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48 072778 16 324444 Koordinaten 48 4 22 N 16 19 28 O Das Logo der Flugmotorenwerke OstmarkDie Flugmotorenwerke Ostmark waren von 1941 bis 1945 ein Zweigbetrieb der Junkers und spater der Daimler Benz Werke Sie verfugten mit Wiener Neudorf damals Gross Wien Marburg an der Drau Maribor und Brunn Brno uber drei Produktionsstatten fur Flugmotoren bzw teile zu denen ab 1944 noch Dubnitz an der Waag heute Dubnica nad Vahom in der Slowakei zu zahlen ist Das Areal des Werkes in Wiener Neudorf umfasste auch Teile der niederosterreichischen Gemeinden Biedermannsdorf Guntramsdorf und Laxenburg Inhaltsverzeichnis 1 Das Projekt 2 Der Bau 3 Die Produktion 4 Der Bombenkrieg und die Produktionsverlagerung 5 Die Fertigung der wichtigsten Flugmotoren im Vergleich 6 Kriegsende und Nachkriegszeit 7 Einzelnachweise 8 Literatur 9 WeblinksDas Projekt BearbeitenNach der verlorenen Luftschlacht um England im Herbst 1940 wurde die Intensivierung der deutschen Luftrustung verfugt Im Janner 1941 beschloss das Reichsluftfahrtministerium RLM ein 1000 Motoren pro Monat Werk aus Reichsmitteln zu finanzieren Mit der Bank der Deutschen Luftfahrt BDL als Hauptgeldgeber wurden als Zweigbetrieb des Junkers Konzerns am 14 Janner 1941 die Flugmotorenwerke Ostmark GmbH FO gegrundet Vom Stammkapital in Hohe von einer Million Reichsmark RM brachte die BDL mit 900 000 RM den Hauptanteil in das Geschaftskapital ein Fur die erste Ausbaustufe 500 Motoren pro Monat waren 265 Millionen RM und fur die zweite Ausbaustufe 1000 Motoren pro Monat 393 Millionen RM vorgesehen Neben dem Hauptwerk in Wiener Neudorf gab es ein Zweigwerk in Brunn Brno das Einspritzpumpen und Aggregate liefern sollte und ein sehr bald von Graz nach Marburg an der Drau heute Maribor verlegtes Werk das Luftschrauben mit Verstellgetriebe Verstellpropeller herstellte Diese Fertigungsstatte wurde allerdings noch 1941 in den VDM Konzern eingegliedert und lieferte bei 4000 Beschaftigten ab September 1941 bis Ende 1944 monatlich 1500 Verstellgetriebe 1800 Luftschrauben und etwa 1000 Verstellpropeller unter anderem auch an die FO Weitere Zulieferbetriebe sollten im Industriehorst Liesing in Wien Liesing ostlich der Brunner Strasse bei Siebenhirten angesiedelt werden wo man aber bereits 1942 mit einigen Bauten ein Jahr im Ruckstand war 1 In den Flugmotorenwerken Ostmark sollte der bereits 1937 bei Junkers in Auftrag gegebene Motor Jumo 222 ein flussigkeitsgekuhlter Reihensternmotor mit 24 Zylindern und einer Startleistung von 2000 PS 1471 kW gebaut werden Er war als Antrieb fur den 1939 ausgeschriebenen zweimotorigen Bomber B vorgesehen den Junkers als Ju 288 Dornier als Do 317 und Focke Wulf als Fw 191 zu entwickeln begonnen hatten Die Entwicklung stand unter der Leitung des Wieners Ferdinand Brandner Nachdem der Motor im April 1941 seinen 100 Stunden Lauf am Prufstand abgeschlossen hatte rechnete man mit ersten Auslieferungen im August 1942 Im Versuchseinsatz kam es dann aber laufend zu Motorstorungen Lagerschaden und Korrosionsfallen dazu kam die Weisung die Leistung auf 2500 PS 1839 kW anzuheben Der Bau BearbeitenDas von den Architekten Becvar und Ruschka geplante Werk wurde auf einem Gelande von 250 Hektar errichtet mit ihm wurden auch Teile des Wiener Neustadter Kanals erworben Baubeginn war am 25 Juli 1941 Innerhalb von acht Monaten hatten 7900 Arbeiter grossteils Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene das Werk fertiggestellt Errichtet wurden neben sechs Hallen von 150 100 Metern ein Kraftwerk sechs Blocke zu je zwolf Prufstanden zwei Lagerhallen eine Werkshalle sowie 15 Speisesale und ein Verwaltungsgebaude Statt aus der geplanten Zentralkuche wurde die Verpflegung aus dem nahen Kloster St Gabriel in Maria Enzersdorf bezogen Da das Werk nach dem Kriegsende wieder abgerissen werden sollte wurde es in Einfachstbauweise Betonplattenbau errichtet Bis zum Richtfest am 27 Oktober 1941 hatte man 144 Millionen RM investiert Man plante nun den Produktionsanlauf fur Juni 1943 der innerhalb von zwei Jahren auf 1200 Stuck gesteigert werden sollte Bis zum Anlauf der Serienfertigung sollten Schadmotoren repariert werden Die Produktion BearbeitenDa die Probleme mit den in Versuchsflugzeugen eingebauten Jumo 222 nicht rasch genug behoben werden konnten wurde der Firma Junkers am 24 Dezember 1941 der Auftrag entzogen Die Werksleitung wurde angewiesen stattdessen als Lizenz den ausgereifteren Motor Daimler Benz DB 603 zu fertigen Dieser Zwolfzylinder V Motor war einfacher aufgebaut und standfester Er wurde unter der Bezeichnung 9 603 zum Einheitstriebwerk fur Jager und Zerstorer und trieb als Doppelmotor DB 613 auch den umstrittenen Bomber He 177 an Bis 1944 wurde er mit MW 50 Einspritzung auf eine Startleistung von 2100 PS 1545 kW gebracht Diese Umplanungen fuhrten in Brunn zur Umstellung der Fertigung auf Bosch Einspritzpumpen fur die Daimler Benz Flugmotoren und in Marburg Drau auf VDM Propeller Weiterhin kam es zum Ausstieg der Junkerswerke aus den Flugmotorenwerken Ostmark deren GmbH Anteile von Daimler Benz ubernommen wurden Im November 1941 waren zum Aufbau der drei Konzernwerke bereits 15 000 Arbeiter eingesetzt davon 1900 Kriegsgefangene und mindestens 2000 Zwangsarbeiter Ende Janner 1942 waren in Wr Neudorf 8278 Arbeitskrafte tatig Zu ihrer Unterbringung wurden die Lager Griesfeld 1 und 2 Mitterfeld Brunn am Gebirge und Guntramsdorf errichtet Aufgrund fehlender Werkzeugmaschinen Facharbeiter und Vorrichtungsbauer lief die Produktion nur unzureichend Als Hermann Goring am 5 Mai 1943 das Werk Wiener Neudorf besichtigte kam es angesichts der Tatsache dass bislang erst einige Dutzend Motoren gefertigt und an die 100 Aggregate repariert worden waren zum Eklat Daimler Benz wurde die Werksleitung entzogen der Vorstandsvorsitzende der Steyr Werke Georg Meindl wurde zum kommissarischen Leiter der FO ernannt Seine Analyse Die verbliebenen Fuhrungskrafte von Junkers hatten die Umstellung auf den fremden DB Motor sabotiert die geringe Arbeitsmoral der zunachst noch uberwiegend freiwilligen Auslander trage ebenfalls Mitschuld Meindl etablierte nun in Absprache mit dem RLM den Leiter des Daimler Benz Motorenwerkes in Genshagen bei Berlin als Chef der Produktion in Wien und Brunn blieb aber selbst in Steyr Am 4 August 1943 wurden in Guntramsdorf und Hinterbruhl Aussenlager des KZ Mauthausen errichtet Das Lager in Wiener Neudorf stellte Arbeitskrafte fur die FO ab jenes in der Hinterbruhl fur das unterirdische Heinkelwerk in der Seegrotte Zum Einsatz im Werk kamen durchschnittlich 2500 Mann die vor allem in den Nachtschichten eingesetzt wurden Dennoch konnten bis Ende 1943 gerade 515 Motoren ausgeliefert werden Der Bombenkrieg und die Produktionsverlagerung BearbeitenAm 27 August 1943 erfolgte der erste schwere Luftangriff auf Ziele im Raum des Wiener Beckens siehe auch Luftangriffe auf Wien Er traf Wiener Neustadt hatte aber indirekt auch fur das FO Auswirkungen Ein Luftschutzstollen fur die Werksarbeiter wurde am Jennyberg bei Modling angelegt Am 12 November 1943 erteilte das Reichsluftfahrtministerium die Weisung die Produktion des Werkes Wiener Neudorf in die nordwestslowakische Kleinstadt Dubnitz zu verlegen wo ein riesiger mehrgeschossiger Bunker 320 125 m zur Verfugung stand Er war von den Tschechen vor 1938 zur Verlegung der Waffenfertigung im Falle eines deutschen Angriffes vorgesehen gewesen Die Verlegung erwies sich als erfolgreich die Produktion wurde laufend gesteigert wobei in Dubnitz im Juni 1944 bereits 300 Motoren an die Zellenhersteller gingen 2 Als am 8 Juli 1944 das Werk erstmals direkt aus der Luft angegriffen wurde gab es zwar Schaden aber keine Produktionsausfalle Auch die Personalausfalle waren gering weil man bereits eine grossere Anzahl von Schutzanlagen errichtet hatte Bei einem weiteren Angriff am 16 Juli wurden drei Hallen zerstort von denen aber zwei bereits leer waren Ein weiterer schwerer Angriff erfolgte am 26 Juli 1944 bei dem die Hallen 9 bis 14 das Betriebsgebaude sowie zwei Prufstande und zwei Kuhlturme Schaden davontrugen 3 Die Bomben trafen aber nicht nur die Werksanlagen sondern auch das Lager der dort eingesetzten KZ Haftlinge 31 von ihnen fanden dabei den Tod Da auch ihre Unterkunfte zerstort wurden mussten die uberlebenden Haftlinge tags darauf in ein neues Lager im Gemeindegebiet von Wiener Neudorf Mitterfeld verlegt werden 4 Aber auch die amerikanischen Bomber erlitten schwere Verluste So wurden von einer 26 Flugzeuge zahlenden Bomber Einheit acht Maschinen in der Steiermark und drei in Niederosterreich binnen weniger Minuten abgeschossen wobei 66 Besatzungsmitglieder starben und 43 weitere in Kriegsgefangenschaft gerieten 5 Bereits am 29 Mai 1944 waren die Zulieferbetriebe im Industriehorst Liesing ein Angriffsziel der Bomberflotte gewesen 6 Auf Vorschlag von Direktor Meindl wurde die Verantwortung fur die Fertigung in Dubnitz nun Skoda ubertragen die man zu einem Zweigbetrieb der Reichswerke AG Hermann Goring in Linz gemacht hatte Meindl verband damit die Absicht das Werk Wiener Neudorf das mit seiner verbleibenden Kapazitat zum Zulieferer fur Steyr geworden war samt seinen Facharbeitern und Maschinen in Osterreich zu halten Als am 29 August 1944 der slowakische Aufstand losbrach befand sich das Hauptquartier der Aufstandischen keine 100 km von Dubnitz entfernt ein Ende der Produktion in der Slowakei war daher absehbar Die Produktion wurde nun in eine unterirdische Anlage bei Obrigheim am Neckar Deckname Goldfisch verlegt und die als KZ Neckarelz fungierte wohin bereits das Daimler Benz Motorenwerk Genshagen ausgelagert worden war Diese Massnahme konnte aber nur noch teilweise umgesetzt werden Wie das Beispiel FO zeigt war es nicht die Zerstorung der Produktionsstatten von der die Luftwaffe lahmgelegt wurde Es war die 1944 anlaufende Offensive gegen die Treibstoffindustrie deren Produktionsstatten schwerer auszulagern waren Die Fertigung der wichtigsten Flugmotoren im Vergleich BearbeitenDie Motoren Jumo 213 und DB 603 waren als Einheitstriebwerke mit genormten Anschlussen austauschbar Es handelte sich um wassergekuhlte Zwolfzylinder V Motoren mit hangenden Zylindern Kurbelwelle oben 7 Hersteller Produkt Stuck LeistungDaimler Benz DB 601 19 000 1175 PS 864 kW 601 Aa Ba bis 1350 PS 993 kW 601E F Daimler Benz DB 603 8758 davon FO 2890 1750 PS 1287 kW 603 A C E bis 2800 PS 2059 kW 603 N Daimler Benz DB 605 42 400 1475 PS 1085 kW 605 A bis 2000 PS 1471 kW 605 DC Junkers Jumo 211 68 200 1200 PS 883 kW 211 B D H G bis 1500 PS 1103 kW N Junkers Jumo 213 9100 1750 PS 1287 kW A 1 E bis 2000 PS 1471 kW 213 S BMW BMW 801 21 000 1560 PS 1147 kW 801 A und B bis 2270 PS 1670 kW 801 TQ Summe alle Werke 168 458Kriegsende und Nachkriegszeit BearbeitenDie Rote Armee beschlagnahmte zum Kriegsende 1945 das Gelande als deutsches Eigentum demontierte die wenigen verbliebenen Maschinen und zerstorte den Rest Heute erinnern trotz starker Verbauung noch immer Reste der Bunkeranlagen an das Werk Mit dem Abschluss des Staatsvertrages gingen 1955 alle Gesellschaftsanteile an die Republik Osterreich die Flugmotorenwerke Ostmark Ges m b H traten nochmals als Rechtsperson aus der Versenkung Etwa funfzig Glaubiger meldeten Forderungen in der Hohe von 300 Millionen Schilling oS an Dem stand ein Gesellschaftsvermogen von 3 Millionen Schilling und ein wertvolles Areal im Wert von 20 Millionen Schilling gegenuber Schliesslich ubernahm das Land Niederosterreich die offentliche Verwaltung der FO und konnte sich mit den Glaubigern auf eine Abfertigung von 34 Millionen oS einigen Am 31 Oktober 1964 ubernahmen die beiden Landesgesellschaften NEWAG und NIOGAS die meisten Anteile an der FO zu gleichen Teilen 1968 wurde das Land Niederosterreich Alleineigentumer Noch wahrend der offentlichen Verwaltung des Areals fiel die Entscheidung das Gelande als Industriepark zu nutzen Dies wurde zur Geburtsstunde des Industriezentrums Sud das heute von der Eco Plus verwaltet wird Einzelnachweise Bearbeiten Norbert Schausberger Rustung in Osterreich 1938 45 eine Studie uber die Wechselwirkung von Wirtschaft Politik und Kriegsfuhrung In Publikationen des osterreichischen Instituts fur Zeitgeschichte Band 8 Hollinek Wien 1970 S 83 und 108 Besprechung Jagerstab 15 Juni 1944 BA MA Freiburg RL 3 8 fol 4505 f Markus Schmitzberger Flugmotorenwerke Ostmark Wiener Neudorf In Geheimprojekte at Abgerufen am 29 Oktober 2021 Geschichte des Aussenlagers Wiener Neudorf Memento vom 26 Dezember 2014 im Internet Archive Webseite www mauthausen memorial at abgerufen am 19 April 2018 Grossangriff der 15 US Luftflotte auf Ostosterreich am 26 Juli 1944 Ubersicht uber die Verluste der 301 Bomber Gruppe Webseite regiowiki at abgerufen am 26 Dezember 2014 Norbert Schausberger Rustung S 150 151 Heinz J Nowarra Die deutsche Luftrustung 1933 1945 Munchen 1977 Literatur BearbeitenWalter Stastny Peter Krause Flugmotorenwerke Ostmark OFH Sonderheft Nr 19 als wichtigste Quelle Ferdinand Brandner Ein Leben zwischen den Fronten Wels 1975 von Gersdorff Grasmann Die deutsche Luftfahrt Band 2 Flugmotoren und Strahltriebwerke Bernard amp Graefe Verlag Munchen 1981 ISBN 3 7637 5272 2 Norbert Schausberger Rustung in Osterreich 1938 1945 Publikationen des Institutes fur Zeitgeschichte Nummer 8 Wien Verlag Hollinek 1970 Heinz J Nowarra Die deutsche Luftrustung 1933 1945 Munchen 1977 Weblinks BearbeitenGedenkverein KZ Guntramsdorf Wiener Neudorf Geheimprojekte at Osterreichs Geschichte im Dritten Reich zum ThemaNormdaten Korperschaft GND 4833932 5 lobid OGND AKS VIAF 241239794 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Flugmotorenwerke Ostmark amp oldid 227158514