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Augusta Vindelicum auch Augusta Vindelicorum ist der romisch antike Name der Stadt Augsburg In der Antike wurde auch der Name Aelium Augustum auch Aelia Augusta verwendet Der Grunder der Stadt Kaiser AugustusDie romischen Provinzen im Alpenraum und das romische Strassennetz ca 150 n ChrWohl unter Kaiser Trajan 98 117 n Chr wurde sie zum Statthaltersitz der romischen Provinz Raetia erhoben Davor war Cambodunum Kempten die Hauptstadt der Provinz gewesen Raetia war unter Augustus von Rom erobert worden reichte vom Bodensee Lacus Brigantinus bis zum Inn Aenus und umfasste ursprunglich das heutige Gebiet von Schwaben mit dem Allgau Oberbayern westlich des Inns und Niederbayern sudlich der Donau Oberschwaben und Ost Wurttemberg Teile von Tirol westlich des Flusses Ziller Vorarlberg und der Schweiz Nach der Reichsreform unter Kaiser Diokletian und der Zweiteilung der bisherigen Provinz umfasste die Raetia Secunda lediglich noch die heutigen bayerischen Regierungsbezirke Schwaben und Oberbayern sowie Teile von Tirol die Raetia prima mit der Hauptstadt Chur umfasste hingegen das sudliche Ratien Inhaltsverzeichnis 1 Namensherkunft 2 Ansiedlung 3 Ausgrabungen 4 Literatur Auswahl 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseNamensherkunft BearbeitenDer erste Name Augusta stellt die weibliche Form von Augustus dar zu Ehren des Kaisers Augustus unter dessen Regierungszeit im Jahre 15 v Chr der Eroberungsfeldzug nach Ratien erfolgte und ein Militarlager als Keimzelle der spateren Stadt errichtet wurde Die Feminisierung des Namens beruht darauf dass das grammatische Geschlecht Genus von Stadten in der lateinischen Sprache oft weiblich ist vgl Roma Colonia Agrippina Mehrere Grundungen aus dieser Zeit tragen den ersten Namen Augusta im deutschen Sprachraum Augusta Raurica und Augusta Treverorum Der Beiname Vindelicorum ist Genitiv Plural von Vindelici bzw von Vindelix Nominativ Plural Vindelices Er bezeichnet den keltischen Volksstamm der Vindeliker der in diesem Teil Ratiens also zwischen Wertach lateinisch Virda und Lech lateinisch Licus ansassig war Die Namensform Augusta Vindelicorum wurde erst im 16 Jahrhundert von den lateinischen Sprachregeln und einer Inschrift gentes Vindelicorum quattuor auf dem Tropaeum Alpium La Turbie bei Monaco abgeleitet Historisch belegbar ist ab dem spaten 2 Jahrhundert nur die Form Augusta Vindelicum In der Regel wurde die Provinzhauptstadt offiziell als municipium Aelium Augustum bezeichnet Auf vielen zeitgenossischen Steindenkmalern ist die Kurzform Aelia Augusta uberliefert die aber ab 150 n Chr zunehmend von der Bezeichnung Augusta Vindelicum verdrangt wurde Der Geograph Claudius Ptolemaeus verwendete in seiner Weltbeschreibung an zwei Stellen die griechische Schreibweise Augusta Vindelikon Diese Namensform findet sich u a auch auf der beruhmten Tabula Peutingeriana der mittelalterlichen Kopie einer spatantiken Strassenkarte Ansiedlung BearbeitenAlteste Besiedlungsreste im Stadtgebiet des heutigen Stadtteils Augsburg Oberhausen datieren in die Jahre um 8 5 v Chr bis 6 9 n Chr Es handelt sich vielleicht um ein Militarlager Dieses Lager wurde eventuell bei einem Hochwasser vernichtet Um 5 15 n Chr wurde ein neues Lager auf der Augsburger Hochterrasse errichtet Nordostlich des heutigen Doms entstand ein Holz Erde Kastell mit uber 10 ha Innenflache fur eine ca 3000 Mann starke gemischte Einheit 1 Hier entwickelte sich auch eine Zivilsiedlung Kastellvicus Es konnten fur so einen Ort typische Streifenhauser nachgewiesen werden Das Kastell und die Zivilsiedlung sind bei einem Brand um 70 n Chr vernichtet worden Das Lager wurde nicht wieder aufgebaut doch bestand die Zivilsiedlung weiter die bald stadtischen Charakter erlangte Im Zentrum verdichtete sich die Bebauung und im Nordwesten entstanden neue Wohngebiete Schon damals hatte der Ort einen regelmassigen Stadtplan Nur im Norden und Westen verlief die Strassenfuhrung eher unregelmassig In Kaiser Hadrians Regierungszeit wurde die Stadt zum Municipium erhoben deren offizielle Bezeichnung danach municipium Aelium Augustum oder in Kurzform Aelia Augusta lautete Ab dieser Zeit wurden vermehrt Gebaude in Stein errichtet Die Stadt erhielt eine Stadtmauer die ein Gebiet von ca 80 ha umfasste Inschriften belegen vor allem eine Blutezeit im zweiten und fruhen dritten Jahrhundert In der Spatantike war die Stadt ungleich vielen anderen Orten in vollem Umfang weiter besiedelt Selbst am Ubergang zum funften Jahrhundert sind hier noch reprasentative Gebaude errichtet worden nbsp Romische Strassenverbindungen sudlich und westlich des LimesAugusta Vindelicum war Kreuzungspunkt wichtiger Romerstrassen Die Via Claudia Augusta hatte bei Ostiglia Anschluss an das Strassennetz nach Rom und verlief uber Verona Meran den Reschenpass Landeck uber Fussen nach Augusta Vindelicum und ging weiter zum Limes bei Donauworth Die Strasse wurde unter Drusus begonnen und zur Zeit des Kaisers Claudius im 1 Jahrhundert vollendet Strategisch wichtig war die Verbindung zur Legionsstadt Mainz Im ersten nachchristlichen Jahrhundert fuhrte dieser Weg entweder uber die Allgaustrasse nach Bregenz und dann uber Basel und Strassburg oder etwas kurzer uber Gunzburg auf der Donausudstrasse nach Kastell Hufingen und von dort weiter uber Basel nach Mainz Die Legio VIII Augusta schuf unter dem Kommando von Gnaeus Pinarius Cornelius Clemens im Jahre 74 eine Verbindung von Tuttlingen durch das Kinzigtal nach Argentoratum Strassburg mit Anschluss nach Mogontiacum Mainz Dies verkurzte die Strecke von Augsburg nach Argentoratum und Mainz ganz wesentlich Nicht zuletzt um die etwa 15 Jahre spater gebaute noch wesentlich kurzere romische Fernstrasse von Augsburg uber Gunzburg und Cannstatt nach Mainz militarisch zu sichern wurde der Obergermanisch Raetische Limes eingerichtet Die Allgaustrasse von Augsburg uber den Septimerpass nach Oberitalien verlief uber Cambodunum Kempten Allgau und Brigantium das heutige Bregenz am Bodensee Die Via Julia verband Augsburg Augusta Vindelicum mit Salzburg Iuvavum Unter Septimius Severus wurde die Via Raetia befestigt und nach und nach zur mit Wagen befahrbaren Strasse ausgebaut Die via raetia fuhrte von Verona uber Sterzing den Brenner Innsbruck und den Seefelder Sattel nach Augusta Vindelicum Sie liess als kurzere Verbindung die Via Claudia Augusta in den Hintergrund treten Ausgrabungen BearbeitenDiverse Ausgrabungen liefern ein relativ gutes Bild der antiken Stadt Sie war von einer Mauer umgeben die in etwa einen Halbkreis mit einem Durchmesser von 600 m bildete Im Suden scheint sich die Stadt auch ausserhalb der Stadtmauer ausgebreitet zu haben Im Zentrum waren die Strassen nach einem Schachbrettmuster angelegt Fur die Stadtbereiche im Norden und Westen ist dies jedoch nicht belegt Es gab zahlreiche Steingebaude wobei es aber auch viele in Fachwerkbauweise gab Von der Bebauung konnten ein Forum und eine Thermenanlage angegraben werden Zahlreiche Fundstucke aus dem romischen Augsburg werden heute im Romischen Museum in der ehemaligen Dominikanerkirche prasentiert Im Stadtgebiet sind nur noch wenige Reste der ehemaligen Provinzhauptstadt zu erkennen Entlang der Romermauer am Dom wurden die Kopien einiger Steindenkmaler aufgestellt deren Originale meist ins Romische Museum verbracht wurden Einige originale Inschriftenplatten und Grabmaler aus der Sammlung des Humanisten Konrad Peutinger 1465 1547 sind im Innenhof und der Tordurchfahrt des Peutingerhauses frei zuganglich Bei neueren Ausgrabungen auf einem ehemaligen Firmengelande wurden im Jahr 2021 romische Funde mit einem Gesamtgewicht von mehr als 400 kg geborgen u a bestehend aus rund 800 Munzen Waffen Werkzeugen Gefassen etc Sie belegen dass Augsburg der alteste Militarstutzpunkt im heutigen Bayern ist 2 An einer etwa 200 Meter entfernten Fundstelle wurde der Silberschatz von Augsburg mit rund 5000 silbernen Denaren aus dem 1 und 2 Jahrhundert entdeckt Literatur Auswahl BearbeitenAndreas Hartmann Sebastian Gairhos Salvatore Ortisi Gregor Weber Hrsg Das romische Augsburg Militarplatz Provinzhauptstadt Handelsmetropole Antike Welt Sonderheft WBG Darmstadt 2022 ISBN 978 3 8053 5340 3 Stefan Schmidt Wertvolle Miniaturen Antike Bronzestatuetten aus Augsburger Ausgrabungen und Sammlungen Likias Verlag Friedberg 2015 ISBN 978 3 9817006 3 3 Gertrud Platz Horster Kleine Bilder grosse Mythen Antike Gemmen aus Augsburg Likias Friedberg 2012 ISBN 978 3 9812181 7 6 Bernd Roeck Geschichte Augsburgs C H Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 53197 0 Nina Willburger Die Romische Wandmalerei in Augsburg Augsburger Beitrage zur Archaologie 4 Wissner Augsburg 2004 ISBN 3 89639 441 X Salvatore Ortisi Die Stadtmauer der raetischen Provinzhauptstadt Aelia Augusta Augsburg Die Ausgrabungen Lange Gasse 11 Auf dem Kreuz 58 Heilig Kreuz Str 26 und 4 Augsburger Beitrage zur Archaologie 2 Wissner Augsburg 2001 ISBN 3 89639 288 3 Wolfgang Zorn Augsburg Geschichte einer europaischen Stadt Von den Anfangen bis zur Gegenwart 4 uberarb und erg Aufl Wissner Augsburg 2001 ISBN 3 89639 319 7Weblinks BearbeitenStadtlexikon Augsburg Siedlungsgeschichte und Archaologie in Augusta vindelicum von Lothar Bakker 2019 mit zahlr Fotos abgerufen am 23 Dezember 2019Einzelnachweise Bearbeiten Susanne F Kohl Geschichte der Stadtentwasserung Augsburg 1 Auflage Stadt Augsburg Augsburg 2010 Ausgrabungen bestatigen Augsburg ist altester romischer Stutzpunkt in Bayern Abgerufen am 12 Oktober 2021 deutsch 48 374 10 8915 Koordinaten 48 22 26 4 N 10 53 29 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Augusta Vindelicum amp oldid 239172546