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Die Dirac Gleichung ist eine grundlegende Gleichung der relativistischen Quantenmechanik Sie beschreibt die Eigenschaften und das Verhalten eines fundamentalen Fermions mit Spin 1 2 zum Beispiel Elektron Quark Sie wurde 1928 von Paul Dirac entwickelt 1 und erfullt im Gegensatz zur Schrodingergleichung die Anforderungen der speziellen Relativitatstheorie Die Dirac Gleichung ist eine partielle Differentialgleichung erster Ordnung sowohl in den drei Raumkoordinaten als auch in der Zeit im Einklang mit der von der speziellen Relativitatstheorie geforderten Invarianz unter Lorentz Transformationen Im nichtrelativistischen Grenzfall v c 0 displaystyle tfrac v c to 0 geht sie in die Pauli Gleichung uber die im Gegensatz zur Schrodingergleichung noch die Spin Bahn Kopplung und weitere Terme enthalt Jede Losung der Dirac Gleichung entspricht einem moglichen Zustand des betreffenden Teilchens mit der Besonderheit dass zur Darstellung dieses Zustands vier raumliche Wellenfunktionen notig sind s Dirac Spinor statt zwei in der nichtrelativistischen Theorie mit Spin oder einer einzigen im Fall von spinlosen Teilchen Fur die von der Dirac Gleichung beschriebenen Teilchen gilt Fur ein freies Teilchen ist die relativistische Energie Impuls Beziehung E m 2 c 4 p 2 c 2 displaystyle E sqrt m 2 c 4 p 2 c 2 erfullt Fur ein Teilchen im elektrostatischen Feld einer Punktladung ergibt sich das Wasserstoffspektrum mit seiner Feinstruktur Das Teilchen hat einen Eigendrehimpuls Spin der die Quantenzahl 1 2 hat und weil dies in der klassischen Physik nicht vorkommt nicht wie bei einem Kreisel auf die Rotation einer Massenverteilung zuruckgehen kann Tragt das Teilchen eine elektrische Ladung so ist mit dem Spin stets auch ein magnetisches Dipolmoment verknupft Spinmagnetismus Im Vergleich mit dem magnetischen Dipol den das Teilchen durch eine Rotationsbewegung bei gleich grossem Drehimpuls hervorrufen wurde orbitaler Magnetismus hat das mit dem Spin verbundene Moment die doppelte Starke s Anomales magnetisches Moment des Elektrons Zu dem Teilchen existiert ein Antiteilchen zum Elektron also ein sog Positron mit derselben Masse und demselben Spin aber mit entgegengesetzter Ladung und magnetischem Moment Alle genannten Eigenschaften entsprechen den experimentellen Befunden Zur Zeit der Entdeckung der Dirac Gleichung 1928 waren die vier erstgenannten schon bekannt nicht aber ihre gemeinsame Grundlage Die letztgenannte Eigenschaft wurde durch die Dirac Gleichung vorhergesagt und der erste Nachweis eines Antiteilchens gelang 1932 Carl David Anderson 2 s Positron Der in der Diracgleichung vorkommende Differentialoperator spielt auch in der Mathematik Differentialgeometrie eine grosse Rolle Dirac Operator Inhaltsverzeichnis 1 Dirac Gleichung eines ungeladenen Teilchens 2 Impulsraum und Slash Notation 3 Eichinvarianz und elektromagnetische Wechselwirkung 4 Schrodingerform 5 Herleitung des gyromagnetischen Faktors 6 Realisierungen in Hochenergie und Festkorperphysik 7 Literatur 7 1 Artikel 7 2 Bucher 8 Einzelnachweise und FussnotenDirac Gleichung eines ungeladenen Teilchens BearbeitenDie Dirac Gleichung ist ein System von vier gekoppelten partiellen Differentialgleichungen fur die vier Komponentenfunktionen des Dirac Spinors ps x displaystyle psi x nbsp Die Variable x displaystyle x nbsp steht hier fur x x 0 x 1 x 2 x 3 displaystyle x x 0 x 1 x 2 x 3 nbsp worin der obere Index 0 die Zeit t x 0 displaystyle t x 0 nbsp und die Indizes 1 bis 3 die Ortskoordinaten x 1 x 2 x 3 displaystyle x 1 x 2 x 3 nbsp bezeichnen In naturlichen Masseinheiten mit c 1 ℏ displaystyle c 1 hbar nbsp lautet die Dirac Gleichung fur ein ungeladenes Teilchen der Masse m displaystyle m nbsp i m 0 3 g m x m m ps x 0 displaystyle left mathrm i sum mu 0 3 gamma mu frac partial partial x mu m right psi x 0 nbsp Der Ausdruck in eckigen Klammern ist die Standardform eines Dirac Operators Die konstanten Gamma oder Dirac Matrizen g 0 g 1 g 2 displaystyle gamma 0 gamma 1 gamma 2 nbsp und g 3 displaystyle gamma 3 nbsp wirken im Raum der vier Komponenten des Spinors und koppeln sie aneinander Die Produkte von zwei Gamma Matrizen haben die folgenden Eigenschaften g m g n g n g m m n 0 1 2 3 m n displaystyle gamma mu gamma nu gamma nu gamma mu quad mu nu in 0 1 2 3 mu neq nu nbsp g 0 g 0 g 1 g 1 g 2 g 2 g 3 g 3 1 displaystyle gamma 0 gamma 0 gamma 1 gamma 1 gamma 2 gamma 2 gamma 3 gamma 3 1 nbsp Damit bilden sie eine Clifford oder Dirac Algebra Wird der Dirac Operator i m 0 3 g m x m m displaystyle mathrm i sum mu 0 3 gamma mu frac partial partial x mu m nbsp auf beide Seiten der Dirac Gleichung angewandt entkoppeln die vier Differentialgleichungen und man erhalt fur jede Komponente von ps displaystyle psi nbsp die Klein Gordon Gleichung 2 x 0 2 2 x 1 2 2 x 2 2 2 x 3 2 m 2 ps x 0 displaystyle Bigl frac partial 2 partial x 0 2 frac partial 2 partial x 1 2 frac partial 2 partial x 2 2 frac partial 2 partial x 3 2 m 2 Bigr psi x 0 nbsp Die zweimalige Anwendung eines Dirac Operators fuhrt also auf die Klein Gordon Gleichung weshalb die Dirac Gleichung auch als die Wurzel aus der Klein Gordon Gleichung angesehen wird Fur ein Teilchen in einem Impulseigenzustand ergibt die Klein Gordon Gleichung in der Reihenfolge ihrer Terme E 2 p 2 m 2 0 displaystyle E 2 vec p 2 m 2 0 nbsp also die relativistische Energie Impuls Beziehung eines Teilchens der Masse m displaystyle m nbsp Jede irreduzible Darstellung der Dirac Algebra besteht aus 4 4 displaystyle 4 times 4 nbsp Matrizen In der Standard oder Dirac Darstellung haben sie die folgende Form verschwindende Matrixelemente mit Wert Null sind dabei nicht angeschrieben g 0 1 1 1 1 g 1 1 1 1 1 g 2 i i i i g 3 1 1 1 1 displaystyle begin array c c gamma 0 begin pmatrix 1 amp amp amp amp 1 amp amp amp amp 1 amp amp amp amp 1 end pmatrix amp gamma 1 begin pmatrix amp amp amp 1 amp amp 1 amp amp 1 amp amp 1 amp amp amp end pmatrix amp gamma 2 begin pmatrix amp amp amp mathrm i amp amp mathrm i amp amp mathrm i amp amp mathrm i amp amp amp end pmatrix amp gamma 3 begin pmatrix amp amp 1 amp amp amp amp 1 1 amp amp amp amp 1 amp amp end pmatrix end array nbsp Die beiden ersten Komponenten von g 0 displaystyle gamma 0 nbsp bilden also die zweikomponentige Einheitsmatrix die beiden letzten Komponenten deren Negatives Analog ergeben die beiden oberen Komponenten der zweiten dritten bzw vierten g displaystyle gamma nbsp Matrix die drei 2 2 Pauli Matrizen s j displaystyle sigma j nbsp und die beiden letzten Komponenten von g j displaystyle gamma j nbsp deren Negatives Letztere gehen im nichtrelativistischen Grenzfall wie v c displaystyle v c nbsp gegen Null Damit eignet sich diese Darstellung die Standarddarstellung besonders fur die Behandlung langsam bewegter Elektronen In der dazu mathematisch und physikalisch aquivalenten Weyl Darstellung ist das Spinor Transformationsverhalten bei Lorentztransformationen besonders einfach in der ebenfalls aquivalenten Majorana Darstellung ist die Dirac Gleichung ein reelles Gleichungssystem Weitere Darstellungen erhalt man durch Aquivalenztransformationen Die vier Gamma Matrizen lassen sich in symbolischer Schreibweise zu dem kontravarianten 4 Vektor g m g 0 g 1 g 2 g 3 displaystyle gamma mu begin pmatrix gamma 0 gamma 1 gamma 2 gamma 3 end pmatrix nbsp zusammenfassen Dann hat der erste Term der Dirac Gleichung die Form eines Skalarprodukts der Vektoren g m displaystyle gamma mu nbsp und x m displaystyle frac partial partial x mu nbsp Dieses ist bei Lorentztransformation jedoch nicht invariant denn g m displaystyle gamma mu nbsp bleibt konstant Die Lorentzinvarianz der Dirac Theorie ergibt sich erst dadurch dass der Dirac Operator auf einen Spinor ps displaystyle psi nbsp wirkt dessen vier Komponenten geeignet mittransformiert werden Im Endergebnis geht damit eine Losung ps x displaystyle psi x nbsp der Dirac Gleichung durch Lorentztransformation in eine Losung der entsprechend transformierten Dirac Gleichung uber Impulsraum und Slash Notation BearbeitenNeben der eben beschriebenen Form im Ortsraum kann die Dirac Gleichung auch im Impulsraum aufgeschrieben werden Sie lautet dann g m p m m ps p 0 displaystyle Bigl gamma mu p mu m Bigr psi p 0 nbsp wobei zur Abkurzung die einsteinsche Summenkonvention benutzt wurde die besagt dass uber gleiche Indizes summiert wird In der noch weiter vereinfachten Feynman Slash Notation wird das Skalarprodukt mit den Gamma Matrizen durch ein Slash Symbol ausgedruckt Es ergibt sich im Ortsraum i m ps x 0 displaystyle Bigl mathrm i partial m Bigr psi x 0 nbsp und im Impulsraum gilt p m ps p 0 displaystyle Bigl p m Bigr psi p 0 nbsp Eichinvarianz und elektromagnetische Wechselwirkung BearbeitenWenn ps x displaystyle psi x nbsp die Dirac Gleichung lost dann lost auch der mit einer Phase a displaystyle alpha nbsp multiplizierte Spinor e i q a ps displaystyle mathrm e mathrm i q alpha psi nbsp die Dirac Gleichung Da alle physikalisch messbaren Grossen mit jedem Faktor ps displaystyle psi nbsp auch den konjugiert komplexen Faktor ps displaystyle psi nbsp enthalten sind sie und die Dirac Gleichung invariant unter dieser Phasentransformation des Dirac Spinors ps displaystyle psi nbsp Bei nichtkonstantem a displaystyle alpha nbsp ergibt das eine zusatzliche U 1 Eichinvarianz und die partiellen Ableitungen mussen durch sog kovariante Ableitungen ersetzt werden Aus der Forderung der Invarianz unter allen Phasentransformationen die stetig differenzierbar von Zeit und Ort abhangen ps x e i q a x ps x displaystyle psi prime x mathrm e mathrm i q alpha x psi x nbsp ergibt sich die Notwendigkeit diepartiellen Ableitungen in der Dirac Gleichung durch die kovariante Ableitung zu ersetzen D m x m i q A m displaystyle D mu frac partial partial x mu mathrm i qA mu nbsp Die hier auftretenden vier Funktionen A m displaystyle A mu nbsp bilden in der Physik das sog Viererpotential oder Eichfeld Mathematisch handelt es sich um eine Konnexion oder einen Zusammenhang Definiert man das transformierte Eichfeld durch A m A m a x x m displaystyle A mu prime A mu frac partial alpha x partial x mu nbsp dann lost ps displaystyle psi nbsp die Dirac Gleichung mit dem Eichfeld A m displaystyle A mu nbsp i m 0 3 g m x m q m 0 3 g m A m m ps x 0 displaystyle left mathrm i sum mu 0 3 gamma mu frac partial partial x mu q sum mu 0 3 gamma mu A mu m right psi x 0 nbsp oder in Slash Notation i q A m ps x 0 displaystyle left mathrm i partial qA m right psi x 0 nbsp genau dann wenn der transformierte Dirac Spinor die Dirac Gleichung mit dem transformierten Eichfeld erfullt Transformationen deren Parameter so wie hier die Phase a x displaystyle alpha x nbsp beliebig von Zeit und Ort abhangen durfen heissen in der Physik lokale Eichtransformationen Bei dem Eichfeld handelt es sich um das skalare Potential ϕ displaystyle phi nbsp und das Vektorpotential A displaystyle vec A nbsp der Elektrodynamik A 0 A 1 A 2 A 3 ϕ A x A y A z displaystyle A 0 A 1 A 2 A 3 phi A x A y A z nbsp Wenn man sie wie angegeben transformiert bleiben die elektrische und magnetische Feldstarke E ϕ A t sowie B A displaystyle vec E vec nabla phi frac partial vec A partial t quad mbox sowie quad vec B vec nabla times vec A nbsp und alle anderen messbaren Grossen unverandert Die Dirac Gleichung mit kovarianter Ableitung und die Elektrodynamik sind invariant unter beliebigen zeit und ortsabhangigen Transformationen der Phase des Dirac Spinors Der Parameter q displaystyle q nbsp in der kovarianten Ableitung bestimmt die Starke der Ankopplung der elektromagnetischen Potentiale an den Dirac Spinor Er entspricht dabei genau der elektrischen Ladung des Teilchens Die Ersetzung der partiellen Ableitungen in der Dirac Gleichung durch eine kovariante Ableitung koppelt die elektromagnetischen Potentiale an den Dirac Spinor Man spricht dabei von sog minimaler Kopplung im Gegensatz zu einem Kopplungsterm wie magnetische Feldstarke mal Dirac Spinor der auch eichinvariant ware aber nicht zur Erganzung einer Ableitung zu einer kovarianten Ableitung erforderlich ist Schrodingerform BearbeitenNach Multiplikation mit g 0 displaystyle gamma 0 nbsp kann man wegen g 0 2 1 displaystyle gamma 0 2 1 nbsp in der Dirac Gleichung nach der Zeitableitung auflosen und die Dirac Gleichung in die Form einer Schrodinger Gleichung bringen i t ps H Dirac ps displaystyle mathrm i frac partial partial t psi H text Dirac psi nbsp H Dirac k 1 3 a k i x k q A k g 0 m q ϕ displaystyle H text Dirac sum k 1 3 alpha k left mathrm i frac partial partial x k qA k right gamma 0 m q phi nbsp Die hier auftretenden 4 4 Matrizen die leicht von den entsprechenden g displaystyle gamma nbsp Matrizen verschieden sind a k g 0 g k displaystyle alpha k gamma 0 gamma k nbsp lassen sich ebenfalls kompakt mit Hilfe der Pauli Matrizen durch Blocke von 2 2 Matrizen s 2 2 k displaystyle sigma 2 times 2 k nbsp beschreiben a k s 2 2 k s 2 2 k k 1 2 3 g 0 1 2 2 1 2 2 displaystyle alpha k begin pmatrix amp sigma 2 times 2 k sigma 2 times 2 k amp end pmatrix k in 1 2 3 quad gamma 0 begin pmatrix 1 2 times 2 amp amp 1 2 times 2 end pmatrix nbsp Der Differentialoperator auf der rechten Seite der Schrodinger Gleichung ist der zur Dirac Gleichung gehorige Hamiltonoperator H Dirac displaystyle H text Dirac nbsp Die moglichen Energien des Teilchens sind Eigenwerte dieses Hamiltonoperators Dabei zeigt die mathematische Untersuchung im Fall eines ungeladenen Teilchens q 0 displaystyle q 0 nbsp dass das Spektrum positive und negative Werte enthalt ebenso wie man aus der Energie Impuls Relation der Klein Gordon Gleichung E 2 p 2 m 2 displaystyle E 2 vec p 2 m 2 nbsp in naturlichen Masseinheiten mit c 1 ℏ displaystyle c 1 hbar nbsp die positiven und negativen Energiewerte E m 2 p 2 displaystyle E pm sqrt m 2 vec p 2 nbsp erhalt Da Teilchen mit negativer Energie nie beobachtet wurden und da eine Welt mit Teilchen deren Energien nach oben und nach unten unbeschrankt ist instabil ware postulierte Dirac dass das Vakuum ein Dirac See sei in dem jeder denkbare Zustand negativer Energie schon besetzt sei sodass weitere Elektronen nur positive Energien annehmen konnten Fuge man diesem Dirac See genugend Energie mindestens die Ruheenergie zweier Elektronen hinzu so konne man einem See Elektron positive Energie verleihen und das entstehende Loch verhielte sich wie ein Zustand mit der restlichen ebenfalls positiven Energie und der fehlenden entgegengesetzten Ladung So sagte Dirac die Existenz von Antiteilchen und die Paarerzeugung von Elektron Positron Paaren voraus die ein Jahr spater beobachtet wurden Die Vorstellung eines Dirac Sees gilt allerdings heute als unhaltbar 3 und ist durch die Feynman Stuckelberg Interpretation ersetzt Sie deutet die Dirac Gleichung als Gleichung fur ein Quantenfeld ps x displaystyle psi x nbsp das ist mathematisch ein Operator der in den quantenmechanischen Zustanden Teilchen oder Antiteilchen erzeugt oder vernichtet Die Erzeugung und Vernichtung von Teilchen wahrend der Wechselwirkung des Elektrons mit dem Proton fuhrt in der Quantenelektrodynamik zu einer kleinen Verschiebung der Energien verschiedener Zustande des Wasserstoffatoms die ohne diese Erzeugungs und Vernichtungsvorgange gleiche Energie hatten Die berechnete Grosse dieser Lamb Verschiebung stimmt innerhalb der Messgenauigkeit von sechs Stellen mit dem gemessenen Wert uberein Die Erzeugung und Vernichtung von Teilchen wahrend der Wechselwirkung des Elektrons mit einem Magnetfeld andert auch den Dirac Wert g 2 displaystyle g 2 nbsp des gyromagnetischen Faktors Sie bewirkt ein sogenanntes anomales magnetisches Moment von dem man auch als g 2 Anomalie spricht Der in der Quantenelektrodynamik berechnete Wert von g displaystyle g nbsp stimmt mit dem gemessenen Wert auf zehn Dezimalstellen uberein Herleitung des gyromagnetischen Faktors BearbeitenAusgehend von der Schrodingerform der Dirac Gleichung fur ein Teilchen im elektromagnetischen Feld wird der Dirac Spinor in zwei Zweierspinoren aufgespalten i t f 1 f 2 s k p k f 2 s k p k f 1 q ϕ f 1 f 2 m f 1 f 2 displaystyle mathrm i partial t begin pmatrix varphi 1 varphi 2 end pmatrix begin pmatrix sigma k pi k varphi 2 sigma k pi k varphi 1 end pmatrix q phi begin pmatrix varphi 1 varphi 2 end pmatrix m begin pmatrix varphi 1 varphi 2 end pmatrix nbsp mit p k i k q A k displaystyle pi k mathrm i partial k qA k nbsp Unter der Annahme dass sich das Teilchen nur langsam bewegt sodass seine Energie nur wenig grosser als seine Ruheenergie ist kann die schnelle Zeitentwicklung die von der Ruheenergie herruhrt abgespalten werden f 1 f 2 e i m t f x displaystyle begin pmatrix varphi 1 varphi 2 end pmatrix mathrm e mathrm i mt begin pmatrix varphi chi end pmatrix nbsp Aus diesem Ansatz folgt i t f x s k p k x s k p k f q ϕ f x 0 2 m x displaystyle mathrm i partial t begin pmatrix varphi chi end pmatrix begin pmatrix sigma k pi k chi sigma k pi k varphi end pmatrix q phi begin pmatrix varphi chi end pmatrix begin pmatrix 0 2m chi end pmatrix nbsp In der zweiten Zeile sind nach Annahme sowohl die Zeitableitung als auch die kinetischen Energien und die elektrostatische Energie klein gegenuber der Ruheenergie m displaystyle m nbsp Daher ist x displaystyle chi nbsp klein gegen f displaystyle varphi nbsp und ungefahr gleich x s k p k 2 m f displaystyle chi approx frac sigma k pi k 2m varphi nbsp In die erste Zeile eingesetzt ergibt sich i t f s k p k 2 2 m f q ϕ f displaystyle mathrm i partial t varphi frac sigma k pi k 2 2m varphi q phi varphi nbsp Fur das Produkt der Pauli Matrizen erhalt man s k p k 2 d i j i e i j k s k p i p j p 2 q s k B k displaystyle sigma k pi k 2 delta ij mathrm i varepsilon ijk sigma k pi i pi j vec pi 2 q sigma k B k nbsp Der Spinor f displaystyle varphi nbsp genugt daher der Pauli Gleichung mit dem nichtklassischen Wert g 2 displaystyle g 2 nbsp i t f p 2 2 m f q ϕ f g q 2 m S k B k f displaystyle mathrm i partial t varphi frac vec pi 2 2m varphi q phi varphi g frac q 2m S k B k varphi nbsp Dabei sind S k s k 2 displaystyle S k tfrac sigma k 2 nbsp die Komponenten des Spin Operators Im homogenen Magnetfeld gilt ϕ 0 A 1 2 B x displaystyle phi 0 vec A tfrac 1 2 vec B times vec x nbsp und mit p k i k displaystyle p k mathrm i partial k nbsp p q A 2 p 2 q L B displaystyle vec p q vec A 2 vec p 2 q vec L cdot vec B nbsp wenn man Terme vernachlassigt die quadratisch in B displaystyle vec B nbsp sind Dann besagt die Pauli Gleichung i t f p 2 2 m f q 2 m L g S B f displaystyle mathrm i partial t varphi frac vec p 2 2m varphi frac q 2m vec L g vec S cdot vec B varphi nbsp Das Magnetfeld koppelt folglich nicht nur an den Bahndrehimpuls L displaystyle vec L nbsp und tragt nicht nur q 2 m L B displaystyle tfrac q 2m vec L cdot vec B nbsp zur Energie bei Der Faktor q 2 m displaystyle tfrac q 2m nbsp ist das Magneton des Teilchens In Drehimpulseigenzustanden ist L B displaystyle vec L cdot vec B nbsp ein ganzzahliges Vielfaches der Magnetfeldstarke B displaystyle vec B nbsp Dagegen ergibt S B displaystyle vec S cdot vec B nbsp ein halbzahliges Vielfaches das erst nach Multiplikation mit g displaystyle g nbsp ganzzahlig wird 4 Realisierungen in Hochenergie und Festkorperphysik BearbeitenDie Dirac Gleichung bildet nach Quantisierung des zugehorigen klassischen Feldes 5 die Grundlage der relativistischen Quantenfeldtheorien der Hochenergiephysik Erst seit wenigen Jahren 6 weiss man dass auch bei nichtrelativistischen Energien Realisierungen existieren namlich bei Graphenen das sind Schichtsysteme die mit Graphit zusammenhangen Und zwar braucht man hier nur den Grenzwert verschwindender Masse sog chiraler Limes m 0 displaystyle m 0 nbsp zu betrachten und es ist zusatzlich die Lichtgeschwindigkeit c displaystyle c nbsp durch die Grenzgeschwindigkeit v F displaystyle v F nbsp des Elektronensystems die sog Fermi Geschwindigkeit zu ersetzen Als Konsequenz sind bei diesem System Energie E displaystyle E nbsp und Impuls p displaystyle p nbsp zueinander proportional E p displaystyle E propto p nbsp wahrend sonst bei nichtrelativistischen Elektronen E p 2 displaystyle E propto p 2 nbsp gilt Daruber hinaus ergeben sich zahlreiche weitere Besonderheiten 6 Literatur BearbeitenArtikel Bearbeiten P A M Dirac The Quantum Theory of the Electron In Proceedings of the Royal Society of London Series A Band 117 Nr 778 1 Januar 1928 S 610 624 doi 10 1098 rspa 1928 0023 P A M Dirac The Quantum Theory of the Electron Part II In Royal Society of London Proceedings Series A Band 118 1 Februar 1928 S 351 361 P A M Dirac A Theory of Electrons and Protons In Proceedings of the Royal Society of London Series A Containing Papers of a Mathematical and Physical Character Band 126 Nr 801 1930 S 360 365 JSTOR 95359 Carl D Anderson The Positive Electron In Physical Review Band 43 Nr 6 15 Februar 1933 S 491 494 doi 10 1103 PhysRev 43 491 Bucher Bearbeiten James Bjorken Sidney Drell Relativistische Quantenmechanik Mannheim Bibliographisches Institut 1990 BI Hochschultaschenbucher 98 98a ISBN 3 411 00098 8 Engl Originalausgabe Relativistic Quantum Mechanics McGraw Hill New York 1964 ISBN 0 07 005493 2 James Bjorken Sidney Drell Relativistische Quantenfeldtheorie Dt Ubers J Benecke D Maison E Riedel Unverand Nachdruck Mannheim Zurich BI Wissenschaftsverlag 1993 BI Hochschultaschenbuch 101 ISBN 3 411 00101 1 Engl Originalausgabe Relativistic Quantum Fields McGraw Hill New York 1965 ISBN 0 07 005494 0 R P Feynman Quantenelektrodynamik 4 Auflage ISBN 3 486 24337 3 Walter Greiner Relativistische Quantenmechanik Wellengleichungen Band 6 ISBN 3 8171 1022 7 Franz Schwabl Quantenmechanik fur Fortgeschrittene QM II ISBN 978 3 540 25904 6 Einzelnachweise und Fussnoten Bearbeiten PAM Dirac The Quantum Theory of the Electron In Proceedings of the Royal Society of London Series A Containing Papers of a Mathematical and Physical Character A Nr 778 1928 S 610 624 doi 10 1098 rspa 1928 0023 Online C D Anderson The Positive Electron In Physical Review Band 43 Nr 6 1933 S 491 494 doi 10 1103 PhysRev 43 491 Online J Schwinger A Report on Quantum Electrodynamics In The Physicist s Conception of Nature Reidel Dordrecht 1973 S 415 Bei isolierten Atomen oder Ionen muss man den Gesamt Bahndrehimpuls und den Gesamt Spindrehimpuls des Atoms bzw Ions zu einem Gesamtdrehimpuls J L S addieren und erhalt den sog Lande Faktor g L S J Dieser ist 1 bei reinem Gesamt Bahndrehimpuls und 2 bei reinem Gesamt Spindrehimpuls und hat sonst von 1 und 2 verschiedene Werte Wenn ferner die betroffenen Atome in einen Festkorper eingebaut sind erhalt man Zusatzbeitrage die g displaystyle g nbsp wesentlich verandern konnen Der Ferro und Paramagnetismus typischer Reprasentanten ferromagnetischer oder paramagnetischer fester Korper bzw paramagnetischer Molekule ist trotzdem meist uberwiegend Spinmagnetismus weil experimentell sehr oft g 2 displaystyle g sim 2 nbsp gemessen wird Oft spricht man von zweiter Quantisierung a b Siehe den Artikel Graphen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dirac Gleichung amp oldid 234062848