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Abrittus auch Abritus Abrittos war ein romisches Kastell und eine Zivilsiedlung vicus bzw fruhbyzantinische Stadt in der Provinz Moesia beim heutigen Rasgrad bzw Razgrad Oblast Rasgrad in Bulgarien Kastell RasgradAlternativname Abrittus AbrittosLimes Mosischer LimesAbschnitt ruckwartige LinieDatierung Belegung konstantinisch 2 Halfte 4 Jahrhundertbis 6 JahrhundertTyp Benefiziarierstation und KohortenkastellEinheit Benefiziarier Cohors II LucensiumGrosse 10 haBauweise SteinkastellErhaltungszustand zahlreiche Mauerreste des Walles und der Innenbebauung oberirdisch sichtbar Grundmauern wurden restauriert und konserviertOrt RasgradGeographische Lage 43 31 16 N 26 33 6 O 43 521111111111 26 551666666667 Koordinaten 43 31 16 N 26 33 6 O hfVorhergehend Sexaginta Prista Russe nordlich Der Limes an der unteren DonauUbersichtsplan des Archaologischen ParksDenkmal fur Anani JawaschowLapidariumPortrat eines Ehepaares auf einem Grabstein aus dem 2 oder 3 JahrhundertDetailrekonstruktionen des KastellsDas restaurierte NordtorRestaurierter Hufeisenturm mit Aussichtsplattform die die ursprungliche Hohe des Bauwerkes veranschaulichen sollReste eines HufeisenturmsTurm 19 an der SudmauerBefundplan der Umwehrung und Lage der im Artikel erwahnten ZwischenturmeKonservierte Mauern der Innenbebauung im archaologischen Park AbrittusPortikus des PraetoriumsEingangsbereich des MuseumsIm Laufe der Zeit entwickelte es sich zu einem der grossten urbanen Zentren dieser Region Das Kastell zahlt zu den am besten erforschten romischen Statten in Sudosteuropa Es war das erste Mal dass in Bulgarien eine romische Befestigungsanlage fast vollstandig ausgegraben und konserviert wurde Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Lage und Funktion 3 Forschungsgeschichte 4 Funde 5 Entwicklung 6 Kastell 6 1 Umwehrung 6 2 Tore und Schlupfpforten 6 3 Turme 6 4 Innenbebauung 7 Garnison 8 Zivilstadt 9 Nekropolen 10 Literatur 11 Weblinks 12 AnmerkungenName BearbeitenDer antike Name der Stadt ist u a aus der Inschrift eines Herkulesaltars aus Kalkstein bekannt der 1954 gefunden wurde und aus der Zeit von 139 bis 161 n Chr stammt 1 Auf einem fruhchristlichen Grabstein fand sich die lateinische Inschrift CIV ABR die von Boris Gerov und Georgi Mihailov als Abkurzung fur Civitas Abritanorum interpretiert wurde was spater auch von Teofil Iwanow bestatigt wurde Der Buchstabe A fand sich auch in die Mauern der nordlichen Hufeisenturme in das Nordtor und in den Ostwall eingemeisselt Iwanow glaubt dass sie fur Abritus stehen Abritus findet sich weiter in einer griechischen Inschrift Fundort unbekannt die heute im Museum von Weliki Preslaw aufbewahrt wird Auf einer Grabinschrift des spaten 3 Jahrhunderts n Chr gefunden in Aquileia wird das Kastell namentlich erwahnt 2 Lage und Funktion BearbeitenRasgrad liegt im Zentrum Nordostbulgariens im Tal des Flusses Beli Lom in der Landschaft Ludogorie die zur Donautiefebene gehort Die Topographie dieser Region weist ein ebenes bzw leicht hugeliges Erscheinungsbild auf Die Beli Lom ist ein Nebenfluss der Russenski Lom die etwa 50 Kilometer weiter im Norden bei Russe in die Donau mundet einst Standort des Kastells und Flottenstutzpunktes Classis Moesica Sexaginta Prista Im Verlaufe vieler Jahrhunderte kreuzten sich hier einige Handelswege die Zentraleuropa mit der Schwarzmeerregion und Asien verbanden Das Archaologische Reservat Abritus befindet sich rund 50 Kilometer sudlich der Donau in der Flur Chisarlik einen Kilometer ostlich von Rasgrad entfernt entlang den Ufern des Flusses Beli Lom und bedeckt in etwa eine Flache von 1000 Hektar Diese sehr fruchtbare Region wurde schon seit der Antike intensiv fur Landwirtschaft Weinbau und Viehzucht genutzt und versorgte vorrangig die Siedlungen und Militarstutzpunkte an der Donaugrenze mit Nahrungsmitteln Abrittus diente als Festung der ruckwartigen Limeslinie deren Besatzung die Donaugrenze des Romischen Reiches und strategisch wichtige Strassen und Handelsverbindungen mit Odessus der Provinzmetropole Marcianopolis und Sexaginta Prista vor Invasionen aus dem Norden schutzen sollte Forschungsgeschichte BearbeitenDie erste bedeutende Entdeckung war die thrakische Vorgangersiedlung Ihr folgte die Lokalisierung des spatromischen Kastells bzw der fruhbyzantinischen Stadt Zuletzt wurde auch die bulgarische Nachfolgesiedlung archaologisch untersucht Die Erkundungen in Abrittus begannen im Jahr 1887 1893 entdeckte der in Rasgrad ansassige Schuldirektor Anani Jawaschow 60 m ostlich des Westtores die Uberreste einer Basilika aus dem 6 Jahrhundert und wahrscheinlich auch Teile des Sudtores Er hielt die Basilika allerdings aufgrund einer beim Bau wiederverwendeten antiken Inschrift falschlicherweise fur einen Tempel des Apollon 1928 konnte der NO Facherturm freigelegt werden 1930 veroffentlichte Jassow seine Grabungsergebnisse am Chisarlik 1953 grub Teofil Iwanow weitere Teile der Basilika aus Durch die Auffindung der Inschrift mit Nennung des Ortsnamens wurde 1954 klar dass es sich bei den bis dahin freigelegten Ruinen um das in zahlreichen antiken Quellen erwahnte Abrittus handelte 1955 bis 1976 wurden die Grabungen durch das Archaologische Institut der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften und das Historische Museum in Rasgrad durchgefuhrt In dieser Zeit gelang es die genaue Position aller Turme und Tore zu bestimmen Die grossflachigen Ausgrabungen mussten 1972 vorubergehend eingestellt werden da die romischen Mauerzuge nun unter dem Gelande einer Pharma Fabrik verschwanden Besonders in den zentralen und in den westlichen Sektionen der archaologischen Statte wurden sie durch das Fabrikgelande stark eingeschrankt Die damalige sozialistische Regierung Bulgariens war jedoch nicht dazu bereit eines der grossten medizinischen Produktionszentren auf dem Balkan umzusiedeln Die bedeutendsten Ausgrabungskampagnen standen unter der Leitung von Teofil Iwanow Aufgrund seiner Befunde war eine exakte Rekonstruktion des Kastells moglich basierend auch auf vergleichenden Studien mit Hilfe von antiken Quellen und ahnlichen am Limes aufgedeckten Lagern Die stellenweise heute noch bis zu 2 m hohen Umfassungsmauern sind grosstenteils freigelegt worden Erst in den 1990er Jahren wurden die archaologischen Untersuchungen etwas weiter weg von der Fabrik wiederaufgenommen 2002 wurde in der Nahe des Museums ein Lapidarium mit 60 Inschriftensteinen eingerichtet Die an einigen Stellen noch einige Meter hohen Uberreste des Kastells wurden restauriert und konserviert und sind nun Teil eines archaologischen Schaugelandes mit angeschlossenem Museum in dem die Funde aufbewahrt und ausgestellt werden In den Jahren 2007 2013 wurde Abritus durch ein EU Projekt mit EUR 2 5 Million gefordert Die Stadt Razgrad hatte einen Eigenanteil von EUR 0 5 Millionen ubernommen 2017 waren schon viele der neu errichteten Wege wieder vollkommen von Vegetation uberwuchert Abrittus zahlt zu den 100 nationalen touristischen Objekten Bulgariens Funde Bearbeiten1921 wurde nordlich der Chisarlik von Weinbauern 26 Bronzestatuen und Reliefs griechisch romischer Gottheiten aus dem 2 und 3 Jahrhunderts n Chr aufgefunden Sie sind heute im Historischen Museum von Rasgrad ausgestellt Wahrend der Ausgrabungen konnte auch eine grosse Menge an Gold und Silbergegenstanden geborgen werden darunter ein grosser Munzhort des 5 Jahrhunderts n Chr bestehend aus 835 Goldmunzen mit einem Gewicht von fast vier Kilogramm Es handelte sich um Pragungen von zehn verschiedenen spatromischen Kaisern 3 Unter den erwahnenswerten Funden befand sich auch ein goldener Pegasos der heute auch im Wappen von Rasgrad dargestellt wird Entwicklung BearbeitenErste Spuren menschlicher Siedlungstatigkeit sind seit dem Jungpalaolithikum nachweisbar Direkt am Ufer des Belo Lom liegt der Hugel von Chisarlik unter dem sich u a auch eine Kulturschicht aus der 2 Halfte des 5 Jahrhunderts v Chr fand Die Wurzeln des antiken Abrittus gehen auf eine thrakische Siedlung 4 bis 1 Jahrhundert v Chr zuruck Sie war wohl wahrend der Regierungszeit der letzten thrakischen Konige die Metropole der Strategie Rysike 4 Im Jahr 45 n Chr wurde die untere Donau Teil der romischen Provinz Moesia nach der Teilung 86 n Chr der Provinz Moesia inferior Niedermosien in der Spatantike der neu eingerichteten Provinz Moesia secunda Obermosien Spatestens seit dem Jahr 78 n Chr waren hier auch romische Hilfstruppen stationiert 5 Im 2 Jahrhundert war Abrittus Standlager der Cohors II Lucensium 6 Das fruhe Kastell wurde jedoch noch nicht erforscht Teofil Iwanow halt es aufgrund der aufgefundenen Spolien fur moglich dass mit dem Bau des Steinkastells schon unter Marcus Aurelius oder seinem Nachfolger Commodus begonnen worden sein konnte Bekannt wurde dieser Ort vor allem durch die Schlacht von Abrittus in der Kaiser Decius 251 von den Goten getotet wurde 7 die die Donau zwischen den Kastellen von Augustae Harlez und Sexaginta Prista uberschritten hatten Das Lager wurde wahrend des Gotenkrieges offenbar nicht zerstort sondern noch zusatzlich verstarkt Im 4 Jahrhundert wurden Tore und Mauern unter Kaiser Konstantin dem Grossen 306 327 weiter ausgebaut und noch starker befestigt Nach Abzug des regularen Militars wurde das Kastell als befestigte Zivilstadt civitas genutzt Abrittus wurde danach noch mehrmals zerstort jedoch immer wieder aufgebaut Bis zu seinem endgultigen Niedergang erreichte seine bebaute Flache eine Grosse von 300 Hektar Hier hatten sich mittlerweile neben romischen Veteranen und Thrakern auch viele Zuwanderer angesiedelt Nach der Etablierung des Christentums als offizieller Staatsreligion des Romischen Reiches avancierte Abrittus auch zu einem kirchlichen Zentrum In der letzten Siedlungsphase von Abrittus wurden unter Justinian noch einmal Reparaturen an den Verteidigungsanlagen vorgenommen 8 Im Suden wurde zwischen Turm 19 und Turm 20 vor der Kastellmauer eine schmale Mauer hochgezogen Alle Tore und Schlupfpforten wurden bis auf das Westtor zugemauert Nach Hierokles war es in justinianischer Zeit der Sitz eines Bischofs und gehorte zur Kirchenprovinz Marcianopolis 9 Auf dieses Bistum geht auch das Titularbistum Abrittum zuruck 585 beschadigten Angriffe der Awaren und Slawen das Kastell schwer daraufhin wurde es aufgegeben Vom Ende des 9 bis Anfang des 10 Jahrhunderts besetzten Bulgaren die Ruine und befestigten sie neu Diese Festung wurde wiederum in der Mitte des 11 Jahrhunderts wahrend des Krieges mit Swjatoslaw I Furst der Kiewer Rus von den Petschenegen niedergebrannt Kastell BearbeitenDas spatantike Kastell entstand im spaten 3 Jahrhundert oder zu Beginn des 4 Jahrhunderts Es befand sich auf einer leichten Erhebung am gegenuberliegenden Ufer westlich des fruhromischen vicus Bei Auswahl des Standortes des Kastells orientierten sich die romischen Architekten an der thrakischen Vorgangersiedlung Die Befestigung hatte einen rechteckigen Grundriss und bedeckte eine Flache von rund 10 Hektar An seiner Nord und Ostseite wurde das Lager vom Fluss gesichert Im Suden und Westen wurde zusatzlich ein Wehrgraben angelegt der spater aber wieder aufgefullt wurde Einige Abschnitte sind heute noch als leichte Vertiefungen erkennbar Das Baumaterial stammte zum grossen Teil aus Steinbruchen nahe dem Kastell Hinweise auf Marmorbruche fehlen bisher zur Ausgestaltung der Reprasentationsbauten musste der Stein wohl aus anderen Provinzen importiert werden Die Versorgung mit Frischwasser wurde durch eine aus Tonrohren bestehende Wasserleitung gewahrleistet Ihr Ausgangspunkt befand sich im 5 6 km entfernten Dorf Poroliste Die Leitung fuhrte unter dem Sudtor hindurch und reichte bis in das Zentrum des Kastells An der Mauer wurden zahlreiche Kanale zum Abfuhren des Regen und Schmelzwassers nachgewiesen Dieses Abflusssystem stand jedoch nicht mit der Abwasserkanalisation der Festung in Verbindung Umwehrung Bearbeiten Die Starke der Festungsmauer variierte zwischen 2 40 und 2 85 Meter sie war 1 400 Meter lang und erreichte vermutlich eine Hohe von bis zu 12 Meter Der Wehrgang befand sich in ca 10 m Hohe Ihre durchschnittlich 1 50 m tiefen Fundamente bestanden aus vermorteltem Kalkbruchstein Der obere Teil der Fundamente wurde an der Vorder und der Innenseite mit einem abschliessenden Steinkranz versehen Hierzu wurden Grabsteine und Architekturfragmente zweitverwendet Spolien die mit Reliefen verziert und teilweise auch mit lateinischen oder griechischen Inschriften versehen waren Vermutlich stammten sie aus den umliegenden Nekropolen oder von zerstorten offentlichen Gebauden des 2 Jahrhunderts n Chr Sie sollten die Verschiebungen kompensieren die durch das Gewicht des aufgehenden Mauerwerks entstanden Das aufgehende Mauerwerk wurde in massiver Opus implectum Technik hochgezogen Die Verblendung an Innen und Aussenseite der Mauer wurde mit sorgfaltig bearbeiteten Kalksteinblocken ausgefuhrt der Zwischenraum mit Gussmauerwerk bestehend aus vermorteltem Bruchstein mit gelben und roten Ziegelfragmenten aufgefullt Im Osten passte sich der Wall dem Verlauf der Gelandekante des Flussufers an und bog dadurch mittig ca 104 Grad nach Nordwesten ab Der Nordwall war 295 m lang der ostliche 358 90 m der sudliche 354 m und der westliche 339 m lang An Nord Sud und Westtor fanden sich an der Innenseite Stiegenaufgange uber die man den Wehrgang auf der Mauer erreichen konnte Der Aufgang am Nordtor wurde aus zweitverwendeten Baumaterial errichtet und war 9 84 m lang und 1 60 m breit Die Bogennische unter der Treppe wurde als Stapelplatz fur Wurfgeschosse benutzt Die Treppe am Sudtor war 12 66 m lang und 2 10 m breit am Westtor 6 m lang und 1 86 m breit Am Osttor konnte kein Aufgang nachgewiesen werden Tore und Schlupfpforten Bearbeiten Der Wall war von vier Haupttoren je einem im Norden im Suden im Westen und an der NO Ecke und neun kleinen Nebenpforten durchbrochen Im Gegensatz zu den mittelkaiserzeitlichen Lagern lagen sie sich aber nicht genau gegenuber Die Torkammern aller vier Torbauten waren in ihrer Bauweise fast identisch Die ausseren und inneren Fassaden der Tore waren mit Kalksteinquadern verkleidet die durch mit Blei verlotete Eisenklammern zusammengehalten wurden An den Einfahrten befanden sich halbkreisformige Nischen die in einer Hohe von 1 70 m eingebaut worden waren Vermutlich waren in ihnen Statuen aufgestellt Die Tore im Westen und Norden besassen mittig ein ca 10 m hohes Torhaus mit Aussen und Innentor Die Torhauser hatten zwei Etagen in der die Seilwinden zum Heben und Senken der Fallgatter untergebracht waren Vermutlich befand sich uber den Torhausern auch noch eine Kampfplattform mit Zinnen als Brustwehr Die Torbauten hatten jeweils nur eine 4 m hohe Durchfahrt die mit einem zweiflugeligen Holztor verschlossen werden konnte Der aussere Durchgang am Nordtor hatte eine Breite von 4 16 m der im Westen 4 50 m Die Torkammer hatte eine Lange von 6 18 m Im Norden wurde das Tor durch den Facherturm Nr 10 der NO Ecke und sudlich durch einen Hufeisenturm Nr 11 flankiert Sie waren 19 m voneinander entfernt An den Aussentoren standen an beiden Seiten Pilaster aus sorgfaltig behauenen Kalksteinquadern Der ostliche Torbau befand sich wegen des Gelandeabbruchs zum Flussufer in der NO Ecke Er bestand wie das Sudtor aus einem quadratischen Turm durch den eine Durchfahrt Breite 4 50 m hindurchfuhrte Das Sudtor stand im Zentrum einer trichterartigen Einbuchtung der Mauer und war dem des Kastells Iatrus sehr ahnlich Der aussere und innere Durchgang am Nordtor wurden im 6 Jahrhundert zugemauert am Sud und Osttor nur der aussere Durchgang Die Schlupfpforten befanden sich im Westen zwischen Turm Nr 28 und 27 im Facherturm der SW Ecke im Osten an Turm Nr 13 und 15 und im Suden ostlich von Turm Nr 17 sowie jeweils zwei an den Seiten der langrechteckigen Turme Nr 19 und 23 Turme Bearbeiten Die Wehranlage umfasste vier Bautypen von Turmen Sie wurde durch vier Facherturme an den Ecken 29 Hufeisenturme und sechs quadratische Zwischenturme am Ost und Sudwall verstarkt Sie waren ursprunglich ca 15 m bis 16 m hoch und mit drei Geschossen versehen Die einzelnen Stockwerke waren wohl uber einfache Holztreppen zu erreichen Die Befunde der Ausgrabungen ergaben dass die Turme mit Ziegeldachern abgedeckt waren Uberreste davon konnten in allen Turmen gefunden werden Manche dieser gelben Dachziegelfragmente waren mit Stempeln versehen FISC Ihr Produktionsort ist unbekannt Direkt unter dem Dach befand sich der Wehrgang von dem aus vermutlich durch grossere Rundbogenfenster auf den Feind gefeuert werden konnte Die Wehrgange in den unteren Geschossen waren nur mit schmalen Schiessscharten versehen Eine solche konnte am Ostwall ausgegraben werden Das aufgehende Mauerwerk war von derselben Konstruktion wie die Kastellmauer Die bis zu 1 50 m tiefen Fundamente bestanden ebenfalls aus vermortelten Kalkbruchsteinen Im Gegensatz zur Kastellmauer standen die Turme auf einem etwa 60 cm dicken Sockel dessen Kalksteinquader durch mit Blei verlotete Eisenklammern zusammengehalten wurden Die Boden bildete ein einfacher Kiesbelag der aus gebrochenem Kalk und Sandstein gewonnen wurde Die Eingange befanden sich zentral an der Turmruckwand zusatzlich existierten hoher gelegene Ausgange zum Wehrgang auf der Kastellmauer Am Nordwall standen acht Hufeisenturme inklusive der beiden Flankenturme des Nordtores Der Abstand zwischen ihnen schwankte zwischen 27 80 m und 28 33 m Am Ostwall befanden sich hingegen nur ein Hufeisenturm als sudlicher Flankenschutz des Osttores der auch etwas von der Standardbauweise der ubrigen Hufeisenturme abwich Der Rest bestand aus vier Rechteckturmen Der Abstand zwischen ihnen betrug zwischen 21 50 m und 79 75 m Am Sudwall waren sieben Hufeisenturme und zwei langrechteckige Zwischenturme angebaut worden Der Abstand zwischen ihnen variierte zwischen 19 m und 21 10 m Die Hufeisenturme kragten 10 m weit vor die Kastellmauer Exemplarisch fur alle sind die Turme Nr 27 und 28 sie messen 18 90 m 19 m 10 25 m bzw 10 45 m Ihre Seitenwande gingen exakt im rechten Winkel von der Kastellmauer ab Eine Ausnahme hierbei bildete nur Turm Nr 11 im Osten dessen Seitenwande etwas weiter abgeschragt an die Umwehrung angebaut waren Im Innenbereich der zwei langrechteckigen Turme am Ostwall Nr 19 und 23 standen zwei massive Pfeiler mit rechteckiger Grundflache 2 10 mx 1 50 m erbaut in Opus mixtum Die Pfeiler trugen die Zwischenboden der zweiten und dritten Etage Der Mauermortel enthielt eine geringe Menge an kleinen Bruchstucken von Ziegeln oder Dachziegeln In einer Hohe von 2 10 m verlief ein nach aussen vorspringendes Kalksteingesims Verkropfung Ein ahnliches Gesims wurde auch am nordlichen Tor beobachtet Der Boden war in einer spateren Zeit etwas angehoben worden Bei den vier ostlichen Rechteckturmen Abmessungen 3 5 m bis 7 30 m fallt vor allem auf dass zwei von ihnen Nr 12 und 13 nicht hinter den Wall ragen was bei ihren Nachbarn Nr 14 und 15 aber sehr wohl der Fall ist Innenbebauung Bearbeiten An Innenbauten konnten drei grossere Gebaude aufgedeckt werden ein Lagerhaus an der Westmauer das Praetorium Wohnhaus des Kommandanten im Osten und noch zwei andere grossere Gebaude Das Praetorium war ein reprasentativer Bau mit einem Innenhof umgeben von einer Portikus gestutzt auf 22 Marmorsaulen im Osten und 15 im Suden sowie einem kleinen Tempel Von grosserer Bedeutung waren auch die grossen Getreidelagerhauser aus spatromischer Zeit Das zehn Meter sudlich des Westtores gelegene Horreum wurde vollstandig ausgegraben und dabei genauer untersucht Es hatte einen rechteckigen Grundriss und stand vom 4 bis in das 6 Jahrhundert in Gebrauch Das Gebaude orientierte sich von Nord nach Sud und mass 56 20 Meter Garnison BearbeitenFolgende Besatzungseinheiten sind fur Abrittus bekannt Zeitstellung Truppenname BemerkungMitte 2 Jahrhundert n Chr unbekannte Auxiliarkohorte Javasov fand bei seinen Untersuchungen der Basilika u a auch eine heute verschollene Inschrift die eine Hilfstruppenkohorte und ihren kommandierenden Offizier nannte Es ist nur mehr bekannt dass sie zur Zeit des Iulius Crassus Statthalter der Moesia Inferior in den Jahren 140 142 oder 146 148 angefertigt wurde Sie war der fruheste Nachweis fur die Anwesenheit von Auxiliartruppen in Abrittus spates 2 bis 3 Jahrhundert n Chr Cohors II Lucensium die zweite Kohorte aus dem conventus Lucensis Im 2 Jahrhundert n Chr wurde hier das Hauptquartier dieser Kohorte eingerichtet Unter Septimius Severus wurde sie in das Kastell Germania heute Saparewa Banja verlegt Zivilstadt BearbeitenDie romische Siedlung wurde von Angehorigen der Besatzung des Kastells im spaten 1 Jahrhundert n Chr als Vicus gegrundet Sein Kern stand an der Flussschleife bzw am Nordufer des Beli Lom Die Blutezeit des Ortes erstreckte sich vom 2 bis ins 4 Jahrhundert In dieser Zeitspanne wuchs das Lagerdorf zu einem bedeutenden Handelszentrum heran Die 1954 entdeckte Zivilsiedlung befand sich etwa 300 bis 400 m sudlich des Chisarlik und wies die Merkmale einer typisch romischen Stadt auf ein rechtwinkeliges Strassennetz Verwaltungsgebaude und ein Marktplatz Forum Sie wurde ebenfalls uber eine Leitung aus Tonrohren mit Frischwasser versorgt Wahrend der Ausgrabungen konnten an der Hauptstrasse auch ein grosses Gebaude und einige landwirtschaftliche Betriebe villa rustica entdeckt werden Die Stadt existierte dank der Anwesenheit der Armee und ihrer Handelsverbindungen bis in das 6 Jahrhundert Nach den aufgefundenen Inschriften zu urteilen setzte sich die Bevolkerung hauptsachlich aus griechischen Handlern und Handwerkern Sarmaten und Goten sowie Zuwanderern aus dem westlichen Kleinasien zusammen Nekropolen BearbeitenNordlich westlich und ostlich der Stadt wurden Hugelnekropolen sog tumuli gefunden In den nordlichen und ostlichen waren vor allem Angehorige der thrakischen Oberschicht bestattet Die Uberreste der sudlichen und ostlichen Nekropole wurde teilweise ausgegraben Die Bestattungen konnten die in die Zeit zwischen dem 2 und 4 Jahrhundert n Chr datiert werden Sie enthielten jedoch nur sehr durftige Grabbeigaben Die ostliche Nekropole entstand im 5 Jahrhundert n Chr Die Art ihrer Architektur und Ausstattung waren bis dato in Bulgarien unbekannt gewesen Literatur BearbeitenWilhelm Tomaschek Abrytus In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band I 1 Stuttgart 1893 Sp 116 Teofil Iwanov Archaologische Forschungen in Abrittus 1953 1961 In VI Conference internationale d etudes classiques des pays socialistes Bulgarska Akademija na Naukite Sofia 1963 ZDB ID 1002571 6 S 81 93 Ralph F Hoddinott Bulgaria in antiquity An archaeological introduction Benn London u a 1975 ISBN 0 510 03281 8 Dinu Adameșteanu Abrittus Razgrad Bulgaria In Richard Stillwell u a Hrsg The Princeton Encyclopedia of Classical Sites Princeton University Press Princeton NJ 1976 ISBN 0 691 03542 3 englisch perseus tufts edu Teofil Iwanov Abritus Rimski kastel i rannovizantijski grad v Dolna Mizija Teil 1 Topografija i ukrepitelna sistema na Abritus Izdatelstvo Bulgarskata Akademija na Naukite Sofia 1980 mit engl Zusammenfassung S 236 248 Abritus a Roman Castle and Early Byzantine Town in Moesia Inferior Teofil Iwanov Stojan Stojanov Abritus Geschichte und Archaologie Direktion Kultur historische Erbschaft Razgrad 1985 Robert Browning Abritus In Alexander P Kazhdan u a Hrsg Oxford Dictionary of Byzantium Band 1 Aaro Eski Oxford University Press Oxford u a 1991 ISBN 0 19 504652 8 S 6 7 Velisar Velkov Abritus In Adolf M Hakkert Hrsg Lexicon of Greek and Roman cities and place names in antiquity ca 1500 B C ca A D 500 Fascicule 1 Hakkert Amsterdam 1992 ISBN 90 256 0985 6 Sp 39 41 Iris von Bredow Abrit t os In Der Neue Pauly DNP Band 1 Metzler Stuttgart 1996 ISBN 3 476 01471 1 Sp 31 Galena Radoslavova Abritus eine spatromisch byzantinische Stadt in Moesia Secunda In Orsolya Heinrich Tamaska Hrsg Keszthely Fenekpuszta im Kontext spatantiker Kontinuitatsforschung zwischen Noricum und Moesia Castellum Pannonicum Pelsonense Bd 2 Leidorf Rahden 2011 ISBN 978 3 89646 152 0 S 249 256 Jean Philippe Carrie amp Dominic Moreau The Archaeology of the Roman Town of Abritus The Status Quaestionis in 2012 in L Vagalinski amp N Sharankov Hrsg Limes XXII Proceedings of the 22nd international Congress of Roman Frontier Studies Ruse Bulgaria September 2012 NAIM Sofia 2015 Bulletin of the National Archaeological Institute 42 S 601 610 Dominic Moreau amp Jean Philippe Carrie L agglomeration romaine d Abritus Mesie inferieure Mesie seconde sources textuelles et bilan archeologique in Chr Freu S Janniard amp A Ripoll Hrsg Libera curiositas Melanges d histoire romaine et d Antiquite tardive offerts a Jean Michel Carrie Brepols Turnhout 2017 Bibliotheque de l Antiquite tardive 31 S 229 256 Brahim M Barek amp Dominic Moreau The Plan of Abritus Moesia Secunda Inferior Status Quaestionis in 2015 in C Sebastian Sommer amp Suzana Matesic Hrsg Limes XXIII Proceedings of the 23rd International Congress of Roman Frontier Studies Ingolstadt 2015 Akten des 23 Internationalen Limeskongresses in Ingolstadt 2015 Mainz 2018 Beitrage zum welterbe Limes Sonderband 4 II S 1087 1091 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Abrittus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Funde aus AbrittusAnmerkungen Bearbeiten AE 1957 97 mit der Namensform Abritus CIL 5 942 castell o Abritanor um Stojan Stojanov Zlatnoto skrovishe ot Abritus 5 v sled n e deutsch Der Goldmunzschatz von Abrittus 5 Jh u Z Septemvri Sofia 1982 Inscriptiones Graecae in Bulgaria repertae 743 online CIL 16 22 CIL 3 13727 Jordanes Getica 284 Prokopios De aedificiis 4 11 Hierokles Synekdemos 63 6 8 Normdaten Geografikum GND 4084656 8 lobid OGND AKS VIAF 248090718 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Abrittus amp oldid 239406785