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Die Heidenschmiede ist ein Abri im Stadtgebiet von Heidenheim an der Brenz auf der ostlichen Schwabischen Alb in Baden Wurttemberg Sie ist ein bedeutender mittelpalaolithischer Fundplatz der baden wurttembergischen Urgeschichte HeidenschmiedeBlick vom Johann Matthaus Voith Platz zur Heidenschmiede Bildmitte Blick vom Johann Matthaus Voith Platz zur Heidenschmiede Bildmitte Lage Baden Wurttemberg DeutschlandHohe 540 m u NNGeographischeLage 48 40 30 1 N 10 9 1 7 O 48 675013888889 10 150483333333 540 Koordinaten 48 40 30 1 N 10 9 1 7 OHeidenschmiede Baden Wurttemberg Katasternummer 7326 1Geologie Weissjura EpsilonTyp AbriEntdeckung 1928 Inhaltsverzeichnis 1 Geographische Lage 2 Geschichte 3 Forschungsgeschichte 4 Stratigraphie 5 Funde 5 1 Lithische Funde 5 2 Faunistische Funde 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeographische Lage BearbeitenDie Heidenschmiede liegt an der westlichen Flanke des Brenztals im Weissjura Felsmassiv sudostlich unter Schloss Hellenstein auf rund 540 m u NHN Sie ist nur zu Fuss uber den Hermann Mohn Weg zu erreichen Geschichte BearbeitenDie Heidenschmiede wurde bereits vor etwa 70 000 bis 50 000 Jahren im Jung Acheuleen von Neandertalern aufgesucht die sich dort vermutlich immer nur kurzzeitig zur Herstellung von Werkzeugen aufhielten Hierfur spricht sowohl die Vielzahl der gefundenen Absplisse als auch dass nur geringe Mengen tierischer Knochen nachgewiesen werden konnten Dass der Felsuberhang damals lediglich eine etwa 8 m grosse Flache vor Regen schutzte und der Vorplatz mit etwas mehr als 20 m sehr wenig ebene Nutzflache bot gelten als weitere Indizien fur diese Annahme 1 Forschungsgeschichte BearbeitenIm Sommer 1928 begab sich der Heidenheimer Heimatforscher Hermann Mohn auf die Suche nach dem Uhuloch einer kleinen nur mit Leitern zuganglichen Felsspalte 2 die sich laut einer Beschreibung der Stadt Heidenheim von 1618 am Schlossberg unden ziemlich hoch befinden sollte Im Zuge dieser Suche entdeckte Mohn die Heidenschmiede von der bis dahin lediglich bekannt war dass sie sich nach alten Quellen am Fuss des Hellensteinfelsens befunden habe Nachdem Mohn bereits mehrere Felsen zwischen Heidenheim und dem Vorort Mergelstetten auf urgeschichtliche Funde sondiert hatte begann er im Marz 1930 unterstutzt durch mehrere freiwillige Grabungshelfer mit der systematischen Ausgrabung der Heidenschmiede Die Erlaubnis hierzu holte er sich bei Richard Oberdorfer ein auf dessen Gartengrundstuck die Heidenschmiede damals lag Mohn konnte in den folgenden Wochen in den 90 130 cm starken Fundschichten ca 5000 Gesteinsstucke Werkzeuge Kernstucke und Absplisse sowie 5 kg Tierknochen bergen und obwohl er grabungstechnisch nicht ausgebildet war dokumentierte er die Arbeiten relativ ausfuhrlich fertigte stratigraphische Zeichnungen und Fotografien an Kurz vor Beendigung der Ausgrabung stiess Mohn im Erdreich auf eine bis dahin nicht bekannte Mauer welche die Heidenschmiede bogenformig in Ost West Richtung umschloss Fur ihn war klar dass mit deren Errichtung eine massive Storung der Fundschichten einhergegangen sein musste Daraufhin wurde vom Wurttembergischen Landesamt fur Denkmalpflege der Prahistoriker Eduard Peters beauftragt die Kampagne an der Heidenschmiede zu Ende zu fuhren und die Funde fur eine Veroffentlichung der Grabungsergebnisse zu untersuchen Peters traf am 17 Juni 1930 zu einer ersten Besichtigung des Fundplatzes in Heidenheim ein und schloss die Grabungskampagne im August desselben Jahres ab ohne weitere nennenswerte Funde gemacht zu haben Bei der anschliessenden Auswertung und zeitlichen Einordnung der lithischen Funde erwies sich die Mitarbeit von Hugo Obermaier Madrid ebenso als unverzichtbare Hilfe wie auch der Vergleich der Werkzeuge mit den zahlreichen stratigraphisch sicher einzuordnenden Artefakten aus dem Schulerloch und der Klausennische Weitere Unterstutzung bekam Peters von Fritz Berckhemer Stuttgart Florian Heller Giessen und Kalman Lambrecht Budapest sie ubernahmen die Untersuchung und Bewertung des faunistischen Inventars Bereits im darauffolgenden Jahr 1931 publizierte Peters den Grabungsbericht sowie die Ergebnisse der typologischen Untersuchungen und stellte diese in seiner Publikation in Kontext mit ahnlichen Fundstellen des suddeutschen Raums 1 Stratigraphie BearbeitenBereits im Mittelalter kam es durch den Bau einer mehrere Meter hohen Ansatzmauer vor der Heidenschmiede zu einer massiven Verlagerung und Vermischung der Fundschichten Wahrscheinlich gingen hierbei auch grosse Teile des Inventars mit dem Aushub verloren Durch das abschliessende Verfullen der Pfostenlocher des Baugerustes gelangten mesolithische Artefakte aus oben liegenden Schichten bis hinunter auf den anstehenden Fels Lediglich im hinteren Bereich unter dem Felsschutzdach konnten Funde in situ geborgen werden Da demzufolge keine verlasslichen stratigraphischen Unterlagen zur Verfugung standen konnten die anschliessenden Altersbestimmungen nur nach typologischen Gesichtspunkten erfolgen Funde BearbeitenLithische Funde Bearbeiten Uber 90 der 5000 gefundenen Artefakte bestehen aus Tertiarquarzit Kieselkalk die restlichen aus Jaspis wenige Stucke aus Quarz Die verwendeten Rohmaterialien stammen aus dem nur wenige Kilometer entfernten Steinheimer Becken dem Stubental und den Schottern der Brenz 3 Acheuleen ca 50 Artefakte Faustkeile Faustel und Handspitzen aus Kieselkalk Bohrer aus braunem und grauem Jaspis zahlreiche Schaber Kratzer Sagen und Mehrzweckwerkzeuge uberwiegend aus grauem braunem und weissem Jaspis Auffallend ist ein fur Linkshander gearbeiteter Schaber mit rechtsseitiger Klinge Mousterien ca 4000 Artefakte Davon 700 mit klar erkennbaren Retuschen 3300 mit nicht eindeutig ausgefuhrten Retuschen oder Absplisse Handspitzen Spitzen Schaber in vielen verschiedenen Auspragungen Kratzer und Pfrieme alle zumeist aus Kieselkalk wenige aus Jaspis Beuronien ca 950 Artefakte Mikrolithische Spitzen Stichel Klingen Schaber und Kratzer aus Kieselkalk Jaspis Hornstein und Quarzit Faunistische Funde Bearbeiten Von den 5 kg Knochenfunden weisen 0 7 kg starke Brandspuren auf und haben maximal Huhnereigrosse Zwei Stucke zeigen Hiebspuren wie sie bei der Verwendung als Amboss bei der Werkzeugherstellung entstehen Nachgewiesen werden konnten Knochen von Mammut Nashorn Pferd Rentier Wolf Fuchs Hase Murmeltier Lemming Wuhlmaus Saatgans Uhu Stockente Dohle Moorschneehuhn und Kampflaufer Knochen von hohlenbewohnenden Raubtieren wie Hohlenbar oder lowe wurden nicht gefunden 1 Die Funde befinden sich heute im Landesmuseum Wurttemberg in Stuttgart und in einem Magazin der Stadt Heidenheim nbsp Die Heidenschmiede heute 2012 nbsp Handspitze Jurahornstein nbsp Handspitze brauner Jaspis nbsp Restkern Jurahornstein nbsp Grosser Faustkeil TertiarquarzitSiehe auch BearbeitenFaustkeil von SchnaitheimLiteratur BearbeitenNicholas J Conard Michael Bolus Ewa Dutkiewicz Sibylle Wolf Eiszeitarchaologie auf der Schwabischen Alb Kerns Verlag Tubingen 2015 ISBN 978 3 935751 24 7 S 235 238 Hans Binder Herbert Jantschke Hohlenfuhrer Schwabische Alb DRW Verlag Leinfelden Echterdingen 2003 ISBN 3 87181 485 7 S 75 Jahreshefte fur Karst und Hohlenkunde Heft 1 1960 Karst und Hohlen im Gebiet der Brenz und der Lone Schwab Alb Stuttgart 1960 S 87 90 Eduard Peters Die Heidenschmiede in Heidenheim E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Erwin Nagele GmbH Stuttgart 1931 S 1 36 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Heidenschmiede Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Spate Neandertaler auf der Schwabischen Alb nutzten ausgeklugelte Techniken Auf idw online de vom 8 September 2021 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Eduard Peters Die Heidenschmiede in Heidenheim E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Erwin Nagele GmbH Stuttgart 1931 Allgemeine Forst und Jagd Zeitung Ausgabe 149 vom 13 Dezember 1833 Seite 594 letzter Absatz abgerufen am 16 Dezember 2013 Berrin Cep Susanne C Munzel Heidenschmiede a Middle Palaeolithic Rock Shelter in Heidenheim Fauna and Lithics revisited Postersession Hugo Obermaier Tagung 2015 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heidenschmiede amp oldid 236799131