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Die evangelische Dorfkirche Gollwitz ist eine spatgotische Saalkirche in Gollwitz einem Ortsteil der Stadt Brandenburg an der Havel im Land Brandenburg Die Kirchengemeinde gehort zum Kirchenkreis Mittelmark Brandenburg der Evangelischen Kirche Berlin Brandenburg schlesische Oberlausitz Dorfkirche Gollwitz Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Baubeschreibung 4 Ausstattung 5 Literatur 6 WeblinksLage BearbeitenDie Schlossallee sowie die weiter ostlich gelegene Kusterstrasse fuhren parallel von Sudwesten kommend in nordostlicher Richtung zum Gutshaus Gollwitz Ostlich des Gutshauses steht die Kirche auf einem erhohten Grundstuck mit einem Kirchfriedhof der mit einer Mauer aus unbehauenen und nicht lagig geschichteten Feldsteinen eingefriedet ist Geschichte BearbeitenDas Brandenburgische Landesamt fur Denkmalpflege und Archaologische Landesmuseum BLDAM zweifelt in seiner Denkmaldatenbank die in Literatur vermutete Entstehung des Bauwerks in 13 14 Jahrhundert an und gibt zu bedenken dass das Bauwerk auch im 15 Jahrhundert entstanden sein konnte In dieser Zeit wurde der Ort 1413 durch magdeburgische Truppen zerstort Allerdings war der Ort bereits 1375 mit einer Pfarrhufe ausgestattet was auf einen Kirchenbau hindeutet Die ostliche Erweiterung konnte demnach bis spatestens um 1500 entstanden sein Dies zeigen Vergleiche etwa mit der 1488 entstandenen Dorfkirche Reinickendorf die einen ahnlichen Bautypus aufweise Das BLDAM zeigt weiterhin auf dass auch die im Chorbereich vorhandene Sakramentsnische mit einer spatgotischen Madonnendarstellung diese These untermauere Gollwitz war zunachst selbststandige Pfarrkirche um 1450 wurde dann zwischen 1459 und 1527 Filialkirche von Jeserig und kurz vor 1541 als Tochterkirche zur Dorfkirche Wust zugeordnet Im Jahr 1541 kam zu der Pfarrhufe auch noch Wiesenland hinzu Das Kirchenpatronat lag bis 1541 alleinig beim Gutsherren und soll danach halftig beim Gutsherren und dem Rat der Neustadt Brandenburg gelegen haben Nach einigen Wechseln wurde sie um 1690 zur Tochterkirche der Neustadt Brandenburg und kam 1708 zu Schmerzke Friedrich Christoph von Gorne liess das Bauwerk im Jahr 1750 erheblich umgestalten Er liess den Westturm aufstocken vermutlich auch die Fenster barock vergrossern sowie die Decke im Kirchenschiff neu aufbauen Im Jahr 1823 wurde der ostliche Teil des Kircheninnenraums durch eine Wand mit einer integrierten Kanzel vom ubrigen Innenraum abgetrennt Vermutlich wurde zu dieser Zeit auch die zweite Gruft zugeschuttet die sich unter dem Altar befand Im Jahr 1854 wurde Gollwitz wieder zur Mutterkirche ernannt Im Jahr 1934 fanden Instandsetzungsarbeiten statt die nicht mit der Unteren Denkmalbehorde abgestimmt waren Dabei wurde der Putz auf der Sudseite des Kirchturms nicht sachgerecht erneuert Der Umfang der weiteren geplanten Sanierungsmassnahmen ist nicht bekannt Seit 1948 gehort die Kirchengemeinde zur Kirchengemeinde Brandenburg Ost In den Jahren 1966 bis 1968 wurden unter dem Baumeister Franz Schmidt das Mauerwerk instand gesetzt und die Zinkeindeckung des Turms repariert Gleichzeitig liess die Kirchengemeinde die Patronatsloge zum Gemeinderaum umbauen Die Kanzel von 1823 sowie weitere Gegenstande der Kirchenausstattung wurden entfernt In den Folgejahren wurde das Bauwerk zunehmend immer seltener genutzt Im Jahr 1991 begann eine Sanierung die nach fehlenden finanziellen Mitteln im Jahr 1994 wieder eingestellt wurde Allerdings war das Dach zu dieser Zeit bereits abgedeckt und blieb einige Jahre offen Ein Jahr spater wurde die Sanierung unter Leitung des Architekten Hubertus Kuhlmey wiederaufgenommen Das Dach bekam eine neue Eindeckung ein Schwammbefall wurde saniert sowie der Innenraum renoviert Dabei kam eine neue Westempore in das Bauwerk der Nordanbau sowie der Turm wurden saniert Im Jahr 2020 ist ein Grossteil der Kirchenausstattung auf Grund umfangreicher Sanierungsarbeiten im Innenraum ausgelagert Die Decke im Kirchenschiff wurde mit blauen und gelben Schinkelsternen verziert die provisorische Kanzel aus den 1960er Jahren demontiert Bei den Arbeiten wurde ein bauzeitliches Weihekreuz entdeckt Die Kirchengemeinde vermutet dass ursprunglich zwolf dieser Kreuze im Bauwerk vorhanden waren Es soll nicht wieder uberstrichen sondern erhalten bleiben Baubeschreibung Bearbeiten nbsp Westportal mit DedikationsinschriftDas Bauwerk entstand im Wesentlichen aus Feldsteinen die unbehauen und nicht lagig geschichtet wurden Die Auszwickungen wurden mit kleineren Feldsteinen und Ziegelbruch verschlossen Bei Ausbesserungsarbeiten kam gelblicher Mauerstein zum Einsatz der in der Region hergestellt wurde Der Chor ist halbkreisformig und nicht eingezogen Am Chorschluss befand sich zu einer fruheren Zeit eine rundbogenformige Offnung die mit Mauersteinen zugesetzt ist Das Kirchenschiff hat einen rechteckigen Grundriss An der Nordwand des Langhauses ist im Osten ein gedruckt segmentbogenformiges Fenster Daran schliesst sich nach Westen die ehemalige Patronatsloge mit Gruft an Sie hat einen rechteckigen Grundriss und kann durch eine hochrechteckige Treppe von Westen aus betreten werden An der Nordwand sind zwei kleine und hochrechteckige Fenster Westlich des Anbaus ist eine spitzbogenformige gotische Pforte mit einer abgetreppten Laibung aus rotlichem Mauerstein die aus der Bauzeit stammen durfte Sie ist zugesetzt und verputzt Im Westen folgt ein weiteres Fenster Am sudlichen Langhaus sind funf grosse Fenster Zwischen dem zweiten und dritten Joch ist eine Baunaht zu erkennen die auf die nachtragliche Verlangerung nach Osten hinweist Das Bauwerk erreicht damit eine Lange von 26 56 m bei einer Breite von 7 75 m Der barocke Kirchturm nimmt die volle Breite des Schiffs auf fusst aus einem querrechteckigen Unterbau und kann durch eine gedruckt rundbogenformige Pforte von Westen aus betreten werden Oberhalb ist eine querrechteckige Dedikationsinschrift die auf den Umbau von 1750 hinweist An der Nord und Sudseite ist je ein weiteres korbbogenformiges Fenster mit einem Schlussstein Die Ecken des Turmunterbaus sind mit einem neobarocken Quaderputz gegliedert Oberhalb ist ein umlaufendes Gesims Die Seiten werden durch Pultdacher abgeschlossen Daruber erhebt sich das Turmoberteil Es ist mit Lisenen und geschwungenen Gesimsen gegliedert An den drei zuganglichen Seiten ist je eine gedruckt segmentbogenformige Klangarkade Oberhalb ist eine geschweifte Turmhaube mit einer oktogonalen Laterne und einer Wetterfahne Ausstattung Bearbeiten nbsp MausoleumDer Altarunterbau besteht aus einer Deckplatte aus Elbsandstein die in den Jahren 1967 1968 aufgestellt wurde Darauf befindet sich ein Altarretabel der deutschen Malerin und Restauratorin Luise Horwath aus dem Jahr 1985 Es zeigt im Altarblatt die Kreuzigung Christi seitlich Christus am Olberg bzw den Auferstandenen mit Maria Magdalena Werden die beiden Seitenflugel geschlossen so ist Weihnachten zu sehen Der ostliche Teil des Kircheninnenraums ist durch die holzerne Trennwand von 1823 vom ubrigen Innern abgetrennt Dort befand sich mittig eine klassizistische Kanzel die im Jahr 2020 ausgelagert ist und nach historischem Vorbild wieder neu aufgebaut werden soll Seitlich sind rahmende Pilaster vorhanden ebenso neugotische Turen mit rundbogenformigen Oberlichtern Hier der Trennwand befindet sich der rundbogenformige Chor in dessen Nordwand zwei Sakramentsnischen eingelassen wurden Im Sudosten ist eine flache Wandnische erkennbar dessen Funktion bislang unbekannt ist ostlich eine barock vermauerte Nische Zur weiteren Kirchenausstattung gehort eine Glasmalerei mit der Kreuzigungsgruppe vor einem Landschaftshintergrund in Jerusalem Das Gemalde gelangte vermutlich in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts als Stiftung in die Kirche und wurde nach 1945 in das nordliche Fenster der Turmhalle eingebaut Die holzerne achteckige Funte aus dem Jahr 1874 kam ebenfalls als Stiftung in die Kirche Sie ist mit neugotischem Masswerk verziert dazu gehort eine Taufschale aus Messing aus der ersten Halfte des 16 Jahrhunderts Der Innenraum des Schiffs wird von einer flach geputzten Tonne uberspannt Der Fussboden besteht aus Ziegeln und quadratischen Tonplatten Im barocken Nordanbau befand sich zu einem fruheren Zeitpunkt eine Patronatsloge die sich durch zwei breite verglaste Korbbogen zum Schiff hin offnete Er wird von der Kirchengemeinde als Gemeinderaum genutzt Unterhalb befand sich die tonnengewolbte Gruft derer von Gorne Sie wurde im Jahr 1945 von sowjetischen Truppen beschadigt Eine holzerne Gedenktafel erinnert an die Gefallenen der Befreiungskriege Eine weitere Gedenktafel erinnert an den 1918 verstorbenen Gutsherren Oskar von dem Hagen sowie seine Ehefrau Hedwig von dem Hagen die 1926 verstarb Auf der Empore steht eine Orgel die August Ferdinand Waldner im Jahr 1869 schuf Das Instrument besitzt acht Register und ein Manual und wurde nach langjahriger Stilllegung und Lagerung in Einzelteilen 2022 durch die Firma Alexander Schuke Potsdam Orgelbau rekonstruiert und restauriert Eine Herausforderung war dabei die Empore die um einige Zentimeter abgesenkt werden musste damit das rekonstruierte Instrument dort wieder aufgestellt werden konnte Im Turm hangt eine Bronzeglocke die 1691 von Johan Heintze aus Berlin gegossen wurde Das ubrige Gelaut eine weitere Glocke von 1691 musste 1917 im Zuge einer Metallspende des deutschen Volkes abgegeben werden und ging verloren Vom Turmuhrwerk sind Reste erhalten An der Nordwand des Kirchturms befindet sich in Epitaph mit einer unleserlichen Inschrift Nordwestlich des Bauwerks ist das Erbbegrabnis derer von Rochow sowie der Familien vom Hagen und von dem Hagen u a mit einem Gedenkkreuz fur Marlies Grafin vom Hagen geborene von Rochow Nordlich steht ein kleines Mausoleum das im Stil des Klassizismus errichtet wurde Es kann durch eine Pforte die mit einem Akroterion und Kreuz verziert ist von Osten her betreten werden Im Herbst 2020 lagert die Kirchengemeinde dort Teile der Innenausstattung Anschliessend soll dort eine Ausstellung eingerichtet werden Das BLDAM wurdigt die Gollwitzer Kirche als einzige in der Region den spatgotischen Bautypus mit halbrundem Ostschluss Es verweist darauf dass dieser Bautypus in der Region nicht haufig vorkomme Eine Besonderheit stelle der direkte Zusammenhang zur anschliessenden Gutsanlage dar was einen direkten Einfluss der Gutsherrschaft auf den spatmittelalterlichen Neubau vermuten lasst Die Anderungen die durch die Familie von Gorne vorgenommen wurden sieht das BLDAM als Aufwertung an Hierbei stelle insbesondere das Mausoleum ein qualitatsvolles Zeugnis klassizistischer Baukunst dar In Summe wirke die Kirche mit ihrem markanten Standort auf einer Anhohe als Wahrzeichen in der flachen Havelniederung Literatur BearbeitenGeorg Dehio Bearb Gerhard Vinken u a Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Brandenburg Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2012 ISBN 978 3 422 03123 4 Pfarrsprengel Emster Havel Hrsg Gemeindeblatt der Evangelischen Lukas Kirchengemeinde Jeserig und der Evangelischen Kirchengemeinde Brandenburg Ost Druckerei Kuhn August bis Oktober 2020 S 24 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dorfkirche Gollwitz Havel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09145630 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg52 421811 12 64723 Koordinaten 52 25 18 5 N 12 38 50 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dorfkirche Gollwitz Brandenburg an der Havel amp oldid 237139205