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Der Begriff Afrikanische Philosophie ist umstritten und wird von verschiedenen Philosophen zudem auch ganz unterschiedlich verwendet Obwohl aus Afrika stammende oder dort lehrende Philosophen auch in vielen westlich traditionellen Gebieten der Philosophie schreiben und forschen etwa zu den Fragen der Metaphysik Erkenntnistheorie Moralphilosophie und Politischen Philosophie beschaftigt sich ein grosser Teil der dort erscheinenden Literatur aber auch mit dem Wesen der afrikanischen Philosophie selbst Einer der Kernpunkte der Diskussion setzt sich mit der Frage auseinander was uberhaupt genau mit dem Ausdruck afrikanisch bezeichnet werden soll der Inhalt der dortigen Philosophie oder die Identitat der dortigen Philosophen Nach der ersten Ansicht wird eine Philosophie dann afrikanisch heissen wenn sie sich mit spezifisch afrikanischen Themen und Begriffen auseinandersetzt oder dort entwickelte Methoden verwendet nach der zweiten Meinung umfasst afrikanische Philosophie einfach denjenigen Teil der Philosophie der von afrikanischen Philosophen oder noch allgemeiner von Menschen afrikanischer Abstammung erbracht wird Im Folgenden wird afrikanische Philosophie vor allem unter der ersten der oben aufgefuhrten Rucksichten betrachtet da dadurch ihre vorhandenen Eigenheiten besonders klar und deutlich zum Ausdruck gebracht werden konnen Zudem wurde ein Wechsel der Perspektive auch keine wesentliche Anderung in den Resultaten bedeuten da faktisch afrikanische Philosophie im ersten Sinn mit solcher im zweiten Sinn noch zusammenfallt Der nun folgende historische Abriss wird zunachst personenzentriert vorgehen und Philosophen beleuchten die auf dem afrikanischen Kontinent geboren worden sind mit Beginn der Moderne sollen dann mehr und mehr der Inhalt und die Methode afrikanischer Philosophie im Vordergrund stehen Zunachst aber eine kurze Darstellung zur Entwicklung der afrikanischen Philosophie in der Antike Inhaltsverzeichnis 1 Antike bis Neuzeit 1 1 Sudlich der Sahara 1 2 Nordliches Afrika 2 Vier mogliche Kandidaten moderner afrikanischer Philosophie 2 1 Ethnophilosophie und philosophische Weisheit 2 2 Akademische Philosophie 2 3 Philosophische und theologische Renaissance Afrikas 2 4 Nationalistisch ideologisch gepragte Philosophie 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseAntike bis Neuzeit BearbeitenDie Geschichte der Philosophie im vormodernen Afrika kann anhand der geographischen Gegebenheiten in zwei grosse Gebiete eingeteilt werden Entwicklungen im sudlichen und im nordlichen Afrika Diese Unterteilung grundet sich wiederum auf zwei zueinander in Beziehung stehenden Faktoren dem Austausch mit anderen kulturellen und religiosen Traditionen wie etwa dem Judentum Christentum und dem Islam und der Entwicklung einer Schriftsprache Zunachst kann eine weitere Unterscheidung vorgenommen werden namentlich die zwischen den Philosophen einer und der Philosophie andererseits Paulin J Hountondji hat einmal angemerkt dass ohne eine Schriftsprache thousands of Socrates could never have given birth to Greek philosophy so thousands of philosophers without written works could never have given birth to an African philosophy 1 Selbst wenn hier also eine eher breit angelegte Definition des Begriffs Philosoph vorausgesetzt wird so hat etwa Joseph I Omoregebe vorgeschlagen ein Philosoph sei jemand who devotes a good deal of his time reflecting on fundamental questions about human life or the physical universe and who frequently and habitually does this 2 besteht immer noch ein deutlicher Unterschied zwischen der zusammenhanglosen Menge einzelner Gedanken eines solchen Denkers und der Kontinuitat eines Denkens das die Bezeichnung philosophische Tradition verdient Einfacher gewendet Selbst wenn es afrikanische Philosophen gibt und gegeben hat fuhrt das noch nicht notwendigerweise zur Etablierung einer eigenstandigen afrikanischen Philosophie Die zweite Sichtweise setzt mit einem alternativen Begriff von Philosophie ein Wenn wir annehmen dass jede Philosophie als eine koharente Menge von Annahmen uber Natur Welt sowie den Platz des Menschen darin beschrieben werden kann kann man bei fast allen Kulturen eine Art von philosophischem Denken nachweisen Ein solcher Begriff von Philosophie hangt dann auch nicht mehr vom Vorhandensein von Menschen ab die im Sinne des obigen Omoregbe schen Vorschlags philosophieren so wird eine afrikanische Philosophie auch ohne afrikanische Philosophen denkbar Eine fehlende Fahigkeit der afrikanischen Einwohner zu philosophischem Denken wird heutzutage von niemanden mehr ernsthaft vorgebracht und ware wohl auch schwierig zu begrunden Nach der gangigen Ansicht muss fur das Entstehen von philosophischem oder noch allgemeiner wissenschaftlichem Denken wahrscheinlich eine bestimmte Art von sozialer Struktur vorliegen dass etwa wenigstens ein Teil der Gesellschaft ausreichend Zeit und Musse zum Nachdenken und Diskutieren hat auch andere Faktoren werden genannt Selbst wenn man nun aber annehmen wurde dass sich im alten Afrika keinerlei philosophisches Denken herausgebildet hatte so ware das lediglich ein Hinweis darauf dass einer oder mehrere dieser kontingenten Faktoren dort eben nicht vorlagen die Fahigkeit seiner Einwohner zum Philosophieren kann dadurch aber kaum in Zweifel gezogen werden Sudlich der Sahara Bearbeiten So gibt es auch wenigstens ein sicheres Beispiel fur einen vormodernen aus dem sudlichen Afrika stammenden Philosophen im Omoregbe schen Sinn Anton Wilhelm Amo wurde als Sklave aus dem afrikanischen Awukenu etwa das heutige Ghana nach Europa verschleppt wuchs dort auf und erhielt eine fundierte Ausbildung Er erwarb akademische Grade in den Fachern Rechtswissenschaft und Philosophie und wurde schliesslich Professor an den Universitaten in Halle und Jena Zusatzlich kann noch Zar a Yaqob 1599 1693 genannt werden der zwar nicht weiter rezipiert wurde dafur ein Beispiel fur athiopische Philosophie im 17 Jahrhundert liefert Nordliches Afrika Bearbeiten Die Philosophie in Nordafrika hat eine reiche und wechselvolle Geschichte vorzuweisen Beginnend im vordynastischen Agypten und dann weiter vorangetrieben durch den Hellenismus judische Philosophie in Alexandria und die Geburt von Christentum und Islam Ein zentrales Thema im antiken Agypten war der Begriff des maat was sich ungefahr mit Gerechtigkeit Wahrheit oder einfach auch das was richtig ist wiedergeben lasst Eines der fruhesten Werke der politischen Philosophie stellen die Maximen von Ptah Hotep dar welche die Lerngrundlage von Generationen von agyptischen Schulkindern bildeten Hermetische Philosophen wie etwa Giordano Bruno sahen ihre denkerischen Wurzeln in der altagyptischen Philosophie und tatsachlich finden sich in seinem Werk viele Verweise zu griechischen Philosophen die in Agypten studiert haben Einige Kommentatoren z B George James vertreten die Ansicht dass weite Teile der griechischen Philosophie ursprunglich aus Agypten stammen und Martin Bernal meint in seinem Buch Black Athena gar dass ein aus der agyptischen Philosophie stammender vor aufklarerischer Ansatz spater einer eurozentrischen Sichtweise weichen musste welche die dort gewonnenen Befunde ablehnte Innerhalb der christlichen Tradition kann der aus Africa stammende Philosoph Augustinus von Hippo als einer der bedeutendsten Vertreter fruher christlicher Philosophie und Theologie betrachtet werden Er lebte von 354 bis 430 n Chr und schrieb unter anderem sein vielleicht bekanntestes Werk De civitate dei Der Gottesstaat in Hippo Regius heute Annaba in Algerien Darin greift er eine Reihe anderer christlicher Glaubenslehren wie den Arianismus an und fuhrt Begriffe und Theoreme wie die Ursunde und die Gnadenlehre in die christliche Theologie ein die fur ihren weiteren Verlauf von entscheidender Bedeutung sind In der islamischen Tradition stehen Philosophen wie Ibn Baja der im 12 Jahrhundert lebte und seinen philosophischen Ausgangspunkt im Neuplatonismus nahm Nach Baja ist der Zweck des menschlichen Lebens die Erlangung wahrer Gluckseligkeit Diese kann uber die Schau der Universalien erreicht werden Dabei stellen Vernunft und Philosophie die hierfur notwendigen Bedingungen dar wohingegen die etablierten Religionen eine eher untergeordnete Rolle spielen Ibn Ruschd Averroes Begrunder des Averroismus entwickelte eine demgegenuber eher aristotelisch inspirierte Philosophie Er vertrat die Ansicht dass es keinen wirklichen Konflikt zwischen Religion und Philosophie geben muss dass beide zwar verschiedene dabei jedoch gleichermassen zulassige Wege zu Gott darstellen Wahrend der Philosoph als Freund des Denkens frei den Weg der Vernunft wahlen kann ist die Masse der einfachen Menschen dazu nicht in der Lage und entscheidet sich daher fur den Weg des Glaubens Ibn Sab in griff diese Lehre an und argumentierte dass die aristotelische Philosophie nutzlos fur das Verstehen des Universums sei da es ihr nicht gelange die grundlegende Einheit der Welt mit sich selbst und Gott widerzuspiegeln Daher wurde ein wahres Verstehen eine ganzlich davon verschiedene Methode des Denkens erfordern Vier mogliche Kandidaten moderner afrikanischer Philosophie BearbeitenDer kenianische Philosoph Henry Odera Oruka hat vier verschiedene Spielarten der modernen afrikanischen Philosophie benannt Ethnophilosophie Philosophische Weisheit nationalistische oder ideologische Philosophie und akademische Philosophie Es ist vielleicht auch moglich sie als Bewerber fur eine bestimmte Richtung in der afrikanischen Philosophie zu betrachten wobei die Moglichkeit offenbleibt dass mehr als nur einer deren Anforderungen gerecht werden kann Ethnophilosophie und philosophische Weisheit Bearbeiten Ethnophilosophie umfasst die Aufnahme von in afrikanischen Kulturen vertretenen Uberzeugungen Ein solcher Ansatz behandelt die afrikanische Philosophie als eine Menge gemeinsam geteilter Voraussetzungen Werte Kategorien und Annahmen die in Sprache Denken und Handeln aller afrikanischen Kulturen implizit vorliegen kurzgefasst versucht sie eine spezifisch afrikanische Weltsicht zu beschreiben Damit wird sie eher als Gegenstand gemeinsamen Besitzes denn als Tatigkeit die von einem Individuum ausgeht begriffen Ein Vertreter dieser Denkrichtung Placide Tempels hat in seinem Buch Bantu Philosophy darzulegen versucht dass die metaphysischen Kategorien des Bantu Volks in ihren linguistischen Kategorien widergespiegelt werden Folgt man dieser Ansicht kann die afrikanische Philosophie am besten als Wiedergabe der fundamentalen Annahmen uber die Realitat wie sie sich in den afrikanischen Sprachen niederschlagt verstanden werden Ein Beispiel fur diesen Ansatz stellt das Werk von E J Alagoa von der University of Port Harcourt in Nigeria dar der in seinem Aufsatz An African Philosophy of History in the Oral Tradition fur eine spezifisch afrikanische Geschichte der Philosophie eintritt die sich aus traditionell uberlieferten Weisheiten und Sprichwortern der Volker des Nigerdeltas entwickelt hat Danach erhalt das Alter in der afrikanischen Philosophie einen hohen Stellenwert was den Erwerb von Weisheit und die Deutung der Vergangenheit angeht Als Beleg fur diese Ansicht zitiert er einige der alten Weisheiten wie Mehr Tage mehr Weisheit oder Was ein alter Mann sitzend erkennt erblickt ein junger nicht einmal stehend Wahrheit wird als ewig und unveranderlich begriffen Wahrheit vergeht nicht aber die Menschen sind irrtumsanfallig Selbst ein vierbeiniges Pferd stolpert und fallt Es ist gefahrlich alleine aufgrund des Erscheinenden zu urteilen Ein grosses Auge fuhrt nicht zu scharfer Sicht wobei aber erstpersonlichen Beobachtungen grundsatzlich getraut werden kann Derjenige der sieht irrt nicht Die Vergangenheit wird nicht als grundsatzlich verschieden von der Gegenwart betrachtet doch ist Geschichte stets gegenwartige Geschichte Ein Geschichtenerzahler berichtet nicht von einer anderen Jahreszeit Die Zukunft bleibt ausserhalb jeglichen Wissens Selbst ein Vogel mit einem langen Hals vermag die Zukunft nicht vorherzusehen Dennoch wird gesagt dass Gott die Ewigkeit uberdauert Der Geschichte wird eine grosse Bedeutung eingeraumt Jemand der uber seine Herkunft im Unwissen ist wird kein wirklicher Mensch sein und Geschichtsschreibern die als Sohne des Erdreichs bezeichnet werden haben einen hohen Ruf Der Sohn des Erdreichs hat die scharfen Augen einer Python Eine andere umstrittenere Anwendung dieses Ansatzes liegt in dem Begriff der Negritude Leopold Senghor ein Vertreter der Negritude argumentierte dass die spezifisch afrikanische Sichtweise der Realitat eher auf Emotion denn auf Logik beruht ihre Ausarbeitung findet mehr in der individuellen Partizipation als in wissenschaftlicher Analyse statt weswegen sie sich auch starker in Werken der Kunst als in wissenschaftlichen Schriften ausdruckt Dagegen stimmte Cheikh Anta Diop zwar der Senghor schen These zu nach der die afrikanische Kultur einzigartig ist machte aber gleichzeitig darauf aufmerksam dass die von ihm aufgezeigten Charakteristika zumindest in der angesetzten Breite so nicht haltbar sind So bildete etwa das alte Agypten mit seinen Errungenschaften auf den Gebieten der Naturwissenschaft Mathematik Architektur und Philosophie die Grundlage der griechischen und damit abendlandischen Zivilisation Kritiker haben diesem Ansatz vorgeworfen dass wirkliches philosophisches Arbeiten sich wesentlich durch das Aufstellen einer koharenten philosophischen Position durch einen akademisch gebildeten Philosophen auszeichnet wohingegen das Sammeln von Weisheiten und Sentenzen einer Kultur sich in verschiedenen Weisen darstellen und interpretieren lasst die einander auch widersprechen konnen So konne man sich gut vorstellen welche verschiedenen Moglichkeiten sich ergeben wenn jemand versuchen wurde eine Theorie des Gedachtnisses allein auf der Basis von Sprichwortern und Redensarten aufzustellen wie z B Sie hat ein Gedachtnis wie ein Sieb Er hat ein Gedachtnis wie ein Elefant etc In dieserAuseinandersetzung ist der Begriff des Philosophems als Mitte oder als Ubergangsbegriff zwischen uberlieferten Weisheiten und philosophischen Theorien einerseits Philosophien als mehr oder weniger konsistenten Begriffsgefugen andererseits hilfreich Philosophische Weisheit kann man sich in einer ersten Annaherung als individuelle Variante der Ethnophilosophie vorstellen In ihr wird das Sammeln der grundsatzlichen Uberzeugungen einer Kultur von der gesamtgesellschaftlichen auf die elitare Ebene verlagert Im Hintergrund steht dabei der Gedanke dass die meisten Gesellschaften zwar von ihren Mitgliedern eine gewisse Teilhabe an den von ihr vertretenen Uberzeugungen und Praktiken erwarten davon aber nur ein geringer Prozentsatz ein hoheres Niveau an Verstandnis der Weltsicht ihrer Kultur erreicht diese Menschen werden dann als weise betrachtet In einigen Fallen geht der Weise aber auch vom blossen Wissen und Verstandnis dieser Weltsicht zur Kritik daran uber diese stellt das eigentliche Ziel der Philosophischen Weisheit dar Vorreiter dieses Ansatzes ist der kenianische Philosoph Henry Odera Oruka In den 1970er Jahren hat er sein Projekt der Sage Philosophy Weisheitsphilosophie in strenger Abgrenzung zur Ethnophilosophie entwickelt Im Rahmen seines Projektes hat er versucht das individuelle Denken afrikanischer weiser Manner und Frauen sages auf der Grundlage eines modernen an argumentative Kritik und subjektive Begriffsbildung gebundenen Philosophiebegriffs zu dokumentieren und so das Wissen afrikanischer Weiser philosophisch nutzbar zu machen Kritiker dieses Ansatzes betonen dass nicht jedes Infragestellen und jede Kritik philosophischer Natur sei weiterhin verhindere er dass die Gedanken der Weisen selbst als Teil der afrikanischen Philosophie betrachtet werden konnen da afrikanische Philosophie ja nur als die Sammlung derselben bestimmt wird Zudem ist bei dieser Sichtweise auch kaum noch ein Unterschied zwischen nicht afrikanischer Anthropologie oder Ethnologie und afrikanischer Philosophie auszumachen dieser scheint vielmehr nur noch in der kulturellen Zugehorigkeit des Wissenschaftlers begrundet zu liegen Generell wird das grosste Problem bei beiden bisher vorgestellten Ansatzen in ihrer Abgrenzung gesehen Es scheint immer noch einen deutlichen Unterschied zwischen der Darstellung einer Philosophie und der Ausarbeitung einer Ideengeschichte zu geben Ganz gleich wie originell oder interessant die Annahmen und Uberzeugungen von Gruppen wie den Akan oder den Yoruba auch sein mogen sie bleiben dennoch bloss Annahmen und sind keine Philosophie Werden sie dennoch gelegentlich als solche bezeichnet dann in einem sekundaren Sinn des Wortes als Lebensauffassung wie sie z B in Meine Philosophie ist es zu leben und leben zu lassen zum Ausdruck kommt Akademische Philosophie Bearbeiten Unter akademischer Philosophie versteht man in der afrikanischen Philosophie das traditionell westliche Verstandnis von Philosophie wobei hier sowohl die Kontinental als auch die analytische Philosophie umfasst sein soll nach der sie eine spezifische Art und Weise darstellt sich mit der Welt auseinanderzusetzen und uber sie nachzudenken Nach den Vertretern dieses Ansatzes ist dies eine fur den Grossteil Afrikas vergleichsweise neue Vorstellung von Philosophie so dass sie ihr Sujet noch als im starken Wachstum begriffen ansehen sowohl was die Quantitat der von afrikanischen Philosophen gegebenen Beitrage betrifft als auch was die Qualitat in Form des Einbringens von neuen spezifisch an afrikanischen Anliegen orientierten Themen und Ansatzen angeht Die Ethnophilosophen versuchen die Besonderheit der afrikanischen Philosophie aufzuzeigen indem sie das spezifisch Afrikanische darin betonen und dabei fast die Philosophie aus den Augen verlieren Dagegen setzen die akademischen Philosophen umgekehrt ganz auf die allgemein geteilte westliche Bestimmung von Philosophie wodurch das spezifisch Afrikanische aus dem Blick zu geraten droht Dieses Dilemma ist allerdings nicht unausweichlich und viele afrikanische Philosophen sind ihm erfolgreich begegnet darunter Kwame Anthony Appiah Souleymane Bachir Diagne Kwame Gyekye Kwasi Wiredu Oshita O Oshita Lansana Keita Peter Bodunrin und Chukwudum B Okolo Aminata Diaw war die erste Frau die an der Universitat Dakar Philosophie lehrte Ihre Dissertation befasst sich mit der politischen Philosophie Rousseaus ihre spateren Texte mit dem male bias in der Philosophiegeschichte auch in der afrikanischen Philosophische und theologische Renaissance Afrikas Bearbeiten Schwer zu klassifizieren ist die neue akademische Tendenz die von dem kongolesischen Philosophen Mubabinge Bilolo vertreten wird Diese Tendenz kritisiert die Ablenkung der afrikanischen Philosophen mit einer sterilen Auseinandersetzung uber die Rezeption der abendlandischen Definition der Philosophie in Afrika Afrikanische Philosophie ist keine afrikanische Okzidentologie bzw Europeanologie Bilolo sondern eine Tradition die man ausschliesslich aus der afrikanischen Geschichte und aus den afrikanischen Texten verstehen und erklaren muss Das Ideal der Philosophie definiert Bilolo mit dem altagyptischen Konzept maat als Liebe zur Wahrheit Gerechtigkeit Solidaritat und Ordnung Bilolo der auch Agyptologe und Historiker der Afrikanischen Philosophie ist zeigt in seinen zahlreichen Veroffentlichungen dass die afrikanische Philosophie immer ein Bestandteil der Geschichte der Philosophie seit dem 16 Jahrhundert war Ausgehend vom Alten Agypten rekonstruiert Bilolo die Grundtendenzen die Hauptschulen und die Kernthemen der afrikanischen Philosophie und Religionen Das Ergebnis dieses Ansatzes ist eine Renaissance der afrikanischen Spiritualitat der Bantu Theologie sowie der philosophischen Afrozentrizitat in der gesamten afrikanischen Diaspora Diese Tendenz der Renaissance ist weder anglophon noch frankophon Sie tragt den Stempel der germanophonen Afrikaner Zu diesem Kreis der Germanophonen gehoren neben Mubabinge Bilolo Philosophen wie Duala M Bedy Tshiamalenga Ntumba Claude Onzakom und Jacob Mabe Nationalistisch ideologisch gepragte Philosophie Bearbeiten Nationalistisch ideologisch gepragte Philosophie kann als Spezialfall der philosophischen Weisheit angesehen werden deren Gegenstand aber nicht die Ausserungen der Weisen sondern solche der Ideologen ist Alternativ dazu wird sie auch dem Gebiet der akademischen politischen Philosophie zugerechnet In beiden Fallen bleibt eine genaue Abgrenzung zwischen Ideologie und Philosophie vorzunehmen damit zwischen einer blossen Menge von Ideen und der spezifisch philosophischen Weise des Denkens unterschieden werden kann Siehe auch BearbeitenListe afrikanischer Philosophen Glossar zur afrikanischen PhilosophieLiteratur BearbeitenAminata Diaw Silences du politique et paresse de l Academie Plaidoyer pour une recherche feministe in Fatou Sow Hg La recherche feministe francophone Langue identites et enjeux Karthala Paris 2009 S 59 65 DOI 10 3917 kart sow 2009 01 0059 URL https www cairn info 9782811102777 page 59 htm F Dubgen S Skupien Hrsg Afrikanische politische Philosophie Postkoloniale Positionen Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft 2143 2015 Kwame Anthony Appiah In my Father s House Africa in the Philosophy of Culture Oxford University Press New York London 1992 Mubabinge Bilolo Die klassische agyptische Philosophie Ein Uberblick In C Neugebauer Hrsg Philosophie Ideologie und Gesellschaft in Afrika Wien 1989 Frankfurt Bern New York Paris 1991 S 199 212 Mubabinge Bilolo Contribution a l histoire de la reconnaissance de Philosophie en Afrique Noire Traditionnelle Memoire de licence en Philosophie et Religions Africaines Kinshasa 1978 Mubabinge Bilolo Les cosmo theologies philosophiques de l Egypte Antique Problematique premisses hermeneutiques et problemes majeurs Academy of African Thought Sect I vol 1 Kinshasa Munchen 1986 2 Auflage Munchen Paris 2004 Mubabinge Bilolo Metaphysique Pharaonique IIIeme millenaire av J C Academy of African Thought amp C A Diop Center for Egyptological Studies INADEP Sect I vol 4 Kinshasa Munchen 1995 2 Auflage PUA amp Menaibuc Munchen Paris 2003 Peter O Bodunrin Philosophy in Africa Trends and Perspectives University of Ife Press 1985 Kwame Gyekye An Essay of African Philosophical Thought The Akan Conceptual Scheme Temple University Press 1995 ISBN 1 56639 380 9 Paulin J Hountondji Afrikanische Philosophie Mythos und Realitat Dietz Berlin 1993 Paulin J Hountondji Philosophical Research in Africa A Bibliographic Survey 1989 Heinz Kimmerle Philosophie in Afrika afrikanische Philosophie Annaherungen an einen interkulturellen Philosophiebegriff Edition Qumran Campus Frankfurt am Main 1991 ISBN 3 593 34422 X Heinz Kimmerle Afrikanische Philosophie im Kontext der Weltphilosophie Traugott Bautz Nordhausen 2005 ISBN 3 88309 223 1 Herta Nagl Docekal Franz M Wimmer Postkoloniales Philosophieren Afrika 1992 Samuel Oluoch Imbo An Introduction to African Philosophy Rowman amp Littlefield 1998 ISBN 0 8476 8841 0 Safro Kwame Readings in African Philosophy An Akan Collection University Press of America 1995 ISBN 0 8191 9911 7 Achille Mbembe Kritik der schwarzen Vernunft Suhrkamp Berlin 2014 ISBN 978 3 518 58614 3 Christian Neugebauer Einfuhrung in die afrikanische Philosophie African University Studies Munchen Kinshasa 1989 Joseph I Omoregbe African Philosophy Yesterday and Today In Emmanuel Chukwudi Eze Hrsg African Philosophy An Anthology Blackwell Oxford 1998 Henry Odera Oruka Hrsg Sage Philosophy Philosophy of History and Culture Band 4 1990 ISBN 90 04 09283 8 Tsenay Serequeberhan Hrsg African Philosophy The Essential Readings Paragon House 1991 ISBN 1 55778 309 8 Placide Tempels La philosophie bantoue Bantu Philosophy Elisabethville 1945 Vollstandiger franzosischer Text online Placide Tempels Bantu Philosophie Ontologie und Ethik W Rothe Verlag Heidelberg 1958 mit Nachworten von A Rustow H Friedmann E Dammann J Jahn Kwasi Wiredu Philosophy and an African culture Cambridge University Press Cambridge Mass 1980 Kwasi Wiredu Hrsg A Companion to African Philosophy Blackwell publ Cambridge Mass 2005 Franz Martin Wimmer Vier Fragen zur Philosophie in Afrika Asien und Lateinamerika Passagen Verlag Wien 1988 Weblinks BearbeitenZur afrikanischen Philosophiedebatte Ein Einstieg von Kai Kresse Die Konstruktion einer Tradition Afrikanische Philosophie im neuen Jahrtausend von Dismas A Masolo Zur Sprache bringen Dekolonialisierung Mehrsprachigkeit und afrikanische Sprachen im Entstehungsprozess afrikanischer Philosophie Kai Kresse im Gesprach mit Kwasi Wiredu Samuel Oluoch Imbos Homepage Memento vom 13 Februar 2005 im Internet Archive englisch African Philosophy Pages von Bruce Janz englisch African Philosophy von Peter J King englisch Dismas Masolo African Sage Philosophy In Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy 2016 Gail M Presbey African Sage Philosophy In J Fieser B Dowden Hrsg Internet Encyclopedia of Philosophy Jonathan O Chimakonam History of African Philosophy In J Fieser B Dowden Hrsg Internet Encyclopedia of Philosophy K Anthony Appiah African philosophy In E Craig Hrsg Routledge Encyclopedia of Philosophy London 1998 Quest An African Journal of Philosophy englisch franzosisch Philosophia Africana Memento vom 7 Juli 2007 im Internet Archive Fachzeitschrift englisch Mubabinge Bilolo Homepage Philosophie in Afrika afrikanische Philosophie Internet Ausgabe des Buches von Heinz Kimmerle Memento vom 11 Marz 2007 im Internet Archive African Philosophy Fachzeitschrift englisch Einzelnachweise Bearbeiten Hountondji 1983 S 106 zitiert nach Kwame 1995 Einleitung S xx Omoregbe 1998 S 4 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Afrikanische Philosophie amp oldid 238773848