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Das Steinheimer Becken ist ein durch einen Meteoriteneinschlag entstandener Impaktkrater bei Steinheim am Albuch im baden wurttembergischen Landkreis Heidenheim Das Becken allein ist Naturschutzgebiet Zudem ist es sowohl ein Teil eines Fauna Flora Habitats als auch eines Landschaftsschutzgebietes Steinheimer Becken IUCN Kategorie IV Habitat Species Management AreaDer Krater von Norden aus gesehen Luftaufnahme Der Krater von Norden aus gesehen Luftaufnahme Lage Gemeinde Steinheim am Albuch Landkreis Heidenheim BW DeutschlandFlache 426 1 haKennung 1 278Natura 2000 ID 7325 341FFH Gebiet 3000 12 haVogelschutzgebiet 665 89 haGeographische Lage 48 41 N 10 4 O 48 686667 10 065 Koordinaten 48 41 12 N 10 3 54 OSteinheimer Becken Baden Wurttemberg Besonderheiten Meteorkrater ImpaktkraterComputergenerierte 3D Darstellung des Steinheimer Beckens 3 fach uberhoht uberlagert mit Luftbild Inhaltsverzeichnis 1 Aussehen 2 Entstehung 2 1 Nachbarereignis 3 Geologie und Palaontologie 4 Tourismus und Wanderwege 5 Schutzgebiete 6 Galerie 7 Panoramen 8 Rezeption 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseAussehen BearbeitenDas Steinheimer Becken ist nahezu kreisrund mit einem mittleren Durchmesser von etwa 3 8 Kilometern Im Zentrum des Beckens erhebt sich ein Hugel der Steinhirt rund 50 Meter hoch uber den heutigen Kraterboden wahrend der Kraterboden selbst rund 100 Meter unterhalb der umgebenden Hochflache des Albuchs liegt Im Krater befindet sich die Gemeinde Steinheim Entstehung BearbeitenDas Steinheimer Becken entstand vor etwa 14 15 Millionen Jahren beim Einschlag eines im Durchmesser schatzungsweise etwa 100 150 Meter grossen Meteoriten mit einer Geschwindigkeit von etwa 20 Kilometern pro Sekunde 72 000 km h Dabei wurde explosionsartig eine Energie von etwa 1018 Joule entsprechend etwa 18 000 Hiroshimabomben frei was zu einer immensen Verwustung weiter Teile der Ostalb fuhrte Es entstand zunachst ein Krater mit einer Tiefe von rund 200 Metern in dessen Zentrum das zuruckfedernde Gestein einen etwa 100 Meter hohen Zentralberg bildete 1 2 3 Nach dem Einschlag bildete sich ein Kratersee der spater verlandete und durch das Wental entwassert wurde Nachbarereignis Bearbeiten Die in den bis zu 50 Meter machtigen Seesedimenten gefundenen Fossilien fuhrten zu der Annahme dass das Steinheimer Becken zeitgleich mit dem rund 40 Kilometer weiter nordostlich gelegenen Nordlinger Ries im so genannten Ries Ereignis vor 14 6 Millionen Jahren entstanden sei 4 Demnach konnte es sich bei dem kosmischen Korper dessen Einschlag die beiden Krater hinterliess um einen Asteroiden gehandelt haben der von einem kleineren Satelliten begleitet wurde 2 In Studien aus 2009 wird ein Eisen oder Stein Eisen Meteorit als Steinheim Impaktor vermutet 5 Eine 2020 veroffentlichte Arbeit nimmt fur das Ries Ereignis den Einschlag eines Gesteinsasteroiden an und postuliert auf der Basis verschiedener seismischer stratigraphischer und palaontologischer Analysen dass das Steinheimer Becken ungefahr 500 000 Jahre nach dem Nordlinger Ries entstanden sei 6 Geologie und Palaontologie Bearbeiten nbsp Strahlenkalk aus dem Steinheimer Becken Typlokalitat Breite des Handstucks 17 cm nbsp Miozaner Schneckensand aus dem Steinheimer Becken Der Kraterwall besteht aus verschobenen und verkippten Jura Kalkschollen Teilweise sind die Kalke auch zertrummert und bilden eine Brekzie aus unterschiedlich grossen kantigen Bruchstucken Bohrungen haben gezeigt dass auch der Kraterboden unterhalb der Seesedimente mit Brekzien gefullt ist die aus Gesteinsmaterial bestehen das beim Einschlag hochgeschleudert wurde und danach in den Krater zuruckgefallen ist Ruckfallbrekzie Stellenweise zeigen die Impaktbrekzien des Steinheimer Beckens einen suevitischen Charakter 5 Der Zentralberg besteht vorwiegend aus Kalk und Sandsteinen des mittleren und oberen Jura die bei ungestorter Lagerung ausserhalb des Kraters erst in etwa 300 Metern Tiefe anzutreffen sind Im Kalkgestein des Zentralberges wurden auch sogenannte Strahlenkalke gefunden 7 8 Diese Oberflachenstrukturen entstehen beim Durchgang der Druckwelle des Impakts durch das Gestein Strahlenkalke wurden um 1905 weltweit erstmals im Steinheimer Becken erkannt und beschrieben allerdings ohne dass ihre Entstehung erklart werden konnte 9 Heute sind sie auch aus zahlreichen anderen irdischen Kratern bekannt und gelten als eindeutige Indikatoren fur einen Impakt Ebenso konnten impaktbedingte subparallele Schockbruche subparallel shock fractures im Steinheimer Becken gefunden werden die jedoch keinen eindeutigen Indikator fur einen Impakt darstellen Die Seesedimente sind reich an Fossilien aus dem Miozan so dass das Steinheimer Becken zu den bedeutendsten Fundstellen fur dieses Erdzeitalter zahlt Neben zahlreichen Funden von Wirbeltieren darunter Fische Reptilien Vogel und Saugetiere sind die Sedimente vor allem wegen der massenhaft gefundenen fossilen Schneckengehause bekannt sogenannter Steinheimer Schneckensand 10 Im Jahr 1862 untersuchte der Palaontologe Franz Hilgendorf die Gehause der Susswasserschnecke Gyraulus einer Gattung aus der Familie der Tellerschnecken und stellte fest dass sich die Gehauseform von den alteren Sedimentschichten zu den jungeren langsam veranderte Die Schneckenfunde waren damit die erste Bestatigung der 1859 von Charles Darwin veroffentlichten Evolutionstheorie 11 Tourismus und Wanderwege BearbeitenIm Steinheimer Ortsteil Sontheim liegt das 1978 eroffnete Meteorkratermuseum das auch Ausgangspunkt fur den Geologischen Lehrpfad Meteorkrater 12 durch das Steinheimer Becken ist 3 Auch der Meteorkrater Rundwanderweg 13 ca 20 km lauft entlang des Kraterbeckens und lehrt uber Schilder die Geologie Flora und Fauna der Region Beide Wanderwege verlaufen zum Teil auf dem uberregional bekannten Albschafer Weg Schutzgebiete BearbeitenDas Steinheimer Becken ist ein Naturschutzgebiet Nr 1 278 Steinheimer Becken Es wurde mit Verordnung vom 28 Mai 2014 durch das Regierungsprasidium Stuttgart gebildet und hat eine Grosse von 426 1 Hektar und besteht aus drei Teilgebieten mit insgesamt funf Teilflachen Rund 371 Hektar dieser Flache bilden parallel dazu einen Teil des gleichnamigen FFH Gebiets das insgesamt rund 3000 Hektar gross ist Zum anderen gibt es das Landschaftsschutzgebiet Steinheimer Becken mit Schafhalde Teilen des Stuben und Zwerchstubentales mit Nebentalern und angrenzenden Gelandeteilen Das Landschaftsschutzgebiet mit der Schutzgebietsnummer 1 35 056 besteht bereits seit 20 Marz 1978 Es war ursprunglich 1 249 Hektar gross hat sich aber durch die Ausweisung des Naturschutzgebiets entsprechend verkleinert Das insgesamt 8645 Hektar grosse SPA Gebiet Vogelschutzgebiet Albuch ragt ostlich von Steinheim mit rund 298 Hektar ebenfalls ins Steinheimer Becken und uberlagert dort das Naturschutzgebiet und das FFH Gebiet Galerie Bearbeiten nbsp Blick vom sudlichen Kraterrand in die Umgebung ausserhalb des Kraters nbsp Der Zentralhugel Steinhirt nbsp Kalksteinfelsen Waldlesfels auf dem Gipfel des Zentralhugels Steinhirt nbsp Subparallele Schockbruche aus dem Becken Typlokalitat Breite 8 cmPanoramen Bearbeiten nbsp vergrossern und Informationen zum Bild anzeigen nbsp Panoramablick in das Steinheimer Becken und auf den Zentralberg vom Sudrand Burgstall aus gesehen nbsp vergrossern und Informationen zum Bild anzeigen nbsp Panoramaaufnahme des Steinheimer Beckens aufgenommen vom sudlichen Kraterwall Am Kraterboden im Vordergrund befindet sich der Steinheimer Ortsteil Sontheim dahinter ist der Klosterberg zu sehen der Zentralberg des Kraters nbsp vergrossern und Informationen zum Bild anzeigen nbsp Panoramaansicht vom ostlichen Rand auf den nordlichen Teil des Steinheimer Beckens mit Steinheim Links am Rand der Wohnbebauung liegt der Zentralberg die Hugelkette im Hintergrund ist der westliche Kraterrand Rezeption BearbeitenDas Becken ist namensgebend fur den Marskrater Steinheim Literatur BearbeitenJohannes Baier Armin Scherzinger Der neue Geologische Lehrpfad im Steinheimer Impakt Krater In Jahresberichte und Mitteilungen des Oberrheinischen Geologischen Vereins N F Band 92 2010 S 9 24 Karl Dietrich Adam Das Steinheimer Becken eine Fundstatte von Weltgeltung Burgermeisteramt Steinheim am Albuch 1980 Elmar P J Heizmann Winfried Reiff Der Steinheimer Meteorkrater Pfeil Munchen 2002 ISBN 3 89937 008 2 C R Mattmuller Ries und Steinheimer Becken Enke Stuttgart 1994 ISBN 3 432 25991 3 D Stoffler N A Artemieva E Pierazzo Modeling the Ries Steinheim impact event and the formation of the moldavite strewn field In Meteoritics amp Planetary Science Band 37 2002 S 1893 1907 PDF Datei M Schmieder E Buchner Fe Ni Co sulfides from the Steinheim Basin SW Germany Possible impactor traces In 72nd Annual Meteoritical Society Meeting 2009 abstract Nr 5073 PDF Datei 20 kB E Buchner M Schmieder Steinheim suevite A first report of melt bearing impactites from the Steinheim Basin SW Germany In Meteoritics amp Planetary Science Band 45 Nr 7 Juli 2010 S 1093 1107 doi 10 1111 j 1945 5100 2010 01073 x V J Sach J Baier Neue Untersuchungen an Strahlenkalken und Shatter Cones in Sediment und Kristallingesteinen Ries Impakt und Steinheim Impakt Deutschland Munchen 2017 ISBN 978 3 89937 229 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Steinheim Basin Album mit Bildern Videos und Audiodateien Informationen zum Steinheimer Becken Webseite uber das Meteorkratermuseum Wiener Zeitung Albtraum auf der Alb Ein kosmischer Irrlaufer schuf das Steinheimer Becken Memento vom 19 April 2005 im Internet Archive Das Steinheimer Becken in der Earth Impact DatabaseEinzelnachweise Bearbeiten Mattmuller 1994 a b Stoffler Artemieva und Pierazzo 2002 a b Baier und Scherzinger 2010 E Buchner W H Schwarz M Schmieder M Trieloff Establishing a 14 6 0 2 Ma age for the Nordlinger Ries impact Germany A prime example for concordant isotopic ages from various dating materials In Geophysical Research Letters 45 Jahrgang Nr 4 April 2010 S 662 674 doi 10 1111 j 1945 5100 2010 01046 x englisch wiley com PDF a b Schmieder und Buchner 2009 Elmar Buchner Volker J Sach Martin Schmieder New discovery of two seismite horizons challenges the Ries Steinheim double impact theory In Nature Scientific Reports 10 Jahrgang Dezember 2020 doi 10 1038 s41598 020 79032 4 englisch Baier und Sach 2018 Sach und Baier 2017 Baier 2018 Baier 2012 Heizmann und Reiff 2002 Geologischer Lehrpfad Meteorkrater Heidenheimer Brenzregion Abgerufen am 8 Juli 2021 Meteorkrater Rundwanderweg die brenz fluss der zeit Abgerufen am 8 Juli 2021 Normdaten Geografikum GND 4105674 7 lobid OGND AKS Naturschutzgebiete im Landkreis Heidenheim Brunneleswiesen Buchhalde Neresheimer Tal Bullenberg Dudelberg Stockhau Eselsburger Tal Fliegenberg Kahlhof Griesbuckellandschaft Demmingen Hulbe am Martelesberg Kurnberg Kutschenberg Heuschlaufenberg Sturzelberg Ravensburg Steinbruch Steinweiler Steinbruchterrassen im Egautal Steinheimer Becken Wental mit Seitentalern und Feldinsel Klosterle Zwing Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Steinheimer Becken amp oldid 238607581