrahmen von ca 190 n Chr bis 410 n Chr auf wobei das rechtsrheinische Gebiet durch den Limesfall um 260 aufgegeben wurde Zur Keramikdatierung siehe zum Beispiel das Standardwerk Franz Oelmann Die Keramik des Kastells Niederbieber 2 Nachdruck der Ausgabe Frankfurt am Main 1914 Materialien zur romisch germanischen Keramik 1 Digitalisat Nachdruck Habelt Bonn 1976 ISBN 3 7749 0678 5 Zur Formenanderung des Typus bis in merowingische Zeit bei Annet Nieuwhof et al The Excavations at Wijnaldum Volume 2 Handmade and Wheel thrown Pottery of the first Millennium AD Groningen Archaeological Sadies GAS Volume 38 University of Groningen Groningen Institute of Archaeology amp Barkhuis Publishing Groningen Groningen 2020 S 105 ff Infotafel am Standort Friedrich Behn Prahistorische Festungstore in Prahistorische Zeitschrift Band 11 12 1926 Heiko Steuer Hohensiedlungen des 4 und 5 Jahrhunderts in Sudwestdeutschland Einordnung des Zahringer Burgberges Gemeinde Gundelfingen Kreis Breisgau Hochschwarzwald In Archaologie und Geschichte Freiburger Forschungen zum ersten Jahrtausend in Sudwestdeutschland Band 1 Sigmaringen 1990 S 139 205 besonders Abb 1 Katalog S 146 ff zur Forschungsgeschichte vgl S 139 ff Michael Hoeper Die Hohensiedlungen der Alemannen und ihre Deutungsmoglichkeiten zwischen Furstensitz Heerlager Ruckzugsraum und Kultplatz in Dieter Geuenich Hrsg Die Franken und die Alemannen bis zur Schlacht bei Zulpich 496 97 Band 19 der Reihe Erganzungsbande zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde S 325 348 a b c Claudia Theune Germanen und Romanen in der Alamannia Strukturveranderungen aufgrund der archaologischen Quellen vom 3 bis zum 7 Jahrhundert Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Erganzungsband 45 S 435 Liste 4 Die fruhvolkerwanderungszeitlichen Hohensiedlungen in Sudwestdeutschland a b Vermessung der Ringwallanlage nach den hessischen Reliefdaten Stand Dezember 2022 Hans H Weber Die Heuneburg bei Lichtenberg S 26 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heuneburg Fischbachtal amp oldid 233948580