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Discokeryx ist eine ausgestorbene Gattung aus der Gruppe der Paarhufer Sie wird der Familie der Prolibytheriida zugerechnet die wiederum in einem naheren Verwandtschaftsverhaltnis zu den Giraffenartigen steht Bekannt ist die Gattung uber mehrere Schadelreste Zahne und einzelne Halswirbel aus der Dsungarei im Nordwesten von China Das Material datiert in das ausgehende Untere Miozan vor rund 16 9 Millionen Jahren Es handelt sich um mittelgrosse Paarhufer Charakteristische Merkmale bestehen in einem diskusformigen knochernen Schadelaufsatz auf den Scheitelbeinen und in einer massiven Schadel Halswirbelsaulen Verbindung Die anatomischen Eigenschaften finden Entsprechungen bei heutigen Ziegenartigen die einen Paarungswettstreit mittels Kopframmstossen ausfuhren etwa beim Moschusochsen Dies wird auch fur Discokeryx angenommen innerhalb der naheren und weiteren Verwandtschaft der Giraffenartigen ist dies der erste Beleg fur eine derartige Verhaltensweise Ausserdem lebte Discokeryx in offenen und wohl harschen Landschaften Die Gattung wurde im Jahr 2022 wissenschaftlich eingefuhrt Es ist eine Art anerkannt DiscokeryxZeitliches Auftretenausgehendes Unteres Miozan16 9 Mio JahreFundorteOstasien China SystematikPaarhufer Artiodactyla Wiederkauer Ruminantia Stirnwaffentrager Pecora GiraffomorphaProlibytheriidaeDiscokeryxWissenschaftlicher NameDiscokeryxWang Ye Meng Li Costeur Mennecart Zhang Zhang Aiglstorfer Wang Wu Wu amp Deng 2022 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Fundstelle 3 Palaobiologie 4 Systematik 5 Literatur 6 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenDiscokeryx ist ein grosser Vertreter der Prolibytheriidae Reprasentiert wird die Gattung uber zahlreiches fragmentiertes Schadelmaterial und Gebissreste sowie einzelne Wirbel Messungen verschiedener Korperelemente lassen ein Gewicht von rund 144 kg vermuten Vom Schadel ist weitgehend nur der Hirnschadel bekannt zusatzlich kommen einzelne Unterkieferteile vor Auffallendstes Kennzeichen am Schadel war ein flacher diskusformiger Aufsatz der das Scheitelbein bedeckte und dessen Enden stumpf abgerundet waren Seine Masse betrugen etwa 11 5 bis 12 7 cm in Langs und gut 12 3 cm in Querrichtung die Dicke variierte bei drei vermessenen Exemplaren zwischen 2 3 und 3 2 cm Der Aufsatz bestand aus kompaktem Knochen der von innen nach aussen gewachsen war und auf der Oberflache radial angeordnete Offnungen fur Blutgefasse besass Die dadurch ausgebildete raue Oberflache ahnelte in etwa der der knochernen Horner der Horntrager und indiziert dass ursprunglich bei Discokeryx ein keratinartiger Uberzug den Aufsatz bedeckte Diese gesamte Struktur war zu Lebzeiten der Tiere von Haut bedeckt innerhalb derer die Keratinschichten wuchsen und alteres Material nach oben schoben so dass eine helmartige Kopfbedeckung entstand Der knocherne Aufsatz nahm den gesamten Oberschadel ein An seinem hinteren Ende setzte das Hinterhauptsbein mit einem kraftigen Wulst an Letzterer war seitlich mit ebenfalls massiven Temporalleisten verbunden Die Gelenkkorper des Hinterhauptsbeines zur Verbindung mit der Halswirbelsaule traten deutlich hervor Wie bei einigen anderen giraffenartigen Formen waren beide Gelenkflachen am unteren Ende miteinander verschmolzen Die gesamte Schadelbasis war extrem verlangert und formte in Hinteransicht ein Funfeck 1 Der Unterkiefer ist nur teilweise uberliefert Sein horizontaler Knochenkorper war schlank und mit 2 6 cm Hohe relativ niedrig Ein Foramen mentale offnete sich im vorderen Abschnitt etwa unterhalb des Eckzahns oder der hinteren Schneidezahne Die vordere Bezahnung ist weitgehend unbekannt Im unteren Gebiss trennte ein 6 6 cm langes Diastema die vorderen von den hinteren Zahnen Die hintere untere Zahnreihe bestand aus vier Pramolaren und drei Molaren Das Auftreten eines ersten Pramolaren ist relativ untypisch fur giraffoide Formen Generell ahnelten die Zahne denen anderer giraffenartiger Vertreter Wie in Prolibytherium waren sie recht hochkronig Der letzte untere Pramolar zeigte Ahnlichkeiten zu den nachfolgenden Mahlzahnen war also bereits molarisiert Die Molaren zeichnete ein typisch selenodontes Kauflachenmuster aus bei dem die Scherleisten ein mondsichelformigen Verlauf aufwiesen Die Grosse der Zahne nahm nach hinten hin zu mit rund 2 0 cm Lange fur den ersten und rund 3 2 cm Lange fur den letzten Molaren Die hintere Zahnreihe des Unterkiefers war 12 2 cm lang die Mahlzahne nahmen davon 7 7 cm ein 1 Das postcraniale Skelett umfasst bisher lediglich die funf vorderen Halswirbel Bemerkenswert am Atlas war der stark aufgeblahte untere Wirbelbogen wodurch ein massiver Korper entstand der mit der vergrosserten Schadelbasis artikulierte Ahnliches kann zum Axis und den folgenden Halswirbeln gesagt werden deren Wirbelkorper ebenfalls auffallend vergrossert waren Die Hohe variierte jeweils von 3 6 bis 5 9 cm 1 Fundstelle BearbeitenDas gesamte bisher von Discokeryx bekannte Fundmaterial wurde in der nordlichen Dsungarei im nordwestchinesischen autonomen Gebiet Xinjiang entdeckt Dort lagerte es in der Halamagai Formation Die nur wenige dutzend Meter machtige Gesteinseinheit ist Teil der kanozoischen Ablagerungsfolge die an verschiedenen Flussterrassen des Ulungur aufgeschlossen ist und den Zeitraum vom Eozan bis zum Miozan abdeckt Die fossilreichen neogenen Schichten zeichnen sich allgemein durch einen Wechsel von rotlich zu grunlich gefarbten Sedimenten aus was klimatisch und okologisch wechselnde Bedingungen widerspiegelt Typisch fur die Halamagai Formation sind zyklisch auftretende grunliche fluviatile Ablagerungen deren Kornung ins Hangende hin feiner wird Sie liegen eingebettet in graulichem Sandstein mit einer Konglomeratkomponente Mehrere palaomagnetische Studien datieren den Beginn der Formationsbildung in einen Zeitraum von vor 18 6 bis 16 8 Millionen Jahren was in das ausgehende Untere Miozan fallt Die hier auftretende normale Polaritat des Erdmagnetfeldes konnte mit dem palaomagnetischen Chron C3An 2n korreliert werden 2 3 1 Aus diesem Abschnitt stammen auch die Reste von Discokeryx die mehr als 50 Fundobjekte umfassen darunter drei Schadel nebst einzelnen Fragmenten mehrere Unterkiefer zahlreiche isolierte Zahne und Teile der Halswirbelsaule Gemeinsam mit der Gattung treten unter den Huftieren verschiedene andere Angehorige der Giraffenartigen und ihrer unmittelbaren Verwandtschaft auf des Weiteren auch Horntrager Hirsche und Wiederkauer ohne Stirnwaffen 1 Palaobiologie BearbeitenEine Besonderheit von Discokeryx bildet einerseits der diskusformige Schadelaufsatz der zuzuglich einen verdickten Schutz der Gehirnkapsel einschliesst andererseits die stabile Schadel Halswirbel Verbindung welche sich ausserdem auf die nachfolgenden Wirbel ausdehnt Ahnliches jedoch nicht in den gravierenden Ausmassen von Discokeryx ist von einigen heutigen Horntragern bekannt speziell Ziegenartigen wie dem Moschusochse oder dem Dickhornschaf Diese fuhren einen Paarungswettstreit aus der aus kraftigen Kopframmstossen besteht Die anatomischen Ubereinstimmungen machen dies auch fur Discokeryx wahrscheinlich Dies ist eine bisher unbekannte Verhaltensweise innerhalb der weiteren Verwandtschaft der Giraffenartigen Heutige Giraffen setzen in Kampfen ihre langen Halse ein eine Eigenschaft die erst mit der deutlichen Halsverlangerung im Laufe des Pliozans entstand 1 Discokeryx und die zahlreichen anderen Angehorigen der Huftiere aus der Halamagai Formation entstammen einem Abschnitt der Gesteinseinheit der sich wahrend des Mittelmiozanen Klimaoptimums gebildet hatte Diese Phase folgte einer langanhaltenden klimatischen Austrocknung und eroffnete eine deutliche Radiation der Saugetiere die zahlreiche neue Nischen besetzten was die hohe Diversitat der Huftiere der Halamagai Formation erklart Isotopenanalysen anhand des Stickstoffes zufolge bewohnte Discokeryx offene Landschaften Das Verhaltnis der Sauerstoffisotopen wiederum verrat dass die Tiere variable Wasserressourcen erschlossen haben die von den anderen Huftieren nicht genutzt wurden Moglicherweise bevorzugte Discokeryx dadurch harschere Gebiete was auch auf einige heutige Ziegenartige zutrifft die durch Kopframmen wettstreiten 1 Systematik BearbeitenInnere Systematik der Stirnwaffentrager nach Wang et al 2022 1 Pecora Amphitragulus Blastomerycidae Palaeomerycidae Sperrgebietomeryx Hoplitomerycidae Antilocapridae Giraffoidea Prolibytheriidae Discokeryx Tsaidamotherium Prolibytherium Climacoceratidae Giraffidae Cervoidea Dromomerycidae Cervidae Bovoidea Moschidae BovidaeVorlage Klade Wartung 3 Vorlage Klade Wartung 4Vorlage Klade Wartung StyleDiscokeryx ist eine Gattung aus der ausgestorbenen Familie der Prolibytheriidae innerhalb der Ordnung der Paarhufer Artiodactyla Die Prolibytheriidae traten vor allem im Verlauf des Miozans auf und sind weitgehend aus Eurasien und dem nordlichen Afrika bekannt Es handelt sich um grossere Vertreter der Paarhufer Als ein vereinigendes Merkmal der Gruppe haben sich die an ihrer Basis miteinander verschmolzenen Gelenkflachen am Hinterhauptsbein erwiesen Die Charakterform Prolibytherium tragt als auffalligstes Kennzeichen zwei Paare grosse Stirnwaffen die basal miteinander verbunden sind 4 5 Andere Vertreter wie Discokeryx und Tsaidamotherium haben markante Schadelaufsatze Die Stirnwaffen wichen von den Geweihen der Hirsche Cervidae ab welche im Jahreszyklus erneuert werden Ebenso zeigten sie Unterschiede zu den Hornern der Gabelbocke Antilocapridae bei denen nur der Hornuberzug jahrlich ausgetauscht wird ebenso wie zu den Hornern der Horntrager Bovidae die lebenslang bestandig mit Keratin uberzogen sind Wahrscheinlich waren die Horner wie auch die Schadelaufsatze der Prolibytheriidae mit Haut uberzogen und ahnelten so den Hornzapfen der Giraffenartigen Giraffidae Aufgrund der Ausbildung der Stirnwaffen gehoren die Prolibytheriidae eindeutig zur Gruppe der Stirnwaffentrager Pecora welche stammesgeschichtlich entwickelte Formen der Paarhufer wie die Giraffenartigen Moschustiere Moschidae Hirsche oder Horntrager einschliessen Neben den hornzapfenartigen Stirnwaffen finden sich noch weitere anatomische Charakteristika die die Prolibytheriidae mit den Giraffenartigen teilen Hierzu gehoren etwa die Struktur der Stirnhohlen und die Auspragung des Mittelohres Aus diesen Grunden werden sie in das ubergeordnete Taxon der Giraffoidea gestellt und bilden so Nahverwandte der heutigen Giraffenartigen Innerhalb der Prolibytheriidae ist Discokeryx naher mit Tsaidamotherium verwandt einer ebenfalls ostasiatischen Form die ursprunglich mit den Horntragern und hier insbesondere mit den Ziegenartigen in Verbindung gebracht wurde 6 Ursachlich verantwortlich hierfur war der auffallige Kopfschmuck der an ahnliche Bildungen beim Moschusochsen denken liess strukturell aber dem von Discokeryx gleicht Beide Gattungen werden in der Unterfamilie der Discokerycinae vereint 1 Die Gattung Discokeryx wurde im Jahr 2022 durch ein Wissenschaftlerteam um Wang Shi Qi wissenschaftlich erstbeschrieben Den Autoren stand dafur das Fundmaterial aus der Halamagai Formation im autonomen Gebiet Xinjiang im Nordwesten von China zur Verfugung Als Holotypen wahlten sie einen Hirnschadel mit den zugehorigen vorderen Halswirbeln aus Exemplarnummer IVPP V26602 Zwei weitere Schadel dienen als Paratypen Der Gattungsname leitet sich von den griechischen Worten diskos diskos fur den Diskus oder die Wurfscheibe und keras keras fur Horn ab er bezieht sich somit auf den flachen scheibenartigen Schadelaufsatz Die momentan einzige anerkannte und mit der Gattung gemeinsam eingefuhrte Art ist D xiezhi Das Artepitheton beschreibt das gleichnamige Fabeltier der chinesischen Mythologie das zu den Qilin gehornten Wesen gehort Xiezhi weist nur ein Horn auf und besitzt einen giraffenartigen Habitus Ausserdem wird er als Symbol fur Gesetz und Ordnung betrachtet 1 Literatur BearbeitenShi Qi Wang Jie Ye Jin Meng Chunxiao Li Loic Costeur Bastien Mennecart Chi Zhang Ji Zhang Manuela Aiglstorfer Yang Wang Yan Wu Wen Yu Wu und Tao Deng Sexual selection promotes giraffoid head neck evolution and ecological adaptation Science 376 6597 2022 S eabl8316 doi 10 1126 science abl8316Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j Shi Qi Wang Jie Ye Jin Meng Chunxiao Li Loic Costeur Bastien Mennecart Chi Zhang Ji Zhang Manuela Aiglstorfer Yang Wang Yan Wu Wen Yu Wu und Tao Deng Sexual selection promotes giraffoid head neck evolution and ecological adaptation Science 376 6597 2022 S eabl8316 doi 10 1126 science abl8316 Rui Zhang Le Ping Yue und Jian Qi Wang Magnetostratigraphic dating of mammal fossils in Junggar Basin northwest China Chinese Science Bulletin 52 11 2007 S 1526 1531 doi 10 1007 s11434 007 0205 1 Jimin Sun Jie Ye Wenyu Wu Xijun Ni Shundong Bi Zhenqing Zhang Weiming Liu und Jin Meng Late Oligocene Miocene mid latitude aridification and wind patterns in the Asian interior Geology 38 6 2010 S 515 518 doi 10 1130 G30776 1 Melinda Danowitz Rebecca Domalski und Nikos Solounias A New Species of Prolibytherium Ruminantia Mammalia from Pakistan and the Functional Implications of an Atypical Atlanto Occipital Morphology Journal of Mammalian Evolution 23 2 2016 S 201 207 doi 10 1007 s10914 015 9307 8 Israel M Sanchez Jorge Morales Juan Lopez Cantalapiedra Victoria Quiralte und Martin Pickford Propalaeoryx Stromer 1926 Ruminantia Pecora Giraffomorpha revisited systematics and phylogeny of an African palaeomerycoid Communications of the Geological Survey of Namibia 19 2017 S 123 131 Qin Qin Shi New species of Tsaidamotherium Bovidae Artiodactyla from China sheds new light on the skull morphology and systematics of the genus Science China Earth Sciences 57 2014 S 258 266 doi 10 1007 s11430 013 4722 2 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Discokeryx amp oldid 224002256