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Das Herzogtum Jagerndorf tschechisch Krnovske knizectvi entstand 1377 durch Teilung des premyslidischen Herzogtums Troppau das ein Lehen der Krone Bohmen war und dessen Gebiet bis 1318 zur Markgrafschaft Mahren gehort hatte Residenzort war die Stadt Jagerndorf heute Krnov im Okres Bruntal in Tschechien Wappen von Jagerndorf Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Besitz der Hohenzollern 1 2 Besitz der Fursten von Liechtenstein 1 3 Im Spannungsfeld zwischen Preussen und Osterreich 1 4 Zugehorigkeit zu Osterreichisch Schlesien seit 1850 Kronland 1750 1918 1 5 Neuzeit 2 Herzoge von Jagerndorf 3 Literatur 4 Weblinks 5 FussnotenGeschichte BearbeitenNach dem Tod des Herzogs Nikolaus II 1365 der dem Troppauer Zweig der bohmischen Premysliden entstammte wurde das Herzogtum Troppau auf dessen Sohne Johann I Nikolaus III Wenzel I und Premysl Primislaus I geteilt Der alteste der Bruder Johann I erhielt als Alleinerbe das Herzogtum Ratibor wodurch er Stammvater der premyslidischen Stammlinie Troppau Ratibor wurde Nach einer neuerlichen Teilung des Herzogtums Troppau im Jahre 1377 erhielt Johann I zusatzlich Jagerndorf das zu einem Herzogtum erhoben wurde sowie das Gebiet von Freudenthal Nach Johanns I Tod gelangten Ratibor und Jagerndorf an dessen alteren Sohn Johann II den Eisernen Er verkaufte Jagerndorf 1384 an Wladislaus II von Oppeln von dem es 1390 Markgraf Jobst von Mahren erwarb der es bis zu seinem Tod 1411 behielt 1422 erhielt Johann II das Herzogtum Jagerndorf das zuletzt in den Handen Ludwigs II von Liegnitz gewesen war als Geschenk des Kaisers Sigismund zuruck Nach Johanns II Tod 1424 gelangten dessen Besitzungen an seine Sohne Wenzel von Ratibor 1456 und Nikolaus V 1452 die erst 1437 die ererbten Gebiete teilen Nikolaus V erhielt Jagerndorf Freudenthal Pless Rybnik Loslau und Sohrau wahrend Wenzel Herzog von Ratibor wurde Nach dem Tod des Herzogs Nikolaus V 1452 gelangten Jagerndorf und Loslau an dessen Sohn Johann IV d A 1483 der ein Anhanger des Konigs Georg von Podiebrad war Johanns IV Bruder Wenzel 1479 erhielt Rybnik mit Sohrau und Pless nbsp Schloss JagerndorfWahrend des ungarisch bohmischen Kriegs um die Vorherrschaft in Bohmen verlor Johann IV Jagerndorf 1474 an den bohmischen Gegenkonig Matthias Corvinus der es ihm auf grausame Weise entwunden haben soll Die Verwaltung des Herzogtums ubertrug Matthias Corvinus seinem oberschlesischen Landeshauptmann Johann Bjelik von Kornitz Nach dem Tod des rechtmassigen Besitzers Herzog Johann IV d A 1483 erwirkte seine Schwester Barbara 1510 die mit Johann IV von Auschwitz verheiratet war von Matthias Corvinus die Zusage nach dessen Tod Jagerndorf zuruckzuerhalten Vermutlich gelangte sie 1490 tatsachlich an die Regentschaft von Jagerndorf jedoch ubertrug kurze Zeit spater der bohmische Konig Vladislav Jagerndorf als Lehen seinem Kanzler Johann von Schellenberg Eine Einigung mit Herzogin Barbara wurde dadurch herbeigefuhrt dass Barbaras Tochter Helene mit Georg von Schellenberg dem Sohn Johanns von Schellenberg verheiratet wurde Dadurch erlangte er auch die Stellung eines schlesischen Fursten Besitz der Hohenzollern Bearbeiten nbsp Georg der Fromme1523 verkaufte Georg von Schellenberg Jagerndorf wegen finanzieller Schwierigkeiten an den Markgrafen Georg den Frommen Mit Georg suchte das Haus Hohenzollern Einfluss in den schlesischen Herzogtumern zu gewinnen Aus diesem Grunde betrieb der durch das Erbe seiner Frau Beatrice de Frangepan der Witwe des Johann Corvinus finanzkraftige Georg eine entsprechende Erwerbspolitik und auch die Heiratspolitik der Hohenzollern war auf dieses Ziel ausgerichtet Georg errichtete unter Leitung von Hans Beheim Schloss Jagerndorf Er gilt als fruher und aktiver Forderer der Reformation und stand in unmittelbarem Kontakt zu Martin Luther Trotz der weitgehend friedlichen Ubernahme des neuen Glaubens vertrieb er den in Jagerndorf ansassigen Deutschen Orden die Franziskaner OFM und Minoriten Unter seinem Sohn Georg Friedrich als Nachfolger entwickelte sich ein Konflikt aus dem Bohmischen Landrecht einerseits welcher in den strittigen Punkten die Stande begunstigte und in bohmischer Sprache gehalten war und dem Romischen Recht andererseits welches den Markgrafen als Territorialherrn begunstigte und in deutscher Sprache gehalten war Dennoch war die Politik Georg Friedrichs finanziell solide und friedlich auch in religiosen Belangen Nachdem Georg Friedrich kinderlos verstarb wurde der Ubergang Jagerndorfs an den Kurfursten Joachim Friedrich zu einem Streitpunkt mit den Kaisern die die Interessen des Hauses Habsburg vertraten und den Einfluss der Hohenzollern in Schlesien zuruckzudrangen suchten Mit dem Sohn des Kurfursten Johann Georg endete auch die Herrschaft der Hohenzollern in Jagerndorf Seine aufgrund der drohenden Verluste seiner Anspruche feindselige Politik gegenuber Ferdinand II gipfelte wahrend des Aufstands in Bohmen in seiner energischen Parteinahme fur Friedrich V von der Pfalz Als Folge der Niederlage in der Schlacht am Weissen Berg wurde Johann Georg mit der Acht belegt und busste seine Besitzungen ein Besitz der Fursten von Liechtenstein Bearbeiten nbsp Wappen des Hauses Liechtenstein mit dem Jagdhorn fur Jagerndorf Da Johann Georg zu einer Konversion zum Katholizismus nicht bereit war musste er nach der Schlacht am Weissen Berg nach Ungarn fliehen Seine bohmischen Besitzungen wurden 1621 vom Kaiser Ferdinand II konfisziert Am 15 Marz 1623 ubertrug der Kaiser in seiner Eigenschaft als Konig von Bohmen das Herzogtum Jagerndorf seinem treuen Anhanger Karl I von Liechtenstein dem bereits seit 1613 das Herzogtum Troppau gehorte Er vereinte die beiden Herzogtumer zum Herzogtum Troppau Jagerndorf und fuhrte eine rigorose Rekatholisierung der Untertanen durch 1629 liess er durch seine Dragoner die als Liechtensteiner Dragoner beruchtigt wurden die evangelischen Geistlichen aus dem Herzogtum vertreiben 1 Seine Nachkommen blieben bis zur Enteignung 1945 im Besitz ihrer bohmischen Landereien Im Spannungsfeld zwischen Preussen und Osterreich Bearbeiten Bereits 1592 wurde mit einem Gutachten des Breslauer Bischofs Andreas von Jerin der zugleich das Amt des schlesischen Oberhauptmanns bekleidete festgestellt dass der Kauf von Jagerndorf durch Erbrecht erfolgt und bestatigt worden sei dass man jedoch einer Entfremdung durch die Hohenzollern vorbeugen musse 1608 schliesslich wies Kaiser Rudolf II die Anspruche der Hohenzollern als unbegrundet zuruck Dieser Sachverhalt fuhrte zur sogenannten Jagerndorfer Frage mit der das spatere preussische Konigshaus seinen Anspruch auf Jagerndorf begrundete und die schliesslich 1740 mit zum Ausbruch des Ersten Schlesischen Kriegs fuhrte Als Folge dieses Krieges fiel der grosste Teil Schlesiens 1742 nach dem Vorfrieden von Breslau und dem nachfolgenden Frieden von Berlin an Preussen Der nordliche Teil des Herzogtums Jagerndorf wurde dem Herzogtum Oppeln im nun preussischen Schlesien eingegliedert Der sudliche Teil des Herzogtums und die Stadt Jagerndorf selbst verblieben bei Bohmen und wurden dem neu geschaffenen Osterreichisch Schlesien zugeschlagen Zugehorigkeit zu Osterreichisch Schlesien seit 1850 Kronland 1750 1918 Bearbeiten Durch die nachfolgenden Verwaltungsreformen gehorte das Herzogtum Jagerndorf seit 1751 zum politischen Verwaltungsbezirk Jagerndorfer Kreis tschechisch Krnovsky kraj der 1783 dem Troppauer Kreis tschechisch Opavsky kraj eingegliedert wurde In den Jahren 1848 1849 gehorte das Herzogtum Jagerndorf zu Schlesien 1 Kreis Durch die Reformen nach der Marzrevolution wurde das Herzogtum 1849 aufgelost und auf seinem Gebiet 1850 der Politische Bezirk Jagerndorf tschechisch politicky okres Krnov errichtet der bis zur Grundung der Tschechoslowakei 1918 bestand Zu ihm gehorte auch die bis dahin mahrische Enklave des Hotzenplotzer Landchens tschechisch Osoblazsko Neuzeit Bearbeiten Dieser Teil gelangte 1918 an die neu gegrundete Tschechoslowakei Als Folge des Munchner Abkommens 1938 wurde das Gebiet dem Reichsgau Sudetenland und damit dem Deutschen Reich angeschlossen Es gehorte zum Regierungsbezirk Troppau und bildete den Landkreis Jagerndorf Nach Ende des Zweiten Weltkriegs fiel das Gebiet 1945 an die Tschechoslowakei zuruck Der seit 1742 bei Schlesien verbliebene Teil fiel 1945 an Polen Herzoge von Jagerndorf BearbeitenSiehe auch Liste der Herzoge von Schlesien 1377 1378 Johann I 1380 82 Sohn des Nikolaus II von Troppau 1378 1384 Johann II 1424 Sohn Johanns I 1384 1390 Ladislaus II von Oppeln 1390 1411 Markgraf Jobst von Mahren 1411 1422 Ludwig II von Liegnitz 1422 1424 Johann II erhielt 1422 Jagerndorf als Geschenk des Kaisers Sigismund zuruck 1424 1452 Nikolaus V 1452 Sohn Johanns II 1424 1437 gemeinsam mit seinem Bruder Wenzel 1456 1452 1474 Johann IV 1483 1464 1474 gemeinsam mit seinem Bruder Wenzel 1479 Sohne Nikolaus V verloren das Herzogtum in den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Ungarn und Bohmen 1474 1490 Gegenkonig Matthias Corvinus 1490 1490 1493 Barbara Tochter Nikolaus V verheiratet mit Johann IV von Teschen Auschwitz 1495 97 1493 1506 Johann von Schellenberg Kanzler des bohmischen Konigs Vladislav als Lehen 1506 1523 Georg von Schellenberg Furst von Jagerndorf verkauft 1523 an Hohenzollern 1523 1543 Georg von Brandenburg Ansbach der Fromme 1543 1543 1603 Georg Friedrich von Brandenburg Ansbach 1603 Sohn Georgs 1603 1606 Joachim Friedrich von Brandenburg 1608 1606 1621 Johann Georg von Brandenburg 1624 seine bohmischen Besitzungen wurden nach der Schlacht am Weissen Berg vom Kaiser konfisziert Herzogtum Troppau Jagerndorf Ab 15 Marz 1623 bis zum Erloschen des Herzogtums 1849 Karl I von Liechtenstein und nach ihm der jeweilige Furst von Liechtenstein Literatur Bearbeitenin der Reihenfolge des ErscheinensFaustin Ens Das Oppaland oder der Troppauer Kreis nach seinen geschichtlichen naturgeschichtlichen burgerlichen und ortlichen Eigenthumlichkeiten Band 4 Ortsbeschreibungen der Furstenthumer Jagerndorf und Neisse osterreichischen Antheils und der Mahrischen Enclaven im Troppauer Kreise Wien 1837 Digitalisat Karl August Muller Vaterlandische Bilder oder Geschichte und Beschreibung sammtlicher Burgen und Ritterschlosser Schlesiens beider Antheile und der Grafschaft Glatz Zweite Auflage Glogau 1844 S 178 181 Gottlieb Biermann Geschichte der Herzogthumer Troppau und Jagerndorf Prochaska Teschen 1874 Digitalisat Joachim Bahlcke Winfried Eberhard Miloslav Polivka Hrsg Handbuch der historischen Statten Band Bohmen und Mahren Kroners Taschenausgabe Band 329 Kroner Stuttgart 1998 ISBN 3 520 32901 8 S 222 224 Ludwig Petry u a Hrsg Geschichte Schlesiens Band 1 Von der Urzeit bis zum Jahre 1526 5 durchgesehene Auflage Thorbecke Sigmaringen 1988 ISBN 3 7995 6341 5 S 184f 239 289 Ludwig Petry u a Hrsg Geschichte Schlesiens Band 2 Die Habsburger Zeit 1526 1740 Thorbecke Sigmaringen 1988 ISBN 3 7995 6342 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Herzogtum Jagerndorf Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Genealogie Troppauer Premysliden Evelin Oberhammer Jagerndorf Herzogtum tschechisch Krnov In Historisches Lexikon des Furstentums Liechtenstein Fussnoten Bearbeiten Christian Erdmann Schott Art Schlesien I Kirchengeschichte In Theologische Realenzyklopadie TRE Bd 30 S 189 198 hier S 191 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Herzogtum Jagerndorf amp oldid 228522592