www.wikidata.de-de.nina.az
Gross Fredenwalde ist ein Ortsteil der Gemeinde Gerswalde mit 131 Einwohnern im Landkreis Uckermark im Norden von Brandenburg Deutschland Es ist umschlossen vom Biospharenreservat Schorfheide Chorin In ungefahr vier Kilometer Entfernung geht der Radfernweg Berlin Usedom vorbei Der Wallpfad um den Oberuckersee lauft durch das Dorf Im Jahr 2001 wurde die damalige Gemeinde Gross Fredenwalde mit anderen kleineren Gemeinden Friedenfelde Kaakstedt und Kronhorst in die Gemeinde Gerswalde eingemeindet Blick auf Gross Fredenwalde im Herbst Inhaltsverzeichnis 1 Ortsname 2 Geografie 3 Geschichte 3 1 Vor und Fruhgeschichte 3 2 Slawenzeit 3 3 Mittelalter 3 4 Die Familie von Arnim 3 4 1 Alexander Magnus von Arnim 3 5 Spates 18 Jahrhundert bis zur Wende 1990 4 Gross Fredenwalde heute 5 Personlichkeiten aus und in Gross Fredenwalde 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseOrtsname BearbeitenHeute gibt es zwei Deutungen zur Herkunft des Ortsnamens Die eine sagt der Name bedeute frei von Wald die zweite argumentiert es hiesse Friedenswald Beide Deutungen leiten sich vom Mittelhochdeutschen Vredewolde ab Geografie Bearbeiten nbsp Weg zum Weinberg in Gross FredenwaldeDie Landschaft um Gross Fredenwalde ist ein Ergebnis der letzten Eiszeit ein typisches Endmoranengebiet Der Weinberg ist mit 111 Meter uber NN die hochste Erhebung der Umgebung Geschichte BearbeitenVor und Fruhgeschichte Bearbeiten Hauptartikel Mesolithischer Bestattungsplatz von Gross Fredenwalde Anfang der 1960er Jahre wurde auf dem Weinberg der mesolithische Bestattungsplatz von Gross Fredenwalde als Begrabnis und vermutlich auch als Kultplatz aus der Mittelsteinzeit ca 7000 v Chr entdeckt Neben Werkzeugen und Schmuck wurden dort mindestens sieben bestattete Personen 3 Erwachsene und 4 Kinder gefunden Im September und Oktober 2012 sowie 2014 fanden Grabungen unter der Leitung des Archaologen Thomas Terberger auf dem Weinberg statt Dabei wurden Tierzahnanhanger sowie andere Grabbeigaben gefunden Ausserdem wurden zwei Sensationsfunde gemacht In einem Grab wurde ein junger Mann ca 5000 v Chr auf ungewohnliche Weise bestattet Er wurde aufrecht stehend in eine tiefe Grube mit Steinmessern als Beigabe eingebracht 1 Nachdem der Korper zerfallen war wurde die Grube zugeschuttet Der zweite Sensationsfund stellt die fruheste bekannte Baby Bestattung in Deutschland dar 2 Das komplette Grab wurde als Blockbergung gesichert und nach Berlin in die Werkstatten des Studiengangs Grabungstechnik und Feldarchaologie der Hochschule fur Technik und Wirtschaft Berlin gebracht Dort wird es weiter untersucht 3 4 5 6 7 8 9 2019 ist eine Fortsetzung der Ausgrabungen vorgesehen 10 11 Nach dem bisherigen Kenntnisstand stellen die Bestattungen die bisher altesten Belege menschlicher Kultur in der Uckermark dar Vermutlich handelt es sich um den altesten Friedhof in Deutschland ja sogar das alteste Graberfeld Mitteleuropas Die Bedeutung der Fundstelle ergibt sich auch dadurch dass das Graberfeld die Untersuchung der letzten Jager und Sammler zu Beginn der neolithischen Revolution in Norddeutschland ermoglicht 12 13 Seit Januar 2018 wird durch eine Homepage sowie mit dem Maskottchen Ucki auf die Einzigartigkeit der Funde fur die regionale und europaische Vor und Fruhgeschichte hingewiesen 14 Aus den nachfolgenden Jahrtausenden der Jungsteinzeit sowie der Bronze und Eisenzeit hat sich zwischen Gerswalde und Gross Fredenwalde ein Hugelgraberfeld erhalten Vermutlich war die Gegend um Gross Fredenwalde ebenso in den kommenden Jahrhunderten bis zum Ende der Germanenzeit im sechsten Jahrhundert n Chr besiedelt Slawenzeit Bearbeiten nbsp Aufstieg zum Wallberg in Gross FredenwaldeNach Abwanderung der Germanenstamme wurde ab dem 6 Jahrhundert in Gross Fredenwalde auf dem spateren Wallberg eine slawische Siedlung errichtet Ab dem achten Jahrhundert entstand hier auf einem kunstlichen Plateau 75 100 m eine slawische Volksburg Diese diente als lokaler Schutz fur die gleichzeitigen Handelsaktivitaten slawischer Kaufleute im hiesigen Raum Vermutlich gab es zu diesem Zeitpunkt eine Art Wasserverbindung von Gross Fredenwalde bis an die Ostsee Bei einer Grabung um 1910 wurden mittelalterliche Handelswaren aus dem 10 Jahrhundert z B eine Hanseschale gefunden Diese Gegenstande uberdauerten den Zweiten Weltkrieg nicht Um das Jahr 1000 verliessen die Slawen die befestigte Siedlung auf dem Wallberg Die Grunde sind leider nicht bekannt Mittelalter Bearbeiten nbsp Die Kirche von Gross Fredenwalde im FruhjahrIm zwolften Jahrhundert wurde im Rahmen der Ostkolonisation der Wallberg von Ministerialen der Markgrafen von Brandenburg und weiterer Siedler aus dem Westen wieder neu besiedelt Es entstand eine vermutlich landesherrliche Burg zur Grenzsicherung Brandenburgs nach Pommern 1269 erfolgte die erste urkundliche Erwahnung von Gross Fredenwalde in der Stiftungsurkunde des Klosters Marienpforte mit Alexander de Vredewolde In der folgenden Zeit gelangte Gross Fredenwalde in den Besitz der Herren von Stegelitz Diese forderten als sogenannte Lokatoren den Ort Zur gleichen Zeit entstand eine Feldsteinkirche Diese gehorte zu den wenigen Kirchen der Uckermark die eine doppelte Pfarrhufenzahl besassen Dies bedeutete dass die Moglichkeit bestand pro Tag zwei heilige Messen abzuhalten Ebenso entwickelte sich eine Marienwallfahrt die bis zur Zeit der Reformation sehr beliebt war Im 15 Jahrhundert wurde Gross Fredenwalde als oppidum Stadtchen bezeichnet Dies bedeutet dass der Ort mittlerweile als Handelsstutzpunkt zu Wohlstand gekommen war Im 14 Jahrhundert wurde nach einem Brand die Burg auf dem Wallberg verlassen Es entstand ein befestigtes Haus das spater im Stil der Renaissance umgestaltet wurde an der Stelle des heutigen Gutshauses Die Familie von Arnim Bearbeiten 1498 erwarb Bernd II von Arnim von den mit ihm stammesverwandten Herren von Stegelitz die Herrschaft Fredenwalde Zu dieser Herrschaft gehorten unter anderen die Orte Gotschendorf Temmen Milmersdorf Sternhagen und Gollmitz Unter den Sohnen Bernd II wurde 1545 der gesamte nunmehrige Rittersitz aufgeteilt 1621 starb der erste Familienzweig der von Arnims in Gross Fredenwalde im Mannesstamm aus Das Erbe traten ihre v Arnimschen Vettern aus Gotschendorf an Der Dreissigjahrige Krieg hat auch die Uckermark nicht unbeschadigt gelassen An seinem Ende war auch Gross Fredenwalde stark zerstort Kirche und Herrenhaus waren vermutlich Ruinen und der Ort war entvolkert Alexander Magnus von Arnim Bearbeiten nbsp Das Gutshaus von Gross Fredenwalde im 19 Jahrhundert in der Sammlung DunckerMit Alexander I Magnus von Arnim 1659 1727 kam es zu einer erneuten Blute Gross Fredenwaldes Er errichtete das heutige Gutshaus an der Stelle des vormaligen Renaissance Herrenhauses Ebenso renovierte er die Kirche und gab ihr ein neues Inventar Im Nachbarort Temmen begrundete er mit Neu Temmen eine Neuansiedlung mit Herrenhaus das heute noch steht Aus seiner Zeit stammt auch der Taufengel in der Kirche der nach der Kirchenrenovierung seit 2009 wieder an seinen Platz kam Als Alexander 1727 starb hinterliess er seinen Erben ein Vermogen von mehr als 60 000 Reichstalern Aus einem uberkommenen Nachlassverzeichnis wissen wir dass er Silberbestecke ein Dresdener Kaffee sowie ein fur den Export produziertes japanisches Teeservice besass Hinzu kam noch eine Spieluhr die alleine einen Wert von 60 Reichstalern besass 15 1714 fuhrte er auf seinen Gutern lange vor der preussischen Krone die Allgemeine Schulpflicht ein Ganz ohne Probleme scheint dies aber nicht funktioniert zu haben So wissen wir dass er 1735 sich einer Forderung des Schulrektors stellen musste er moge dafur sorgen dass die Schulpflicht auf seinen Gutern ernster genommen wurde 16 Spates 18 Jahrhundert bis zur Wende 1990 Bearbeiten Im spaten 18 und im 19 Jahrhundert wurden von Fredenwalde aus die Dorfer Willmine und Klein Fredenwalde als eigenstandige Gutsbetriebe sogenannte Vorwerke begrundet Zum Unterschied von Klein Fredenwalde burgerte sich der Name Gross Fredenwalde ein Im Jahr 1847 starb der letzte mannliche Nachkomme des Alexander Magnus Erben wurden zum zweiten Mal in der Geschichte Gross Fredenwaldes die von Arnims in Gotschendorf Bis 1945 war das Gut in ihrem Eigentum Anfang 1945 floh die Familie von Arnim vor der heranruckenden Roten Armee Anschliessend wurde das Gut enteignet Zu DDR Zeiten wurde aus dem Gut ein VEG volkseigenes Gut gebildet Die Bewohner von Gross Fredenwalde fanden dort Arbeit Gross Fredenwalde heute BearbeitenDie Wende 1990 beendete die Existenz des VEG Die Beschaftigten gingen in Rente oder wurden arbeitslos Nach der Wende erwarb der Sohn der letzten Eigentumers Fritz von Arnim Alard von Arnim das Herrenhaus Nach seinem Tod 2014 wurde es 2015 verkauft Heute wird in Gross Fredenwalde weiterhin Landwirtschaft betrieben In den letzten 20 Jahren entstanden im Dorf neue Schwerpunkte wie die umweltpadagogische Station Feld Wald und Wiesenschule im ehemaligen Schulhaus Sie bietet Umweltbildung fur Schulklassen Kinder und Familien an Neben einem Programm mit eigenen Angeboten konnen Schulen und andere Bildungseinrichtungen auch eigene Veranstaltungen im Umweltbereich durchfuhren 17 In der Radwandererherberge konnen Gruppen Radfahrer Wanderer und Naturinteressierte ubernachten und die Schonheit der Landschaft erleben 2013 wurde der Uckermarker Picknickkorb 18 aus Gross Fredenwalde mit dem 1 Preis des Tourismuspreises des Landes Brandenburg ausgezeichnet nbsp Luthereiche in Gross Fredenwalde in der UckermarkAn der Weggabelung nach Flieth und Stegelitz steht die am 10 November 1883 aus Anlass des 400 Geburtstags von Martin Luther gepflanzte Luthereiche Der Platz wurde zeitgleich Luther Platz getauft Personlichkeiten aus und in Gross Fredenwalde BearbeitenAlexander Wilhelm von Arnim 1738 1809 preussischer Generalleutnant Hans von Arnim 1859 1931 Klassischer Philologe Eva von Arnim 1863 1938 Schriftstellerin Alard von Arnim 1943 2014 Politiker Inge Mahn 1943 2023 BildhauerinLiteratur BearbeitenHagen J O v d Hagen Der Fredenwalder Wallberg In Mitt des Uckermarkischen Museums u Geschichtsvereins Prenzlau 1910 S 1 10 Lieselott Enders Historisches Ortslexikon fur Brandenburg Teil VIII Uckermark Weimar 1986 L Enders Die Uckermark Geschichte einer kurmarkischen Landschaft vom 12 bis zum 18 Jahrhundert Weimar 1992 K Kirsch Slawen und Deutsche in der Uckermark Vergleichende Untersuchungen zur Siedlungsentwicklung vom 11 bis zum 14 Jahrhundert Stuttgart 2004 B Gramsch und U Schoknecht Gross Fredenwalde Lkr Uckermark eine mittelsteinzeitliche Mehrfachbestattung in Norddeutschland In Veroffentlichungen zur brandenburgischen Landesarchaologie 34 2000 S 9 38 H Grimm und W Blume Die menschlichen Skelettreste aus dem mesolithischen Grab von Gross Fredenwalde Lkr Uckermark In Veroffentlichungen zur brandenburgischen Landesarchaologie 34 2000 S 39 60 B Jungklaus A Kotula Th Terberger Deutschlands altestes Graberfeld In Archaologie in Deutschland 5 2016 S 8 13 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gross Fredenwalde Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Webseite der Gemeinde Gerswalde mit Hinweis auf Gross Fredenwalde Webseite des Ortsteiles Gross Fredenwalde in der Gemeinde Gerswalde Gross Fredenwalde in der RBB Sendung Landschleicher vom 24 Januar 2016Einzelnachweise Bearbeiten Verbundprojekt unter Leitung der Universitat Gottingen erforscht Deutschlands altesten Friedhof bei idw vom 2 November 2018 Bettina Jungklaus Andreas Kotula Thomas Terberger Deutschlands altestes Graberfeld In Archaologie in Deutschland Nr 5 2016 S 8 13 Die alteste Baby Bestattung Sensationelle Funde aus der Mittelsteinzeit In gross fredenwalde de Abgerufen am 11 Oktober 2022 Ulrich Fugger Pressemappe zu den Ausgrabungen auf dem Weinberg bei Gross Fredenwalde Gemeinde Gerswalde 2013 2016 PDF 9 88 MB In gross fredenwalde de 14 Juli 2016 abgerufen am 22 Juni 2017 Mesolithische Bestattung Gross Fredenwalde In Universitat Greifswald Historisches Institut Arbeitsbereich Ur und Fruhgeschichte Abgerufen am 22 Juni 2017 Andrew Curry Mysterious Graves Discovered at Ancient European Cemetery In National Geographic 11 Februar 2016 abgerufen am 22 Juni 2017 englisch Katrin Bischoff 8000 Jahre alte Uberreste gefunden Urlaub am Steinzeitgrab In Berliner Zeitung 20 Juli 2014 berliner zeitung de abgerufen am 22 Juni 2017 Brandenburg Altester Friedhof Deutschlands entdeckt In Die Zeit 11 Februar 2016 ISSN 0044 2070 zeit de abgerufen am 22 Juni 2017 Gudrun Mallwitz Deutschlands altestes Baby in Brandenburg entdeckt In Berliner Morgenpost 12 Februar 2016 morgenpost de abgerufen am 22 Juni 2017 Grabungen auf wohl altesten Friedhof gehen weiter bei RTL vom 2 November 2018 Deutschlands altester Friedhof wird naher erforscht bei rbb24 vom 2 November 2018 Johannes Meinecke Gottinger Wissenschaftler erforschen mittelsteinzeitlichen Bestattungsplatz bei StadtRadio Gottingen vom 6 November 2018 Tomas Morgenstern Steinzeit Forscher vom Behrendsee Archaologische Funde im Ort Gross Fredenwalde sprechen fur Besiedlung vor 8000 Jahren In Neues Deutschland vom 2 September 2019 S 11 www steinzeit ucki de aufgerufen am 24 Juni 2018 Enders Uckermark S 614 Enders Uckermark S 570f http www fww schule de aufgerufen am 11 Dezember 2012 http www picknicken eu aufgerufen am 30 Marz 2013 53 12869 13 79522 Koordinaten 53 8 N 13 48 O Ortsteile der Gemeinde Gerswalde GemeindeteileArnimswalde Berkenlatten Bockenberg Briesen Buchholz Fergitz Friedenfelde Friedenfelder Weg Gerswalde Kernort Gross Fredenwalde Gustavsruh Herrenstein Kaakstedt Krohnhorst Klein Fredenwalde Neudorf Pinnow Weiler WillmineWohnplatzeAchimswalde Erdmannswalde abgeg Albertinenhof abgeg Gerswalder Siedlung Hasslebener Siedlung Kronsfenn abgeg Neutanger abgeg Schwemmpfuhl Stiern Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gross Fredenwalde amp oldid 234764987