www.wikidata.de-de.nina.az
Das Fullort Mz Fullorte oder Fullorter 1 auch Schachtfullort 2 oder Anschlag 3 genannt ist im Bergbau unter Tage die funktionelle Schnittstelle zwischen der meist seigeren vertikalen Schachtforderung und der sohligen horizontalen Streckenforderung 1 Es ist das untertagige Gegenstuck zur Hangebank 4 Das Fullort war noch in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts einer der grossten Unfallschwerpunkte im Ruhrkohlenbergbau unter Tage 5 Fullort des Salzbergwerks Braunschweig Luneburg Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 2 Gestaltung 2 1 Vorindustrieller Bergbau 2 2 Moderner Bergbau 2 2 1 Fullortformen 3 Einzelnachweise 4 AnmerkungenGrundlagen BearbeitenRaumlich betrachtet ist das Fullort der Kreuzungsbereich eines Schachtes und einer Strecke bzw eines Stollens 6 Die Bezeichnung Fullort stammt aus der Zeit als in diesem Teil des Grubengebaudes der Inhalt der aus dem Abbau hierher geschafften Forderwagen in die Forderkubel der Schachtforderung um gefullt wurde 7 8 Das Fullort ist im gesamten Grubengebaude der grosste Umschlagplatz fur Forderguter 9 Es dient in der Forderung als Speicher fur das Fordergut und schafft somit einen Mengenausgleich zwischen der Schacht und der Streckenforderung 10 Die Aufgabe des Fullortes besteht darin einen reibungslosen Ubergang zwischen der Streckenforderung und der Schachtforderung zu ermoglichen 11 Gleichzeitig ist das Fullort bei der Seilfahrt Umsteigestelle fur die von bzw nach uber Tage fahrenden Bergleute 9 Das Fullort muss somit so erstellt sein dass moglichst einfache und leicht zu bedienende Fordervorgange durchfuhrbar sind 12 Gestaltung BearbeitenDie Gestaltung des Fullorts ist je nach Anforderung und geologischen Bedingungen unterschiedlich und teilweise sehr umfangreich 2 Um das Fullort vor Abbaukonvergenzen zu schutzen muss es raumlich im Schachtsicherheitspfeiler angelegt werden 11 Damit die volle Forderkapazitat des jeweiligen Forderschachtes optimal genutzt werden kann sind die Form des Fullortes und seine Ausstattung sehr wichtig 9 Vorindustrieller Bergbau Bearbeiten Zu dieser Zeit war das Fullort das man auch Fullbank 13 Fullloch 8 Anschlagkammer 3 oder Fassstall nannte ein erweiterter Grubenbau 13 der neben dem Schacht 14 oder um den Schacht herum gebaut wurde 13 Das Fullort war hierbei mindestens so breit wie der Schachtdurchmesser teilweise auch breiter und reichte in der Regel bis zum Schachttiefsten Die Hohe dieser Fullorter lag in der Regel bei zwei Klafter 14 Aus den Abbaubetrieben wurden die Mineralien von den Forderleuten mittels Hunt zum Schacht gefordert 15 Dort wurden sie dann in das Fullort gesturzt ANM 1 und hier zwischengelagert bevor sie dann mit der Schachtforderung abgefordert wurden 3 Damit die gesammelten Mineralien vom Fullort abgefordert werden konnten mussten sie manuell in die Schachtfordergefasse gefullt werden 16 Damit die Fordergefasse gefullt werden konnten wurde unterhalb der Sohle in der Schachtwandung eine Einbuchtung mit einem kleinen Absatz erstellt auf den die Fordertonne wahrend des Befullens gestellt wurde 17 Anschliessend wurden die auf dem Liegenden befindliche Mineralien mittels Kratze und Trog in die bereitstehenden Schachtfordergefasse gefullt 18 Diese Arbeit wurde von Bergleuten die man Fuller nannte durchgefuhrt 3 Es gab auch Bergwerke auf denen die so platzierte Fordertonne direkt aus dem Hunt befullt wurde 17 Zusatzlich wurden die seitlich neben dem Schacht angelegten Fullorter zum Wenden von gefordertem Grubenholz benotigt 14 Dies war insbesondere dann erforderlich wenn das Grubenholz grossere Abmessungen hatte als der Schachtquerschnitt 19 Spater wurde das Fullort unterhalb der Streckensohle platziert Hierfur wurde vor dem Schacht ein rechteckiger Raum unterhalb der Sohle erstellt 18 Der Raum hatte eine quadratische Grundflache mit einer Lange von zwei bis drei Lachtern und war ein bis eineinhalb Lachter hoch 6 Im unteren Bereich lief das Fullort zu einer trichterformigen Verengung aus die mit einem Schieber versehen war 20 Bei festem Nebengestein wurde das Fullort ohne Ausbau erstellt bei brachigem Gestein musste das Fullort mit Ausbau versehen werden 21 Die Sohle des Fullortes wurde so ausgebaut dass die Auslaufoffnung frei blieb 14 Unterhalb der Fullbank wurde ein Raum soweit frei gelassen dass er mit einem Hunt unterfahren werden konnte Dieser Hunt hatte entweder den halben oder den ganzen Rauminhalt wie das Fordergefass 18 Der Hunt wurde zum Befullen unter die Auslaufoffnung geschoben und durch Aufziehen des Schiebers schnell gefullt 20 Der gefullte Hunt wurde bis zur Schachtwandung geschoben und sein Inhalt wurde dort in die bereitstehende Fordertonne entleert 18 Zur Befullung musste die Fordertonne moglichst tief unterhalb der Sohle stehen Hierfur wurde sie auf eine im Schacht tiefer angebrachte vorgesehene Buhne gestellt 22 Moderner Bergbau Bearbeiten nbsp FullortModerne Fullorter sind in Funktion und raumlicher Ausdehnung durchaus mit U Bahn Tunneln vergleichbar 23 Forderwagen aus dem Abbau werden auf Fordergestelle geschoben und von uber Tage kommende leere bzw mit Material beladene Forderwagen werden herausgedruckt Gestellforderung 9 oder es werden Fordergefasse aus schachtnahen Vorratsbunkern mit Fordergut befullt Gefassforderung 23 Bedingt durch die gestiegene Forderleistung ist im Fullort eine hohe maschinelle Unterstutzung erforderlich 9 Dies wiederum erfordert entsprechend grossere Abmessungen in der Hohe der Breite und der Lange 10 Die Hohe des Fullortes liegt je nach Anforderung bei etwa funf bis sechs Metern 9 teilweise sogar bei sieben bis acht Metern 11 Eine grosse Hohe ist insbesondere fur die Seilfahrt erforderlich damit soviel Absteigestellen vorhanden sind wie der Korb Tragboden hat 10 Nur dadurch ist es moglich dass alle auf dem Korb befindlichen Bergleute gleichzeitig auf und absteigen konnen 9 Die kleinste Breite muss mindestens so gross sein wie der lichte Schachtdurchmesser 11 Hat der Schacht zwei Schachtforderungen so werden im Fullort mindestens funf Gleise benotigt 11 Mit zunehmendem Abstand vom Schacht verkleinern sich die Hohe und die Breite des Fullortes bis sie die Abmessungen der Forderstrecke erreichen 2 Dabei wird die Firste mit einer allmahlichen Neigung gestaltet um Wirbelbildungen der Wetter und Ansammlungen von Grubengasen zu vermeiden 11 Fullortformen Bearbeiten Grundsatzlich wird zunachst zwischen einflugeligen und zweiflugeligen ANM 2 Fullortern unterschieden Bei zweiflugeligen Fullortern gibt es eine Voll und eine Leerseite und der Wagenwechsel auf dem Forderkorb wird in einem Ablauf durchgefuhrt indem die vollen Forderwagen aufgeschoben werden und dabei die leeren Hunte abdrucken Bei einflugeligen Fullortern die sich nur fur relativ geringe Fordermengen eignen werden zunachst die leeren Forderwagen vom Forderkorb abgezogen und danach die vollen von derselben Seite aus aufgeschoben was die Umschlagzeit mehr als verdoppelt 2 Nach der Gestaltung des Wagenumlaufs wird zwischen Fullortern ohne und mit Umfahrung und weiterhin zwischen Einschleifen und Zweischleifenfullort unterschieden Fullorter fur Gefassforderung sind grundsatzlich anders aufgebaut da hier der horizontale Forderstrom seitlich am Schacht vorbeigefuhrt vom Fordermittel in die Zwischenbunker und von da in die Mess und Fulltaschen gefordert wird Hier dient der Schachtanschlag nur zu Wartungs und Reparaturzwecken sowie in manchen Fallen der Seilfahrt 10 508ff Einzelnachweise Bearbeiten a b Walter Bischoff Heinz Bramann Westfalische Berggewerkschaftskasse Bochum Das kleine Bergbaulexikon 7 Auflage Verlag Gluckauf GmbH Essen 1988 ISBN 3 7739 0501 7 a b c d B W Boki Gregor Panschin Bergbaukunde Kulturfond der DDR Hrsg Verlag Technik Berlin Berlin 1952 S 38 39 a b c d Heinrich Veith Deutsches Bergworterbuch mit Belegen Verlag von Wilhelm Gottlieb Korn Breslau 1871 Wilhelm Hermann Gertrude Hermann Die alten Zechen an der Ruhr 4 Auflage Verlag Karl Robert Langewiesche Nachfolger Hans Koster KG Konigstein i Taunus 1994 ISBN 3 7845 6992 7 W Heidorn Die Forderunfalle im Ruhrkohlenbergbau und ihre Bekampfung In Gluckauf Berg und Huttenmannische Zeitschrift Verein fur die bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund Hrsg Nr 16 72 Jahrgang 18 April 1936 S 369 373 a b Carl Friedrich Richter Neuestes Berg und Hutten Lexikon Erster Band Kleefeldsche Buchhandlung Leipzig 1805 Th Imme Sprachliche Erlauterungen zu bekannten Ausdrucken der deutschen Bergmannssprache In Gluckauf Berg und Huttenmannische Zeitschrift Verein fur die bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund Hrsg Nr 21 46 Jahrgang 28 Mai 1910 S 765 766 a b Erklarendes Worterbuch der im Bergbau in der Huttenkunde und in Salinenwerken vorkommenden technischen Kunstausdrucke und Fremdworter Verlag der Falkenberg schen Buchhandlung Burgsteinfurt 1869 a b c d e f g Carl Hellmut Fritzsche Lehrbuch der Bergbaukunde Erster Band 10 Auflage Springer Verlag Berlin Gottingen Heidelberg 1961 S 473 483 a b c d Fritz Heise Fritz Herbst Lehrbuch der Bergbaukunde Zweiter Band funfte vermehrte und verbesserte Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 1932 S 609 632 a b c d e f Alois Riman Friedrich Lockert Projektierung und Rationalisierung von Kohlenbergwerken Springer Verlag Wien GmbH Wien 1962 S 108 114 K Kegel Lehrbuch der Bergwirtschaft Springer Verlag Berlin Heidelberg GmbH Berlin Heidelberg 1931 S 367 368 395 411 a b c Moritz Ferdinand Gatzschmann Sammlung bergmannischer Ausdrucke Verlag Craz amp Gerlach Freiberg 1859 a b c d Carl Stegmayer Handbuch der Bergbaukunst fur Jedermann Verlag von J L Kober Prag 1862 S 171 172 Christian Zimmermann Das Harzgebirge in besonderer Beziehung auf Natur und Gewerbskunde geschildert Ein Handbuch fur Reisende und Alle die das Gebirge naher kennen zu lernen wunschen Erster Theil Druck und Verlag von Carl Wilhelm Leske Darmstadt 1834 S 395 Wilhelm Leo Lehrbuch der Bergbaukunde Druck und Verlag von G Basse Quedlinburg 1861 S 448 449 a b Carl Hartmann Handbuch der Bergbaukunst Erster Band Verlag Bernhard Friedrich Voigt Weimar 1844 S 346 348 a b c d Gustav Kohler Lehrbuch der Bergbaukunde Sechste verbesserte Auflage Verlag von Wilhelm Engelmann Leipzig 1903 S 428 429 Stephan Behlen Lehrbuch der Gebirgs und Bodenkunde in Beziehung auf das Forstwesen Zweite Abtheilung Geognosie und Geologie in der Hennings schen Buchhandlung Erfurt und Gotha 1826 S 228 a b Carl von Scheuchenstuel IDIOTICON der osterreichischen Berg und Huttensprache k k Hofbuchhandler Wilhelm Braumuller Wien 1856 Christian Ludwig Stieglitz Encyklopadie der burgerlichen Baukunst in welcher alle Facher dieser Kunst nach alphabetischer Ordnung abgehandelt sind Zweyter Theil E J bey Caspar Fritsch Leipzig 1794 S 570 Albert Serlo Leitfaden der Bergbaukunde Zweiter Band 4 verbesserte Auflage Verlag von Julius Springer Berlin 1884 S 189 a b Heinrich Otto Buja Ingenieurhandbuch Bergbautechnik Lagerstatten und Gewinnungstechnik 1 Auflage Beuth Verlag GmbH Berlin Wien Zurich Berlin 2013 ISBN 978 3 410 22618 5 S 263 264 Anmerkungen Bearbeiten Als sturzen bezeichnet man im Bergbau das auf einen Haufen schutten von Mineralmassen Quelle Heinrich Veith Deutsches Bergworterbuch mit Belegen Bei zweiflugeligen Fullortern werden auf die Forderkorbe von der einen Seite des Fullortes die vollen Wagen aufgeschoben und die leeren Wagen rollen vom Korb runter auf die andere Seite des Fullortes Bei einflugeligen Fullortern wird alles von einer Seite durchgefuhrt Quelle B W Boki Gregor Panschin Bergbaukunde Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fullort amp oldid 237684982