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Uber 50 Luftangriffe auf Wien fugten der Stadt Wien wahrend des Zweiten Weltkrieges schwere Schaden zu Die Luftangriffe wurden von Einheiten der britischen Royal Air Force RAF und den United States Army Air Forces USAAF ausgefuhrt Der schwerste Angriff auf das Gebiet von Gross Wien erfolgte am 12 Marz 1945 Dabei wurden etliche Gebaude und Kulturdenkmaler zerstort oder schwer beschadigt Bei den insgesamt 52 grosseren Luftangriffen auf Wien wurden fast 9000 Menschen getotet und rund 37 000 Wohnungen zerstort Im Gegensatz zu anderen Grossstadten des Deutschen Reiches waren aber die Bombenangriffe und deren Auswirkungen auf Wien weit geringer und es blieb daher auch nach dem Krieg die alte Bausubstanz der Stadt weitgehend erhalten Inhaltsverzeichnis 1 Die Entwicklung der Angriffe 2 Taktiken 3 Auswirkungen 4 Schwerster Angriff am 12 Marz 1945 5 Statistik 6 Rezeption 7 Siehe auch 8 Einzelnachweise 9 Literatur 10 WeblinksDie Entwicklung der Angriffe Bearbeiten nbsp Der Gefechtsturm im Augarten gehorte zu den sechs grossen Wiener FlakturmenDa das Gebiet des Reichsgaus Gross Wien bis 1943 nicht bombardiert wurde beziehungsweise an der Grenze der Reichweite britischer und US amerikanischer Langstreckenbomber beziehungsweise der Begleitjager lag galt die Stadt gemeinsam mit dem restlichen Osterreich im Luftkrieg des Zweiten Weltkriegs lange als Luftschutzkeller des Deutschen Reiches auch Reichsluftschutzkeller genannt 1 Erst nach der Alliierten Invasion Italiens im September 1943 geriet auch Wien in die direkte Reichweite der bei Foggia stationierten 15 US Luftflotte Schon von Stutzpunkten in Nordafrika aus griffen aber Bomber der 9 US Luftflotte am 13 August 1943 die Wiener Neustadter Flugzeugwerke an Bei diesem ersten Angriff wurde die Luftverteidigung vollstandig uberrascht bei ihrem zweiten Angriff auf die Flugzeugwerke am 1 Oktober 1943 erlitten die angreifenden US Flugzeuge empfindliche Verluste 2 Der Schock des ersten Luftangriffs auf Wiener Neustadt und die daraus gewonnenen Erkenntnisse fuhrten zu einem verstarkten Ausbau der Luftverteidigungskrafte in Wien 3 Wien wurde erstmals am 17 Marz 1944 getroffen Primar sollten bei diesem Angriff durch Verminung der Donau die Tank schifffahrt und die Raffinerie Floridsdorf getroffen werden Am 16 Juli 1944 wurden die Bezirke Favoriten Simmering Dobling Floridsdorf und Klosterneuburg bombardiert Nach Bombentreffern brannten die funf Simmeringer Gasometer aus und es gab schwere Schaden im Fasanviertel Bei einem Angriff am 23 August 1944 waren Margareten Schwechat Modling Liesing und Favoriten betroffen Im Zirkus Rebbernig entfloh nach einem Bombentreffer ein Tiger er wurde erlegt 4 Nach der Operation Overlord der alliierten Landung in der Normandie am 6 Juni 1944 wurde ein Grossteil der deutschen Luftwaffe nach Westen verlegt Trotz der dadurch verringerten Gegenwehr mussten die amerikanischen und britischen Luftstreitkrafte in dieser Zeit ihre grossten Verluste hinnehmen 5 In einigen Fallen konnte ein Zehntel von 550 Bombern eines Geschwaders zum Absturz gebracht werden Die Jagdflugzeuge der Luftwaffe waren trotz ihrer numerischen Unterlegenheit noch sehr effektiv Unterstutzt wurde sie von dem Ring aus Flakgeschutzen der um die Stadt angelegt war sowie den drei Paaren Wiener Flakturme die 1944 im Stadtgebiet errichtet worden waren Der militarische Nutzen der Flakturme war allerdings fraglich da die feindlichen Bomber in grossen Hohen flogen Entscheidend fur den Abwehrerfolg war die notwendige Beschussintensitat als Ausgleich fur die Ziel und Schussungenauigkeiten um einen Bomber vom Boden aus abzuschiessen Dafur wurden etwa 5000 Schuss mit dem leichten und etwa 3400 Schuss mit dem schweren Kaliber abgeschossen Bei Tag wurde nur eine von 125 Maschinen abgeschossen bei Nacht eine von 145 Maschinen Allerdings wurden rund ein Drittel der Maschinen stark beschadigt Wegen des ab Herbst 1944 immer grosser werdenden Mangels an hochoktanigem Flugbenzin lag dann die Luftabwehr hauptsachlich nur noch bei den Flakverbanden der Luftwaffe da nach den alliierten Bombenangriffen auf die Hydrierwerke Mineralolsicherungsplan sowie die Erdolraffinerien Luftangriffe auf Ploiești die Benzinproduktion vollig zusammengebrochen war Wurden im April 1944 noch 175 000 Tonnen Treibstoff raffiniert waren es im September nur noch 5 000 Tonnen Auch der im Juni 1944 aufgestellte Mineralolsicherungsplan Geilenberg Programm konnte den Treibstoffmangel als schwachsten Punkt in der Kriegsfuhrung der Wehrmacht nicht beheben Gegen Kriegsende war der Mangel an Motoren und Flugbenzin bei der deutschen Luftwaffe allgegenwartig und ab Februar 1945 hatten die Alliierten die absolute Luftherrschaft Um dann zusatzlich die Abschusse durch die deutsche Flak zu reduzieren konnten die alliierten Bomberverbande aufgeteilt und die Angriffe in mehreren kleineren Formationen geflogen werden Am 10 September 1944 kam es zum ersten Grossangriff aus der Luft auf Wien Rund 350 US Bomber warfen ihre Bomben ab neun Bezirke samt der Freyung des Alten Rathauses des Innenministeriums sowie des Heiligenkreuzer Hofes wurden getroffen und 791 Menschen getotet Am 17 Oktober 1944 waren die von den Luftangriffen betroffenen Bezirke Leopoldstadt Landstrasse Wieden Margareten Favoriten Simmering Meidling Hietzing Penzing Rudolfsheim Funfhaus Dobling Floridsdorf und Donaustadt Beschadigt wurden die Karlskirche und das Schloss Belvedere Bei Angriffen am 5 November und 6 November 1944 gab es Schaden in der Inneren Stadt Leopoldstadt Landstrasse Wieden Margareten Josefstadt Mariahilf Alsergrund Favoriten Simmering Meidling Hernals Wahring Dobling Brigittenau Floridsdorf Modling und Liesing Am 15 Janner 1945 wurden die Bezirke Innere Stadt Leopoldstadt Landstrasse Josefstadt Alsergrund Penzing Rudolfsheim Funfhaus Ottakring Hernals Wahring Dobling und Floridsdorf getroffen Bekannt ist der Angriff vom 19 Februar 1945 weil neben den Bezirken Favoriten Meidling und Hietzing auch das Schloss Schonbrunn mit dem Tiergarten bombardiert wurde Von den 3500 Tieren im Tiergarten Schonbrunn uberlebten nur 1500 Taktiken BearbeitenUber die Ziele der Luftangriffe waren sich die Alliierten bereits 1943 einig nicht aber uber die Art der Bombardements Die Royal Air Force flog ihre Angriffe grossteils in der Nacht da die Abschussrate durch Flak und Jager geringer war jedoch wurde auch die eigene Treffgenauigkeit eingeschrankt da nachts strikte Verdunkelung vorgeschrieben war Einwohner welche ihre Fenster nicht lichtdicht machten wurden bei der Gestapo angezeigt Um das Ziel dennoch zu treffen wurden von speziellen Zielmarkierer Bombern der RAF zu Beginn des Angriffs Leuchtbomben sogenannte Christbaume abgeworfen um das Ziel fur die nachfolgende Bomberflotte kenntlich zu machen Auch flogen die Briten nicht in fixen Formationen wie die Amerikaner sondern jeder Bomber musste das Ziel selbststandig anvisieren Im Gegensatz dazu griff die 15 US Luftflotte von ihren Basen bei Foggia Italien aus fast ganzlich wahrend des Tages an um sogenannte Prazisionsangriffe ausfuhren zu konnen Auch flogen die amerikanischen Flugzeuge in fixen Formationen geschutzt von Begleitjagern gegen Angriffe durch deutsche Jager 6 Der Bombenabwurf geschah auf Befehl der Fuhrungsmaschine Selbst gegen Ende des Krieges hatten die Alliierten keinen Konsens in der Taktik gefunden Das Ergebnis davon war das sogenannte Around the clock bombing da Bomber bei jeder Tageszeit auftauchten Anders als Stadte etwa in der heutigen Bundesrepublik blieben osterreichische Stadte von Flachenbombardements mit konventionellen Bomben und Brandbomben weitestgehend verschont Auch wenn es zu Fehlern kam wurde auf dem osterreichischen Gebiet mit anderer Taktik agiert als im Altreich Das heutige Osterreich war ab dem Sommer 1943 Ziel der alliierten strategischen Bomberverbande wobei der Fokus bis Mitte 1944 fast ausschliesslich auf die Wiener Neustadter Flugzeugwerke beziehungsweise die Rustungsindustrie im Raum Linz und Steyr lag Uber den amerikanischen Office of Strategic Services waren die alliierten Generalstabe durch die Widerstandsgruppe rund um Kaplan Heinrich Maier welche den Bombenkrieg weg von Wohngebieten hin zur Rustungsindustrie verlagern wollte uber genaue Lageskizzen der dann getroffenen Rustungsindustrie informiert 7 Nachdem diese weitgehend zerstort waren wurde die Erdolindustrie im Wiener Raum angegriffen und schliesslich ab Ende 1944 die Transportknotenpunkte der Deutschen Reichsbahn 8 Auch wurden uber osterreichischem Gebiet viel ofter Flugzettel mit Aufrufen zur Kapitulation abgeworfen Der Grund hierfur war dass die Alliierten Osterreich als ein Opfer Hitlerdeutschlands sahen das es vom Nationalsozialismus zu befreien galt Auswirkungen BearbeitenDie Auswirkungen des strategischen Bombardements wurden von den Alliierten vorerst stark uberschatzt denn anfanglich konnte die Rustungsindustrie ihre Produktion trotz Bombardierungen noch steigern Die Fabriken wurden in bombensichere Gebiete verlagert beispielsweise in die Seegrotte Hinterbruhl oder versteckt und der verstarkte Einsatz von Kriegsgefangenen und KZ Haftlingen bei Sklavenarbeit in der Rustungsindustrie bot den Nazis zusatzlich ein grosses Arbeitskraftepotenzial Die grossen Olraffinerien und Hydrierwerke dagegen konnten weder versteckt noch verlagert werden Auch wurde die Tankschifffahrt durch Verminung der Wasserstrasse Donau behindert so dass die Lieferungen von Erdol aus den rumanischen Fordergebieten um Ploiești ausblieben Zwischen dem 13 Juli 1941 und dem 19 August 1944 flogen die Alliierten zahlreiche Luftangriffe auf Ploiești am 24 August 1944 wurden die Raffinerieanlagen von der Roten Armee besetzt Die Verkehrsinfrastruktur die gegen Ende des Krieges primares Angriffsziel war wurde zwar beeintrachtigt doch kamen Verkehr Transporte Versorgung und Nachschub nicht zum Erliegen Schon vor Beginn des Bombenkriegs wurden Umfahrungen fur die Verkehrsknotenpunkte errichtet bzw ausgebaut Das Gesamtausmass der Kriegssachschaden an Gebauden wurde 1946 vom Wiener Stadtbauamt erfasst und ist heute in Form eines elektronischen Stadtplans frei zuganglich 9 Insgesamt forderten die Luftangriffe der USA und Grossbritanniens unter der Wiener Zivilbevolkerung 8 769 und 1 103 ortsfremde Tote 21 Prozent der Hauser Wiens 21 317 und 2 8 Millionen Quadratmeter Dacher wurden zerstort beziehungsweise beschadigt 36 851 Wohnungen waren dabei total und 50 024 teilweise zerstort Es gab schwere Schaden an der stadtischen Infrastruktur wie an Kanalen Wasser und Gasleitungen Brucken Strassenbahnwagen und Motorfahrzeugen des stadtischen Fuhrparks Schwerster Angriff am 12 Marz 1945 Bearbeiten nbsp Das Mahnmal gegen Krieg und Faschismus an der Stelle des zerstorten PhilipphofsAm siebenten Jahrestag des Anschlusses bestand wegen des herannahenden schlechten Wetters die Hoffnung dass Bombardements ausbleiben wurden Dennoch startete die US Luftwaffe in Foggia den grossten Bombenangriff der je gegen osterreichisches Gebiet geflogen wurde Geplantes Ziel war die Olraffinerie in Floridsdorf die von Norden her angeflogen werden sollte 747 Bomber begleitet von 229 Jagdflugzeugen bombardierten 1 Stunden lang die Stadt 10 Die Olraffinerie etwa sechs Kilometer nordnordostlich von Zentrum gelegen bekam aber keinen schweren Treffer ab Getroffen wurden Teile des Zentrums von Wien Die Staatsoper brannte aus der Heinrichshof das Burgtheater die Albertina und der Messepalast wurden beschadigt und der Philipphof sturzte komplett ein Rund 200 Menschen die in dem als besonders sicher geltenden Luftschutzkeller darunter Schutz gesucht hatten starben Bis heute liegen die meisten von ihnen unter dem Platz begraben auf dem seit 1988 das von Alfred Hrdlicka errichtete Mahnmal gegen Krieg und Faschismus steht 11 Erheblich beschadigt wurden auch das Kunsthistorische Museum die Hofburg der Stephansdom das Volkstheater und die Wiener Elektrische Stadtbahn Auch das Hauptquartier der Gestapo in Wien das Hotel Metropole am Morzinplatz und andere Gebaude am Donaukanal wurden zerstort Das Naziregime verurteilte dieses Bombardement als Terror gegen Wien und beschuldigte die Alliierten sie hatten Loschmannschaften mit Tieffliegern beschossen Offiziell war die Sicht wetterbedingt zu schlecht um das Ziel exakt anvisieren zu konnen Fotos des Angriffs direkt nach dem Angriff zeigen aber einen wolkenlosen Himmel Militarexperten nehmen heute an dass die Bomben falsch zu spat abgeworfen wurden Statistik BearbeitenStadt Angriffe Bomben Tote Gebaude schaden in des BestandesGraz 56 1980 1200 33Innsbruck 22 504 344 60Klagenfurt 48 477 434 69Linz 22 1679 691 33Salzburg 16 531 423 32St Polten 10 591 71 39Villach 37 ca 42 500 266 478 85Wien 53 gt 100 000 8769 6214 28Wr Neustadt 29 ca 55 000 790 1707 88Grundsatzlich hing die Treffergenauigkeit der Bomberbesatzungen sehr vom Wetter ab Bei guter Sicht schlugen rund 40 der Bomben innerhalb von 300 Metern ein weitere 20 innerhalb von 600 Metern und 40 ausserhalb von 600 Metern Bei totaler Bewolkung trafen trotz Zielgerat nur 0 2 der Bomben das Ziel in einem Radius von 300 Metern Rezeption BearbeitenRobert Seethaler beschliesst seinen Roman Der Trafikant 2012 mit dem schwersten Angriff auf Wien am 12 Marz 1945 Siehe auch BearbeitenFlak Kaserne Kuniglberg Unterirdischer Gaugefechtsstand Wien von wo aus Fliegeralarm ausgelost wurde Luftkrieg im Zweiten Weltkrieg Liste von Luftangriffen der Alliierten auf das Deutsche Reich 1939 1945 Einzelnachweise Bearbeiten Thomas Keplinger Das Luftschutzraumnetz der Wiener Inneren Stadt Verluste der 44 Bomber Gruppe beim Luftangriff auf Wiener Neustadt am 1 Oktober 1943 Webseite regiowiki at abgerufen am 6 Dezember 2014 Leopold Banny Drohnender Himmel Brennendes Land Der Einsatz der Luftwaffenhelfer in Osterreich 1943 1945 Osterreichischer Bundesverlag Wien 1988 ISBN 3 215 06272 0 S 145ff Luftangriffe auf Wien im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien Liste der abgeschossenen alliierten Flugzeuge im 2 Weltkrieg Webseite regiowiki at abgerufen am 6 Dezember 2014 Grossangriff der 15 US Luftflotte auf Ostosterreich am 26 Juli 1944 Webseite regiowiki at abgerufen am 7 Janner 2015 Vgl Hansjakob Stehle Die Spione aus dem Pfarrhaus in Die Zeit vom 5 Januar 1996 Peter Broucek Die osterreichische Identitat im Widerstand 1938 1945 In Militarischer Widerstand Studien zur osterreichischen Staatsgesinnung und NS Abwehr Bohlau Verlag 2008 S 163 abgerufen am 3 August 2017 Peter Pirker Subversion deutscher Herrschaft Der britische Kriegsgeheimdienst SOE und Osterreich Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2012 ISBN 978 3 89971 990 1 S 252 ff eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Markus Reisner Der Luftkrieg 1944 45 uber Osterreich In Magazin Truppendienst Bundesheer Februar 2015 abgerufen am 21 September 2017 Wien Kulturgut Kriegssachschaden In Kriegssachschaden an Gebauden Wiener Stadtbauamt 1946 2 Weltkrieg Bomben uber Osterreich Zeitzeugen und Schutzen berichten auf profil at 11 September 2004 Der Philipphof am Albertinaplatz Memento vom 28 September 2007 im Internet Archive Literatur BearbeitenMarcello La Speranza Bomben uber Wien Zeitzeugen berichten Ibera 2003 Weblinks BearbeitenHelene Maimann Gefahrliche Himmel Bombenkrieg uber Osterreich 2004 44 Min auf YouTube Gefaerliche Himmel Bombenkrieg ueber Oesterreich Angriffe auf Wien und Linz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Luftangriffe auf Wien amp oldid 238807726