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Therese Chronik eines Frauenlebens ist der dritte und letzte Roman von Arthur Schnitzler der 1928 bei S Fischer in Berlin erschien Er behandelt das harte Schicksal von Therese Fabiani die als alleinstehende Mutter in der burgerlichen Welt des Wiener Fin de siecle einen langsamen sozialen Abstieg erlebt Wahrend sie ihren karglichen Lebensunterhalt zumeist als Erzieherin in grossburgerlichen Hausern verdient wachst ihr uneheliches Kind fern von ihr am Land auf Inhaltsverzeichnis 1 Zeit und Ort 2 Inhalt 3 Form 4 Selbstzeugnis 5 Rezeption 6 Weblinks 7 Literatur 7 1 Werkstudien 7 2 Allgemeine Einordnungen 7 3 Horbuch 8 EinzelnachweiseZeit und Ort BearbeitenDer Roman handelt in Salzburg sowie in Wien und Umgebung in der Zeit etwa von 1885 bis 1913 1 Schnitzler gibt sogar Thereses Postanschrift an Wien Wagnergasse 74 zweiter Stock 2 Inhalt BearbeitenNachdem der Vater ein Oberstleutnant mit italienischen Wurzeln fruhzeitig in den Ruhestand geschickt wird zieht die Familie Fabiani nach Salzburg Da trifft Therese auf Alfred Nullheim einen Schulkameraden von Thereses Bruder Karl der ihre erste Liebe wird Dieser zieht bald nach Wien um Medizin zu studieren bittet davor aber Therese auf ihn zu warten um ihn nach Studienabschluss zu heiraten Thereses Vater erkrankt bald und wird in einer psychiatrischen Klinik hospitalisiert wo er kurze Zeit spater verstirbt Die Mutter von altem aber verarmtem kroatischem Adel abstammend verdient daraufhin den Lebensunterhalt durch das Schreiben von kitschigen Feuilletonromanen Um eine gesicherte Existenz zu haben will sie die Tochter an einen alten Grafen verkuppeln was Therese ablehnt Als sich Therese in einen jungen Leutnant verliebt und sich mit diesem in eine Liebesbeziehung einlasst erfahrt das Alfred an seinem Studienort Er beschimpft die Freundin brieflich Bald entpuppt sich der Leutnant als untreuer Gefahrte Angeekelt von diesen Erlebnissen verlasst Therese Salzburg um in Wien auf eigenen Fussen stehen In der Metropole nimmt sie wechselnde Stellungen als Gouvernante an Zwar gibt es Momente in welchen Therese in Erwagung zieht das karge Auskommen durch den Verkauf ihres Korpers aufzubessern doch setzt sie dies nicht in Tat um Von einem Liebhaber Kasimir Tobisch einem unvermogenden Flotisten aus Deutsch Bohmen wird Therese schwanger Dieser lasst sie damit alleine und der jungen ledigen Mutter bleibt nichts anderes ubrig als ihr Neugeborenes auf dem Lande bei Bauersleuten in Pflege zu geben wahrend sie ihren Lebensunterhalt durch die Betreuung fremder Kinder verdient Manchmal fluchtet Therese nach Annaherungsversuchen durch den Hausherrn aus der Stellung manchmal sind es Zwistigkeiten mit den Hausherrinnen Wahrenddessen wachst Franz der Sohn von Therese gelegentlich besucht auf dem Lande heran Die junge Mutter inzwischen 27 Jahre alt fuhrt auf der Suche nach etwas Anerkennung und Zuneigung nacheinander weitere Liebesbeziehungen Als Therese von einem affektierten Ministerialrat ihr zweites Kind erwartet lasst sie es abtreiben denn fur ein weiteres Kind kann sie nicht aufkommen Manchmal begegnet Therese in Wien Alfred Als Franz neun Jahre alt ist gesteht sie dem Jugendfreund dass sie Mutter eines Sohnes ist Aber Alfred weiss langst davon Zwischen Therese und Alfred entwickelt sich eine Liebesbeziehung die aber nicht von Dauer ist und sich in eine Freundschaftsbeziehung verandert Von der Mutter erhalt Therese kaum Unterstutzung Thereses Bemuhungen als Lehrerin in einer Erziehungsanstalt zu arbeiten scheitern Sie hat die erforderlichen Prufungen nicht abgelegt Als Franz Verhalten in der Schule und bei den Pflegeeltern mehrfach Anlass zur Klage gibt sucht Therese jedes Mal die Schuld bei sich und der fehlenden Zuwendung die sie ihm entgegengebracht habe Nie habe sie treu zu ihm gestanden Therese gibt fortan private Lektionen und nimmt Franz zu sich wird aber mit dem Heranwachsenden nicht fertig Nachdem er die Mutter nach einer Auseinandersetzung blutig geschlagen hat bekommt sie Angst vor dem eigenen Sohn Diese Angst bleibt bestehen Franz kommt tagelang nicht nach Hause und gebardet sich in jeder Hinsicht als herumlungernder Taugenichts Das ist nicht der einzige Schicksalsschlag fur Therese Alfred heiratet die Tochter eines Tubinger Professors Inzwischen 33 jahrig fuhlt Therese wie wenig ihr das Leben zu bieten hat Auf der Polizei muss sie Franz der einer Diebesbande angehort abholen Therese gibt sich die Schuld am unaufhaltsamen Abstieg ihres Sohnes in die Kriminalitat Franz fordert mehrfach von ihr Geld Wenn er es nicht erhalt durchsucht er teilweise mit Erfolg die Wohnung danach Selbst wahrend Franz eine mehrmonatige Gefangnisstrafe abbusst hat Therese keine Ruhe vor ihm Der Strafling schickt seine Kumpane mit Forderungen ins Haus Nach seiner Freilassung will Franz auch noch bei seinem Onkel Karl der in der deutsch nationalen Partei eine wichtige Rolle spielt Geld erpressen Der Onkel gibt Therese die Schuld dafur Schliesslich scheint sich fur Therese doch ein Weg aus dem Elend abzuzeichnen Ein beguterter Herr geschiedener Vater einer ihrer Schulerinnen mochte sie heiraten Jedoch stirbt er vor der Hochzeit Therese erbt nur eine kleine Summe und nicht das was ihr als Witwe zugestanden hatte Franz totet fast seine Mutter beim Versuch ihr mit Gewalt Geld wegzunehmen Sie versucht ihn auf dem Sterbebett zu entsuhnen indem sie Alfred erzahlt dass sie als das Kind zur Welt gekommen war dieses kurz hatte ersticken wollen und dass sie jetzt nur dafur Gerechtigkeit erfahren habe Das Gericht jedoch lasst dies nicht als mildernden Umstand gelten Franz wird zu zwolf Jahren schwerem Kerker verurteilt Form BearbeitenKluger nennt Schnitzler den Meister des inneren Monologs 3 Der Erzahler taucht nicht nur in Thereses Gedanken und Vorstellungen ein sondern geht noch weiter Bei mancher Notluge Thereses die der Erzahler wiedergibt stutzt der Leser und fragt sich Ist das Wahrheit Der Trick Schnitzlers Im weiteren Erzahlablauf tritt die Unwahrheit ans Tageslicht Der Autor beteiligt sich sogar an diesem Verwirrspiel Zum Beispiel schreibt er uber Therese Aber sie liebte es ihr Kind nicht 4 Der restliche Roman ist dann jedoch unter anderem auch die Geschichte einer Mutterliebe An einzelnen Stellen kommentiert der Autor subjektiv 5 Selbstzeugnis BearbeitenSchnitzler aussert sich kritisch Dem Roman mangele es an innerer Notwendigkeit 6 Rezeption BearbeitenHofmannsthal schreibt am 10 Juli 1928 an Schnitzler Die grosse Lebenserzahlung Therese aber hat mich besonders gefesselt und beschaftigt Indem Sie diesen Stoff erzahlten das Leben einer Wiener Gouvernante war schon eine ganze Welt hingestellt Ganz besonders gross aber tritt Ihr Vorzug einem Stoff den Rhythmus zu geben wodurch er Dichtung wird hier hervor 7 Indem der Roman Einblicke in die osterreichische Gesellschaft vor dem Ersten Weltkrieg gestattet zeichnet er gleichzeitig ein Bild vom Untergang einer Epoche 8 Desillusionsroman 9 10 Die Verurteilung des Romans als kunstlose naive Chronik 11 musse uberdacht werden Therese gibt ihre schlechten Erfahrungen mit Menschen an ihren Sohn weiter 12 Ohne Herablassung und ohne Beschonigung beschreibt Schnitzler das Ungluck einer jungen Frau aus deren Sicht 13 Therese ist ein echter ernster Frauenroman 14 Der Roman ist ein Querschnitt durch das alte habsburgische Osterreich 15 Stellenweise aussert sich Therese antisemitisch 16 Le Rider nennt Schnitzler einen Doppelganger Freuds Entsprechend fallt auch seine Besprechung des Werkes aus Das Syndrom des unwillkommenen Kindes wird psychoanalytisch durchgenommen 17 Uberdies werde ein sozialer Abstieg geschildert Therese gerate in burgerliche Kreise von denen sie ausgeschlossen bleibe 18 Schnitzler erweise sich dabei als Soziologe der Wiener Innenstadt 19 Irgendeiner Sentimentalitat begegne der Leser nicht denn Schnitzler zeige Thereses Schwachen unerbittlich auf 20 Der Roman wurde beim Publikum auch deshalb kein Erfolg weil darin die Hoffnungslosigkeit dominiert 21 Was Wunder Die Nachkriegszeit hatte Schnitzlers Weltsicht verdustert 22 Arnold gibt weiter fuhrende Arbeiten an Sigrid Schmid Bortenschlager Paris 1983 Zdenko Skreb 1984 Konstanze Fliedl 1989 Heidi Margrit Muller Munchen 1991 Amy Colin 1992 und David Low 1992 23 Perlmann 24 nennt die Arbeit von Elsbeth Dangel Wiederholung als Schicksal 1985 Weblinks BearbeitenTherese Chronik eines Frauenlebens im Projekt Gutenberg DE Der Text bei Zeno org Raoul Auernheimer Gouvernanten Roman Rezension in der Neuen Freien Presse 22 April 1928 Besprechung von Kristina Werndl vom 22 Januar 2008Literatur BearbeitenErstausgabeArthur Schnitzler Therese Chronik eines Frauenlebens S Fischer Verlag Berlin 1928 391 Seiten LeinenAusgaben Quelle Arthur Schnitzler Therese Chronik eines Frauenlebens Hrsg Heinz Ludwig Arnold Mit einem Nachwort von Ruth Kluger S Fischer Frankfurt am Main 2000 2 Aufl 2004 325 Seiten ISBN 3 10 073556 0 Arthur Schnitzler Therese Chronik eines Frauenlebens Fischer Taschenbucher 15917 304 Seiten 2 Aufl Januar 2007 ISBN 978 3 596 15917 8 Arthur Schnitzler Therese Chronik eines Frauenlebens Roman Nachwort von Elsbeth Dangel Pelloquin dtv Klassik 13703 384 Seiten Juni 2008 ISBN 978 3 423 13703 4SekundarliteraturWerkstudien Bearbeiten Elsbeth Dangel Pelloquin Wiederholung als Schicksal Arthur Schnitzlers Roman Therese Chronik eines Frauenlebens Fink Munchen 1985 ISBN 3 7705 2331 8 Dissertation Universitat Frankfurt am Main 1983 243 Seiten Melissa de Bruyker Das resonante Schweigen die Rhetorik der erzahlten Welt in Kafkas Der Verschollene Schnitzlers Therese und Walsers Rauber Roman Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2008 ISBN 978 3 8260 3689 7 Dissertation Universitat Gent 2006 377 Seiten Adelheid Koch Zwischen Tradition und Modernitat Guy de Maupassant und Arthur Schnitzler Eine komparatistische Analyse der Romane Une vie und Therese Chronik eines Frauenlebens Diplomarbeit Universitat Graz 1988 359 Seiten Maya Kundig Arthur Schnitzlers Therese Erzahltheoretische Analyse und Interpretation Lang Bern 1991 Dissertation Universitat Zurich Allgemeine Einordnungen Bearbeiten Hartmut Scheible Arthur Schnitzler rowohlts monographien Rowohlt Taschenbuch Verlag Reinbek bei Hamburg Februar 1976 Aufl Dezember 1990 160 Seiten ISBN 3 499 50235 6 Michaela L Perlmann Arthur Schnitzler Sammlung Metzler Bd 239 Stuttgart 1987 195 Seiten ISBN 3 476 10239 4 Heinz Ludwig Arnold Hrsg Arthur Schnitzler Verlag edition text kritik Zeitschrift fur Literatur Heft 138 139 April 1998 174 Seiten ISBN 3 88377 577 0 Heinz Ludwig Arnold Hrsg Arthur Schnitzler Der Weg ins Freie Roman Mit einem Nachwort von Michael Scheffel S Fischer Frankfurt am Main 1999 2 Aufl 2004 398 Seiten ISBN 3 10 073555 2 Giuseppe Farese Arthur Schnitzler Ein Leben in Wien 1862 1931 Aus dem Italienischen von Karin Krieger C H Beck Munchen 1999 360 Seiten ISBN 3 406 45292 2 Original Arthur Schnitzler Una vita a Vienna 1862 1931 Mondadori Mailand 1997 Gero von Wilpert Lexikon der Weltliteratur Deutsche Autoren A Z S 555 rechte Spalte 2 Z v u Stuttgart 2004 698 Seiten ISBN 3 520 83704 8 Jacques Le Rider Arthur Schnitzler oder Die Wiener Belle Epoque Aus dem Franzosischen von Christian Winterhalter Passagen Verlag Wien 2007 242 Seiten ISBN 978 3 85165 767 8Horbuch Bearbeiten Arthur Schnitzler Therese RADIOROPA Horbuch Gelesen von Janina Kubler 1 Aufl 18 Juli 2006 ISBN 978 3 86667 370 0Einzelnachweise Bearbeiten Kluger im Nachwort der Quelle S 308 13 Z v o Quelle S 247 4 Z v u Quelle S 305 8 Z v o Quelle S 110 9 Z v o Zum Beispiel Quelle S 257 6 Z v u Schnitzler zitiert bei Scheible S 124 7 Z v o Hugo von Hofmannsthal an Arthur Schnitzler 10 7 1928 In Arthur Schnitzler Briefwechsel mit Autorinnen und Autoren Digitale Edition Hg Martin Anton Muller Gerd Hermann Susen und Laura Untner https schnitzler briefe acdh oeaw ac at L02503 html Abfrage 2020 9 10 Farese S 301 5 Z v u Elsbeth Dangel zitiert bei Perlmann S 180 2 Z v o Farese S 300 4 Z v u Kilian zitiert bei Perlmann S 179 5 Z v u Perlmann S 177 12 Z v u Rita K Angress zitiert bei Perlmann S 180 11 Z v o Kluger im Nachwort der Quelle S 305 7 Z v u Kluger im Nachwort der Quelle S 305 3 Z v u Kluger im Nachwort der Quelle S 317 2 Z v o Siehe auch Quelle S 141 16 Z v o und Quelle S 142 7 Z v o Le Rider S 91 15 Z v o Le Rider S 134 15 Z v u Le Rider S 133 unten Le Rider S 136 6 Z v o Le Rider S 136 4 Z v u Le Rider S 134 4 Z v o Arnold 1998 S 165 rechte Spalte Kap 3 5 29 Perlmann S 17 7 Z v o Werke von Arthur Schnitzler RomaneFrau Bertha Garlan Der Weg ins Freie Therese Chronik eines FrauenlebensErzahlungen Welch eine Melodie Er wartet auf den vazierenden Gott Amerika Erbschaft Der Furst ist im Hause Mein Freund Ypsilon Der Andere Reichtum Die drei Elixire Die Braut Sterben Der Sohn Die Komodiantinnen Die kleine Komodie Spaziergang Blumen Spater Ruhm Der Witwer Der Empfindsame Der Andere Aus dem Tagebuch eines Hinterbliebenen Ein Abschied Die Frau des Weisen Der Ehrentag Die Toten schweigen Die Nachste Um eine Stunde Ein Erfolg Legende Lieutenant Gustl 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