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Das Dorf Grossdrebnitz obersorbisch Drjewnica ist ein Ortsteil der Stadt Bischofswerda im Landkreis Bautzen in Sachsen Sein aus dem Sorbischen stammender Name bezieht sich auf eine Siedlung am oder im Walde das Suffix ica auf einen Wald oder Holzbach der dem Ort den Namen gegeben hat 2 und heute als Hundeflusschen bekannt ist GrossdrebnitzGrosse Kreisstadt BischofswerdaKoordinaten 51 5 N 14 9 O 51 089444444444 14 156666666667 312 Koordinaten 51 5 22 N 14 9 24 OHohe 312 mEinwohner 846 31 Dez 2022 1 Eingemeindung 1 Juli 1996Postleitzahl 01877Vorwahl 03594Blick auf Grossdrebnitz Der Ort hat etwa 1000 Einwohner und erstreckt sich uber eine Lange von etwa vier Kilometern Industriebetriebe gibt es keine dafur zahlreiche Gewerke die massgeblich den landlichen Raum pragen wie z B eine Teichwirtschaft und eine Agrargesellschaft sowie verschiedenes Kleinhandwerk Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Kirche 4 Personlichkeiten 4 1 Bedeutende Sohne des Ortes 4 2 Personlichkeiten die sich um den Ort besonders verdient gemacht haben 5 Denkmale 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLage BearbeitenGrossdrebnitz liegt nahe der Bundesstrasse 6 sudlich von Goldbach und sudwestlich von Bischofswerda im Westlausitzer Hugelland Das Dorf besteht aus den Teilen Grossdrebnitz Kleindrebnitz und Neudrebnitz Grossdrebnitz ist ein Waldhufendorf mit typisch landlichem Charakter am westlichen Rand der Oberlausitz Der Ortsteil Kleindrebnitz zieht sich von den an der Bahnstrecke Gorlitz Dresden gelegenen Teichen am Hundeflusschen entlang bis zur heutigen Ortsmitte hin Von da an beginnt der Ortsteil Grossdrebnitz Der hochste Punkt liegt bei etwa 380 m u NN Der Ubergang zwischen Klein und Grossdrebnitz befindet sich bei etwa 310 m u NN Hier befindet sich auch eine Art Wetterscheide Den Mittelpunkt des heutigen Grossdrebnitz bildet der Raum um die Kirche mit Pfarrhaus ehemaliger Schule mit Kantorat Erbgericht Schmiede und Lebensmittelverkaufsstelle nbsp Kleindrebnitzer Teiche nahe Goldbach nbsp Ehemaliges Erbgericht Kleindrebnitz nbsp Grossdrebnitz mit Martinskirche nbsp Richterberg Grossdrebnitz von Weickersdorf gesehenGeschichte BearbeitenGross und Kleindrebnitz Drewenitz major Drewenitz minor wurden 1262 erstmals urkundlich erwahnt Gegen Zahlung von 100 Mark Silber trat Hugo von Wolkenburg alle Anspruche an Albrecht II von Mutzschen ab 3 Die Bezeichnung Drebnicz stammt aus dem Jahr 1398 Das ahnlich klingende Castellum Trebista 4 bezieht sich auf eine der drei bedeutenden Schenkungen im Milzenerland die im Jahre 1007 an das Bistum Meissen fielen und nicht auf Grossdrebnitz 5 nbsp Erbgerichtssiegel KleindrebnitzGross und Kleindrebnitz gehorten zu den Stolpener Amtsdorfern fur die seit 1262 kein Lehen mehr vergeben wurde Als historische Besonderheit hatten in diesem Zusammenhang die Erbrichter bis zur Landgemeindereform nach Einfuhrung der ersten sachsischen Verfassung 1831 eine sehr einflussreiche Stellung die den Dorfern grosse Eigenstandigkeit sicherte Das Grossdrebnitzer Erbgericht ist mit einer Ersterwahnung von 1490 das alteste nachgewiesene Bauerngut des Dorfes Von Kleindrebnitz aus wurde 1505 bis 1507 nach der Ubernahme von Losegeldzahlungen durch Herzog Georg dem Bartigen sogar die Stadt Bischofswerda verwaltet 6 Kurfurst August von Sachsen ubernahm 1559 die Stolpener Amtsdorfer vom Bistum Meissen fuhrte die Reformation ein und wies zwei Jahre spater den Amtsschosser zu Stolpen an in Grossdrebnitz nach Gold zu suchen weil nach einer alten Sage die Walen in der Gegend Gold gewaschen hatten 7 Nach 1729 fuhrte einige Zeit der Hauptverkehrsweg zwischen Dresden und Polen durch die Flur Kleindrebnitz Auf Befehl von August dem Starken war eine Poststrassenumgehung eingerichtet worden weil der Kurfurst mit der Herrin auf Grossharthau der Grafin von Flemming im Streit lag nbsp Vorwerk KleindrebnitzIn Kleindrebnitz befindet sich das historisch bedeutsame Vorwerk Es ist 1811 nach Planen des ein Jahr spater zum Hofbaumeister berufenen Gottlob Friedrich Thormeyer auf dem Gelande eines ehemaligen Teichvorwerks entstanden das dem Kammergut Rennersdorf gehorte was wiederum die weitere Namensgebung begrundete 8 Das neue Vorwerk war fur viele Jahre ein wirtschaftliches Zentrum fur beide Ortsteile Unter Johann Gottfried Nake wurde es zunachst fur die Zucht von Merinoschafen genutzt mit dem Kauf des Erbgerichts Kleindrebnitz durch Nake war es dessen Vorwerk 9 Spater folgte die Produktion von Kleinteilen aus Kunststoff und Leder Zeitweilig befand sich hier die grosste Produktionsstatte fur Lederknopfe in Sachsen 10 Im Jahre 1813 wurde der Ort zum Schauplatz der Weltgeschichte Im September standen sich wahrend der Befreiungskriege mehrere Regimenter Napoleons und russische Truppen unter den franzosischen Generalen Alexandre Andrault de Langeron und Vicomte de Saint Priest gegenuber 11 Zwischen dem 13 und 17 September kam es zu heftigen Gefechten Schon am ersten Tag fiel in Grossdrebnitz der franzosische Brigadegeneral Francois Basile Azemar auf den Napoleon grosse Stucke hielt Am Tag darauf traf Saint Priest mit seiner Kavallerie ein und nahm mehrere hundert Gefangene 12 Auf einer Wiese neben dem spateren Geburtshaus des sachsischen Agrarwissenschaftlers Bruno Steglich 1857 1929 in Kleindrebnitz richteten die Franzosen ein Lazarett ein und bestatteten die Toten 13 Am 20 September besetzte General Neipperg das Dorf 14 Ab 1827 entstand auf Grundstucken des Grossdrebnitzer Erbgerichts Neudrebnitz Von 1864 bis 1871 wohnte und arbeitete hier der Orgelbauer Wilhelm Leberecht Herbrig 15 Bis zur Vereinigung 1936 auf Veranlassung durch die Nationalsozialisten waren die beiden Orte Gross und Kleindrebnitz weitgehend unabhangig Sie bildeten aber eine Parochie und hatten eine gemeinsame Schule Am 1 Marz 1994 wurde Grossdrebnitz mit Goldbach zur Landgemeinde Grossdrebnitz vereinigt 16 und am 1 Juli 1996 mit Weickersdorf nach Bischofswerda eingemeindet 17 Kirche Bearbeiten nbsp Martinskirche Grossdrebnitz nbsp Die Herbrig Orgel Hauptartikel Martinskirche Grossdrebnitz Die Kirche erhielt ihren Namen Martinskirche auf Kirchenvorstandsbeschluss im Zusammenhang mit der Feier der 350 Wiederkehr der Einfuhrung der Reformation in Grossdrebnitz Sie hat ihren Namen also von Martin Luther 1346 wird diese Kirche erstmals urkundlich erwahnt Gebaut ist sie wahrscheinlich um 1250 Da nie zerstort stammt das Gemauer wohl aus der Entstehungszeit der Kirche Zu den verdienstvollsten ehemaligen Pfarrern der Martinskirche zahlen Carl Julius Marloth 18 1860 1875 und Richard Garbe 19 1936 1939 1945 1951 Der Sorbe Marloth war zu seiner Zeit ein anerkannter Schriftsteller grundete im Dorf eine Volksbibliothek und gilt als der Begrunder der traditionsreichen Grossdrebnitzer Ortsgeschichtsschreibung Seine Werke finden sich auch in der British Library Garbe zahlte zu den Sympathisanten der Bekennenden Kirche und sah sich sowohl zur Zeit des Nationalsozialismus als auch im Sozialismus politisch motivierten Schikanen ausgesetzt Im Juni 2005 wurde die Kirche nach umfangreicher Sanierung wieder eingeweiht Die Orgel hat Christian Gottfried Herbrig 1828 erbaut Das historische Instrument aus der Werkstatt Herbrig ist eines von 9 erhalten gebliebenen in Lausitz und Sachsischer Schweiz 20 Grossdrebnitz ist eine Station an der Herbrig Orgelstrasse 21 Personlichkeiten BearbeitenBedeutende Sohne des Ortes Bearbeiten Robert Heller 22 1812 1871 war ein bedeutender Autor von historischen Romanen Er stand den Literaten des Vormarz um Heinrich Laube nahe und gilt als der Entdecker von Friedrich Gerstacker Im Zusammenhang mit der Deutschen Revolution 1848 49 ubersiedelte er als Berichterstatter aus der deutschen konstituierenden Nationalversammlung nach Frankfurt In Hamburg erwarb er sich ab 1851 einen Ruf als bedeutender Kunstkritiker In seinen wichtigsten Romanen behandelte er u a den Prinzen von Oranien im niederlandischen Freiheitskrieg gegen Spanien und in Hohe Freunde den positiven Einfluss Goethes auf den spateren Grossherzog Carl August im klassischen Weimar Mit seinem gleichnamigen Roman brachte er den Bauernfuhrer Florian Geyer erstmals in das historische Bewusstsein Max Neumeister 23 1849 1929 war ein international bedeutender Forstwissenschaftler Nach dem Studium an der Forstlichen Lehranstalt Tharandt und einer Tatigkeit beim Fursten Hatzfeldt kehrte er 1882 als Professor u a fur Waldbau an die Forstakademie Tharandt zuruck die er von 1894 bis 1904 als Direktor leitete Mit seinem Hauptwerk Die Forsteinrichtung der Zukunft schrieb er das weltberuhmte Buch Die Forsteinrichtung seines Vorgangers im Amt Johann Friedrich Judeich fort Zu den wichtigsten Auszeichnungen Neumeisters zahlte die Aufnahme in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina Als Mitglied des sachsischen Eisenbahnrates bewirkte er die Errichtung eines Bahnhofes in Weickersdorf der 1909 eingeweiht wurde Hermann Vetter 24 1859 1928 studierte am Dresdner Konservatorium bei Theodor Kirchner Wilhelm Rischbieter Franz Wullner und Eugen Kratz Er erwarb sich spater selbst einen ausgezeichneten Ruf als Musikpadagoge 1907 wurde er zum Professor und Mitdirektor des Konservatoriums berufen Vetters bekanntestes Werk Zur Technik des Klavierspiels erschien 1908 Einen Namen machte er sich v a aber durch die Herausgabe von Musikdrucken u a von Franz Liszt Victor Alphonse Duvernoy Friedrich Burgmuller und Johann Baptist Cramer Personlichkeiten die sich um den Ort besonders verdient gemacht haben Bearbeiten nbsp Denkmalgeschutzte Grabstatte von Bruno BarthelFur den dorflichen Zusammenhalt der bis 1936 selbststandigen Ortsteile besonders wichtig war das Engagement des Kirchschullehrers und Heimatforschers Bruno Barthel 25 Seine Chronik Altes und Neues aus Gross und Kleindrebnitz forderte das Heimatgefuhl aus dem Verkaufserlos finanzierte er eine Schulbuchstiftung fur bedurftige Kinder Stete Unterstutzung erfuhr er dabei durch den 32 Jahre als Gemeindevorstand von Kleindrebnitz fungierenden Ernst Gnauck 26 1849 1929 Zusammen initiierten sie die Grundung der ortlichen Spar und Darlehenskasse und grundeten bzw leiteten den landwirtschaftlichen Verein Gnauck war ausserdem massgeblich an der Errichtung des seinerzeit dringend benotigten Bahnhofes Weickersdorf beteiligt Konig Friedrich August III verlieh beiden fur ihren ausserordentlichen Einsatz zum Wohle von Gross und Kleindrebnitz das Verdienstkreuz Denkmale BearbeitenDie historischen mittelalterlichen Dorfkerne von Grossdrebnitz und Kleindrebnitz sind als archaologische Kulturdenkmale ausgewiesen Neben der Kirche und dem Pfarrhaus befinden sich zwei Gutshofe ein Zweiseit einige Dreiseit und Vierseithofe sowie mehrere Wohnhauser in der Liste der Kulturdenkmale Literatur BearbeitenCarl Julius Marloth Chronik von Gross und Kleindrebnitz 1504 1869 Pfarrarchiv Grossdrebnitz Bruno Barthel Altes und Neues aus Gross und Kleindrebnitz May Bischofswerda 1907 Frank Fiedler Das Jahr 1900 in den Gemeinden Gross und Kleindrebnitz In Zwischen Wesenitz und Lobauer Wasser Heft 5 2000 S 52 58 Frank Fiedler Uwe Fiedler Lebensbilder aus der Oberlausitz 60 Biografien aus Bautzen Bischofswerda und Umgebung Books on Demand 7 Aufl 2017 ISBN 978 3 7448 7197 6 mit 11 Biografien aus Gross und Kleindrebnitz Digitalisat im Internet Archive Cornelius Gurlitt Grossdrebnitz In Beschreibende Darstellung der alteren Bau und Kunstdenkmaler des Konigreichs Sachsen 31 Heft Amtshauptmannschaft Bautzen I Teil C C Meinhold Dresden 1908 S 88 Grossdrebnitz In August Schumann Vollstandiges Staats Post und Zeitungslexikon von Sachsen 3 Band Schumann Zwickau 1816 S 491 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Grossdrebnitz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Grossdrebnitz im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen Kleindrebnitz im Historischen Ortsverzeichnis von SachsenEinzelnachweise Bearbeiten Bischofswerda in Zahlen Einwohnerstatistik 2022 PDF 448 KB S 1 abgerufen am 23 Oktober 2023 Walter Wenzel Oberlausitzer Ortsnamenbuch Domowina Verlag Bautzen 2008 Hermann Knothe Die Besitzungen des Bisthums Meissen in der Oberlausitz In Karl von Weber Hrsg Archiv fur die Sachsische Geschichte 6 Band Bernhard Tauchnitz Leipzig 1868 S 182 Online in der Google Buchsuche Institut fur Sachsische Geschichte und Volkskunde Hrsg Codex diplomaticus Saxoniae regiae CDS II 1 Urkunden des Hochstifts Meissen No 18 Online 1 Jan 1006 K Heinrich II schenkt der Stiftskirche zu Meissen drei Castelle im Gau Milzane Karlheinz Blaschke Hrsg Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen Leipziger Universitatsverlag 2006 Roland Paessler Heimatblatter Historischer Streifzug durch die Gegend um Grossharthau und Bischofswerda Hrsg Ideen Werbung Bautzen 1997 Preisschriften Hrsg Furstl Jablonowskischen zu Leipzig Hirzel Leipzig 1867 Bruno Barthel Die Stolpener Amtsteiche und das Vorwerk Kleindrebnitz In Unsere Heimat Beilage zum Sachsischen Erzahler Nr 6 7 1922 Uwe Fiedler Das Kleindrebnitzer Vorwerk auch Herbrigs Orgelbauwerkstatt und das Geburtshaus von Prof Max Neumeister PDF Datei 0 15 MB Ulrich Hahnemann Die Geschichte der sachsischen Knopfindustrie Ihr historischer Werdegang von der handwerklichen Fertigung von Knopfen bis zur industriellen Massenproduktion im Zeitraum von 1763 bis 1933 Dissertation TU Chemnitz 2001 Georg Heinrich Pertz Hans Delbruck Das Leben des Feldmarschalls Grafen Neithardt von Gneisenau Reimer 1864 Carl von Plotho Der Krieg in Deutschland und Frankreich in den Jahren 1813 und 1814 Amelang 1817 Bruno Steglich Erinnerungen aus meinem Leben Unveroffentlicht Dresden 1927 Osterreichische Militarische Zeitschrift Band 3 Heft 7 9 Wien 1838 S 138 Klaus Mann Auf den Spuren der Herbrigs und ihrer Orgeln In Stolpner Hefte Heft 12 Hrsg Kulturwerkstatt Stolpen Stolpen 2006 Gemeinden 1994 und ihre Veranderungen seit 01 01 1948 in den neuen Landern Verlag Metzler Poeschel Stuttgart 1995 ISBN 3 8246 0321 7 Herausgeber Statistisches Bundesamt StBA Anderungen bei den Gemeinden Deutschlands siehe 1996 Carl Julius Marloth Memento vom 19 Juli 2012 im Webarchiv archive today im Biographischen Lexikon der Oberlausitz Richard Garbe in der Sachsischen Biografie Website Kulturwerkstatt Stolpen e V Ubersichtskarte Heller Memento vom 17 Juli 2012 im Webarchiv archive today im Biographischen Lexikon der Oberlausitz Max Neumeister Memento vom 17 Juli 2012 im Webarchiv archive today im Biographischen Lexikon der Oberlausitz Hermann Vetter Memento vom 6 Marz 2014 im Internet Archive im Biographischen Lexikon der Oberlausitz Bruno Barthel Memento vom 29 November 2015 im Internet Archive im Biographischen Lexikon der Oberlausitz Ernst Gnauck Memento vom 25 Dezember 2015 im Internet Archive im Biographischen Lexikon der OberlausitzGemeindeteile der Grossen Kreisstadt Bischofswerda Belmsdorf Bischofswerda Geissmannsdorf Goldbach Grossdrebnitz Kynitzsch Neu Schonbrunn Schonbrunn Lausitz Weickersdorf Normdaten Geografikum GND 1058427970 lobid OGND AKS VIAF 310688778 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grossdrebnitz amp oldid 238645626