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Die Abenteurernovelle ist ein im Sommer 1928 entstandenes Fragment einer Novelle in dem sich der alternde Arthur Schnitzler unter anderem mit dem Motiv des plotzlich hereinbrechenden Todes beschaftigte Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 1 1 Erster Teil 1 2 Zweiter Teil 2 Hintergrund 3 InterpretationInhalt BearbeitenErster Teil Bearbeiten Nach dem Tod seiner Eltern durch die Pest beschliesst der achtzehnjahrige Anselmo Rigardi seiner Heimatstadt Bergamo den Rucken zu kehren und ein neues Leben anzufangen So beginnt er eine siebentagige Wanderung Zunachst begegnet er dem bedrohlichen Grafen Raspighi der seine Braut Anita im Spiel an ihn verliert Nach einer gemeinsamen Nacht mit dieser kommt es zu einem Duell zwischen Anselmo und Raspighi das mit Raspighis Tod endet Nach dieser tragischen Episode setzt Anselmo seine Wanderung fort und schlagt allerlei verlockende Moglichkeiten aus sich sesshaft zu machen oder in den Dienst eines Adeligen zu treten Er glaubt dass sein Schicksal sich bei ihm melden und er seine wahre Bestimmung schliesslich erkennen werde Nach einer Woche erreicht er ohne Absicht eine Lichtung auf der sich eine grun bewachsene Mauer befindet Dort begegnet ihm ein alter Monch der ihm vom Besitzer des Anwesens hinter der Mauer berichtet einem Arzt und Alchimisten namens Geronte der jedem den genauen Tag und die genaue Stunde seines Todes voraussagen konne Das Gesprach zwischen dem Monch und Anselmo wird durch die Ankunft einiger Soldaten unterbrochen die Geronte zwingen sie zu begleiten um den Todeszeitpunkt ihres Fursten zu bestimmen Wahrend Geronte weg ist wird Anselmo von dessen Tochter Lucrezia ins Haus eingelassen die sich ihm wie eine Braut hingibt Als Geronte zuruckkehrt und Anselmo bei seiner Tochter findet sagt er Anselmo voraus dass er innerhalb eines Jahres sterben werde worauf dieser verzweifelt das Haus verlasst Zweiter Teil Bearbeiten Im nur als Skizze geplanten weiteren Verlauf der Novelle wird berichtet dass Geronte Anselmos Tod nur prophezeit hat um zu sehen wie dieser sich im nachsten Jahr bewahren wird und ob er Lucrezias wurdig ist Anselmo totet den Prinzen des Furstentums eint sein Reich wird selbst Furst und besiegt die Feinde im Kampf Doch statt seine neue Stellung zu geniessen findet er wegen seines bevorstehenden Todes keine Ruhe und nimmt Gift Geronte der erfahren hat dass Anselmo sich als Held verhalten hat eroffnet ihm zu spat dass seine Prophezeiung erfunden war und Anselmo stirbt durch das Gift Hintergrund BearbeitenIm Sommer 1928 begann Schnitzler mit der Abenteurernovelle die ursprunglich als Fragment konzipiert war eines seiner letzten Werke Nach dem tragischen Selbstmord seiner Tochter Lili im Juli 1928 blieb die Novelle nur ein Fragment und Schnitzler konnte bis zu seinem Tod 1931 nur noch die in einer ersten Fassung von 1927 vorliegende Erzahlung Der Sekundant vollenden Interpretation BearbeitenSchnitzler wahlte als Hintergrund fur seine Novelle das Italien der Renaissance um 1520 aus das von einem neuen im Vergleich zum Mittelalter freieren Menschenbild gekennzeichnet und von Kleinkriegen und Privatfehden zwischen absoluten Fursten und Stadtherren zerrissen war Mit zwei Motiven beschaftigt sich Schnitzler in dieser Erzahlung besonders Dem Verhaltnis zwischen Schicksal und freiem Willen und dem Topos der Todesweissagung die sich erfullt weil der Betroffene an sie glaubt Selbsterfullende Prophezeiung Anselmo durch den plotzlichen Tod seiner Eltern aus seinem Alltag gerissen wird sich einer unvermuteten Freiheit bewusst und erkennt dass er nicht mehr einer war der sich was immer er wollte oder tat vor allem zu beraten Rede und Antwort zu stehen hatte sondern die Schritte lenken durfte wohin er wollte und die Welt ihm gehorte Um seine neue Freiheit auskosten zu wollen bricht er von zuhause auf Nicht wie ein Gezeichneter nicht wie ein Fluchtling sondern als einer der weiss dass er ein seltenes Schicksal trug und zu einem seltenen bestimmt war Seine Freiheit die er um alles in der Welt verteidigen will so verlasst er seine erste Geliebte wegen der Angst festgehalten zu werden scheint jedoch durch ihn selbst begrenzt zu werden da er sich nicht auf seine eigene Entscheidung auf sein eigenes Urteil verlasst sondern an ein besonderes Schicksal glaubt Er war nicht gelaunt auch nur im geringsten sich zu verschwenden es war in ihm ein sicheres wenn auch nicht vollig bewusstes Gefuhl dass was seiner warten mochte in einer unmissverstandlichen uber alle Zweifel klaren Bestimmtheit sich wurde zu melden wissen ja dass was er erlebt nichts gewesen war als ein ungeheurer Schatten den ein ihm vorbestimmtes Schicksal vorausgeworfen damit es ihn im rechten Augenblick bereit fande Als er ans Haus des Geronte kommt blickte er sich um als musste von irgendwoher das Abenteuer oder gar das Schicksal kommen das ihm zugedacht war Dieser aussergewohnliche Schicksalsglaube fuhrt auch zu seiner absoluten Uberzeugung dass Gerontes Prophezeiung wahr sein musse Er selbst erfullt die Weissagung indem er an sie glaubt Schnitzler bedient sich hier des Topos der Todesweissagung die er in unterschiedlichen Varianten schon in Sterben Die Weissagung und Das Schicksal des Freiherrn von Leisenbohg verwendete Der aussergewohnliche Glaube ans Schicksal sowie der Topos der Erfullung der Weissagung erinnern sehr an die griechische Mythologie So wie Laios der Vater des Odipus die Weissagung sein Sohn werde ihn toten und seine Frau heiraten dadurch erfullte dass er seinen Sohn nicht bei sich aufwachsen liess so erfullt Anselmo die Weissagung selbst Dasselbe Motiv verwendet auch Franz Kafka im Process K stirbt nur weil er sich dem Gericht unterwirft und sich so selbst zum Tod verurteilt Ob Schnitzler den 1925 erstmals veroffentlichten Roman kannte und von ihm beeinflusst wurde ist freilich ungewiss Als literarisches Vorbild fur die Novelle ist u a Boccaccios Novellensammlung Decamerone zu nennen Wahrend die Pest in Florenz im Jahre 1348 den Handlungsrahmen fur Boccaccios Erzahlung gibt fungiert sie in der Abenteurernovelle als Anstoss fur die Handlung Nicht nur die Atmosphare des in Stadtstaaten gespaltenen Italiens stellen eine bemerkenswerte Ahnlichkeit her auch die teilweise frivolen Kurznovellen des Decamerone klingen bei Lucrezias Entjungferung in Abwesenheit ihres Vaters an Daruber hinaus ahnelt die Erzahlung auch Eichendorffs romantischer Novelle Aus dem Leben eines Taugenichts in der der Taugenichts als junger Mann in die Welt aufbricht und nur vom Schicksal gelenkt nach einer Reise nach Italien sein Gluck mit seiner Geliebten findet Werke von Arthur Schnitzler RomaneFrau Bertha Garlan Der Weg ins Freie Therese Chronik eines FrauenlebensErzahlungen Welch eine Melodie Er wartet auf den vazierenden Gott Amerika Erbschaft Der Furst ist im Hause Mein Freund Ypsilon Der Andere Reichtum Die drei Elixire Die Braut Sterben Der Sohn Die Komodiantinnen Die kleine Komodie Spaziergang Blumen Spater Ruhm Der Witwer Der Empfindsame Der Andere Aus dem 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