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Als Streckenausbau bezeichnet man im Bergbau samtliche Ausbauarten in untertagigen Strecken Der Streckenausbau wird in unterschiedlichen Querschnittsformen und mit verschiedenen Ausbaumaterialien erstellt 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Grundlagen 3 Holzausbau 4 Mauerung 5 Stahlausbau 6 Gemischter Ausbau 7 Einzelnachweise 8 WeblinksGeschichte Bearbeiten nbsp StreckenzimmerungBis in die erste Halfte des 20 Jahrhunderts wurde der Streckenausbau in der Regel aus Holz erstellt In den Richtstrecken und den Querschlagen wurde polygonformiger Holzausbau in unterschiedlichen Varianten eingesetzt in den Abbaustrecken meistens der Turstockausbau 2 Erste Versuche mit Streckenausbau aus Gusseisen wurden bereits in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts auf einer Zeche im Ruhrgebiet durchgefuhrt 3 Anfang der 1950er Jahre begann man damit in den Hauptstrecken Stahlausbau zu verwenden In den Abbaustrecken war zunachst noch der holzerne Turstockausbau ublich jedoch verdrangte hier der Bogenausbau aus Stahl nach und nach den Holzausbau Hauptgrund war der zunehmende Gebirgsdruck in den grosseren Teufen Etwa ab dem Jahr 1960 begann man im Ruhrbergbau mit den ersten Versuchen Gebirgsanker als Ausbau zu verwenden Allerdings konnte sich der Ankerausbau im Steinkohlenbergbau nicht dauerhaft durchsetzen 4 In den Jahren 1977 und 1978 wurden auf den Bergwerken Emil Mayrisch Rheinpreussen und Niederberg Fullorter Querschlage und Gesteinsstrecken nach der neuen Osterreichischen Tunnelbaumethode NOT mit Anker und Spritzbeton ausgebaut Im Jahr 1979 wurde auf dem Bergwerk Nordstern eine 1 5 Kilometer lange Richtstrecke unter Anwendung der NOT aufgefahren 5 Grundlagen BearbeitenAls Ausbaumaterialien fur den Streckenausbau stehen dem Bergmann Holz Mauersteine Stahl und Beton sowie Drahtgeflechte als sogenannte Verzugsmatten zur Verfugung 6 7 Welche Ausbaumaterialien letztendlich verwendet werden hangt von mehreren Faktoren ab Besonders die Druckverhaltnisse am Einsatzort aber auch die Wirtschaftlichkeit spielen bei der Auswahl des Streckenausbaus eine Rolle 8 Fur den Streckenausbau gibt es vier verschiedene Querschnittsformen den Rechteckausbau den Ringausbau den Bogenausbau und den Vieleck oder Polygonausbau 1 Beim Rechteckausbau gibt es den normalen Rechteckausbau in Holz und Stahl und den Turstockausbau Weitere Varianten des Rechteckausbaus sind die Stahlkappe auf Holzkasten und die Stahlkappe auf Ziegelmauerung Der Ringausbau ist ein geschlossener Ausbau bei dem bedingt durch den Gebirgsdruck Quer oder Quellkrafte auftreten Der Bogenausbau ist ein teilgeschlossener Ausbau Bei dieser Ausbauform werden uberwiegend die Firstbereiche durch den Gebirgsdruck beansprucht 9 Der Polygonausbau wird in der Regel als Unterstutzungsausbau eingebaut 6 Welcher Ausbauquerschnitt in den jeweiligen Strecken verwendet wird hangt ab von der Art der Strecke der Lage der Strecke zum Nebengestein und dem Gebirgsdruck Die Grosse des Streckenquerschnittes hangt von der erforderlichen Wettermenge und von der Flozmachtigkeit ab 1 Je nach erforderlichem Streckenquerschnitt lassen sich nur bestimmte Ausbaumaterialien verwenden Der Streckenausbau in Holz lasst sich im Steinkohlenbergbau bei Streckenquerschnitten von vier bis maximal sechs Quadratmetern verwenden Bei gunstigen Gebirgsverhaltnissen konnen Stahlkappen mit Holzstempeln bei Querschnitten von sechs bis zehn Quadratmetern verwendet werden Bei Streckenquerschnitten von zwolf oder mehr Quadratmeter ist der Holzausbau nicht mehr moglich Bei solchen Querschnitten wird Ausbau aus Stahl verwendet Bei grosseren Raumen wird vielfach Ausbau aus Kunststeinen verwendet 8 Holzausbau Bearbeiten nbsp HolzausbauDer Streckenausbau mittels Holz wird auch Streckenzimmerung genannt 10 Die einfachste Form der Streckenzimmerung ist die Kastenzimmerung mittels sogenannter Firstenstempel 11 Man nennt diese Form des Ausbaus auch Kappenausbau 8 Diese Form der Streckenzimmerung dient nur dem Absichern vor Steinfall aus dem Hangenden Hierbei werden im Bereich der Firste seitlich in einen der Stosse sogenannte Buhnlocher eingestemmt In jedes Buhnloch wird ein Firstenstempel gesteckt und auf der gegenuberliegen Stossseite von oben nach unten geschlagen Dadurch wird der Firstenstempel zwischen Buhnlochtiefstem und Stoss eingeklemmt Der Firstenstempel sitzt dabei dann leicht schrag zwischen beiden Stossen 11 Die Firststempel konnen auch in beiden Stossen in das Gebirge eingebuhnt werden Anstelle der Buhnlocher konnen die Firststempel auch auf Bergekasten Bergemauern oder Holzkasten gelegt werden 8 Auf die Firstenstempel wird dann Verzug aufgebracht und mit Steinen belegt Wenn auch einer oder beide Stosse abgesichert werden mussen wird der Turstockausbau verwendet 11 Eine weitere Form der Streckenzimmerung ist die gebrochene schwedische Zimmerung Hierbei werden die einzelnen Holzer so zurechtgesagt dass sie sich im Firstbereich verengen Auf zwei Stempel werden zwei kurzere Holzer angebracht die wiederum mit einem Querholz der Kappe verbunden sind Die Verbindungsstellen sind auf Gehrung gesagt Der Ausbau hat dann annahernd eine umgedrehte U Form Bei quellender Sohle wird der Ausbau in Form der Sparrenkappe gestellt Dazu werden im Sohlenbereich zwei kurzere Holzer miteinander verbunden Auf diese Holzer werden die Stempel befestigt die wiederum im Firstbereich mit einem Querholz verbunden werden Der Ausbau erhalt dadurch annahernd ein V Form 12 Bei druckhaftem Gebirge wird der Vieleckausbau auch Polygonausbau genannt eingesetzt Der Polygonausbau wird immer gelenkig ausgebildet und wird auch zur Verstarkung des Turstocks verwendet 8 Mauerung Bearbeiten nbsp Streckenmauerung im Bereich des FullortesBei der Streckenmauerung wird der Ausbau mittels gemauerter Steine erstellt 6 Die Streckenmauerung wird bei den Strecken angewendet die uber langere Zeit bestehen bleiben sollen Die Streckenmauerung ist insbesondere in den Strecken vorzuziehen die in schwimmendem Gebirge aufgefahren wurden Durch die Mauerung wird das Eindringen des Grubenwassers unterbunden Aber auch in Strecken die in brachigem Gestein aufgefahren wurden hat die Streckenmauerung Vorteile gegenuber der Streckenzimmerung Beim Stollenbau werden die Stollenmundlocher gemauert Es gibt zwei Arten von Streckenmauern die Scheibenmauer und die Gewolbemauer 13 Bei der Scheibenmauer liegen die Steine parallel neben und ubereinander Bedingt durch diese Bauweise bilden ein oder zwei Flachen die Ebenen der Mauer Die Sohle der Scheibenmauer wird Fuss die zur Strecke hinzeigende Flache Stirn und die zum Stoss zeigende Seite Rucken genannt Es gibt geradstirnige und krummstirnige Scheibenmauern Bei der geradstirnigen Scheibenmauer bildet die vordere Seite eine Ebene Diese Seite ist entweder lotrecht oder regelmassig geneigt Diese Mauern widerstehen uberwiegend senkrechten Druck von oben sie entspricht somit einem Stempel Gegen seitlichen Druck bietet sie weniger Widerstand der wiederum von ihrem Gewicht abhangig ist Bei der krummstirnigen Mauer ist die Stirn gewolbt und bildet somit schon den Ubergang zum Gewolbe Die Krummung ist bei sohligen Strecken senkrecht 14 Bei der Gewolbemauerung wird die Mauer aus einem oder mehreren keilformig gearbeiteten Bogenstucken erstellt Die Bogenstucke werden in einer regelmassigen krummen Linie ausgefuhrt 13 Die Fugen der Mauer folgen exakt dem Krummungsradius der Mauer Bei der Gewolbemauer tragen sich die Steine gegenseitig Durch diese Form der Mauerung wird von aussen wirkender Druck gleichmassig auf die Mauer verteilt und abgeleitet 14 Stahlausbau Bearbeiten nbsp Starrer StreckenausbauBeim Streckenausbau aus Stahl werden unterschiedliche Querschnittsformen verwendet Aufgrund seiner ungunstigen statischen Form ist der Turstock die schwachste Stahlausbauart 8 Heute werden beim Streckenausbau in der Regel mehrteilige Ausbaue aus stahlernen Profilen verwendet 15 Man unterscheidet zwischen starrem Ausbau und nachgiebigem Ausbau Der nachgiebige Ausbau wird auch Gleitbogenausbau genannt Der starre Ausbau besteht aus mehrteiligen Bogen aus Stegprofilen Die einzelnen Ausbausegmente sind so konstruiert dass sie beim Zusammenbau stumpf aneinander stossen Die Ausbausegmente werden durch Laschen miteinander verbunden 6 Bedingt durch diese Konstruktionsweise konnen sich die einzelnen Ausbausegmente nicht ineinander verschieben und werden bei zu grossem Gebirgsdruck verformt oder sogar zerstort 15 Der starre Ausbau wird uberwiegend in Gesteinsstrecken eingesetzt in denen nur wenig Gebirgsdruck oder keine Konvergenzen aus dem Abbau zu erwarten sind Der nachgiebige Ausbau besteht aus Rinnenprofilen die uberlappend zusammenmontiert werden 6 Die Ausbausegmente werden durch Klammerlaschen verbunden Konstruktionsbedingt lassen sich die Ausbausegmente beim nachgiebigen Ausbau ineinander verschieben dadurch kann der Ausbau den Gebirgsdruck in bestimmten Grenzen aufnehmen und wird nicht zerstort 15 Der Gleitbogenausbau wird in der Regel in Abbaustrecken eingebaut 6 Zur Beurteilung der Arbeitsfahigkeit eines Streckenausbaus aus Stahl gibt es die Kennziffer SA Diese Kennziffer dient zur Festlegung des Stahlaufwandes fur die jeweilige Strecke Die Kennziffer SA bildet das Verhaltnis des eingesetzten Materialgewichtes zum ausgebauten Raum Anhand der zu erwartenden Konvergenz und der Gesteinskennziffer lasst sich der Stahlaufwand fur eine auszubauende Strecke vorausberechnen 1 Gemischter Ausbau Bearbeiten nbsp Gemischter AusbauBeim gemischten Ausbau werden unterschiedliche Ausbaumaterialien miteinander kombiniert um die positiven Eigenschaften der Ausbaumaterialien miteinander zu kombinieren Zuerst wurde der gemischte Ausbau beim Turstockausbau angewendet Hier war man bestrebt die Kappe zu verstarken und widerstandsfahiger zu machen Die Kappe wird beim gemischten Turstockausbau aus Stahl und die Stempel aus Holz gefertigt 8 Um die Druckfestigkeit zu erhohen werden anstatt gerader Kappen nach oben gewolbte Kappen verwendet An den Kappen werden Winkeleisen angenietet mit denen die Kappen an den Holzstempeln befestigt werden 3 Eine weitere Variante des gemischten Ausbaus ist der gemischte zweiteilige Gelenkbogenausbau Bei dieser Ausbauart werden zwei der holzernen Bauelemente durch Stahlbogen ersetzt 8 Beim Strebbau werden zur Sicherung des ruckwartigen Streckensaumes Holz oder Bergekasten eingebracht 1 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Walter Bischoff Heinz Bramann Westfalische Berggewerkschaftskasse Bochum Das kleine Bergbaulexikon 7 Auflage Verlag Gluckauf GmbH Essen 1988 ISBN 3 7739 0501 7 Ernst Ulrich Reuther Lehrbuch der Bergbaukunde Erster Band 12 Auflage VGE Verlag GmbH Essen 2010 ISBN 978 3 86797 076 1 367 400 a b Verein fur bergbauliche Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund Hrsg Die Entwicklung des Niederrheinisch Westfalischen Steinkohlen Bergbaues in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts Verlagsbuchhandlung von Julius Springer Berlin 1902 Joachim Huske Der Steinkohlenbergbau im Ruhrrevier von seinen Anfangen bis zum Jahr 2000 2 Auflage Regio Verlag Peter Voss Werne 2001 ISBN 3 929158 12 4 Franz Pacher Alfred Ries Die neue osterreichische Tunnelbauweise und ihre Anwendung im Bergbau In Unser Betrieb Nr 23 Jahrgang 1979 Deilmann Haniel Online abgerufen am 10 November 2011 PDF 9 8 MB a b c d e f Ernst Ulrich Reuther Einfuhrung in den Bergbau 1 Auflage Verlag Gluckauf GmbH Essen 1982 ISBN 3 7739 0390 1 Steinkohleabbau unter Tage Erlebnisbergwerk Velsen Saarbrucken In Google Arts amp Culture Abgerufen am 28 Januar 2023 a b c d e f g h Carl Hellmut Fritzsche Lehrbuch der Bergbaukunde Zweiter Band 10 Auflage Springer Verlag Berlin Gottingen Heidelberg 1962 K Eisenmenger Entwicklung und Stand des Ausbaus von Hauptstrecken im Ruhrbergbau In Gluckauf Berg und Huttenmannische Zeitschrift Verein fur die bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund Hrsg 71 Jahrgang 5 Januar 1935 S 2 10 Heinrich Veith Deutsches Bergworterbuch mit Belegen Verlag von Wilhelm Gottlieb Korn Breslau 1871 a b c Emil Stohr Emil Treptow Grundzuge der Bergbaukunde einschliesslich der Aufbereitung Verlagsbuchhandlung Spielhagen amp Schurich Wien 1892 Gustav Kohler Lehrbuch der Bergbaukunde 2 Auflage Verlag von Wilhelm Engelmann Leipzig 1887 a b Carl Hartmann Handbuch der Bergbaukunst Erster Band Verlag Bernhard Friedrich Voigt Weimar 1852 a b Albert Serlo Leitfaden der Bergbaukunde Erster Band Verlag von Julius Springer Berlin 1884 a b c Heinz M Hiersig Hrsg VDI Lexikon Maschinenbau VDI Verlag GmbH Dusseldorf 1995 ISBN 9783540621331 Weblinks BearbeitenAusbauarten auf Fordergeruste im Bergbau de abgerufen am 14 November 2011 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Streckenausbau amp oldid 230284226