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Karstgrundwasserleiter sind ein Sonderfall der Grundwasserleiter in verkarsteten Festgesteinskorpern wo sich Wasser in Hohlraumen unterschiedlicher Querschnitte und Grossen als sein Wasserkorper bewegt 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Geschichte der Erforschung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenIn wasserloslichen Gesteinseinheiten z B Kalkstein Dolomit oder Evaporite bilden sich durch von der Gesteinsoberflache eindringendes Wasser infolge chemischer Losungsvorgange Hohlraume mit stark variierender raumlicher Auspragung worauf die Verkarstung beruht Diese Erosionstatigkeit des Karstwassers schuf eine Vielfalt an Hohlraumen die oberirdisch beispielsweise als Schluchten Karren und Schlundlocher sowie unterirdisch als Spalten Kamine stollenartige Aushohlungen und solche in anderer Form ein miteinander verflochtenes System bilden Diese Raumstrukturen erstrecken sich im von der Verkarstung betroffenen Gesteinskorper horizontal senkrecht und mit vielen Neigungen Der Querschnitt der Hohlraume kann in kurzen Abstanden variieren 3 Durch diese Hohlraume kann Grundwasser gut fliessen In Karstgrundwasserleitern erreicht das Karstwasser meist sehr hohe Fliessgeschwindigkeiten Aufgrund dieser hohen Geschwindigkeit aber auch wegen der weiten Offnungsquerschnitte der Karstkanale und der Karstrohren ist die Selbstreinigung bei der Untergrundpassage nur sehr gering 4 Entsprechend sind Karstgrundwasserleiter und das in ihnen fliessende Wasser teilweise nicht ausreichend gegen Eintrage z B aus Gulle oder Abwasserkanalen geschutzt was eine Wassergewinnung aus ihnen vor Herausforderungen stellt bzw aufwandig macht 5 Karstgrundwasserleiter kommen z B in der Schwabischen Alb den Gaulandschaften oder der Frankischen Schweiz in Suddeutschland aber auch auf der Paderborner Hochflache im Sudharzer Gipskarstgebiet und in anderen Teilen Norddeutschlands vor Die vom Karstwasser aus den Karstgrundwasserleitern gespeisten Karstquellen sind teilweise sehr ergiebig so dass sie den Ursprung von breiten Bachen oder sogar Flussen bilden konnen z B Source de la Sorgue bei Fontaine de Vaucluse Rinquelle Klafferquelle Aachtopf Wie bei anderen Karstgewassern kann die Ergiebigkeit aber saisonal stark schwanken Geschichte der Erforschung BearbeitenDie ersten Arbeiten uber die hydrologischen Zusammenhange in Karstgebieten stammen von Alfred Grund aus dem Jahre 1903 Diese betrachtete das einsickernde Wasser als Zulauf zu einem Wasserkorper der sich in diesen Gesteinskomplexen in Ruhe ansammelt und so lediglich einen von Witterungsereignissen abhangigen stillen Spiegel uber den tieferen Hohlraumen bildet Diese Theorie wurde von anderen Karstforschern heftig diskutiert Friedrich Katzer widersprach 1905 diesen Annahmen und ging von selbstandig fliessenden Wasserlaufen in unterirdischen Kanalen und anderen Hohlraumen aus Dieser Auffassung schlossen sich 1910 Lukas Waagen und 1913 Hermann Bock an Deutlich kritischere Positionen zu Grunds Auffassungen bezogen die Karstforscher Edouard Alfred Martel Jovan Cvijic und Emil Prinz die als entscheidendes Kriterium die Art der unterirdischen Wasseransammlung im Karstgestein Porensysteme Hohlensysteme sahen und nicht die Frage ob es sich hier um bewegte oder stille Karstwasser handle 6 Literatur BearbeitenBernward Holting Wilhelm Georg Coldewey Hydrogeologie Einfuhrung in die Allgemeine und Angewandte Hydrogeologie 8 Auflage Springer Verlag Berlin 2019Weblinks BearbeitenEintrag geodz com das Lexikon der Erde Einzelnachweise Bearbeiten Anonymus Grundwasser Bundesministerium fur Landwirtschaft Regionen und Tourismus Wien Hans Murawski Wilhelm Meyer Geologisches Worterbuch 12 Auflage Spektrum Verlag Heidelberg 2010 S 67 Grundwasser 84 Karstgrundwasserleiter Radim Kettner Allgemeine Geologie III Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1959 S 211 219 236 237 Die Selbstreinigung ist wesentlich auf biologische Aktivitaten im Karstgrundwasserleiter zuruckzufuhren der auch als Biotop betrachtet werden kann Obwohl z B bakterielle Biofilme auch in eher nahrstoffarmen Aquiferen im Karst vorkommen und dort eine Okosystemfunktion hinsichtlich des Abbaus von organischen Verunreinigungen bzw der Nitratreduktion entfalten war bis vor wenigen Jahren kaum etwas uber die tatsachliche Artenverteilung von Lebewesen in den Karstwassersystemen bekannt Fur deren Bakterienflora konnte gezeigt werden dass deren Artenspektrum aber auch die Besiedelungsdichte starken Schwankungen in Abhangigkeit von Niederschlagsereignissen unterworfen sind Vgl Jurgen Alexander Bohnert In situ Identifikation von Mikroorganismen in einem Karstaquifer mittels ribosomaler RNA Technologie Dissertation Universitat Tubingen 2001 S 58 sowie Christian Griebler et al Ecological assessment of groundwater ecosystems vision or illusion In Ecological Engineering Band 36 Nr 9 2010 S 1174 1190 Adrian Auckenthaler Peter Huggenberger Pathogene Mikroorganismen im Grund und Trinkwasser Transport Nachweismethoden Wassermanagement Birkhauser Verlag Berlin Basel Boston 2013 S 134 139 Radim Kettner Allgemeine Geologie III Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1959 S 238 239 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karstgrundwasserleiter amp oldid 237234463