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Als Selbstreinigung bezeichnet man allgemein die Fahigkeit eines Gegenstandes oder Systems sich eigenstandig und insbesondere ohne ausseren Eingriff von Verschmutzungen bzw von spezifizierten Stoffeintragen befreien zu konnen Man unterscheidet primar zwischen zwei Bedeutungen Selbstreinigung von Oberflachen zum Beispiel uber den Lotuseffekt oder photokatalytische Selbstreinigung aber auch technischer Verfahren wie die Pyrolyse beispielsweise bei Backofen Siehe auch selbstreinigendes Glas und selbstreinigender Beton Selbstreinigung biologischer bzw okologischer Systeme Dabei handelt es sich sowohl um Lebewesen und deren Fahigkeit Schadstoffe abzubauen bzw auszuscheiden als auch die Fahigkeit komplexer Okosysteme selbstandig mit dem Eintrag umweltfremder bzw umweltschadlicher Stoffe fertigzuwerden Ein Beispiel fur die Selbstreinigung von Tieren ist deren Exkretion von Endprodukten des Stoffwechsels sowie von unbrauchbaren oder schadlichen Substanzen die mit der Nahrung aufgenommen wurden Die bekannteste Verwendung des Begriffes bezieht sich auf Gewasser deren biologischer Abbauprozess organischer Verbindungen durch pflanzliche tierische und bakterielle Organismen Saprobionten bei gleichzeitigem Verbrauch von Sauerstoff als Selbstreinigung bezeichnet wird Inhaltsverzeichnis 1 Selbstreinigung von Gewassern 1 1 Vorteile der Selbstreinigung 1 2 Kritische Betrachtung 2 Siehe auch 3 Literatur 4 WeblinksSelbstreinigung von Gewassern BearbeitenDie Selbstreinigungskraft von Gewassern ist abhangig vom Sauerstoffgehalt des Wassers und somit von Faktoren wie dem Boden und dem transportierten Material von der Strukturgute und der Wassertemperatur Unter Sauerstoffmangel kommt es zu anaeroben Faulnisprozessen Im sauerstoffreichen Wasser dagegen kann eine begrenzte Menge organischer Substanz z B aus Abwasser durch Bakterien Pilze und kleinere Tiere vgl Destruenten zersetzt werden Daher ist das Selbstreinigungspotential in fliessenden Gewassern hoher als in stehenden Gewassern weil der Eintrag von Luftsauerstoff uber die bewegte Oberflache dort grosser ist Eine weitere Rolle spielt die Wassertemperatur da bei Erwarmung des Gewassers wie etwa durch abgeleitetes Kuhlwasser die Sauerstoffloslichkeit sinkt sich aber die Abbauvorgange beschleunigen Als naturlicher Sauerstofflieferant dienen ausserdem die Schwebalgen Phytoplankton die Aufwuchsalgen sowie die hoheren Wasser und Uferpflanzen Im Zusammenhang mit der Selbstreinigung steht die Gewasserguteklassifikation von Fliessgewassern nach dem System des Saprobienindex Hierbei wird durch die Bestimmung von Indikatororganismen ein Mass fur die Fracht an abbaubarem organischen Material gewonnen und nach einem normierten Verfahren klassifiziert Die Selbstreinigungskraft wird auch in der sogenannten biologischen Klarstufe in Klaranlagen nutzbar gemacht Etwas weiter definiert umfasst die Selbstreinigung folgende Aspekte Mikrobiell mikrobiologische Umwandlung von organischen und anorganischen Stoffen Chemisch Auflosungs und Ausfallungsprozesse Sorption und Desorption Umwandlung von organischen und anorganischen Stoffen Physikalisch Verdunnung Sedimentation Filtration und AusgasungVorteile der Selbstreinigung Bearbeiten Mit dem Begriff Selbstreinigung ist die Fahigkeit der Gewasser gemeint organische Gewasserverschmutzung oder Belastungen abbauen zu konnen Durch die oben beschriebenen Prozesse werden solche Belastungen abgebaut und somit in eine weniger komplexe nicht mehr zwingend organische Verbindung uberfuhrt aus organischen Verbindungen werden z B mineralische Salze Manche Vorgange entfernen tatsachlich Substanz Nahrstoffe aus dem Gewasser und verhindern somit automatisch eine Eutrophierung und dadurch auch das Umkippen des Sees solange die anthropogene Schadstoffbelastung nicht zu gross ist Langfristige Umwandlung der Schadstoffe in Dunger und anschliessend in lebende Biomasse z B Produzenten wie Phytoplankton Konsumenten wie Fische und Enten Ausgasung von Stickstoff CO2 oder NH3 Ammoniak Kritische Betrachtung Bearbeiten Die Selbstreinigung des Gewassers versagt bei zu grosser Schadstoffbelastung oft aus folgenden Grunden Eine Teilmenge der Phosphate und Nitrate bleibt dungewirksam im Gewasser und tragt in jedem Fall zur Eutrophierung bei Ein Teil davon wird zwar zunachst sedimentiert siehe auch Phosphatfalle aber beim Auftreten von Sauerstoffmangel uber dem Sediment wird es wieder zuruckgelost vgl Umkippen Auch Filtration und Sorption wirken nur vorubergehend entlastend Auch die als Vorteil erwahnte Umwandlung in lebende Biomasse stellt keine wirkliche Entlastung dar Die Biomasse nimmt am Stoffkreislauf des Gewassers teil Sie fuhrt z B wieder zur vermehrten Detritusbildung z B abgestorbene Pflanzen Kot der wiederum von den Destruenten zu Dungesalzen mineralisiert wird Diese Nahrstoffe und damit die Gewasserbelastung bleiben also dem Gewasser erhalten Die Selbstreinigungskraft bezieht sich dabei auf organische Eintrage wie sie in der Natur vorkommen z B Laubfall Totholz Eintrage aus Sumpfen Mooren Die anthropogenen Eintrage aus Industrie und Landwirtschaft uberschritten die Selbstreinigungskraft der Gewasser in der Vergangenheit bei weitem Die Selbstreinigungskraft der Gewasser wurde zudem durch den technischen Gewasserverbau Begradigung und Befestigung herabgesetzt Keinerlei Selbstreinigungskraft haben die Gewasser gegenuber vielen anthropogenen Schadstoffen wie Schwermetallen vielen Pestiziden und Industrieabfallstoffen fur die es keine Stoffwechselwege in den Wasserorganismen gibt Die Erhohung oder Wiederherstellung der naturlichen Selbstreinigungskraft der Gewasser ist eines der Ziele bei der Renaturierung von Fliessgewassern Siehe auch Bearbeitenokologisches Gleichgewicht Okosystem See SeentherapieLiteratur BearbeitenUlrich Stottmeister Erika Weissbrodt Jorg Tittel Naturliche Selbstreinigung Von der Altlast zum See In Biologie in unserer Zeit 32 5 2002 ISSN 0045 205X S 276 285 Weblinks BearbeitenBiologische AbwasserreinigungNormdaten Sachbegriff GND 4180849 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Selbstreinigung amp oldid 196898504