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Ernst Franz Ludwig Freiherr Marschall von Bieberstein 2 August 1770 in Wallerstein 22 Januar 1834 in Wiesbaden war ab 1809 als alleiniger Staatsminister der fuhrende Politiker des Herzogtums Nassau Er verfolgte zunachst eine liberale Reformpolitik ehe er ab 1818 bis zu seinem Tod einen Restaurationskurs steuerte Ernst Franz Ludwig Freiherr Marschall von BiebersteinWappen der Familie Marschall von BiebersteinInhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Leben 2 1 Aufstieg im nassauer Staatsdienst 2 2 Territorialpolitik 2 3 Reformpolitik 2 4 Restaurationspolitik 3 Familie 4 Sonstiges 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHerkunft BearbeitenErnst Franz Ludwig Freiherr Marschall von Bieberstein war ein Familienmitglied des alten meissnischen Adelsgeschlechts Marschall von Bieberstein Seine Eltern waren der wurttembergische Oberst und spatere oettingen wallersteinische Hofmarschall Conrad Otto Christoph Freiherr Marschall von Bieberstein 1726 1796 und dessen Frau Johanna Theresia Henriette geb von Wolf 1738 1783 Leben BearbeitenSeit 1782 besuchte Bieberstein die Karlsschule in Stuttgart Dort absolvierte er nicht nur eine militarische Ausbildung sondern besuchte auch den philosophischen und juristischen Kurs der Anstalt Dort hatte er engen Kontakt mit dem spateren Naturwissenschaftler Georges Baron de Cuvier In jungen Jahren stand er den Ideen der Franzosischen Revolution nahe Seine alteren Bruder Friedrich August Marschall von Bieberstein und Karl Wilhelm Marschall von Bieberstein waren ebenfalls Absolventen der Karlsschule Auch Christian Zais kannte er von der Karlsschule den er ebenfalls im Dienste des Herzogs von Nassau Usingen in Wiesbaden wieder traf Aufstieg im nassauer Staatsdienst Bearbeiten 1791 trat er als Leutnant in den Militardienst beim Kreiskontingent beim Fursten Wilhelm von Nassau Usingen ein Bereits ein Jahr spater wechselte er in den Verwaltungsdienst von Nassau Usingen Marschall von Bieberstein wurde Hofgerichts und Regierungsassessor ernannt Relativ bald im Jahr 1793 reiste er als Diplomat nach Den Haag wurde aber von franzosischen Truppen gefangenen genommen In der Folge stieg er weiter in nassauischen Diensten auf Er wurde 1793 Regierungsrat und 1795 Mitglied des Geheimen Rates Im Jahr 1796 wurde er zum Geheimen Regierungsrat ernannt Angesichts der franzosischen Uberlegenheit trat er fur eine gewisse Annaherung an Frankreich ein Bereits 1793 ausserte er ahnlich wie die preussischen Reformer einige Jahre spater die Meinung dass eine Verfassung der beste Schutz gegen revolutionare Bewegungen sei und warnte vor zu grossen feudalen Belastungen der Bevolkerung um eine revolutionare Gegenwehr zu vermeiden Sein Verfassungsverstandnis zielte jedoch auf einen obrigkeitlichen Standestaat und keinesfalls auf eine liberale Ordnung Gegen den Willen des damaligen Regierungsprasidenten Karl Friedrich Freiherr von Kruse reiste Marschall von Bieberstein 1797 nach Paris um dort nicht zuletzt fur eine Mediatisierungspolitik zu werben Territorialpolitik Bearbeiten nbsp Grundungsurkunde Herzogtum Nassau 1806Im Jahr 1803 wurde er zum Regierungsprasidenten ernannt Zu den zentralen Aufgaben der ersten Jahre gehorten die Verhandlungen uber die Entschadigung fur die an Frankreich gefallenen linksrheinischen Gebiete Sein Ziel war es rechtsrheinisch ein geschlossenes Territorium zu schaffen das er in enger Zusammenarbeit mit seinem nassau weilburgischen Gegenuber Hans Christoph Ernst von Gagern verfolgte Im Zuge der beginnenden Mediatisierung der Reichsritterschaften als Folge des Reichsdeputationshauptschlusses liess er 1804 unter anderem die Besitzungen des Reichsfreiherrn Heinrich Friedrich Karl vom Stein die Herrschaft Stein zu Nassau durch nassauische Soldaten besetzen Dagegen protestierte vom Stein nachdrucklich und auch auf Druck von Kaiser Franz II musste die Besetzung zunachst aufgehoben werden Diese Episode fuhrte zu einer lang anhaltenden Gegnerschaft vom Steins gegenuber Nassau und Marschall von Bieberstein Nach der Vereinigung der beiden nassauischen Lander Nassau Usingen und Nassau Weilburg 1806 die beide dem gerade gegrundeten Rheinbund angehorten wurde Bieberstein wie auch Gagern Staatsminister und damit Leiter der Politik im Herzogtum Nassau Wahrend Gagern sich vor allem um die Aussenpolitik kummerte war Bieberstein fur innenpolitische Fragen zustandig Nach dem Rucktritt Gagerns wurde Bieberstein 1809 alleiniger Staatsminister und damit Leiter der Regierung Reformpolitik Bearbeiten Die ersten Jahre waren von einer umfassenden innenpolitischen Reformpolitik zur Schaffung eines einheitlichen Staatswesens gepragt Im Jahr 1808 setzte er sich fur ein Ende der Leibeigenschaft ein Ein Jahr spater wurden die Steuerprivilegien des Adels abgeschafft Ausserdem wurde das Recht auf Eheschliessung zwischen Lutheranern Katholiken und Reformierten eingefuhrt Hinzu kam eine Neuorganisation der Verwaltung und einige Zeit spater die Einfuhrung der Simultanschule Ein staatlicher Gesundheitsdienst wurde 1818 geschaffen Auch an den Reformen in der Justiz und der Wirtschafts und Finanzpolitik war er beteiligt Darunter war 1815 die Einfuhrung des Freihandels und 1819 die Gewerbefreiheit Damit folgte er Prinzipien des Wirtschaftsliberalismus Er nahm in den folgenden Jahren den Vorschlag vom Steins fur eine nassauische Verfassung auf Zusammen mit vom Stein und Carl Friedrich Emil von Ibell war Bieberstein massgeblich an ihrer Ausarbeitung beteiligt Die Verfassung trat 1814 in Kraft und garantierte die Grundrechte Eine Landstandeversammlung setzte sich aus der Herrenbank fur den Adel und einer Deputiertenkammer fur Kirche und wohlhabendes Burgertum zusammen nbsp Biebersteinisches Schloss zu HahnstattenDurch diese Zusammenarbeit verbesserte sich das Verhaltnis zum Freiherrn vom Stein deutlich Dies wirkte sich positiv auf die Position Nassaus auf dem Wiener Kongress aus Als Vertreter seines Landes war Bieberstein dort anwesend Es gelang ihm dort gegen anfangliche Annektionsabsichten Preussens die Souveranitat Nassaus zu erhalten Als Dank erhielt Bieberstein Landereien und das Wasserschloss in Hahnstatten Im Jahr 1816 kam es erneut zu einem Konflikt mit vom Stein der zu dieser Zeit wieder in Nassau lebte Dieser wollte sich nicht mit dem Verlust seiner ehemals reichsunmittelbaren Stellung abfinden und griff Bieberstein auch in der Presse scharf an Restaurationspolitik Bearbeiten Marschall von Bieberstein wandte sich 1818 von seinem bisherigen Reformkurs ab Dazu trug die Opposition im Land aber auch die mit den Karlsbader Beschlussen eingeleitete Restaurationspolitik im Deutschen Bund bei Er folgte seither im Wesentlichen der Politik Metternichs Marschall von Bieberstein wurde zum Vorsteher eines autoritaren Regimes Auch den Domanenstreit in den 1830er Jahren konnte er politisch uberleben Als zentrale Aufgabe sah er die Bewahrung der staatlichen Souveranitat von Nassau an Er unterstutzte Metternich in dessen Politik die nationale Bewegung zu unterdrucken Marschall von Bieberstein hat mit Blick auf die Bewahrung der Unabhangigkeit auch die Entwicklung des von Preussen vorangetriebenen Deutschen Zollvereins abgelehnt Um diese Entwicklung zu behindern hat er noch 1833 einen Handelsvertrag mit Frankreich abgeschlossen Erst nach dem Tod von Marschall von Bieberstein wurde die Ablehnung des Zollvereins aufgehoben Das von ihm geschaffene autoritare Regime hat allerdings bis 1848 uberlebt In der deutschen Geschichtsschreibung wurde das Bild lange nur vom Kampf gegen den Zollverein und der 1819 einsetzenden reaktionaren Innenpolitik gepragt Die rheinbundische Reformtatigkeit und die Verdienste beim Aufbau des modernen Nassau fanden dagegen nicht die gebuhrende Beachtung wohl auch deshalb weil das 1866 von Preussen annektierte Herzogtum Nassau nur sechs Jahrzehnte existierte 1 Familie BearbeitenIm Jahr 1802 heiratete er Karoline von Veltheim 1783 1840 die Tochter des Geheimen Legationsrats Johann Friedrich von Veltheims Aus der Ehe gingen vier Sohne und sieben Tochter hervor darunter Ernst August Friedrich Hans 1816 1860 Domanenrat und Landtagsabgeordneter Friedrich Wilhelm 1806 1865 Domanenrat und Landtagsabgeordneter Charlotte Friederike 12 Januar 1810 8 Dezember 1832 1829 Emil August von Dungern 1802 1862 Dorothea Natalie 21 Juni 1808 2 April 1888 1834 Emil August von Dungern 1802 1862 Adolfine 1803 1828 2 Heinrich Friedrich Carl von Rettberg 1844 Herzoglich nassauischer Oberst und Flugeladjutant Luise Caroline 1804 1884 1827 Freiherr Friedrich Gerhard von Wintzingerode 1799 1870 Koniglich preussischer Regierungsprasident Auguste Therese 1805 1883 1830 Freiherr Friedrich Ernst Ludwig Heinrich von und zu Gilsa 1799 1859 Herzoglich nassauischer Kammerherr und Oberjagermeister Marie Luise 1819 1904 1846 Freiherr Adolf Ludwig Marschall von Bieberstein 1806 1891 Badischer Kammerherr und Wirklicher Geheimer RatSonstiges Bearbeiten nbsp Bieberstein sche Gruft auf dem Hahnstatter FriedhofZu Ehren Marschalls von Bieberstein wurde unmittelbar nach dessen Tod auf dem Hahnstatter Friedhof unter Mitwirkung der Bevolkerung eine Grabkapelle errichtet die sogenannte Bieberstein sche oder auch Marschalls Gruft Seine Frau Caroline und alle Nachkommen der beiden Eheleute wurden dort beigesetzt Literatur BearbeitenBarbara C Anderson Ernst Marschall von Bieberstein and the foundation of modern Nassau 1770 1814 UMI Ann Arbor USA 1990 Albert Henche Der nassauische Staatsminister Ernst von Marschall zu Bieberstein ein politisches Lebensbild Maintal Presse Frankfurt am Main 1940 Walter Menn Ernst Franz Ludwig Freiherr Marschall von Bieberstein 1770 1834 In Nassauische Lebensbilder Band 6 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Nassau X 6 Wiesbaden 1961 S 114 183 Hans Werner Hahn Bieberstein Ernst Franz Ludwig Marschall von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 16 Duncker amp Humblot Berlin 1990 ISBN 3 428 00197 4 S 254 256 Digitalisat Wolf Heino Struck Das Streben nach burgerlicher Freiheit und nationaler Einheit in der Sicht des Herzogtums Nassau In Nassauische Annalen 77 Band 1966 S 142 216 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ernst Franz Ludwig Marschall von Bieberstein Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Carsten Schermuly Das Hahnstatter Wasserschlosschen und seine Besitzer Teil I Memento vom 24 September 2004 im Internet Archive Marschall von Bieberstein Ernst Franz Ludwig Hessische Biografie Stand 18 Februar 2020 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten Deutsche Biographie Marschall von Bieberstein Ernst Deutsche Biographie In www deutsche biographie de Abgerufen am 11 Dezember 2016 Staats und Gelehrte Zeitung des hamburgischen unpartheyischen Correspondenten 7 Juni 1828 HochzeitsanzeigeStaatsminister des Herzogtums Nassau Hans Christoph Ernst von Gagern Ernst Franz Ludwig Marschall von Bieberstein Carl Wilderich von Walderdorff Friedrich Anton Georg Karl von Bock und Hermsdorf Emil August von Dungern August Hergenhahn Friedrich von Wintzingerode August Ludwig zu Sayn Wittgenstein Berleburg August Hergenhahn Normdaten Person GND 118922084 lobid OGND AKS VIAF 272208278 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Marschall von Bieberstein Ernst Franz LudwigALTERNATIVNAMEN Marschall von Bieberstein Ernst Franz Ludwig FreiherrKURZBESCHREIBUNG Staatsminister des Herzogtums NassauGEBURTSDATUM 2 August 1770GEBURTSORT WallersteinSTERBEDATUM 22 Januar 1834STERBEORT Wiesbaden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst Franz Ludwig Marschall von Bieberstein amp oldid 225948095