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Die Bezeichnung Dominium maris baltici ist ein lateinisches Schlagwort und bezeichnet ubersetzt die Herrschaft uber das Baltische Meer oder sinngemass Ostseeherrschaft Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsgeschichte 2 Ereignisgeschichte 2 1 Erste Phase 1560 1630 2 2 Zweite Phase 1630 1660 2 3 Dritte Phase 1660 1720 3 Siehe auch 4 Literatur 5 EinzelnachweiseBegriffsgeschichte BearbeitenDas Schlagwort wurde angeblich erstmals 1563 durch Konig Sigismund II August von Polen Litauen im Kampf gegen Schweden gebraucht 1 und bezog sich auf die Beherrschung der Schifffahrtswege zur und auf der Ostsee Erstmals in einem amtlichen Dokument wurde der Begriff 1614 im Vertrag von Den Haag benutzt in dem sich die Niederlande verpflichteten den schwedischen Anspruch auf die so bezeichnete Oberhoheit uber die Ostsee zu akzeptieren 2 Der Begriff hat sich bis in die aktuelle historische Forschung tradiert Ereignisgeschichte Bearbeiten nbsp KalmarkriegVon einem Dominium maris Baltici im Sinne eines Versuchs die Vorherrschaft uber den gesamten Ostseeraum zu erringen kann man jedoch bereits bei den Wikingern im Mittelalter sprechen Das Spatmittelalter 13 bis 15 Jahrhundert war charakterisiert durch die Bildung der beiden grossen Unionen der von Krewo zwischen Polen und Litauen 1385 sowie der von Kalmar zwischen Danemark Norwegen und Schweden 1397 Parallel zu diesen Integrationsprozessen fand in der Osthalfte aber ein Desintegrationsprozess statt Die Rus zerfiel mit dem Ergebnis der Selbstandigkeit Nowgorods und der Unterwerfung Moskaus unter die Goldene Horde Zugleich war in der gesamten Region eine deutliche Zunahme des deutschen Einflusses zu verzeichnen sei es in Form kolonialer Grundungen wie dem livlandischen Ordensstaat sei es in Gestalt der Ubernahme deutscher Rechtsmuster oder durch deutsche Einwanderung im Zuge der Hanse Aktivitaten Diese juristischen demographischen und kulturellen Entwicklungen betrafen vor allem die Stadte hier Lubeck und Stockholm Visby und Wyborg Stralsund und Riga Rostock und Reval 3 Die zu Beginn der fruhen Neuzeit einsetzende Reformation sparte in Nordosteuropa nur das romisch katholische Polen Litauen das orthodoxe Nordwestrussland sowie partiell Ingermanland und Karelien aus Erste Phase 1560 1630 Bearbeiten Der eigentliche Kampf um die Vorherrschaft entspann sich nach dem Zusammenbruch der alten mittelalterlichen Machte Livland und Deutscher Orden Anfang des 16 Jahrhunderts Im Kampf um die Ostseeherrschaft konnte zunachst Danemark die Vormacht im Ostseeraum einnehmen da es den Zugang von der Nord zur Ostsee im Oresund kontrollierte und dadurch uber erhebliche Einnahmen zur Finanzierung kriegerischer Unternehmungen verfugte der Sundzoll war eine der wichtigsten Einnahmequellen des danischen Konigreiches 4 Zunachst im Siebenjahrigen Krieg und dann im Kalmaer Krieg konnte es diese Position gegen Schweden behaupten Diese Position geriet insbesondere seit Reformation und Gegenreformation immer starker unter Druck 5 In der Zeit der schwedischen Expansion ab der Wende zum 17 Jahrhundert machten diese den Danen ihre Stellung zunehmend streitig 6 nbsp Eroberung von Nowgorod 1611Schon seit 1561 hatte Schweden in Estland Fuss gefasst und 1570 1583 und 1590 1595 in Kriegen mit Russland diese Position ausgebaut 7 Das Zarentum Russland hatte unter Iwan IV 1533 1584 ebenfalls eine Erwerbs und Expansionspolitik begonnen Letztere richtete sich seit 1558 auch gegen die baltischen Lander vgl Livlandischer Krieg Aber noch konnte Russland nicht an der Ostsee Fuss fassen Nach dem Ende der Dynastie der Rurikiden 1598 und dem Tod des Bojarenzaren Boris Godunow wurde Russland in eine Zeit der Wirren die Smuta gesturzt 1605 1613 Es kam zu polnischen und schwedischen Interventionen und 1610 sogar zur Besetzung Moskaus durch polnische Truppen Durch den Abschluss des Frieden von Stolbowo der den Ingermanlandischen Krieg zwischen Russland und Schweden 1617 beendete und der erfolgreichen Fixierung der handelspolitischen Abschnurungskonzeption Gustav II Adolfs wurden fur das ganze weitere 17 Jahrhundert die weiteren schwedisch russischen Beziehungen bestimmt Die Russland vorgelagerten schwedischen Besitzungen sind das ganze 17 Jahrhundert eine undurchdringliche Schranke geblieben So konnten die Russen ohne schwedische Zustimmung mit keinem Boot in die Ostsee kommen Und diese Zustimmung hatten die Schweden den Russen nie gegeben Stattdessen wurde den Russen in Stockholm ein eigener Fremdenhof eingerichtet Alle Ansatze russischer Kaufleute aktiv Handel uber den schwedischen Machtbereich hinaus zu treiben wurde von der schwedischen Regierung im Keim erdruckt 8 Im Verlauf des 17 Jahrhunderts schaltete sich auch Polen Litauen in den Kampf um die Ostseehoheit ein 9 1587 wurde Sigismund III Wasa der das Geschlecht der Jagiellonen und der Wasa in seiner Person vereinte zum Konig gewahlt 1592 wurde Sigismund III zusatzlich schwedischer Konig und begrundete damit eine Schwedisch polnische Personalunion Der Sejm hatte ihn aber bei seiner Wahl zur standigen Anwesenheit in Polen verpflichtet So musste Sigismund III einen Regenten in Schweden einsetzen 1603 versuchte Sigismund III Wasa den Thron seiner schwedischen Heimat zuruckzuerlangen den er als Folge der Schlacht von Stangebro 1598 und seiner Absetzung durch den schwedischen Reichstag als Konig von Schweden 1599 verloren hatte Dies hatte das Ende der ab 1592 bestehenden Personalunion Schwedens mit Polen zur Folge und provozierte den Ausbruch der Schwedisch Polnischen Kriege 1600 1629 Fur Polen brachte dieser den Verlust Livlands und preussischer Kustengebiete 10 Zweite Phase 1630 1660 Bearbeiten Die zweite Phase im Kampf um das Dominium Maris Baltici von 1630 bis 1660 war zunachst von der Frage bestimmt ob Danemark als eigenes Staatsgebilde weiterbestehen konnte Durch den Torstenssonkrieg einen Teilkonflikt des Dreissigjahrigen Kriegs Frieden von Bromsebro 1645 Westfalischer Frieden 1648 ging das Dominium maris Baltici weitgehend an Schweden 11 Den nachsten kriegerischen Konflikt bildete der Zweite Nordische Krieg gefolgt vom Schonischen Krieg von 1674 bis 1679 Diese drei Konflikte fuhrten zur Abtretung mehrerer danischer Provinzen aber dank der danischen Flotte und der Hilfe der Niederlande konnte Schweden das danische Kernland nicht erobern Dritte Phase 1660 1720 Bearbeiten Die schwedische Vorherrschaft wurde im Grossen Nordischen Krieg 1700 1721 durch die aufstrebende Grossmacht Russland abgelost Das von Zar Peter I begrundete russische Dominium maris Baltici bestand bis in die zweite Halfte des 18 Jahrhunderts als es Danemark gelang mit Russland im Rahmen der Politik eines europaischen Machtegleichgewichts eine Ruhe des Nordens zu vereinbaren 1765 1773 12 Mit den Teilungen Polens folgte im 19 Jahrhundert die Aufsprengung Schweden Finnlands durch Russland Die russisch imperiale Uberformung grosser Teile Nordosteuropas fuhrte zu einer starken Dominanz Russlands Siehe auch BearbeitenDominium maris septentrionalis Nordische KriegeLiteratur BearbeitenNils Ahnlund Dominium maris baltici In ders Tradition och historia Stockholm 1956 S 114 130 Walther Hubatsch Unruhe des Nordens Studien zur deutsch skandinavischen Geschichte Musterschmidt Gottingen 1956 S 46 89 Johannes Paul Europa im Ostseeraum Musterschmidt Gottingen 1961 S 67 93 Heinz Schilling Konfessionalisierung und Staatsinteressen Internationale Beziehungen 1559 1660 Handbuch der Geschichte der internationalen Beziehungen hrsg von Heinz Duchhardt Band 2 Schoningh Paderborn u a 2007 Kapitel IV Der nordisch baltische Machtekreis und das Ringen um das Dominium maris Baltici S 308 345 Christoph Kampmann Europa und das Reich im Dreissigjahrigen Krieg Geschichte eines europaischen Konflikts Kohlhammer Stuttgart 2008 Kapitel II 1 c Das Ringen um die Vorherrschaft im Ostseeraum Dominium Maris Baltici S 11 14 Einzelnachweise Bearbeiten Stewart P Oakley War and Peace in the Baltic 1560 1790 Routledge London 1991 S 24 Heinz Schilling Konfessionalisierung und Staatsinteressen Internationale Beziehungen 1559 1660 Handbuch der Geschichte der internationalen Beziehungen Band 2 Hrsg von Heinz Duchhardt Schoningh Paderborn u a 2007 S 341 Martin Meier Vorpommern nordlich der Peene unter danischer Verwaltung 1715 bis 1721 Oldenbourg Munchen 2008 S 15 f Christoph Kampmann Europa und das Reich im Dreissigjahrigen Krieg Geschichte eines europaischen Konflikts Kohlhammer Stuttgart 2008 S 12 Johannes Schildhauer Reformation im Ostseeraum und beginnender Kampf um das Dominium maris Baltici im 16 Jahrhundert In Konrad Fritze Eckhard Muller Mertens Johannes Schildhauer Hrsg Der Ost und Nordseeraum Politik Ideologie Kultur vom 12 bis zum 17 Jahrhundert Bohlau Weimar 1986 S 19 35 Ursula Voges Der Kampf um das Dominium Maris Baltici 1629 bis 1645 Schweden und Danemark vom Frieden zu Lubeck bis zum Frieden von Bromsebro Sporn Zeulenroda 1938 Sune Dalgard Osterso Vesterso Nordso Dominium maris Baltici maris Septentrionalis 1638 In Historisk tidsskrift 11 Reihe Band 5 1956 S 295 320 img kb dk PDF 1 31 MB mit englischer Zusammenfassung S 319 f Ralph Tuchtenhagen Kleine Geschichte Schwedens S 52 Jahrbucher fur Geschichte Osteuropas JBfGOE Hrsg im Auftrag des Osteuropa Institutes Munchen Stuttgart 1968 S 87 Wladyslaw Czaplinski Der Kampf um das Dominium maris Baltici und die baltische Politik Polens im XVII Jahrhundert In Acta Poloniae Historica 28 1973 S 123 135 Andrea Schmidt Rosler Polen Vom Mittelalter bis zur Gegenwart Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996 S 41 42 Goran Rystad Dominium Maris Baltici drom och verklighet Sveriges freder 1645 1661 In Kerstin Abukhanfusa Hrsg Mare nostrum Om Westfaliska freden och Ostersjon som ett svenskt maktcentrum Riksarkivet Stockholm 1999 S 95 105 Eckardt Opitz Schleswig Holstein im danischen Gesamtstaat am Ende der Ara Bernstorff Von der franzosischen Hegemonie zur balance of power Die europaische Politik nach 1721 und die Ruhe des Nordens In Eva Heinzelmann Stefanie Robl Thomas Riis Hrsg Der danische Gesamtstaat Ein unterschatztes Weltreich Ludwig Kiel 2006 S 203 217 Siehe auch Otto Brandt Das Problem der Ruhe des Nordens im 18 Jahrhundert In Historische Zeitschrift 140 1929 S 550 564 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dominium maris baltici amp oldid 227995670