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Moschustiere Moschidae sind eine mit den Horntragern Bovidae also mit Antilopen Ziegenartigen und Rindern verwandte Familie der Paarhufer 1 Ursprunglich nahm man an dass sie mit den Hirschen verwandt sind In alterer Literatur wurden sie oft als Moschushirsche bezeichnet und als ursprungliche Unterfamilie der Hirsche angesehen Abweichend von den Hirschen weisen sie eine Gallenblase auf und das Euter der Weibchen hat lediglich zwei statt vier Zitzen Neben der namensgebenden Moschusdruse und einer weiteren Schwanzdruse haben die Moschustiere verlangerte obere Eckzahne jedoch fehlen Gesichtsdrusen und Geweihe 2 MoschustiereSibirisches Moschustier Moschus moschiferus SystematikUberordnung LaurasiatheriaOrdnung Paarhufer Artiodactyla Unterordnung Wiederkauer Ruminantia ohne Rang Stirnwaffentrager Pecora Familie MoschustiereGattung MoschustiereWissenschaftlicher Name der FamilieMoschidaeJ E Gray 1821Wissenschaftlicher Name der GattungMoschusLinnaeus 1758Moschustiere leben vorwiegend in bewaldeten und alpinen Buschhabitaten in den Bergen Sudasiens insbesondere im Himalaya In Europa gab es die ersten Vorkommen im Oligozan heute sind sie dort jedoch ausgestorben Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Verbreitung 3 Lebensweise 4 Bedrohung und Schutz 5 Systematik 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelbelegeMerkmale Bearbeiten nbsp Chinesisches Moschustier Moschus berezovskii nbsp Schadel Alle Moschustiere sind einander so ahnlich dass sie gelegentlich auch als eine einzige Art angesehen werden Ihre Kopf Rumpflange betragt 70 bis 100 Zentimeter die Schulterhohe 50 bis 80 Zentimeter das Gewicht 10 Kilogramm und der Schwanz ist zwischen 1 8 und sechs Zentimeter lang 2 Die Hinterlaufe sind bei allen Arten stark ausgebildet die Ruckenlinie ist nach vorne abfallend weil die Hufte hoher ist als der Widerrist Die Fellfarbe ist uberwiegend dunkelbraun variiert aber auch innerhalb der Arten Sie weisen am Kinn seitlich der Kehle und an der Innenseite der Laufe weisse Flecken auf Die Ohren sind im Verhaltnis zur Korper und Kopfgrosse lang Moschustiere haben anders als Hirsche kein Geweih Auffallig ist dass die oberen Eckzahne des Mannchens zu grossen Hauern verlangert sind die eine Lange von sieben Zentimetern erreichen konnen Bei den Weibchen sind die Eckzahne gleichfalls verlangert allerdings ragen diese nicht uber die Lippen hinaus Die namensgebende Moschusdruse besitzt ebenfalls nur das Mannchen Sie liegt vor den Geschlechtsteilen der Moschustiere und gibt eine braunliche stark riechende Substanz ab Dieses Sekret spielt insbesondere in der Brunft eine Rolle da das Mannchen damit sein Revier markiert 3 Daneben konnen Moschustiere auch aus einer Schwanzdruse eine Flussigkeit absondern die gelblich ist und einen starken Faulnisgeruch hat Lautausserungen sind von Moschustieren nur selten zu vernehmen Aufgeschreckte Moschustiere geben jedoch einen Laut von sich der an das menschliche Niesgerausch erinnert 3 nbsp Die Verbreitungsgebiete der verschiedenen MoschustierartenVerbreitung BearbeitenMoschustiere sind Tiere des Gebirges Eine Art lebt im Himalaya die anderen in verschiedenen Gebirgen und Hohenzugen Koreas Chinas Sibiriens Kasachstans und der Mongolei z B im Altaigebirge Die bevorzugte Hohe liegt bei 2 500 bis 4 800 Metern einige Formen kommen auch im Tiefland um 500 Meter vor 4 Sie verbergen sich in dichten Bergwaldern Im Himalaya liegt die Baumgrenze bei 4 400 Metern Lebensweise BearbeitenMoschustiere sind nachts aktiv und fressen Graser und Moose im Winter auch Zweige und Flechten Ausserhalb der Paarungszeit sind Moschustiere strikte Einzelganger Sie verteidigen ein Revier das einen Durchmesser von etwa 1 6 bis 2 4 Kilometer hat 2 Treffen zwei Mannchen aufeinander kann es zu Kampfen kommen wobei sich die Tiere manchmal mit den Eckzahnen tiefe Wunden reissen Moschustiere stehen sich bei diesen Kampfen nicht frontal gegenuber wie dies bei Brunftkampfen beispielsweise von Dam oder Rotwild der Fall ist sondern seitlich Schulter an Schulter Die Tragezeit betragt durchschnittlich 198 Tage die Jungtiere sind bei der Geburt gefleckt und wiegen durchschnittlich 500 Gramm Die Zahl der Jungtiere variiert je nach Art Bei einigen Arten setzen die Weibchen nur ein Jungtier bei anderen sind Zwillinge die Norm Jungtiere werden bis zu einem Alter von drei oder vier Monaten gesaugt Ihre Geschlechtsreife erreichen sie mit etwa achtzehn Monaten Das Lebensalter von Moschustieren ist noch nicht abschliessend untersucht in China in Gefangenschaft gehaltene Moschustiere erreichten aber ein Lebensalter von zwanzig Jahren Zu den Fressfeinden von Moschustieren gehoren der Schneeleopard und Tiger 3 Bedrohung und Schutz BearbeitenDie Substanz der Moschusdruse wird zur Herstellung von Parfumen und Seifen sowie in der traditionellen chinesischen Medizin verwendet Aus einer Druse lassen sich nur 25 bis 30 Gramm Moschus entnehmen sodass fur ein Kilogramm Moschus durchschnittlich 36 Tiere getotet werden mussen Der Marktwert von Moschus ist hoch 1999 wurden 45 000 US je Kilogramm bezahlt 2 Durch die starke Bejagung sind die Bestande aller Arten zuruckgegangen Das Sibirische Moschustier wird von der IUCN als gefahrdet vulnerable eingestuft wahrend die ubrigen Spezies als stark gefahrdet endangered gelistet sind Als Alternative zur Jagd kann das Fangen eines lebenden Mannchens praktiziert werden der Moschus wird ihm entnommen und anschliessend wird es freigelassen Da diese Methode jedoch zeitraubender ist als die Moschusgewinnung aus toten Tieren wird sie selten genutzt In China experimentiert man seit Jahrzehnten mit Moschustierfarmen diese haben jedoch hohe Sterblichkeitsraten da sich die Tiere schlecht in Gefangenschaft halten lassen Systematik BearbeitenInnere Systematik der Moschustiere nach Pan et al 2015 5 Moschus Moschus fuscus Moschus chrysogaster Moschus leucogaster Moschus anhuiensis Moschus berezovskii Moschus moschiferusVorlage Klade Wartung Style nbsp Micromeryx hier als Rekonstruktion ein Verwandter der Moschustiere lebte im Miozan in EuropaFolgende Arten werden unterschieden 6 7 Sibirisches Moschustier Moschus moschiferus ostliches Sibirien Mongolei nordliches China Korea Sachalin Schwarzes Moschustier Moschus fuscus Yunnan Nord Burma sudostliches Tibet Chinesisches Moschustier Moschus berezovskii Sud und Zentralchina sowie Anhwei in Nord Vietnam Anhui Moschustier Moschus anhuiensis Ostchina im Westen der Provinz Anhui Gelbbauch Moschustier Moschus chrysogaster Zentralchinesisches Bergland bis zum Himalaya Nepal Bhutan Sikkim im Suden Himalaya Moschustier Moschus leucogaster Himalayagebiet in Bhutan Nordindien Nepal und sudwestlichen Teilen Tibets Kaschmir Moschustier Moschus cupreus Himalaya Gebiet von Nordindien uber Pakistan bis Afghanistan moglicherweise mit dem Himalaya Moschustier M leucogaster identisch Teilweise wurden alle Vertreter der Moschustiere zu einer Art zusammengefasst andere Autoren unterteilten die Gattung in drei Arten Nach molekulargenetischen Untersuchungen lassen sich wenigstens sechs Arten unterscheiden die sich in zwei Kladen auftrennen einerseits das Schwarze das Gelbbauch und das Himalaya Moschustier andererseits das Chinesische das Anhui und das Sibirische Moschustier das Kaschmir Moschustier als potentiell siebente Art wurde bisher nicht sequenziert Die Trennung der beiden Kladen erfolgte bereits im Pliozan vor rund 4 42 Millionen Jahren Die Gruppe mit dem Sibirischen Moschustier differenzierte sich als altere Linie dann wenig spater vor rund 3 5 Millionen Jahren heraus Die jungere Gruppe um das Schwarze Moschustier entstand dagegen erst ab dem Unteren Pleistozan Die Daten verweisen auf einen Ursprung der Gattung Moschus im heutigen Tibet das sich im Zeitraum von vor rund 8 bis 2 6 Millionen Jahren im Zuge der Auffaltung des Himalaya um bis zu 3 000 Meter anhob Die Ansicht stimmt mit der Out of Tibet Hypothese eines Ursprungs einiger grosserer kalteangepasster Saugetiere in dem heutigen Hochland uberein 5 8 Das nicht naher verwandte Afrikanische Hirschferkel wird gelegentlich auch als Wassermoschustier bezeichnet Fossil sind Moschustiere seit dem Oligozan bezeugt Aus dem Miozan ist die Gattung Micromeryx aus Europa bekannt 9 10 Literatur BearbeitenRonald M Nowak Walker s Mammals of the World Johns Hopkins University Press 1999 ISBN 0 8018 5789 9 Leonard Lee Rue The Encyclopedia of Deer Voyageur Press Stillwater 2003 ISBN 0 89658 590 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Moschustiere Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien WWF Parfum und Medizin mit MoschusEinzelbelege Bearbeiten A Hassanin E J Douzery Molecular and morphological phylogenies of ruminantia and the alternative position of the moschidae In Systematic biology Band 52 Nummer 2 April 2003 S 206 228 PMID 12746147 a b c d Rue S 28 Gallenblase Moschusdruse a b c Rue S 30 Colin Peter Groves Family Moschidae Musk deer In Don E Wilson Russell A Mittermeier Hrsg Handbook of the Mammals of the World Volume 2 Hooved Mammals Lynx Edicions Barcelona 2011 ISBN 978 84 96553 77 4 S 336 348 a b Tao Pan Hui Wang Chaochao Hu Zhonglou Sun Xiaoxue Zhu Tao Meng Xiuxiang Meng und Baowei Zhang Species Delimitation in the Genus Moschus Ruminantia Moschidae and Its High Plateau Origin PLoS ONE 10 8 2015 S e0134183 doi 10 1371 journal pone 0134183 Moschustiere in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN Abgerufen am 25 August 2009 Don E Wilson DeeAnn M Reeder Hrsg Mammal Species of the World A Taxonomic and Geographic Reference 3 Auflage Johns Hopkins University Press Baltimore 2005 ISBN 0 8018 8221 4 Sang In Kim Mu Yeong Lee Hey Sook Jeon Sang Hoon Han und Junghwa An Complete mitochondrial genome of Siberian musk deer Moschus moschiferus Artiodactyla Moschidae and phylogenetic relationship with other moschus species Mitochondrial DNA Part B Resoures 2 2 2017 S 860 861 Urzeitlicher Vampirhirsch in Suddeutschland entdeckt auf Scinexx vom 23 Oktober 2017 Manuela Aiglstorfer Loic Costeur Bastien Mennecart Elmar P J Heizmann Micromeryx eiselei A new moschid species from Steinheim am Albuch Germany and the first comprehensive description of moschid cranial material from the Miocene of Central Europe In PLOS One 16 Oktober 2017 doi 10 1371 journal pone 0185679 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Moschustiere amp oldid 235874693