www.wikidata.de-de.nina.az
Die Familie Lumbriculidae die gleichzeitig die Ordnung Lumbriculida und die Unterklasse Lumbriculata bildet ist ein Taxon von Wenigborstern Oligochaeta in der Ringelwurm Klasse der Gurtelwurmer Clitellata und umfasst etwa 200 Arten die als Substratfresser im Susswasser auf der Nordhalbkugel aber auch daruber hinaus wahrscheinlich durch Verschleppung verbreitet sind Auf Deutsch heissen sie auch Glanzwurmer doch bezieht sich dieser Name insbesondere auf die bekannteste Art den Glanzwurm Lumbriculus variegatus LumbriculidaeLumbriculus variegatus mit doppeltem Schwanz als Folge einer VerletzungSystematikStamm Ringelwurmer Annelida Klasse Gurtelwurmer Clitellata Unterklasse Wenigborster Oligochaeta Teilklasse LumbriculataOrdnung LumbriculidaFamilie LumbriculidaeWissenschaftlicher Name der TeilklasseLumbriculataJamieson 1988Wissenschaftlicher Name der OrdnungLumbriculidaJamieson 1988Wissenschaftlicher Name der FamilieLumbriculidaeVejdovsky 1884 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Vorkommen und Verbreitung 3 Lebenszyklus 4 Ernahrung 5 Gattungen 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksMerkmale BearbeitenDie ausschliesslich im Susswasser lebenden Lumbriculidae sind im Vergleich zu typischen landlebenden Crassiclitellata Regenwurmern eher klein und kurz verglichen mit den meisten wasserlebenden Wenigborstern dagegen gross Sie haben zahlreiche Segmente und ahneln ausserlich oft Regenwurmern An jedem Segment der Lumbriculidae sitzen 4 Borstenbundel mit jeweils 2 Borsten Chaetae insgesamt also 8 Borsten doch konnen nachwachsende Borsten bereits sichtbar werden bevor die alten Borsten abfallen Je nach Art sind samtliche Borsten entweder gegabelt mit einer grossen unteren und einer verkleinerten oberen Spitze oder haben nur eine einfache Spitze eine Kombination beider Borstentypen kommt nur sehr selten vor Die Borsten dienen der Verankerung bei der Fortbewegung mithilfe der Langs und Ringmuskulatur des Hautmuskelschlauches und wirken ahnlich wie bei anderen Wenigborstern Verkurzt sich das Segment durch Zusammenziehung der Langsmuskel so werden die Borsten ausgefahren und verankern die Stelle des Wurms verlangert sich dagegen das Segment durch Zusammenziehung der Ringmuskeln werden die Borsten eingezogen und ermoglichen die Fortbewegung der Stelle des Wurms Die Lumbriculidae besitzen als ursprungliches Merkmal ein ausgedehntes nach Segmenten durch Scheidewande geteiltes Coelom das als Hydroskelett wirkt sowie ein ausgedehntes primares Blutgefasssystem Bei vielen Arten fallen die in jedem Segment stark verzweigten roten Blutgefasse auf Die rote Farbe des Blutes geht auf den im Plasma gelosten Blutfarbstoff Erythrocruorin zuruck der eine sehr starke Affinitat zu Sauerstoff hat und ein Uberleben unter sauerstoffarmen Bedingungen ermoglicht Wie andere Gurtelwurmer sind die Lumbriculidae Zwitter Im Gegensatz zu den meisten anderen Gurtelwurmern die nur je ein bis zwei Paar Hoden und Eierstocke besitzen also bestenfalls oktogonadal sind liegt deren Anzahl bei den Lumbriculidae je nach Art bei 1 bis 4 Paar Hoden im 6 bis 10 oder im 9 bis 11 Segment sowie bei 1 bis 3 Paar Eierstocken im 9 bis 12 Segment Die mannlichen Geschlechtsoffnungen befinden sich immer vor den weiblichen und die Samenleiter fuhren von den Flimmertrichtern direkt im selben Segment wie die zugehorigen Hoden nach aussen Die Spermien haben schwache Konnektive und ein kurzes Akrosom Die Lumbriculidae haben ein Clitellum das nur aus einer Zellschicht besteht und grosse dotterreiche Eier mit denen die sich entwickelnden Embryonen voll ernahrt werden In diesen ursprunglichen Merkmalen ahneln die Lumbriculidae den aquatischen Ringelwurmern der Familien Moniligastridae und Haplotaxidae Die Nephridien sind zwischen den Segmenten verknupft Die dicken Myofilamente haben einen quadratischen Querschnitt und eine S Form Der Darmkanal weist keinen Kaumagen auf Bei manchen Arten bildet der Vorderdarm einen Russel Proboscis aus Die Segmente der Lumbriculidae fallen leicht auseinander und sind in der Lage ein vollstandiges Tier zu regenerieren So kommt bei diesen Ringelwurmern ungeschlechtliche Vermehrung durch Zerfall in Einzelsegmente Architomie haufig vor wobei es aber zu keiner Kettenbildung kommt Vorkommen und Verbreitung BearbeitenDie etwa 200 Arten der Lumbriculidae sind im Susswasser von Bachen Seen Sumpfen Tumpeln und auch unterirdischen Gewassern auf der gesamten Nordhalbkugel Eurasien und Nordamerika verbreitet Viele Arten sind hochgradig endemisch insbesondere in Nordeuropa Nordamerika und Ostsibirien Eine weltweite Verbreitung hat die bekannteste Art der Glanzwurm Lumbriculus variegatus der in laubreichen Tumpeln Europas sehr oft zu finden ist aber auch beispielsweise in Australien und Neuseeland auftritt Es gilt als gesichert dass er vom Menschen eingeschleppt wurde so sind seine Fundorte in Australien auf Tumpel in der Umgebung von Stadten konzentriert Auch nach Nordamerika wo er sehr haufig auftritt ist er wahrscheinlich erst durch den Menschen gekommen Eine weitere aus Europa nach Australien verschleppte Art ist Stylodrilus heringianus In Mitteleuropa sind knapp 20 Arten der Lumbriculidae verbreitet die in der Region mit Ausnahme des Ubiquisten Lumbriculus variegatus ihren Verbreitungsschwerpunkt im Grundwasser haben aber von hier aus auch in fliessende und stehende Oberflachengewasser vordringen Da die Grundwasserfauna schlecht erforscht ist ist mit Funden weiterer Arten zu rechnen 1 Eine Reihe von Lumbriculiden Arten werden als Indikatorarten herangezogen um die Wasser und Gewasserqualitat zu bestimmen Lumbriculus variegatus indiziert mit dem Indikatorwert 3 0 im Saprobiensystem stark verschmutzte Fliessgewasser a mesosaprobe Zone 2 Andere Arten etwa Stylodrilus parvus und Stylodrilus brachystilus gelten hingegen als Indikatoren fur hohe okologische Qualitat 3 Lebenszyklus BearbeitenDie zwittrigen Lumbriculidae sind bisher noch nicht bei der Kopulation beobachtet worden denn selbst die sehr haufigen Arten Lumbriculus variegatus und Stylodrilus heringianus findet man nur selten im geschlechtsreifen Zustand Es wird angenommen dass wie bei anderen Gurtelwurmern wahrend der Paarung das Sperma des jeweiligen Sexpartners in die eigenen Receptacula seminis aufgenommen wird Eikokons sind dagegen in freier Wildbahn beobachtet worden Die Eier werden in den vom Clitellum gebildeten Eikokon abgelegt und mit dem im Receptaculum seminis befindlichen Sperma besamt Die Embryonen entwickeln sich im Kokon aus den sehr dotterreichen Eiern zu fertigen kleinen Wurmern Unter Laborbedingungen kennt man nur sexuell unreife Tiere und auch in der Wildnis findet man die Lumbriculidae fast immer in diesem Zustand Regelmassig teilen sich diese namlich in Einzelsegmente bevor die Geschlechtsreife eintritt Die Regenerationsfahigkeit der Lumbriculidae ist auch fur Verhaltnisse der Ringelwurmer sehr hoch Aus einem einzigen Segment kann sich ein ganzes Tier regenerieren und dies ist in dieser Tiergruppe der Normalfall naturlicher ungeschlechtlicher Vermehrung Arten die in zeitweiligen Gewassern wie Tumpeln leben uberstehen Trockenphasen indem sie eine schutzende Cyste um ihren Korper bilden Ernahrung BearbeitenDie Lumbriculidae ernahren sich von organischem Detritus Bakterien und anderen Mikroorganismen die sie mit dem verschluckten Substrat Sand Schluff Schlamm und Humus am Grund des Gewassers verdauen Die mineralischen Anteile werden unverdaut ausgeschieden Fur die Gattungen Agriodrilus und Phagodrilus wurde rauberische Ernahrung erschlossen 4 Gattungen BearbeitenDie uber 200 Arten der Lumbriculidae gehoren zu folgenden Gattungen Agriodrilus Michaelsen 1905 Altmanella Fend 2009 Bichaeta Bretscher 1900 Cookidrilus Rodriguez amp Giani 1987 Eclipidrilus Eisen 1881 Eremidrilus Fend amp Rodriguez 2003 Eumuliercula Timm 1997 Guestphalinus Michaelsen 1933 Hrabea Yamaguchi 1936 Kincaidiana Altman 1936 Lamprodrilus Michaelsen 1901 Lamprortus Rodriguez 1994 Lumbriculus Grube 1844 Pararhynchelmis Fend amp Lenat 2010 Phagodrilus McKey Fender 1988 Pseudorhynchelmis Hrabe 1982 Rhynchelmis Hoffmeister 1843 Secubelmis Fend amp Gustafson 2001 Spelaedrilus Cook 1975 Stylodrilus Claparede 1862 Styloscolex Michaelsen 1901 Tatriella Hrabe 1936 Tenagodrilus Eckroth amp Brinkhurst 1996 Teleuscolex Michaelsen 1902 Trichodrilus Claparede 1862 Utkena Fend Rodriguez e Lenat 2015 Wsewolodus Semernoy 2004 Yamaguchia Fend amp Ohtaka 2004Literatur BearbeitenRalph O Brinkhurst Guide to the Freshwater Aquatic Microdrile Oligochaetes of North America Canadian Special Publication of Fisheries and Aquatic Sciences 84 Ottawa 1986 S 24f 29 209 247 Barrie G M Jamieson 1988 On the phylogeny and higher classification of the Oligochaeta Cladistics 4 S 367 410 Einzelnachweise Bearbeiten Ton van Haaren amp Jan Soors Aquatic oligochaetes of The Netherlands and Belgium KNNV Publishing Zeist The Netherlands 2013 ISBN 978 90 5011 3786 DIN 38410 Deutsche Einheitsverfahren zur Wasser Abwasser und Schlammuntersuchung Biologisch okologische Gewasseruntersuchung Gruppe M Teil 1 Bestimmung des Saprobienindex in Fliessgewassern M 1 2004 Pilar Rodriguez amp Trefor B Reynoldson The Pollution Biology of Aquatic Oligochaetes Springer Dordrecht Heidelberg London New York 2011 ISBN 978 94 007 1717 6 S 64 65 Pilar Rodriguez amp Trefor B Reynoldson The Pollution Biology of Aquatic Oligochaetes Springer Dordrecht Heidelberg London New York 2011 ISBN 978 94 007 1717 6 S 20 Weblinks BearbeitenLumbriculidae in Lexikon der Biologie Online Ausgabe Key to Australian Freshwater and Terrestrial Invertebrates Lumbriculidae Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lumbriculidae amp oldid 230781456