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Die Burg Crussol ist die Ruine einer mittelalterlichen Hohenburg auf einem Kalkfelsen im Tal der Rhone funf Kilometer westlich von Valence in der Region Auvergne Rhone Alpes Die Anlage steht auf der Gemarkung der Gemeinde Saint Peray deren Wappen die Farben der einstigen Burgherren zeigt Burg CrussolAnsicht der Burganlage von NordwestenAnsicht der Burganlage von NordwestenStaat FrankreichOrt Saint PerayEntstehungszeit 12 JahrhundertBurgentyp HohenburgErhaltungszustand RuineGeographische Lage 44 56 N 4 51 O 44 938333333333 4 8525 Koordinaten 44 56 18 N 4 51 9 Op3w1 Die heute sichtbare Anlage geht auf eine Grundung der Familie Bastet de Crussol kurz auch nur de Crussol genannt im 12 Jahrhundert zuruck Die Burgherren stiegen durch Heiraten Bundnisse und dem franzosischen Konigshaus geleistete Dienste gesellschaftlich auf Dies spiegelte sich durch Veranderungen grundlegende Umbauten und Vergrosserung ihrer Burg wider Eine ihrer Besitzungen wurde im 16 Jahrhundert zum Herzogtum erhoben und viele Familienmitglieder residierten aufgrund ihrer wichtigen Hofamter derweil in Paris Infolgedessen wurde die Anlage zu jener Zeit endgultig als Wohnsitz aufgegeben nachdem die Familie schon seit geraumer Zeit bevorzugt in komfortableren Schlossern in der Ebene gewohnt hatte Wahrend der Hugenottenkriege wurde die bereits vernachlassigte Anlage mehrfach von protestantischen und katholischen Truppen belagert beschadigt eingenommen geplundert und in Brand gesetzt ehe sie 1622 durch Sprengungen geschleift wurde Nachfolgend nicht mehr genutzt verfielen die Reste immer weiter bis die Fondation de Crussol in den 1960er Jahren mit deren Sicherung begann Die Burg steht seit dem 31 Mai 1927 als eingeschriebenes Monument historique monument historique inscrit unter Denkmalschutz 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 2 1 Lage 2 2 Burgruine 2 3 Naturschutzgebiet 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenEiner ortlichen Erzahlung zufolge soll der Riese Crussolius Konig der Arverner die Burg Crussol gegrundet und ihr damit ihren Namen gegeben haben 2 Diese Grundungslegende fusst vermutlich auf der Entdeckung riesiger versteinerter Knochen einige sieben andere neun Meter lang die im Jahr 1456 im nahe gelegenen Dorf Saint Peray gefunden wurden 3 Moglicherweise stammt der Name aber auch von dem lateinischen crux sola franzosisch croix solitar deutsch einsames Kreuz das auf das alteste bekannte Wappen der langjahrigen Burgbesitzer aus dem Haus Crussol hinweist das von einem Kreuz begleitet war 2 Der Burgfelsen war seit dem Jungpalaolithikum durchgangig besiedelt was Keramikscherben und Knochenfunde aus jener Zeit dem Neolithikum und der Bronzezeit sowie Keramik und Munzfunde vom Ende der Romischen Kaiserzeit und aus dem 8 Jahrhundert bezeugen 2 In einer Urkundensammlung der Abtei Saint Chaffre Le Monastier sur Gazeille findet sich ein Schriftstuck das die befestigte Anlage erstmals erwahnt als ein gewisser Robert der Abtei 963 Land sudlich des castello Cruseolis schenkte 2 Zu jener Zeit war es wohl einer Burg aus Holz die im Laufe der Zeit aber vollig verschwunden ist Im 12 Jahrhundert errichtete Giraud I Bastet ein Gefolgsmann des Grafen von Toulouse eine neue Burg die teilweise schon aus Stein bestand Er war durch seine Heirat mit Anges de Crussol im Jahr 1110 in den Besitz des Burfelsens gekommen 2 Durch die strategisch gunstige Lage konnte von dort das Rhonetal und damit der gesamte Warenverkehr sowie die Grenze Frankreichs zum Heiligen Romischen Reich kontrolliert werden Fur das Jahr 1185 ist bereits die Burgkapelle Notre Dame de Crussol uberliefert die Odon II der aus dem Haus Crussol stammende Bischof von Valence in jenem Jahr an die Abtei La Chaise Dieu in der Auvergne ubertrug 2 Er hatte sie nur kurz zuvor von seinem Neffen Guillaume I ubertragen bekommen 4 Forscher vermuten dass an ihrer Stelle zuvor ein romischer Marstempel gestanden hat und crux sola somit Sinnbild fur das siegreiche Christentums war 2 In den folgenden Jahrhunderten konnte die Familie Bastet de Crussol ihren Besitz durch geschickte Heiratspolitik vermehren und so ihre Machtposition ausbauen So ehelichte Giraud III Bastet Marguerite de Pagan die aus einer im Haut Vivarais einflussreichen Familie stammte und Jean Bastet heiratete im Oktober 1310 5 Beatrix de Poitiers eine Enkelin des Grafen Aymar III von Valentinois Die wachsende Bedeutung der Burgherren spiegelte sich in ihrem Wohnsitz wider Die Burg Crussol wurde bestandig um und ausgebaut und blieb wahrscheinlich sogar von Auswirkungen des Hundertjahrigen Kriegs verschont 6 Zu Hochzeiten lebten auf dem Burgareal dessen aussere Ringmauer ein befestigtes Dorf umschloss bis zu 700 Menschen 2 Im 15 Jahrhundert standen die Herren von Crussol im Zenit ihrer Macht Gabrielle Bastet de Crussol war Abtissin der Abtei Notre Dame de Soyons in Soyons und Louis Bastet de Crussol stieg am Konigshof unter Ludwig XI zu hochsten Wurden auf Unter anderem bekleidete er das Amt des Grossbrotmeisters von Frankreich und Gouverneur der Dauphine Die Herren von Crussol verbrachten aber auch immer mehr Zeit am Hof in Paris oder in ihrer 1220 durch Giraud II Bastet de Crussol erworbene 7 Burg in Charmes sur l Herbasse die wohnlicher und einfacher zu erreichen war Crussol wurde nur noch sporadisch genutzt 1486 heiratete Jacques I de Crussol Simone dʼUzes die Alleinerbin der Vizegrafschaft franzosisch Vicomte Uzes und erhielt den Landbesitz mit der Auflage Namen und Wappen von Uzes mit seinen zu kombinieren Nachfolgend hielt sich die Familie Crussol dʼUzes noch seltener auf ihrem Stammsitz auf sondern bevorzugte die wohnlicheren Stadtpalais und Schlosser in der Ebene Burg Crussol wurde zunehmend vernachlassigt Als die Vicomte 1565 von Konig Karl IX fur Antoine de Crussol dʼUzes zum Herzogtum erhoben wurde wandte sich dieser in den Hugenottenkriegen der katholischen Seite zu obwohl seine Familie eigentlich protestantisch war 6 Kurz nach seinem Tod bei der Belagerung von La Rochelle nahmen Protestanten 1573 8 die Burg Crussol ein die aber schon kurz darauf von katholischen Soldaten zuruckerobert wurde Im Gegenzug beschadigten Krafte der protestantischen Seite die Anlage die aber weiterhin in katholischer Hand blieb Im Fruhjahr 1577 erfolgte eine weitere Belagerung durch Protestanten Sie wurden am 24 Juni des Jahres von Soldaten die vom Bischof von Valence zur Unterstutzung der Burgbesatzung geschickt worden waren besiegt 9 1580 griffen protestantischen Truppen die Burg Crussol erneut an und diesmal waren sie erfolgreich Die Anlage wurde in Brand gesteckt der Donjon zerstort und die Verteidigungselemente der Burg stark beschadigt Trotz dieser Zerstorungen waren dort anschliessend noch Soldaten stationiert 10 Als die religiosen Konflikte 1621 wieder aufflammten liess die katholische Seite die Wehrmauer der Burg hastig und notdurftig wieder instand setzen Im August 1622 fluchtete der von der Familie Crussol dʼUzes eingesetzte Vogt nach Valence und uberliess sowohl die Burg als auch den Ort Saint Peray den Protestanten die daraufhin die Befestigungen der Burg durch Sprengungen endgultig zerstorten 11 12 Als Francois I de Crussol im Dezember 1624 auf einer Reise auf Burg Crussol Station machen wollte musste er bei seinem Vogt logieren weil der Stammsitz seiner Familie nicht mehr bewohnbar war 11 nbsp Die Burgruine im ersten Viertel des 20 Jahrhunderts1846 fuhrt das Artillerieregiment von Valence Ubungen auf dem Burgberg durch wobei ein Grossteil der noch vorhandenen Bausubstanz gesprengt wurde 11 1855 fuhrte eine Sprengung der Firma Vingard die unterhalb der Burgruine einen Steinbruch betrieb zum Einsturz von zwei Dritteln des damals noch stehenden Wohnbaus 13 14 Der elfte Herzog von Uzes Geraud de Crussol dʼUzes kaufte die derweil nicht mehr im Familienbesitz befindliche Anlage 1864 zuruck doch es sollte noch bis in die 1960er Jahre dauern ehe die 1964 gegrundete Fondation de Crussol erste Sicherungsmassnahmen durchfuhrte und das Burggelande wiederherrichtete 10 Zuvor hatte aber ein Blitzeinschlag im Jahr 1952 die Bausubstanz weiter dezimiert und den Nordturm der Burg zerstort 12 Die Fondation de Crussol bemuhte sich in den fruhen 1980er Jahren vergeblich darum die Burgruine vom Haus Crussol zu erwerben Schliesslich verkaufte Marie Louise Beziers Witwe des Marquis de Crussol die Anlage an einen Zusammenschluss der drei Gemeinden Saint Peray Guilheraud heute Guilherand Granges und Soyons Diese liessen die Ruine sichern und restaurieren Seit 1998 ist die Gemeinde Guilherand Granges alleinige Eigentumerin 14 Beschreibung BearbeitenLage Bearbeiten nbsp Burgruine Crussol und das Naturschutzgebiet auf dem Montagne de Crussol im Vordergrund rechts Saint PerayDie Burgruine steht auf einem 337 Meter 15 hohen Kalkfelsen 16 der die Gemeinde Guilherand Granges um etwa 200 Meter 15 uberragt Das Burgareal gehort jedoch zu der westlich der Ruine liegenden Gemeinde Saint Peray Der strategisch gunstig gewahlte Burgplatz ermoglichte die Kontrolle des Rhonetals und der Grenze Frankreichs die der Fluss bis in das 14 Jahrhundert zum Heiligen Romischen Reich bildete Ausserdem fuhrte dort die Strasse von Valence nach Le Puy en Velay und damit ein Jakobsweg nach Santiago de Compostela vorbei Die Kernburg der nur unmotorisiert zu erreichenden Anlage steht auf einem kleinen Felsplateau das an seiner ostlichen Seite steil ins Tal abfallt Vom Plateau bietet sich ein Blick der sich uber die Gebiete von vier verschiedenen Departements erstreckt Von den Alpen im Osten zu den Cevennen im Westen und vom Mont Pilat im Norden bis zum Mont Ventoux im Suden 17 Burgruine Bearbeiten Burg Crussol bestand aus einer auf dem hochsten Punkt des etwa drei Hektar 13 grossen Burgareals im Suden stehenden Kernburg einer westlich davon gelegenen Unterburg und einem befestigten Villette genannten Dorf im Norden Diese waren von einer gemeinsamen 335 Meter langen Ringmauer umschlossen die zwischen 0 8 und einem Meter dick sowie im Durchschnitt acht Meter hoch war 18 Zur Abwehr moglicher Angreifer besass die Mauer Hurden Das fast vollstandige Fehlen von Schiessscharten lasst vermuten dass sie vor dem 12 Jahrhundert errichtet wurde 19 Eingang zum Burgareal gewahrt ein befestigter aus dem 12 Jahrhundert 20 stammender Torbau franzosisch Chatelet mit vorgelagerter Barbakane an der am tiefsten gelegenen Nordseite des Areals Hinter dem Tor beginnt das Villette Das Dorf bestand aus etwa 100 einfachen Behausungen 12 die jedoch nicht zum permanenten Wohnen gedacht waren sondern als vorubergehender Zufluchtsort fur Anwohner aus der Umgebung im Falle einer Bedrohung Viele der Hauser dienten Vorratszwecken es gab aber auch eine Windmuhle zwei Backofen und eine der Muttergottes geweihte Kapelle 2 Die Dorfbauten sind heute alle Ruinen oder sogar ganzlich verschwunden Die hoher gelegene Kernburg ist vom Villette durch einen ausgedehnten unbebauten Bereich getrennt Sie bestand im Wesentlichen aus einem viereckigen Donjon mit angrenzendem Wohnbau samt Treppenturm die uber den nordwestlich davon gelegenen Burghof mit Zisterne und herrschaftlicher Burgkapelle zu erreichen waren Der Hof selbst war nur uber einen zwingerartigen Aufgang erreichbar Die in den Fels geschlagene Zisterne ist heute noch erkennbar die Burgkapelle hingegen vollig verschwunden Vom steinernen Wohnbau aus dem 13 Jahrhundert 19 ist nur noch die nordliche Giebelwand in voller Hohe erhalten seine sudliche Aussenmauer ist seit 1855 fast vollstandig eingesturzt Der an seiner Nordseite angebaute Treppenturm mit innenliegender Wendeltreppe ist nur in wenigen Resten erhalten Vom Donjon sind seit dem 17 Jahrhundert nur noch die Fundamente erkennbar Die Bebauung der einstigen Unterburg ist heute vollstandig verschwunden Der sie schutzende Teil der Ringmauer ist mit einem runden Eckturm und einen halbrunden Mauerturm verstarkt nbsp Ansicht des Burgbergs von Norden nbsp Ansicht der Kernburg von Sudwesten nbsp Eckturm der Ringmauer nbsp Ruinen des befestigten DorfsNaturschutzgebiet Bearbeiten Das Burgareal und seine direkte Umgebung auf dem Montage de Crussol bieten Raum fur eine vielfaltige Pflanzen und Tierwelt Zum Beispiel wachsen dort 40 verschiedene Orchideenarten darunter Bocks Riemenzunge Hummel Ragwurz und Pyramiden Hundswurz Einige der Orchideen Varietaten sind dort endemisch Zu den dort heimischen Tierarten zahlen Uhus Schlangenadler und Schwarzmilane ebenso wie Fledermause Wildschweine Perl und Westliche Smaragdeidechsen sowie zahlreiche Schmetterlings und Kaferarten 21 Aufgrund der grossen biologischen Vielfalt steht das gesamte Gebiet in zweifacher Hinsicht unter Naturschutz Zum einen ist es ein Natura 2000 Schutzgebiet und zum anderen ist es als Espace naturel sensible kurz ENS deutsch sensibler Naturraum eingestuft 21 Es ist genauso wie die Burgruine ganzjahrig frei zuganglich Von April bis November werden Fuhrungen angeboten Literatur BearbeitenHenri Baudson Le Chateau de Crussol Audin Lyon 1956 Michel Colardelle Jean Pierre Moyne Hrsg Chateaux medievaux en Rhone Alpes Conservation du patrimoine de lʼIsere Musee dauphinois Groble 2004 ISBN 2 905375 68 X S 86 87 Jean Baptiste Rendu Hrsg Chateaux de la Drome et de l Ardeche Atlas Verlag Evreux 2008 ISBN 978 2 7312 4341 3 S 87 92 Michel Riou Ardeche terre de chateaux La Fontaine de Siloe Montmelian 2002 ISBN 2 84206 214 0 S 102 113 Charles Laurent Salch Atlas des chateaux forts en France 19 Auflage Publitotal Strassburg 1988 S 89 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Burg Crussol Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Burg franzosisch Burg Crussol in der Base Merimee des franzosischen Kulturministeriums franzosisch Burg Crussol auf burgenwelt org Fotos aus der Base MemoireEinzelnachweise Bearbeiten Burg Crussol in der Base Merimee des franzosischen Kulturministeriums franzosisch Zugriff am 19 August 2021 a b c d e f g h i Michel Riou Ardeche terre de chateaux 2002 S 105 Le chateau de Crussol a t il ete construit par un geant Zugriff am 19 August 2021 Pierre Yves Laffont Chateaux pouvoirs et habitats en Vivarais Xe XIIIe siecle Band 2 Prosopographie des lignages chatelains vivarois Xe XIIIe siecle Dissertation an der Universitat Lumiere Lyon 2 Lyon 1998 S 117 Digitalisat Pierre Yves Laffont Chateaux pouvoirs et habitats en Vivarais Xe XIIIe siecle Band 2 Prosopographie des lignages chatelains vivarois Xe XIIIe siecle Dissertation an der Universitat Lumiere Lyon 2 Lyon 1998 S 124 Digitalisat a b Michel Riou Ardeche terre de chateaux 2002 S 106 Pierre Yves Laffont Chateaux pouvoirs et habitats en Vivarais Xe XIIIe siecle Band 2 Prosopographie des lignages chatelains vivarois Xe XIIIe siecle Dissertation an der Universitat Lumiere Lyon 2 Lyon 1998 S 119 Digitalisat Jean Baptiste Rendu Hrsg Chateaux de la Drome et de l Ardeche 2008 S 92 Michel Riou Ardeche terre de chateaux 2002 S 106 107 a b Geschichte auf der Website der Burg Zugriff am 19 August 2021 a b c Michel Riou Ardeche terre de chateaux 2002 S 107 a b c Informationen zur Burg Crussol auf burgenwelt org Zugriff am 19 August 2021 a b Informationen zur Burgruine auf burgen de Zugriff am 19 August 2021 a b Michel Riou Ardeche terre de chateaux 2002 S 110 a b Angaben gemass Geodaten auf geoportail gouv fr Charles Laurent Salch Atlas des chateaux forts en France 1988 S 89 Michel Riou Ardeche terre de chateaux 2002 S 104 Michel Riou Ardeche terre de chateaux 2002 S 113 a b Michel Riou Ardeche terre de chateaux 2002 S 111 Jean Baptiste Rendu Hrsg Chateaux de la Drome et de l Ardeche 2008 S 91 a b Informationen zum Naturschutzgebiet auf der Website der Burgruine Zugriff am 20 August 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Burg Crussol amp oldid 232811201