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Der Gildegau auch Gellepgau oder Keldagau uberholt dagegen Keldachgau oder Keldaggau Anm 1 war ein fruhmittelalterlicher Gau am linken Niederrhein Inhaltsverzeichnis 1 Namensgebung 2 Urkundliche Belege 3 Lage 4 Grafen 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 AnmerkungenNamensgebung BearbeitenDer Namen des Gilde Keldagaus leitet sich vom romischen Kastell Gelduba bei Krefeld Gellep ab 1 2 Das Kastell Gelduba sicherte als Teil des Niedergermanischen Limes einen seit vorgeschichtlicher Zeit genutzten Rheinubergang Archaologische Funde belegen dass das Kastell nach Abzug der Romer durch die Franken in Besitz genommen und bis in das fruhe 8 Jahrhundert bewohnt wurde siehe z B die Funde aus dem Grab des merowingischen Fursten Arpvar Der Ersatz des anlautenden G in Gildegau durch das oberdeutsche K in Keldagau ist offenbar auf den als Schwaben geltenden Kanzler Ernustus zuruckzufuhren 3 Urkundliche Belege BearbeitenDie erste urkundliche Erwahnung des Gilde Keldagaus stammt aus dem sogenannten Testament der Adela von Pfalzel aus dem Jahr 732 33 das jedoch nur in einer interpolierten Fassung aus dem Anfang des 11 Jahrhunderts vorliegt 4 Darin findet sich eine Schenkung sitas in pago que dicitur Gildegavia Wahrend Wirtz diesen Gildegau bereits 1913 14 mit dem Kelda ch gau der unten genannten Urkunden gleichsetzte 5 sprachen sich Wampach 1930 6 und Levison 1948 7 gegen diese Ubereinstimmung aus Die jungste Forschung jedoch schliesst sich Wirtz an so Ewig 1954 Rotthoff 1974 und Nonn 1983 Diese widersprechen jedoch der von Wirtz postulierten Gleichsetzung von Gildegau und Gillgau 8 9 10 Die zeitlich nachste urkundliche Erwahnung des Gilde Keldagaus stammt aus dem Jahr 904 In einer Urkunde Ludwigs des Kinds werden dem Stift Kaiserswerth verschiedene Guter in comitatibus Ottonis et Eburharti in pagis Diuspurch et Keldaggouwe sita zugewiesen Darunter Guter in Kaiserswerth Kierst Ilverich Gellep Himmelgeist Mettmann Neurath und Herisceithe 11 Wahrend Kierst Ilverich und Gellep unstrittig zum Gilde Keldagau gehorten war die Verortung der weit weg von Duisburg gelegenen Orte Himmelgeist Mettmann Neurath und Herisceithe lange strittig Dies fuhrte in der Vergangenheit zu der falschlichen Annahme dass der Keldagau auch rechtsrheinische Gebiete beinhaltete obwohl Mooren bereits 1861 im Keldachgau das Gebiet um Gellep erkannte 12 Tatsachlich jedoch gehorten die genannten rechtsrheinischen Orte zu einem grossen zu Ripuarien gehorenden rechtsrheinischen graflichen Amtsbezirk der in der 904er Urkunde pagis Diuspurch genannt wird 13 Das zugehorige Grafengericht war im Anfang des 18 Jahrhunderts untergegangenen Ort Kreuzberg ostlich von Kaiserswerth angesiedelt Die neuere Forschung hat fur diesen rechtsrheinischen Grafschaftsbezirk den Begriff der Duisburg Kaiserswerther Grafschaft gepragt 14 15 Eine weitere Urkunde Ludwigs des Kindes aus dem Jahr 910 enthalt den dritten und letzten uberlieferten Beleg fur den Gilde Keldagau diesmal in einer latinisierten Form in pago Keldocense 16 17 Lage BearbeitenDer Gilde Keldagau lag westlich des Rheins mit Gelduba als namensgebendem Hauptort Westlich schloss sich der Muhlgau an sudlich der Nievenheimer Gau und nordlich der Duffelgau Gilde Keldagau Muhlgau und Duffelgau bildeten zusammen den frankischen Komitat und Grossgau Hattuarien 18 der auch im Vertrag von Meerssen 870 erwahnt ist Hattuarias 19 Anm 2 Damit grenzte der hattuarische Gilde Keldagau sowohl im Suden als auch im Osten an den Grossgau Ripuarien namlich im Suden an den ripuarischen Nievenheimer Neusser Gau und im Osten entlang des Rheins an den ripuarischen Ruhrgau bzw den pagus Diuspurch Duisburg Kaiserswerther Grafschaft Grafen BearbeitenDie zwei sicher belegten Grafen im Gilde Keldagau waren Eberhard von Franken um 885 2 Oktober 939 bei Andernach jungerer Bruder des Konigs Konrad I 904 Graf im Gilde Keldagau 20 21 Anm 3 909 Laienabt des Klosters St Maximin in Trier 913 Graf im Hessengau und im Perfgau 913 und 928 Graf im Oberlahngau 914 bis 918 Markgraf 918 nach dem Tod seines Bruders bis 939 Herzog von Franken 926 bis 928 auch Herzog von Lothringen 936 Truchsess und 938 Pfalzgraf Konradiner Konrad I 23 Dezember 918 alterer Bruder des genannten Eberhard von Franken 904 und 910 Laien Abt in Kaiserswerth 906 Herzog von Franken 908 Graf im Hessengau 910 Graf im Gilde Keldagau 22 und 911 bis 918 Konig des Ostfrankenreichs begraben in Fulda Konradiner Von einer weiteren Person vermutet man dass sie Graf im Gilde Keldagau war Erenfried II urkundlich 942 966 vor 970 942 Graf im Zulpichgau 945 Graf im Bonngau 947 Graf im Grossgau Hattuarien mit seinen Untergauen Duffelgau 947 Muhlgau 966 und deshalb vermutlich auch im dritten Untergau dem Gilde Keldagau 23 950 und 956 Graf in der Duisburg Kaiserswerther Grafschaft Anm 4 946 959 Graf in der Grafschaft Huy Ezzonen Urkundlich nicht belegt sind in der Literatur verschiedentlich zu findende weitere Gilde Keldagau Grafen aus der Familie der Ezzonen So etwa bei Gewin 1962 Erenfried I laut Gewin urkundlich 866 bis 904 und Stammvater der Ezzonen wird von Gewin aufgrund eines Diploms Ottos I vom 21 April 956 24 in dem Otto I dem Stift Gandersheim eine altere Schenkung bestatigt als Graf im Keldachgau bezeichnet Erenfrieds I Grafschaftsrechte im Keldachgau leitet er aus der Textstelle in Cruft et in Calechheim et in Hliurithi in comitatu Irmenfridi ab da er Kalkum in einem rechtsrheinischen Keldachgau annahm und fur ihn die Personen Erenfried und Irmenfridi identisch waren 25 Everhard I laut Gewin urkundlich 904 bis 937 und Erenfrieds I Sohn wurde von Gewin mit Verweis auf das Jahr 904 ebenfalls als Graf im Keldachgau gefuhrt 26 Gewin bezieht sich offenbar auf die o g Urkunde Ludwigs des Kindes und den darin erwahnten Grafen Ebuhart i Diese und weitere Interpretationen Gewins verwarf Kluger 1993 und bezeichnete sie als bluhende Phantasiegebilde die leider Anhanger gefunden haben Laut Kluger war der mit einer Adelgunde verheiratete Erenfried I der 888 Graf im Bliesgau und moglicherweise 895 Graf in pago Scarmis Gau und Grafschaft Charpeigne war kein Graf im Gilde Keldagau Ebenso wenig dessen angeblicher Sohn Everhard I der nach Kluger nicht zu den Ezzonen sondern zur Konradiner Sippe zu rechnen ist siehe oben Eberhard von Franken 27 Literatur BearbeitenGuido Rotthoff Gildegavia Keldaggouue Gellepgau In Renate Pirling Hrsg Das romisch frankische Graberfeld von Krefeld Gellep 1960 1963 Berlin 1974 S 215 223 Guido Rotthoff Studien zur mittelalterlichen Geschichte im Raum Krefeld In Rheinische Vierteljahrsblatter Jahrgang 41 Bonn 1977 S 1 39 Ulrich Nonn Pagus und Comitatus in Niederlothringen In Bonner Historische Forschungen Band 49 Bonn 1983 S 78 82 Guido Rotthoff Pro und contra Gellepgau In Rheinische Vierteljahrsblatter Jahrgang 54 Bonn 1990 S 251 254 Einzelnachweise Bearbeiten Eugen Ewig Die Civitas Ubiorum die Franca Rinensis und das Land Ribuarien In Rheinische Vierteljahrsblatter Jg 19 Bonn 1954 S 17 f Anm 14 Guido Rotthoff Gildegavia Keldaggouue Gellepgau In Renate Pirling Hrsg Das romisch frankische Graberfeld von Krefeld Gellep 1960 1963 Berlin 1974 S 215 223 Ulrich Nonn Pagus und Comitatus in Niederlothringen In Bonner Historische Forschungen Band 49 Bonn 1983 S 79 f Ulrich Nonn Pagus und Comitatus in Niederlothringen In Bonner Historische Forschungen Band 49 Bonn 1983 S 78 Anm 222 Ludwig Wirtz Studien zur Geschichte rheinischer Gaue In Dusseldorfer Jahrbuch Nr 26 Dusseldorf S 65 238 hier S 65 ff 1913 14 Camillus Wampach Geschichte der Grundherrschaft Echternach im Fruhmittelalter Band I 2 Quellenband Luxemburg 1930 S 25 Anm 28 Wilhelm Levison Der Sinn der rheinischen Tausendjahrfeier 925 1925 In Aus rheinischer und frankischer Fruhzeit Dusseldorf 1948 S 182 Anm 1 Eugen Ewig Die Civitas Ubiorum die Franca Rinensis und das Land Ribuarien In Rheinische Vierteljahrsblatter Jg 19 Bonn 1954 S 17 f Anm 14 Guido Rotthoff Gildegavia Keldaggouue Gellepgau In Renate Pirling Hrsg Das romisch frankische Graberfeld von Krefeld Gellep 1960 1963 Berlin 1974 S 215 223 Ulrich Nonn Pagus und Comitatus in Niederlothringen In Bonner Historische Forschungen Band 49 Bonn 1983 S 78 f Theodor Joseph Lacomblet Hrsg Urkundenbuch fur die Geschichte des Niederrheins Band I 779 1200 Dusseldorf 1840 Nr 83 S 45 Digitalisat Guido Rotthoff Studien zur mittelalterlichen Geschichte im Raum Krefeld In Rheinische Vierteljahrsblatter Jahrgang 41 Bonn 1977 S 9 Ulrich Nonn Pagus und Comitatus in Niederlothringen In Bonner Historische Forschungen Band 49 Bonn 1983 S 80 f Sonke Lorenz Kaiserswerth im Mittelalter Genese Struktur und Organisation koniglicher Herrschaft am Niederrhein In Studia humaniora Band 23 Dusseldorf 1993 S 48 Michael Buhlmann Duisburg Kaiserswerth und die ezzonischen Pfalzgrafen in der 1 Halfte des 11 Jahrhunderts In Beitrage zur Geschichte Kaiserswerths Heft 5 Dusseldorf Kaiserswerth 2008 S 8 ff PDF 0 7 MB Theodor Joseph Lacomblet Hrsg Urkundenbuch fur die Geschichte des Niederrheins Band I 779 1200 Dusseldorf 1840 Nr 85 S 46 f Digitalisat Ulrich Nonn Pagus und Comitatus in Niederlothringen In Bonner Historische Forschungen Band 49 Bonn 1983 S 81 Ulrich Nonn Pagus und Comitatus in Niederlothringen In Bonner Historische Forschungen Band 49 Bonn 1983 S 74 89 Monumenta Germaniae Historica Capit II S 194 Digitalisat Theodor Joseph Lacomblet Hrsg Urkundenbuch fur die Geschichte des Niederrheins Band I 779 1200 Dusseldorf 1840 Nr 83 S 45 Digitalisat Helmuth Kluger Propter claritatem generis In Hanna Vollrath Stefan Weinfurter Hrsg Koln Stadt und Bistum in Kirche und Reich des Mittelalters Festschrift fur Odilo Engels zum 65 Geburtstag Koln Weimar Wien 1993 S 223 258 hier S 232 Anm 58 Theodor Joseph Lacomblet Hrsg Urkundenbuch fur die Geschichte des Niederrheins Band I 779 1200 Dusseldorf 1840 Nr 85 S 46 f Digitalisat Helmuth Kluger Propter claritatem generis In Hanna Vollrath Stefan Weinfurter Hrsg Koln Stadt und Bistum in Kirche und Reich des Mittelalters Festschrift fur Odilo Engels zum 65 Geburtstag Koln Weimar Wien 1993 S 223 258 hier S 229 f Monumenta Germaniae Historica DD O I Nr 180 S 263 Digitalisat J P J Gewin Die Herkunft der Grafen van Limburg Stirum Die Pfalzgrafen von Lothringen Die Grafen von Berg und ihre Progenitur bis zum Anfang des 13 Jahrhunderts In Geschiedenis der Graven van Limburg Stirum Teil I 2 Assen und Munster 1962 S 18 und Stammtafel am Buchende J P J Gewin Die Herkunft der Grafen van Limburg Stirum Die Pfalzgrafen von Lothringen Die Grafen von Berg und ihre Progenitur bis zum Anfang des 13 Jahrhunderts In Geschiedenis der Graven van Limburg Stirum Teil I 2 Assen und Munster 1962 S 9 Tafel B und Stammtafel am Buchende Helmuth Kluger Propter claritatem generis In Hanna Vollrath Stefan Weinfurter Hrsg Koln Stadt und Bistum in Kirche und Reich des Mittelalters Festschrift fur Odilo Engels zum 65 Geburtstag Koln Weimar Wien 1993 S 223 258 hier S 231 ff Anmerkungen Bearbeiten Die 904 erscheinende Namensform Keldaggouwe fuhrte in der Vergangenheit dazu dass der Gau falschlicherweise Keldachgau anstatt Keldagau genannt wurde Tatsachlich lasst sich die Verdoppelung des Gutturalis aus der Zusammensetzung mit gouwe erklaren Ulrich Nonn Pagus und Comitatus in Niederlothringen In Bonner Historische Forschungen Band 49 Bonn 1983 S 79 f Beachte Nach den sachsischen Einfallen in das frankische Niederrheingebiet im Laufe des 8 Jahrhunderts gab es im 8 und 9 Jahrhundert neben dem frankischen linksrheinischen Hattuarien auch einen sachsischen rechtsrheinischen Teil Hattuariens Dies spiegelt sich in verschiedenen Ortsnamen und erzahlenden Quellen wider Ulrich Nonn Pagus und Comitatus in Niederlothringen In Bonner Historische Forschungen Band 49 Bonn 1983 S 76 f Der ebenfalls in der 904er Urkunde genannte Otto Graf im Bezirk Duisburg war ein weiterer Bruder Eberhards und Konrads I Ulrich Nonn Pagus und Comitatus in Niederlothringen In Bonner Historische Forschungen Band 49 Bonn 1983 S 86 Gerstner und Lewald verorten die 950er Nennung Hubbelraths und damit auch die Grafschaft Erenfrieds II falschlicherweise noch im sudlichen Ruhr oder Keldachgau Ruth Gerstner Die Geschichte der lothringischen und rheinischen Pfalzgrafen von ihren Anfangen bis zur Ausbildung des Kurterritoriums Pfalz In Rheinisches Archiv Nr 40 Bonn 1941 Ursula Lewald Die Ezzonen Das Schicksal eines rheinischen Furstengeschlechts In Rheinische Vierteljahrsblatter Jg 43 Bonn 1979 S 120 168 hier S 121 Kluger dagegen verortet Hubbelrath klar im politischen Verwaltungsbezirk Duisburg der eine Grafschaft bildete die den alten Ruhrgau einschloss und sieht den Gilde Keldagau als Teil Hattuariens Helmuth Kluger Propter claritatem generis In Hanna Vollrath Stefan Weinfurter Hrsg Koln Stadt und Bistum in Kirche und Reich des Mittelalters Festschrift fur Odilo Engels zum 65 Geburtstag Koln Weimar Wien 1993 S 223 258 hier S 230 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gildegau amp oldid 228389690