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Grundwassertiere auch Stygo oder Grundwasserfauna nennt man die Tierarten die das Grundwasser besiedeln und die mehr oder weniger vollkommen an diesen besonderen Lebensraum adaptiert sind dazu zahlen auch die Hohlenwassertiere Die Gesamtheit der Lebensformen im Grundwasser nennt man auch Stygobionta Inhaltsverzeichnis 1 Grundwasser als Lebensraum 2 Anpassungen 3 Biodiversitat 3 1 Ausgewahlte Artengruppen 3 1 1 Ruderfusskrebse 3 1 2 Hohlenflohkrebse 3 1 3 Grundwasser und Quellschnecken 3 1 4 Ringelwurmer 3 1 5 Hohlenfische 4 Grundwasserfauna Deutschlands 5 Trinkwassernetze 6 EinzelnachweiseGrundwasser als Lebensraum BearbeitenAls Grundwasser wird von Hydrogeologen das gesamte Wasser behandelt das unter der Erdoberflache in Spalten und Hohlraumen von Fest oder Lockergesteinen in diesem Zusammenhang als Grundwasserleiter bezeichnet zirkuliert Grundwasser als Lebensraum wird gepragt von den Eigenschaften des Grundwasserleiters vor allem von dessen Porengrosse und Porenvolumen von den chemischen Eigenschaften des Wassers zum Beispiel Calciumgehalt und pH Wert und von Einflussen von der Oberflache her zum Beispiel Zufluss versickernden Oberflachen oder Regenwassers mit darin enthaltenen Nahrstoffen Im lichtlosen Medium des Grundwassers spielt die Primarproduktion keine Rolle alle Grundwasser Okosysteme mit ihrer Tierwelt sind daher auf die Zufuhr von Nahrstoffen von der Oberflache her angewiesen Massiver unverwitterter Fels besitzt keine Hohlraume in denen Wasser zirkulieren konnte er ist ein Grundwassernichtleiter oder Aquiclude Wie die als Aquitarden bezeichneten Gesteinsarten mit extrem geringen Porenvolumen spielen sie als Lebensraum fur Grundwassertiere keine Rolle Unter den eigentlichen Grundwasserleitern nach der Verwendung im englischen Sprachraum als Aquifer bezeichnet werden mehrere Typen unterschieden die sich in ihrer Eigenschaft als Habitate grundlegend unterscheiden 1 Porengrundwasserleiter sind Locker oder Festgesteine in denen Wasser in den Hohlraumen zwischen den Einzelkornern je nach Kornung Sand oder Kiese zirkulieren kann Die gebildeten Hohlraume sind klein im Mikrometer bis Millimeterbereich nehmen aber einen erheblichen Volumenanteil des Gesteins ein Sie bilden ein zusammenhangendes Hohlraumsystem aus in Spaltengrundwasserleitern zirkuliert Wasser in den Spalten und Sprungen eines zerscherten oder zerbrochenen Festgesteins Karstgrundwasserleiter sind Spaltengrundwasserleiter in wasserloslichen Gesteinen vor allem Kalkstein und Gipsstein bei denen das in den Spalten zirkulierende Wasser die Gesteine teilweise auflost und so die Hohlraume vergrossert Die entstehenden Hohlraume konnen gewaltige Dimensionen erreichen und auch dem Menschen zugangliche Hohlen ausbilden Nur in Karstgrundwasserleitern mit ihren grossen Hohlraumen konnen Wirbeltiere wie Fische oder Amphibien im Grundwasser vorkommen Grundwasser als Lebensraum besitzt aufgrund dieser Bedingungen eine Reihe von Besonderheiten 2 Es ist durch die fehlende Primarproduktion arm an Nahrstoffen oligotroph Der Gehalt an gelostem Sauerstoff ist meist ebenfalls vermindert da durch die Entfernung von der Oberflache verbrauchter Sauerstoff nicht aus der Luft nachdiffundieren kann Die Temperatur ist im Jahresgang sehr gleichmassig Unterschiede zwischen den Jahreszeiten sind kaum ausgepragt Aufgrund dieser Faktorenkombination und zusatzlich des meist geringen Porenvolumens mit extrem beengtem Platz zum Leben und dem volligen Fehlen von Licht besitzt das Grundwasser eine sehr eigenstandige Fauna die kaum gemeinsame Arten mit derjenigen von Oberflachengewassern aufweist Diese werden mit dem Fachausdruck Stygobionta oder auch Stygobite bezeichnet Die Grundwasserfauna wird von derjenigen benachbarter verwandter oder in raumlichem Kontakt stehenden Lebensraume nach dem Vorhandensein dieser spezialisierten Arten unterschieden 3 Das Luckensystem unterhalb von Oberflachengewassern hat mit dem Grundwasser viele seiner Eigenschaften gemeinsam unterscheidet sich aber durch den starkeren Wasseraustausch mit der standigen Zufuhr von Nahrstoffen Ausserdem weist es eine Reihe von Arten auf die vertikal zwischen oberirdischen und unterirdischen Gewassern wandern Es wird deshalb mit einem eigenen Fachausdruck als hyporheisches Interstitial bezeichnet Einige Limnologen betrachten es allerdings als einen Sonderfall des Grundwassers und fassen seine Fauna mit derjenigen des echten Grundwassers zusammen In Karstgebieten konnen Oberflachengewasser wie Flusse in Ponoren im Untergrund verschwinden und unterirdisch als Hohlenflusse weiterfliessen Auch deren Fauna gehort nach verbreiteter Auffassung nicht zum eigentlichen Grundwasser Das oberflachennahe Porensystem in Boden und Gesteinen kann je nach Niederschlagsmengen wasser oder auch luftgefullt sein In Karstgebieten wird es als vadose Zone von der standig wasserfuhrenden phreatischen Zone unterschieden dafur wurde in jungerer Zeit der Fachbegriff Epikarst eingefuhrt Hier leben noch zahlreiche stygobionte Tierarten 4 diese mischen sich aber mit Arten anderer Spezialisierung Obwohl viele Limnologen und Hydrogeologen diesen Bereich nach der von ihnen verwendeten Definition nicht mit zum eigentlichen Grundwasser zahlen wird er wegen der Ahnlichkeit der Lebensgemeinschaft oft gemeinsam damit betrachtet ein besonderes Problem ist die Abgrenzung der Fauna des Karstgrundwassers zur Hohlenfauna Diese wird mit einem eigenen Fachbegriff als Troglobios ihre Arten als troglobiont bezeichnet Eine eigenstandige Fauna der Hohlen die sich von derjenigen nur dezimeter bis zentimeterbreiter Spaltensysteme im Karbonatgestein die daher dem Menschen nicht mehr direkt zuganglich ist ist vor allem bei luftatmenden Artengruppen ausgepragt 5 Obwohl einige Wissenschaftler die Karstfauna der grosseren Hohlraume von der eigentlichen Grundwasserfauna ausschliessen wollen betrachten die meisten beide als einen zusammengehorigen Lebensraum Oft werden diejenigen aquatischen Arten troglobiont genannt die zufallig in Hohlen gefunden werden oder zuerst gefunden wurden Quellen als naturliche Grundwasseraustritte an der Oberflache besitzen eine eigenstandige Fauna Diese wird in der limnologischen Fachliteratur als Krenal bezeichnet Obwohl gelegentlich Grundwassertiere hierher ausgespult werden konnen viele von ihnen hier nicht auf Dauer leben Die untere Grenze der Grundwasserfauna ist kaum erforscht es liegen aber Zufallsbeobachtungen von Grundwassertieren aus Tiefen von mehreren Hundert Metern vor 6 Die absolute Grenze muss bei etwa 2000 Meter angenommen werden wenn der Gebirgsdruck auch wassergefullte Hohlraume schliesst Auch in den Zonen daruber ist von extremen Bedingungen auszugehen unter anderem weil in so grossen Tiefen die Wassertemperatur schon stark ansteigt wahrend das Nahrstoffangebot und der Sauerstoffgehalt immer starker absinken Anpassungen BearbeitenGrundwassertiere sind meist pigmentlos durchscheinend oder weiss und augenlos da sie im Untergrund ohne Licht leben 2 Kommen sie in belichtete Lebensraume konnen sie dort durch die Ultraviolettstrahlung des Sonnenlichts geschadigt werden 6 Viele sind nicht vollig blind sie besitzen einen Lichtsinn in der Haut Bei Belichtung reagieren sie mit Fluchtreaktionen photophob Der Tastsinn und chemische Sinne sind meist besonders gut ausgebildet Aufgrund des beengten Porenvolumens vor allem in Porengrundwasserleitern sind die meisten sehr klein meist deutlich kleiner als ihre in Oberflachengewassern lebenden Verwandten Auch die Lange von Korperanhangen wie Antennen oder Ruderbeinen ist meist reduziert sie konnen aber bei Tieren der eigentlichen Hohlenfauna die in weniger beengten Hohlungen leben auch verlangert sein Viele besitzen eine wurmartig gestreckte Korpergestalt mit der sie durch das enge Hohlraumsystem schwimmen oder gleiten oder sich durch enge Spalten stemmen konnen Viele Grundwassertiere konnen verminderten Sauerstoffgehalt im Wasser tolerieren allerdings konnen sie nicht in vollig sauerstofffreiem anoxischem Wasser leben Viele Arten zeichnen sich durch standige Atembewegungen aus um einen Wasserstrom zu erzeugen der Sauerstoff heranfuhrt Ansonsten bewegen sie sich weniger und legen meist nur geringe Strecken zuruck Aufgrund der Nahrstoffarmut im Grundwasser ist meist die Stoffwechselrate und die Vermehrungsrate geringer als bei Arten der Oberflachengewasser Haufig sind die Tiere aber langlebiger Hierbei kommt ihnen die geringere Pradation und Konkurrenz und die extrem gleichformigen Lebensbedingungen zugute Zusammengenommen gelten sie als besonders gut angepasst an eigentlich lebensfeindliche widrige Umweltbedingungen bei nur geringer Anpassung aufgrund von biotischen Beziehungen dies wurde als A Strategie vom englischen adversity selection zusammengefasst 2 Allerdings reagieren viele Arten dadurch besonders empfindlich auf Wasserverschmutzung und andere nachteilige Einflusse von der Oberflache her Grundwasser ist im Regelfall Susswasser Eine Reihe von typischen Grundwassertieren kann aber auch in versalztem Grundwasser und Brackwasser leben Einige Gruppen kommen sogar im Luckensystem mariner Sedimente also im Meerwasser vor Bei einigen Tiergruppen nimmt man an dass sie das Grundwasser auf diesem Wege direkt kolonisiert haben also niemals in limnischen Oberflachengewassern vorgekommen sind Dazu gehort zum Beispiel der Urringelwurm Troglochaetus beranecki In der Grundwasserfauna sind eine Reihe von Reliktformen auffallend Dabei handelt es sich um Nachfahren von in fruheren Erdzeitaltern in Oberflachengewassern lebenden Gruppen die dort heute ausgestorben sind und nur im Grundwasser uberleben konnten Dazu gehoren viele Krebstiere wie etwa die Brunnenkrebse oder die Thermosbaenacea Biodiversitat BearbeitenGlobal wurden fur das Bezugsjahr 1986 etwa 7 000 bekannte Arten von Grundwassertieren angegeben 7 In Europa sind es etwa 1 220 unter Einschluss der aquatischen Hohlenfauna 2 Damit liegt ihre Artenzahl niedriger als diejenige der luftatmenden Hohlenfauna mit ihren zahlreichen spezialisierten Insektenarten Vergleicht man die Grundwasserfauna mit derjenigen der limnischen Oberflachengewasser Fliessgewasser und Stillgewasser zeigen sich markante Unterschiede So gibt es beinahe keine spezialisiert im Grundwasser lebenden Insektenarten selbst global werden nur 24 Arten angegeben wahrend Krebstiere auffallend gut reprasentiert sind so dass ihre Artenzahl diejenige der Oberflachengewasser derselben Region sogar ubersteigen kann Etwa 40 Prozent der europaischen Krebstierarten gehoren zur Grundwasserfauna Sechs Ordnungen der Krebstiere Mystacocarida Gelyelloida zu den Ruderfusskrebsen gehorend Syncarida mit den Brunnenkrebsen Mictacea Thermosbaenacea beides Ranzenkrebse und Remipedia sind beinahe ausschliesslich stygobiont wobei Thermosbaenacea und Remipedia allerdings weit uberwiegend in salzwasserfuhrenden sogenannten anchialinen Gewassern leben Aus Hohlengewassern werden 92 Fischarten und 14 Amphibienarten angegeben in Europa jeweils nur eine Delminichthys adspersus und der Grottenolm die beide nur im dinarischen Karst der Balkanhalbinsel leben Das Verteilungsmuster der Arten ist dabei zwischen unterirdischen und oberirdischen Gewassern verschieden Meist ist das Grund und Hohlengewasser lokal eher artenarm geringe Alpha Diversitat mit oft nur einer Art pro Gattung an jeder untersuchten Lokalitat auch besonders artenreiche Gewasser wie einige dinarische Karstgewasser uberschreiten selten etwa 40 Arten Da aber die meisten Grundwasserarten zumindest ausserhalb der in den letzten Eiszeiten vergletscherten Regionen lokale Endemiten mit kleinem Verbreitungsgebiet sind erreichen sie aufgrund der hoheren Beta Diversitat in grosseren Regionen dieselbe Artenzahl wie diejenige in den Oberflachengewassern 7 Zudem zeigte sich dass die wenigen weit verbreiteten Grundwassertiere meist Komplexe aus Kryptospezies darstellen die sich zwar genetisch aber nicht morphologisch unterscheiden lassen Fur Spanien wird abgeschatzt dass keine oder nur extrem wenige makroskopische Arten des Grundwassers Verbreitungsgebiete besitzen deren Durchmesser etwa 200 Kilometer uberschreiten wurde 8 In ihrer Ernahrungsweise sind die meisten Grundwassertiere unspezialisiert echte Pflanzenfresser fehlen vollstandig spezialisierte Rauber sind selten Ausgewahlte Artengruppen Bearbeiten Ruderfusskrebse Bearbeiten nbsp Ruderfusskrebse aus Ernst Haeckels Kunstformen der NaturRuderfusskrebse wissenschaftlicher Name Copepoda sind die artenreichste Gruppe der Krebstiere Von den mehr als 2 800 im Susswasser lebenden Arten Stand 2008 9 kommen etwa 1 000 im Grundwasser vor 10 Sie sind damit im Grundwasser die artenreichste Tiergruppe uberhaupt Da die Copepoden generell kleine Tiere sind konnten sie das Grundwasser leichter kolonisieren dennoch ist in vielen Verwandtschaftsgruppen eine weitere Abnahme der Korpergrosse ausgepragt Zahlreiche Arten weisen einen vereinfachten Korperbau mit zahlreichen morphologischen Ruckbildungen Reduktionen auf die oft auf Padomorphose verkurzte Entwicklung bei der die geschlechtsreifen Tiere Merkmale der Larvenstadien behalten zuruckgehen Vorteil fur die Tiere konnte bessere Beweglichkeit in den engen Hohlraumsystemen sein Die meisten Grundwassercopepoden gehoren zu den Ordnungen Cyclopoida und Harpacticoida Die kleine Ordnung der Gelyelloida die nur drei Arten umfasst ist ausschliesslich von dort bekannt sie leben im Karst Sudosteuropas und Nordamerikas Generell sind Karstgrundwasserleiter und Porengrundwasserleiter von Copepoden etwa genauso artenreich besiedelt 10 Hohlenflohkrebse Bearbeiten Hohlenflohkrebse der Gattung Niphargus gehoren zu den im Grundwasser artenreich vertretenen Flohkrebsen Ordnung Amphipoda Unter den mehr als 330 Arten der Gattung 11 leben allein fast 50 im dinarischen Karst davon nur 10 gelegentlich auch in Oberflachengewassern Viele der Arten sind morphologisch ausserordentlich ahnlich und sehr schwierig unterscheidbar 12 einige nur nach genetischen Markern kryptische Arten Die Gattung ist in Mittel und Sudeuropa der Schwarzmeerregion Anatolien ostlich bis in die Gebirge des Iran verbreitet Sie ist im Mittelmeerraum artenreich nordlich der Alpen artenarm und fehlt in Skandinavien Dies wird auf den Einfluss der Eiszeiten zuruckgefuhrt Sie konnte aber z B so weit nordlich wie in Irland und Sudengland die letzte Eiszeit uberdauern wie sich am Vorkommen zahlreicher endemischer Arten hier zeigt 13 Die Nordgrenze der Verbreitung stimmt fast perfekt mit der Sudgrenze der Vereisung in der Weichsel Eiszeit uberein Im Vergleich zu Gammariden der Oberflachengewasser sind Hohlenflohkrebse schlanker und graziler gebaut und augenlos Im Gegensatz zu Oberflachenarten konnen einige untersuchte Arten volliges Fehlen von Sauerstoff Anoxie mehrere Tage und sehr geringe Sauerstoffgehalte sogar monatelang uberleben Grundwasser und Quellschnecken Bearbeiten Mollusken sind im Grundwasser weit und teilweise artenreich verbreitet Mit sehr wenigen Ausnahmen wie der bestandsgefahrdeten Muschel Congeria kusceri 14 im dinarischen Karst handelt es sich um Schneckenarten 15 Fast alle Arten sind sehr klein mit dunnem teilweise transparentem Gehause und weiss gefarbt Fast alle Grundwasserschnecken gehoren zu den Wasserdeckelschnecken und werden dort zur Familie der Hydrobiidae im weiteren Sinne gerechnet Uberfamilie Rissooidea 16 Weltweit wurden 2005 etwa 350 Arten angegeben Grundwasser und Hohlengewasser hier zusammengefasst wobei innerhalb der Gruppe in den Jahren seitdem viele Arten z T sogar Gattungen neu beschrieben worden sind Obwohl weltweit verbreitet gelten zwei Regionen der Welt als besonders artenreich der dinarische Karst in Europa und Sudostasien In jungerer Zeit wurde nach intensiven Untersuchungen die Iberische Halbinsel als weitere Region mit vergleichbarem Artenreichtum identifiziert 17 Zur Okologie der meisten Arten ist fast nichts bekannt nicht wenige sind nur nach leeren Schalen die aus Karstgewassern an die Oberflache gespult worden waren beschrieben worden Innerhalb der hauptsachlich in Quellen verbreiteten Gattung der Quellschnecken Bythinella konnte gezeigt werden dass die Arten der Stygofauna durch konvergente Evolution in ihren Merkmalen sekundar ahnlicher geworden sind 18 Haufigste Grundwasserschnecken Mitteleuropas sind die Arten der Gattung Bythiospeum Hier wurden meist nach Details der Schalenmorphologie aus Mitteleuropa zahlreiche Arten beschrieben Nach genetischen Daten scheint die Gattung allerdings tatsachlich deutlich artenarmer So kommen in Deutschland anstatt wie fruher vermutet bis zu 25 wohl nur drei Arten vor 19 Ringelwurmer Bearbeiten Ausschliesslich aus Karst und Hohlengewassern sind eine Reihe von Egel Arten in Sudeuropa bekannt geworden die zur Familie Erpobdellidae gehoren Hierher gehort auch die 2001 im dinarischen Karst neu entdeckte Art Croatobranchus mestrovi mit sehr ungewohnlicher Morphologie unter anderem seitlichen Fortsatzen 20 21 Typischer fur Grundwasser Lebensraume sind aber die Wenigborster Oligochaeta Diese sind in allen untersuchten Grundwasser Okosystemen vertreten Es sind gut 100 spezialisierte stygobionte Arten bisher beschrieben worden wobei die aussereuropaische Fauna noch kaum untersucht worden ist Auch in dieser Gruppe uberwiegen Arten mit sehr kleinem Verbreitungsgebiet Lokalendemiten es kommen aber ofters auch weit verbreitete Arten aus Oberflachengewassern im Grundwasser vor Wenigborster des Grundwassers sind morphologisch nicht von anderen limnischen Arten und von vielen Arten der Bodenfauna unterscheidbar man kann sagen dass sie an diesen Lebensraum praadaptiert sind Die artenreichsten Gattungen Trichodrilus Familie Lumbriculidae und Rhyacodrilus Familie Tubificidae besitzen auch in Oberflachengewassern zahlreiche Arten Obwohl angenommen wird dass Ringelwurmer im Grundwasser vermutlich von hoher okologischer Bedeutung sind sind sie in dieser Hinsicht bisher kaum erforscht 22 Hohlenfische Bearbeiten nbsp Der Hohlenfisch Phreatichthys andruzzii aus somalischen Hohlengewassern Hauptartikel Hohlentier Hohlenwassertiere Hohlenfische kommen ausschliesslich in Hohlen und breiten Spalten in Karstgrundwasserleitern vor und werden daher von zahlreichen Forschern nicht zur eigentlichen Grundwasserfauna gerechnet Weltweit sind mehr als 80 Arten Unterarten oder Lokalpopulationen von Hohlenfischen beschrieben worden die sich auf acht Ordnungen verteilen und es werden noch laufend neue entdeckt 23 So hat im Jahr 2016 die Entdeckung der Schmerlenart Eidinemacheilus proudlovei im Irak einige Aufmerksamkeit erregt 24 Fast alle Hohlenfische sind Abkommlinge von in limnischen Oberflachengewassern weit verbreiteten Gattungen und Familien in einigen Fallen leben sie in direktem Kontakt mit nahe verwandten oberirdischen Populationen Die meisten dieser verwandten Arten sind an geringe Belichtungsverhaltnisse praadaptiert zum Beispiel nachtaktiv Auch fur Hohlenfische ist eine je nach Art unterschiedlich weit vorangeschrittene Ruckbildung der Augen und eine weisse manchmal rosa oder gelbliche Farbung charakteristisch die durch geringeren Gehalt des Pigments Melanin in der Haut verursacht wird Sie ist erblich bei einigen Arten ist aber bei kunstlicher Belichtung ein Nachdunkeln feststellbar Zum Ausgleich fur den Verlust des optischen Sinns sind oft andere Sinne verbessert So besitzt der in Yucatan lebende Typhliasina pearsei Familie Dinematichthyidae ein durch ein Hohlraumsystem im Kopfbereich stark verbessertes Seitenlinienorgan das als Ferntastsinn wirkt 23 Bei anderen wie den amerikanischen Amblyopsidae Blindfische ist dieses dagegen eher schwach ausgepragt sie besitzen dafur verbesserte chemische Sinne Viele Hohlenfische besitzen einen verbreiterten Kopf Der Grund ist umstritten moglicherweise erleichtert er die sensorische Orientierung Genauere genetische Untersuchungen die vor allem bei nord und zentralamerikanischen Arten durchgefuhrt worden sind haben ergeben dass auch bei den Hohlenfischen die scheinbar verbreiteteren Arten in Wirklichkeit komplexe lokalendemische kryptische Arten oder Lokalpopulationen darstellen Dies gilt etwa fur die im mexikanischen Cueva de Villa Luz lebenden Hohlenpopulation der Atlantikkarpflinge 25 oder den haufigsten Hohlenfisch Nordamerikas Typhlichthys subterraneus 26 Normalerweise kommt in jedem Hohlensystem nur eine Hohlenfischart vor als grosse Ausnahme manchmal zwei 5 Die einzigen echten Hohlenfische Europas existieren im Hohlensystem des Aachtopfes Sie gehoren zu den Bachschmerlen ihre Entdeckung wurde im April 2017 bekannt gegeben 27 28 Im dinarischen Karst gibt es eine Reihe von Arten die zeitweise an der Oberflache leben aber bei sinkendem Wasserstand diesem in die unterirdischen Karsthohlraume folgen Am besten an unterirdische Verhaltnisse angepasst ist die Karpfenfischart Delminichthys adspersus Grundwasserfauna Deutschlands BearbeitenIn Deutschland wurden bisher fast 500 Tierarten zumindest gelegentlich im Grundwasser gefunden davon sind 178 spezialisierte also stygobionte Tierarten 29 Die deutsche Fauna zeigt dabei ein deutliches Artengefalle mit Abfall der Artenzahl von Suden nach Norden das sich auch in den benachbarten Landern fortsetzt An fast allen untersuchten Stellen sind die Krebstiere sowohl die individuen wie auch die artenreichste Gruppe Allerdings sind einige Gruppen wie die Fadenwurmer Nematoda und die Wassermilben nur von wenigen Spezialisten weltweit bestimmbar und daher kaum erforscht Zur verbreiteteren stygobionten Fauna Deutschlands gehoren neben den Brunnenkrebsen und Hohlenflohkrebsen auch die Hohlenasseln der Gattung Proasellus und die Schnecken der Gattung Bythiospeum Die meisten der im Mittelmeerraum artenreich vertretenen Gruppen fehlen aber in Deutschland wie auch in ganz Mittel und Nordeuropa Bei mehrjahrigen Untersuchungen zahlreicher Grundwassermessstellen des Bundeslandes Baden Wurttemberg 30 31 32 wurden insgesamt etwas mehr als 100 Arten gefunden Dabei war die lokale Artendichte pro Messstelle allerdings gering mit durchschnittlich kaum mehr als zwei Arten pro Probe Mehr als die Halfte der Arten wurden nur in jeweils einem Prozent der Probenstellen oder weniger angetroffen Mehr als ein Funftel der Messstellen wiesen uberhaupt keine Fauna auf Allerdings war eine im Karst liegende Probenstelle in uber 200 Meter Tiefe noch artenreich besiedelt Bei den etwa 20 Arten mit regionalem Verbreitungsschwerpunkt zeigte sich ein auffallender Schwerpunkt jeweils in den Einzugsgebieten der grossen Flusse Rhein Donau und Neckar Dabei ergab sich eine Besonderheit Die Fauna im Gebiet des Hochrheins ahnelte eher derjenigen des Donaugebiets Dies liegt vermutlich daran dass diese Region noch im Pliozan zum Donaugebiet gehorte vgl Artikel Urdonau Trinkwassernetze BearbeitenGrundwassertiere konnen auch vom Grundwasser das zur Verwendung als Trinkwasser gefordert wird in Trinkwassernetze ubergehen wo sie vor allem aus asthetischen Grunden unerwunscht sind Insbesondere technische Anlagen wie Sandfilter in Trinkwasseraufbereitungsanlagen konnen dicht besiedelt sein 33 wobei die Tiere hier durch den Abbau partikularer organischer Substanz den Porenraum frei halten und damit eher nutzlich sind Wahrend echte Grundwasserarten dabei in der Regel harmlos sind 34 konnen Arten mit Verbreitungsschwerpunkt in Oberflachengewassern durchaus zum Problem werden So sind etwa stygobionte Hohlenasseln der Gattung Proasellus wie Proasellus slavus normalerweise kein besonderes Problem Kommt hingegen die Wasserassel Asellus aquaticus in Leitungsnetzen vor kann sie echte Massenvorkommen ausbilden Die Art kann sich durch Abweiden des Biofilms in Rohrleitungen hier auch vermehren und dadurch unbegrenzt halten 35 Einzelnachweise Bearbeiten Lou Maurice John Bloomfield Stygobitic invertebrates in groundwater a review from a hydrogeological perspective In Freshwater Reviews 5 2012 S 51 71 doi 10 1608 FRJ 5 1 443 a b c d Wilfried Schonborn Ute Risse Buhl Lehrbuch der Limnologie 2 Auflage Schweizerbarth Verlag Stuttgart 2013 ISBN 978 3 510 65275 4 Susanne I Schmidt Hans Jurgen Hahn What is groundwater and what does this mean to fauna An opinion In Limnologica 42 2012 S 1 6 doi 10 1016 j limno 2011 08 002 David C Culver Tanja Pipan Superficial subterranean habitats gateway to the subterranean realm In Cave and Karst Science 35 1 amp 2 2008 S 5 12 a b Max Moseley Size matters scalar phenomena and a proposal for an ecological definition of cave In Cave and Karst Science 35 3 2008 S 89 94 a b Cene Fiser Tanja Pipan David C Culver The Vertical Extent of Groundwater Metazoans An Ecological and Evolutionary Perspective In BioScience 64 2014 S 971 979 doi 10 1093 biosci biu148 a b Janine Gibert Louis Deharveng Subterranean Ecosystems A Truncated Functional Biodiversity In BioScience 52 6 2002 S 473 481 doi 10 1641 0006 3568 2002 052 0473 SEATFB 2 0 CO 2 Peter Trontelj Christophe J Douady Cene Fiser Janine Gibert Spela Goricki Tristan Lefebure Boris Sket Valerija Zaksek A molecular test for cryptic diversity in ground water how large are the ranges of macro stygobionts In Freshwater Biology 54 2009 S 727 744 doi 10 1111 j 1365 2427 2007 01877 x G A Boxshall D Defaye Global diversity of copepods Crustacea Copepoda in freshwater In Hydrobiologia 595 2008 S 195 207 a b Diana M P Galassi Ron Huys Janet W Reid Diversity ecology and evolution of groundwater copepods In Freshwater Biology 54 2009 S 691 708 doi 10 1111 j 1365 2427 2009 02185 x Somayeh Esmaeili Rineh Alireza Sari Teo Delic Ajda Moskric Cene Fiser Molecular phylogeny of the subterranean genus Niphargus Crustacea Amphipoda in the Middle East a comparison with European Niphargids In Zoological Journal of the Linnean Society 175 4 2015 S 812 826 doi 10 1111 zoj 12296 Cene Fiser Peter Trontelj Roman Lustrik Boris Sket Toward a unified taxonomy of Niphargus Crustacea Amphipoda a review of morphological variability In Zootaxa 2061 2009 S 1 22 C E McInerney L Maurice A L Robertson L R F D Knight J Arnscheidt C Venditti J S G Dooley T Mathers S Matthijs K Eriksson G S Proudlove B Hanfling The ancient Britons groundwater fauna survived extreme climate change over tens of millions of years across NW Europe In Molecular Ecology 23 2014 S 1153 1166 doi 10 1111 mec 12664 H Bilandzija Congeria kusceri The IUCN Red List of Threatened Species 2011 e T171942A6811583 online David C Culver Molluscs In David C Culver William B White Hrsg Encyclopedia of Caves Elsevier Amsterdam u a 2005 ISBN 0 12 198651 9 zur Phylogenie vgl Magdalena Szarowska Molecular phylogeny systematics and morphological character evolution in the Balkan Rissooidea Caenogastropoda In Folia Malacologica 14 2006 S 99 168 doi 10 12657 folmal 014 014 B Arconada M A Ramos The Ibero Balearic region One of the areas of highest Hydrobiidae Gastropoda Prosobranchia Rissooidea diversity in Europe In Graellsia 59 2 3 2003 S 91 104 Jean Michel Bichain Philippe Gaubert Sarah Samadi Marie Catherine Boisselier Dubayle A gleam in the dark Phylogenetic species delimitation in the confusing spring snail genus Bythinella Moquin Tandon 1856 Gastropoda Rissooidea Amnicolidae In Molecular Phylogenetics and Evolution 45 2007 S 927 941 doi 10 1016 j ympev 2007 07 018 Ira Richling Yaron Malkowsky Jacqueline Kuhn Hans Jorg Niederhofer Hans D Boeters A vanishing hotspot the impact of molecular insights on the diversity of Central European Bythiospeum Bourguignat 1882 Mollusca Gastropoda Truncatelloidea In Organisms Diversity amp Evolution 2016 19 Seiten doi 10 1007 s13127 016 0298 y Sket B Dovc P Jalzic B Kerovec M Kucinic M Trontelj P A cave leech Hirudinea Erpobdellidae from Croatia with unique morphological features In Zoologica Scripta 30 2001 223 229 A cave leech Hirudinea Erpobdellidae from Croatia with unique morphological features Croation Speological Server abgerufen am 5 November 2016 Michel Creuze des Chatelliers Jacques Juget Michel Lafont Patrick Martin Subterranean aquatic Oligochaeta In Freshwater Biology 54 2009 678 690 doi 10 1111 j 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Joachim Kreiselmaier Roland Berka Jorg Freyhof The first European cave fish Volume 27 Issue 7 pR257 R258 3 April 2017 doi 10 1016 j cub 2017 02 048 Christoph Seidler Erstmals Hohlenfisch in Europa gefunden Spiegel Online 3 April 2017 abgerufen am gleichen Tage Horst Kurt Schminke und Gunnar Gad Herausgeber Grundwasserfauna Deutschlands Ein Bestimmungswerk Herausgegeben von der DWA Deutsche Vereinigung fur Wasserwirtschaft Abwasser und Abfall e V Hennef 2007 ISBN 978 3 939057 44 4 Grundwassertiere weltweit einmalige Untersuchungen zur Grundwasserfauna erfolgreich abgeschlossen Memento vom 19 Oktober 2016 im Internet Archive LUBW Landesanstalt fur Umwelt Messungen und Naturschutz Baden Wurttemberg Hrsg Andreas Fuchs Hans Jurgen Hahn Klaus Peter Barufke Grundwasser Uberwachungsprogramm Erhebung und Beschreibung der Grundwasserfauna in Baden Wurttemberg Kurzbericht PDF Datei Andreas Fuchs Erhebung und Beschreibung der Grundwasserfauna in Baden Wurttemberg Dissertation Universitat Koblenz Landau Campus Landau Abteilung Biologie 2007 PDF Michael Schonthal Jorg Bork Hans Jurgen Hahn Matthias Maier und Karl Roth Grundwassermetazoen in naturlichen und kunstlichen Biotopen In Forum Geookologie 21 3 2010 24 29 Hans Jurgen Hahn amp Jorg Bork Die Heinzelmannchen der Trinkwasserversorgung In n energie 07 09 2 4 Hans Jurgen Han amp Norbert Klein Tiere in der Trinkwasserverteilung altes Thema neue Sichtweise In Der Hygieneinspektor 8 2013 Sonderheft Trinkwasserhygiene 20 24 Normdaten Sachbegriff GND 4842093 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grundwassertiere amp oldid 237291785