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Die Brunnenkrebse Bathynellacea sind eine Ordnung der Krebstiere und die kleinsten Vertreter der Hoheren Krebse Fast alle Arten sind spezialisierte Grundwassertiere und kommen nur selten und ausnahmsweise in Oberflachengewassern vor Brunnenkrebse sind weltweit verbreitet Es sind mehr als 200 Arten bekannt wobei immer noch regelmassig neue Arten beschrieben werden BrunnenkrebseBrunnenkrebse Bathynellacea SystematikStamm Gliederfusser Arthropoda Unterstamm Krebstiere Crustacea Unterklasse Hohere Krebse Malacostraca Uberordnung SyncaridaOrdnung BrunnenkrebseWissenschaftlicher NameBathynellaceaChappuis 1915Der deutsche Name Brunnenkrebse wird auf den Erstfund eines Tiers der Ordnung der Art Bathynella natans im Jahr 1880 in einem Brunnen in Prag zuruckgefuhrt 1 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Fortpflanzung 3 Biologie und Lebensweise 4 Verbreitung 5 Systematik 6 Einzelnachweise 7 WeblinksBeschreibung BearbeitenBrunnenkrebse 2 3 sind kleine wurmartig gestreckte farblose oder weiss gefarbte Krebse Die meisten Arten erreichen etwa 1 Millimeter Korperlange die grossten etwas mehr als 5 Millimeter Durch die unterirdische Lebensweise ist ihr Korperbau von Ruckbildungen gepragt So fehlen etwa die Augen die meisten Schwimmbeine oder Pleopoden und der Schwanzfacher Der Korper ist gegliedert in den Kopf acht gliedmassentragende Rumpfsegmente und ein Pleon aus sechs Segmenten deren letztes mit dem Telson zu einer Einheit verschmolzen ist so dass funf freie Somite ausgebildet sind Es ist kein Rumpfsegment mit dem Kopf verschmolzen auch ein Carapax fehlt vollstandig Der Kopf tragt symmetrisch gebaute Mandibeln denen ein beweglicher Teil die Lacinia mobilis immer fehlt Die ersten und zweiten Maxillen sind einfach gebaut mit einer unterschiedlichen Anzahl lang bedornter Endite Die ersten Antennen besitzen drei Grundglieder Pedunculus und nur eine Geissel die zweite ist zu einem kleinen Knopf oder einem stabformigen Anhang reduziert Die acht Gliedmassenpaare des schmalen und langgestreckten geraden Rumpfabschnitts die Thoracopoden sind zweiastige Spaltbeine mit Ausnahme des achten bei einigen Gattungen ist das siebte Beinpaar ruckgebildet Dieses ist bei den Mannchen zu einem Begattungsorgan umgebildet beim Weibchen mehr oder weniger reduziert und rudimentar Die ubrigen die als Laufbeine ausgebildet sind bestehen aus einem viergliedrigen Endopoditen und einem meist einteiligen Exopoditen zusatzlich konnen ein oder zwei winzige Epipodite vorhanden sein Pleopoden treten bei einigen Arten an den ersten beiden Segmenten des Pleon auf oft sind ein oder beide Paare ruckgebildet Es handelt sich um einastige hochstens zweigliedrige kleine Anhange die nicht zum Schwimmen eingesetzt werden konnen Am Pleotelson bestehend aus dem Telson und dem damit verschmolzenen letzten Pleonsegment ist stets ein Paar Uropoden vorhanden sie besitzen stabformige eingliedrige Exo und Endopoditen Ausserdem ist eine Furca vorhanden die aus zwei kleinen bedornten Plattchen Rami besteht Die Bathynellacea sind die einzigen hoheren Krebse die im geschlechtsreifen Stadium eine Furca besitzen Fortpflanzung BearbeitenBrunnenkrebse sind getrenntgeschlechtlich Die Weibchen legen im Verhaltnis zur Korpergrosse relativ grosse dotterreiche Eier stets einzeln ab Eisackchen oder ahnliche Strukturen fehlen immer Das Nauplius und die ersten folgenden Larvenstadien werden noch in der Eihulle durchlaufen Die schlupfenden Jungtiere befinden sich je nach Gattung in unterschiedlichem Entwicklungsstadium mit einem zwei oder drei entwickelten Thorakopoden Bis zur Geschlechtsreife werden anschliessend 8 bis 11 jeweils durch eine Hautung getrennte Stadien durchlaufen Die ersten Stadien gelten dabei als Larven Larvenform ist eine Parazoea da der Korperaufbau noch stark vom adulten abweicht so dienen die langen Antennen als Fortbewegungsorgane an der Furca entwickeln sich lange Borsten die das Tier in Ruhestellung abstutzen Die folgenden Jugendstadien entsprechen in ihrem Korperbau schon in etwa den geschlechtsreifen Tieren sie werden als Bathynelliden bezeichnet Einige Forscher vertreten die Ansicht dass das Adultstadium der Brunnenkrebse tatsachlich eher dem letzten Larvenstadium der anderen Decapoda entspricht es lage dann ein Fall von Neotenie vor 2 3 Biologie und Lebensweise BearbeitenFast alle Brunnenkrebse leben unterirdisch meist im Grundwasser einige auch im Luckensystem im Sediment unterhalb von Oberflachengewassern Hyporheisches Interstitial Sie bewegen sich dabei mithilfe der Thorakopoden schlangelnd in einer Bewegung zwischen Laufen und Schwimmen Im freien Wasser konnen sie nur unbeholfen schwimmen Fast alle Arten sind Susswasserbewohner es sind aber einige euryhaline Vertreter der Familie Parabathynellidae auch aus Brackwasser teilweise sogar aus Meerwasser bekannt eine Gattung lebt ausschliesslich in salzigem Grundwasser Einige Arten werden aus Thermalquellen bei 55 C angegeben andere gelten als kaltstenotherm Zwei Arten Bathynella baicalensis und Baicalobathynella magna sind ausschliesslich aus tieferen Wasserschichten des Baikalsees bekannt sie sind mit uber funf Millimeter Korperlange die grossten Brunnenkrebse Zur Ernahrung ist fast nichts bekannt gestutzt auf den Bau der Mundwerkzeuge und von ahnlichen Arten wird meist eine unspezialisierte Nahrungsaufnahme von Bakterien und Detritus vermutet Zwei Gattungen Iberobathynella und Brevisomabathynella leben rauberisch von anderen Kleinkrebsen Verbreitung BearbeitenBrunnenkrebse sind weltweit verbreitet und treten auf allen Kontinenten mit Ausnahme der Antarktis auf In Deutschland wurden bisher sieben Arten nachgewiesen darunter eine erst 2012 neu beschriebene 4 In Grossbritannien und Irland kommt nur eine Art Antrobathynella stammeri vor Systematik BearbeitenDie Ordnung Bathynellacea umfasst zwei Familien Familie Bathynellidae Grobben 1904 mit 27 Gattungen Familie Parabathynellidae Noodt 1965 mit 39 GattungenDie Artenzahl ist schwer anzugeben da regelmassig neue Arten beschrieben werden Ausserdem wurden bei einer australischen 5 und einer spanischen 6 Untersuchung zahlreiche genetisch stark getrennte aber morphologisch nicht unterscheidbare Kryptospezies gefunden deren Vorhandensein auch aus anderen Regionen vermutet wird Fur 2008 2009 werden etwa 220 bis 240 Arten weltweit angegeben 7 8 Schwestergruppe der Bathynellacea ist die nur auf der Sudhalbkugel verbreitete Ordnung Anaspidacea mit der und einigen nur fossil bekannten Vertretern sie die Uberordnung Syncarida bildet Die Syncarida gelten als eine Reliktgruppe als Rest einer im Palaozoikum weit verbreiteten Verwandtschaft Allerdings sind fossile Arten die den Brunnenkrebsen selbst zuzuordnen gewesen waren nie gefunden worden Zur Evolution der Gruppe gibt es zwei Theorien Einige Wissenschaftler nehmen an dass sie direkt von marinen Lebensraumen aus das Grundwasser kolonisiert hatten Andere sind der Ansicht die heutigen Formen stammen von Arten ab die ursprunglich in limnischen Oberflachengewassern gelebt hatten so dass der Ubergang ins Susswasser hier primar ware 9 Einzelnachweise Bearbeiten Andreas Fuchs Hans Jurgen Hahn Klaus Peter Barufke Grundwasser Uberwachungsprogramm Erhebung und Beschreibung der Grundwasserfauna in Baden Wurttemberg herausgegeben von der LUBW Landesanstalt fur Umwelt Messungen und Naturschutz Baden Wurttemberg Reihe Grundwasserschutz Band 32 Karlsruhe 2006 a b Hans Eckhard Gruner Klasse Crustacea In H E Gruner M Moritz W Dunger Herausgeber Lehrbuch der speziellen Zoologie begrundet von Alfred Kaestner Band I Wirbellose Tiere 4 Teil Arthropoda ohne Insecta 4 Auflage 1993 Gustav Fischer Verlag Jena ISBN 3 334 60404 7 auf Seite 750 ff a b Nicole Coineau amp Ana I Camacho Superorder Syncarida Packard 1885 In Frederick Schram Mireille Charmantier Daures editors Treatise on Zoology Anatomy Taxonomy Biology The Crustacea Volume 4 Part A Brill Scientific Publishers Leiden 2013 ISBN 978 90 04 17809 0 Andreas Fuchs Hans Juergen Hahn Joo Lae Cho 2012 Parabathynella badenwuerttembergensis n sp the First Record of Parabathynellidae Noodt 1965 Malacostraca Bathynellacea from Germany Journal of Crustacean Biology 32 4 655 663 doi 10 1163 193724012X630651 Maria G Asmyhr Grant Hose Peter Graham Adam J Stow 2013 Fine scale genetics of subterranean syncarids Freshwater Biology 59 1 1 11 doi 10 1111 fwb 12239 Ana I Camacho Beatriz A Dorda Isabel Rey 2012 Undisclosed Taxonomic Diversity of Bathynellacea Malacostraca Syncarida in the Iberian Peninsula Revealed by Molecular Data Journal of Crustacean Biology 32 5 816 826 doi 10 1163 193724012X638473 A I Camacho amp A G Valdecasas 2008 Global diversity of syncarids Syncarida Crustacea in freshwater Hydrobiologia 595 257 266 doi 10 1007 s10750 007 9021 5 S T Ahyong J K Lowry M Alonso R N Bamber G A Boxshall P Castro S Gerken G S Karaman J W Goy D S Jones K Meland D C Rogers J Svavarsson 2011 Subphylum Crustacea Brunnich 1772 In Zhang Z Q Editor Animal biodiversity An outline of higher level classification and survey of taxonomic richness Zootaxa 3148 165 191 Horst Kurt Schminke 2014 Freshwater origin of Bathynellacea Malacostraca Crustaceana 87 10 1225 1242 doi 10 1163 15685403 00003322Weblinks BearbeitenOriginalbeschreibung der Ordnung durch P A Chappuis digitalisiert bei www biodiversitylibrary org Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Brunnenkrebse amp oldid 238411590