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Ein Luftschutzstollen 1 auch Stollenbunker genannt 2 ist ein unterirdischer Hohlraum der in Kriegszeiten den Menschen als Schutzraum gegen Luftangriffe dient 1 Der Luftschutzstollen sollte nicht mit einem Deckungsgraben verwechselt werden 3 Luftschutzstollen zahlten zu den bombensichersten Bunkern des Zweiten Weltkrieges 4 Gemass einer Untersuchung im US Strategic Bombing Survey bewahrten sich Luftschutzstollen denn sie hielten zahlreichen Bombenvolltreffern stand ohne dass einer der Bunkerinsassen verletzt wurde ANM 1 1 Beispiel eines Luftschutzstollens in IserlohnIn den Fels gehauener Luftschutzstollen in Vittoriosa in Malta Inhaltsverzeichnis 1 Geschichtlicher Hintergrund 2 Erstellung und Aufbau 3 Innenausstattung Fassungsvermogen und Aufenthalt 4 Heutiger Zustand 5 Einzelnachweise 6 AnmerkungenGeschichtlicher Hintergrund Bearbeiten nbsp Ausgemauerter LuftschutzstollenIm Jahr 1935 erliess die deutsche Reichsregierung das sogenannte Luftschutzgesetz mit Erweiterung im Jahr 1937 das den Bau von Luftschutzbaumassnahmen bei geeigneten Gebauden vorsah Dies galt insbesondere fur Neubauten und war fur alle Stadte bindend 2 Aus Kostengrunden und Mangel an Baumaterialien wurde dieses Gesetz in der Praxis nur sehr schleppend umgesetzt Im Oktober des Jahres 1940 erging ein Befehl des Obersten Befehlshabers der Wehrmacht der den verstarkten Bau von Luftschutzraumen fur die Zivilbevolkerung vorsah 1 Im Jahr 1943 war in vielen Stadten wie beispielsweise Berlin kaum noch Baumaterial fur neue Bunkeranlagen verfugbar Hier bot der Bau von Luftschutzstollen eine gute Alternative 5 Im Juli des Jahres 1943 wurde eine Verordnung erlassen die den Bau von Luftschutzstollen uberall dort vorsah wo es aufgrund der hydrologischen Verhaltnisse moglich war 1 Es gab auch Regionen wie zum Beispiel in Graz in denen relativ fruh mit dem Bau von Luftschutzstollen begonnen wurde allerdings verzogerte sich der weitere Fortbau im Verlauf des Krieges aus Kostengrunden Auch fehlte es hier an geeigneten Fachleuten und passenden Maschinen um den Bau der Luftschutzstollen voranzutreiben Der weitere Fortbau dieser Schutzstollen wurde erst im vorletzten Kriegsjahr wieder verstarkt 4 In bestimmten Bergbauregionen des Ruhrgebietes wurden auch alte nicht mehr benotigte Bergbaustollen als Luftschutzstollen genutzt 6 In Eilenburg wurden ab 1943 die alten Bergkeller als Luftschutzbunker reaktiviert und boten bis zu 6 500 Personen Schutz 7 Erstellung und Aufbau Bearbeiten nbsp Luftschutzstollen ohne AusbauGrundsatzlich gibt es fur den Bau von Luftschutzstollen zwei Moglichkeiten entweder die Erstellung von Hangstollen oder den Bau von Tiefstollen Hangstollen werden in Hanglagen bergmannisch waagerecht in den Berg hineingetrieben Tiefstollen werden unterhalb der normalen Erdoberflache wie Bergbaustollen aufgefahren Der Bau von Hangstollen ist weniger aufwandig als der Bau von Tiefstollen 1 Die Stollen wurden je nach Geologie und ortlichen Gegebenheiten entweder mit sicherndem Ausbau oder ungesichert erstellt 2 Bei den ausgebauten Stollen wurde als Ausbautyp haufig der deutsche Turstock verwendet 3 Die zu sichernden Stollenabschnitte wurden je nach ortlichen Verhaltnissen auch mit einer Mauerung aus starkem Ziegelsteinmauerwerk ausgebaut 2 Wo es erforderlich war wurden die Luftschutzstollen mit einer starken Wandung aus Stahlbeton ausgebaut 8 Wie und womit der Stollen letztendlich auszubauen war richtete sich nach dem Gebirgsdruck 9 Gemass den Bauvorschriften fur Luftschutzstollen mussten die Stollen eine lichte Mindestbreite von 1 65 Metern bei einreihiger und eine lichte Mindestbreite von 2 3 Metern bei zweireihiger Sitzmoglichkeit haben 1 Als nutzbare lichte Mindesthohe sind 2 3 Meter zu berucksichtigen 9 Die Stollen mussten so tief unterhalb der Erdoberflache aufgefahren werden dass eine schutzende Schicht von zwolf Metern Erdreich uber dem Stollen lag Bei Hangstollen die in unzerkluftetem und festem Felsen aufgefahren wurden galt eine Uberdeckung von sechs Metern als ausreichend 1 In der Praxis erwies sich jedoch dass es fur einen ausreichenden Schutz vor Bombeneinwirkungen erforderlich war eine Mindestuberdeckung von 15 Metern einzuhalten 3 Der jeweilige Luftschutzstollen musste mit mindestens zwei Zugangen versehen sein Es gab Stollen die mit sechs Eingangen versehen waren Zusatzlich hatten manche Stollen noch mehrere Notausgange durch die man uber Treppen oder eine Rampe ins Freie kam 1 Die Stolleneingange waren gemauert oder aus verstarktem Stahlbeton erstellt 5 Nach dem Stolleneingang folgte oftmals ein verwinkelter Zugangsstollen der gemass den Bauvorschriften mindestens dreimal geknickt sein musste um die Bunkerinsassen vor Bombensplittern zu schutzen Zusatzlich war ein Teil der Stollen mit gassicheren Turen versehen um die Insassen auch vor chemischen Kampfstoffen zu schutzen 1 Je nach Anlage hatten die Stollen eine Lange von wenigen zehn Metern bis zu hundert Metern und daruber 10 Der weltweit grosste Luftschutzstollen ist die Stollenanlage unter Dortmund mit einer Gesamtlange von 4 8 Kilometern 8 Innenausstattung Fassungsvermogen und Aufenthalt Bearbeiten nbsp Luftschutzstollen wahrend eines Fliegeralarms im RuhrgebietIm Luftschutzstollen gab es Vorraume und Aufenthaltsraume Je nach Ausfuhrung des Stollens waren die Raume mit einer oder zwei gegenuberliegenden Bankreihen versehen Die Stollenanlagen boten je nach Grosse des Stollenbunkers Platz fur bis zu 100 Personen 1 Es gab aber auch Stollenbunker die fur uber 1000 Menschen vorgesehen waren 10 In der Stollenanlage unter Dortmund war Platz fur 80 000 bis 100 000 Menschen 8 Im Luftschutzstollen herrschte stets eine Temperatur von zehn Grad Celsius beheizt wurden die kalten Stollen nicht 11 Die Menschen sassen dicht gedrangt in den Stollenbunkern 2 Pro laufendem Meter Stollen mussten sich bei zweireihiger Sitzmoglichkeit vier Menschen den Platz teilen So eingeengt warteten die Menschen oftmals Stunden manchmal sogar mehrere Tage bis der Luftangriff voruber war 12 Aufgrund der Enge im Stollen warmten sich die Menschen trotz nicht vorhandener Heizung teilweise durch ihre Korperwarme gegenseitig 11 Die Bunker waren mit einer Beluftungsanlage versehen die in der Regel mit einer Haupt und einer Schutzluftung versehen war Um die technischen Anlagen mit elektrischer Energie zu versorgen gab es einen Maschinenraum mit entsprechender Technik Es gab aber auch Stollenanlagen die mit behelfsmassigen Beluftungsschachten ausgestattet waren 1 Aufgrund der vielen Bunkerinsassen stieg die Luftfeuchtigkeit im Stollen an Die Stollenbunker waren in der Regel nur mit sehr einfachen sanitaren Anlagen ausgestattet Neben Toiletten gab es auch einige Waschbecken 11 Um bei Stromausfall das Abwasser aus dem Bunker befordern zu konnen waren die Schmutzwasserhebeanlagen auch von Hand bedienbar 1 Teilweise dienten auch Eimer als Toilette 11 oder man behalf sich in Tiefstollen mit Trockenaborten Um bei eventuellen Rohrbruchen den Stollen vor Uberflutung zu schutzen war es vorgeschrieben die vorhandenen Rohrleitungen mit Absperrschiebern zu versehen In die Leitungen mussten zusatzliche Sammelgefasse integriert werden 1 Heutiger Zustand Bearbeiten nbsp Erhaltener Eingang eines HangstollensNach dem Kriegsende wurden die Luftschutzstollen nicht mehr benotigt und sich selbst uberlassen viele Stollen verfielen 3 Sie boten Fledermausen einen Unterschlupf 10 Es gab aber auch Stollenbunker die nach dem Krieg zivil weiter genutzt wurden 11 Man nutzte die Stollenanlagen teilweise um Champignons zu zuchten 10 Es gibt auch alte Stollenbunker die heute zu Fuhrungen genutzt werden 11 so beispielsweise ein Teil des Luftschutzbunkersystems auf Helgoland das die Sprengungsaktion von 1947 uberstand Andere Stollenbunker wurden spater wegen Schimmelbefalls fur die Offentlichkeit gesperrt 10 Im Laufe der Jahre verloren verschiedene Stollenanlagen ihre Standsicherheit und sind teilweise eingesturzt Um die Bevolkerung vor Schaden durch diese eingesturzten Stollenanlagen zu schutzen mussen die Anlagen aufwandig untersucht gesichert und mit geeigneten Materialien wie beispielsweise Beton Dammer oder Elektroflugasche verfullt werden 3 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l m n Michael Foedrowitz Bunkerwelten Luftschutzanlagen in Norddeutschland 1 Auflage Cristoph Links Verlag Berlin 1998 ISBN 3 86153 155 0 a b c d e Hauke Haubrock Andreas O Brien Der Luftschutzstollen am Kalkhugel Ein ehemaliger Luftschutzbunker in Osnabruck 4 Auflage Verlag Books on Demand Osnabruck 2012 ISBN 978 3 8448 1154 4 a b c d e Martin Rychlak Stadt Salzgitter Fachdienst Ordnung Hrsg Ehemalige unterirdische Luftschutzstollen im Gebiet der Stadt Salzgitter Memento vom 10 August 2014 im Internet Archive Abschlussbericht Salzgitter 2007 S 7 22 a b Walter Brunner Bomben auf Graz die Dokumentation Weissmann Leykam Verlag Graz 1989 ISBN 3 7011 7201 3 a b Dietmar Arnold Reiner Janick Sirenen und gepackte Koffer Bunkeralltag in Berlin 1 Auflage Cristoph Links Verlag Berlin 2003 ISBN 3 86153 308 1 Hochbunker Augustastrasse 53 55 In Stadt Witten Planungsamt Hrsg Tag des offenen Denkmals Witten 2013 Eilenburger Geschichts und Museumsverein e V Hrsg Die Bergkeller zu Eilenburg 1 Auflage Verlag fur die Heimat Grafenhainichen 2017 a b c Unter Dortmund liegt die grosste Luftschutzanlage der Welt In WAZ 5 November 2013 S 1 derwesten de abgerufen am 2 Januar 2016 Dortmund a b Meyer Hoissen Baulicher Luftschutz In THW Hrsg Das Technische Hilfswerk Monatszeitschrift des THW Nr 6 2 Jahrgang Juni 1955 a b c d e In Beton gegossene Zeitzeugen Bunker am Vieburger Geholz als stumme Mahnmale an den Zweiten Weltkrieg In Carsten Frahm Verlag Kiel Lokal Die monatliche Stadtzeitung fur den Kieler Suden Kiel Januar 2015 S 8 9 a b c d e f Ein Bunker tief unter dem Wackenberg In PADSAK Wackenberger Echo Stadtteilzeitung fur den Saarbrucker Wackenberg 31 Jahrgang Nr 115 116 Saarbrucken 2007 S 24 26 Die Menschen gruben sich ein In Kolner Stadtanzeiger 11 Januar 2005 ksta de abgerufen am 2 Januar 2016 Anmerkungen Bearbeiten Allerdings wurden bei der Auswertung nur Verletzte berucksichtigt die durch die direkte Sprengwirkung der Bomben geschadigt wurden Personenschaden die von Vergiftungen durch Explosionsgase bei Nahtreffern im Bereich der Stollenausgange hervorgerufen wurden wurden von der United States Strategic Bombing Survey nicht mitgewertet Quelle Michael Foedrowitz Bunkerwelten Luftschutzanlagen in Norddeutschland Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Luftschutzstollen amp oldid 223342998