Das 89e régiment d’infanterie war ein Infanterieregiment, aufgestellt 1690 als Régiment de Leisler im Königreich Frankreich und im Dienst während des Ancien Régime (danach mit einigen Unterbrechungen) bis zur Auflösung 1993. Bis zur Vereinheitlichung durch die in der Revolution geschaffene Nummerierung trug es als sogenanntes Fremdenregiment (Infanterie étrangère de ligne) zuletzt den Namen „Royal Suédois – Königlich-Schwedisch“ – obwohl es sich um ein deutsches Regiment handelte.
Régiment Royal-Suédois | |
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Verbandsabzeichen des 89e régiment d’infanterie | |
Aktiv | 1690 bis 1993 |
Staat | Frankreich |
Streitkräfte | französische Armee |
Teilstreitkraft | Heer |
Truppengattung | Infanterie |
Typ | Regiment |
Schutzpatron | Saint-Maurice d’Agaune |
Motto | Le brave |
Auszeichnungen | Fourragère des Croix de Guerre 1914–18 mit zwei Palmenzweigen |
Gebildet wurde das „Régiment de Leisler“ aus Kriegsgefangenen nach der Schlacht bei Fleurus als „Deutsches Regiment“ mit einem Colonel als Regimentsinhaber und schwedischen Offizieren. Die Mehrzahl der Mannschaften kam zu diesem Zeitpunkt aus Schwedisch-Pommern. Am 1. Juli 1690 erhielt der deutsche Offizier Heinrich Leisler (auch Lesler wird angegeben), der als Capitaine im Schweizer Régiment Stuppa le jeune diente, den Befehl, dieses Regiment zu errichten. Er konnte 10 Kompanien aufstellen, die aus einem schwedisch-pommerschen Regiment in holländische Dienste gekommen waren. Dieses Regiment beanspruchte für sich, niemals im Kampf besiegt worden zu sein, hatte aber in der Schlacht mit dem Régiment de Navarre seinen Meister gefunden.
Aufstellung und signifikante Änderungen Bearbeiten
- 1. August 1690: Aufstellung des Régiment de Leisler
- 20. Oktober 1694: Umbenennung in Régiment de Sparre
- 10. März 1714: Umbenennung in Régiment de Lenck
- 19. Dezember 1734: Umbenennung in Régiment d’Appelgrehn
- 30. Oktober 1742: Umbenennung in Régiment Royal-Suédois
- 1. Januar 1791: Umbenennung in 89e régiment d’infanterie de ligne
- 1794: Erste Heeresreform. Das Regiment wurde am 19. Juli 1794 mit seinen beiden Bataillonen als 1er bataillon (ci-devant Royal-Suédois) zur 161e demi-brigade de bataille und als 2e bataillon (ci-devant Royal-Suédois) zur 162e demi-brigade de bataille abgestellt. Damit endeten zunächst der Regimentsverband und auch die Traditionslinie.
- 1804: Durch Umbenennung der bis dato bestehenden „Demi-brigades d’infanterie“ wurde der Begriff „Régiments d’infanterie de ligne“ wieder eingeführt. Die Einheit wurde jedoch nicht wieder aufgestellt und in der Liste der Regimenter als „vacant“ geführt. Die für die Wiederaufstellung des 89e régiment d’infanterie de ligne vorgesehene 89e demi-brigade d’infanterie wurde am 24. September 1803 zur Errichtung des 14e régiment d’infanterie légère verwendet.
- 1855: Das vormalige „14e régiment d’infanterie légère“ wurde zum „89e régiment d’infanterie de ligne“ umgewandelt.
Nach dem Ersten Weltkrieg erfolgte zu einem unbekannten Zeitpunkt die Auflösung.
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde das Regiment wieder aufgestellt. Angaben über den weiteren Verbleib liegen nicht vor.
Mestres de camp/Colonels Bearbeiten
Mestre de camp war von 1569 bis 1661 und von 1730 bis 1780 die Rangbezeichnung für den Regimentsinhaber und/oder für den mit der Führung des Regiments beauftragten Offizier. Die Bezeichnung „Colonel“ wurde von 1721 bis 1730, von 1791 bis 1793 und ab 1803 geführt.
Nach 1791 gab es keine Regimentsinhaber mehr.
Sollte es sich bei dem Mestre de camp/Colonel um eine Person des Hochadels handeln, die an der Führung des Regiments kein Interesse hatte (wie z. B. der König oder die Königin), so wurde das Kommando dem „Mestre de camp lieutenant“ (oder „Mestre de camp en second“) respektive dem „Colonel-lieutenant“ oder „Colonel en second“ überlassen.
Colonels
- 1. August 1690: Johan Henrik Leisler
- 20. Oktober 1694: Erik Sparre, baron de Toffeta, comte de Sundby
- 10. März 1714: Jakob Gustaf Lenck
- 19. Dezember 1734: Pierre Appelgrehn († 22. August 1742)
- 30. Oktober 1742: Josef Ignaz Magnus Toffeta, comte de Sparre de Kronembourg
- 22. April 1756: Alexander Serafin Josef Toffeta, comte de Sparre de Kronembourg
- 18. Januar 1760: Orthon Friedrich von Bülow
- 20. Juli 1761: Michel de Maës
- 16. April 1767: Pierre de Chambge d’Elbecq
- 22. Juni 1767: Louis Hermann von Waldner
- 17. Juni 1770: Ludvig Ernst Josef Toffeta, comte de Sparre de Kronembourg
- 16. April 1771: Carl Gideon Sinclair
- 28. April 1778: Hugo Hamilton
- 11. November 1782: Walther von Nyvenheim
- 21. September 1783: Fredrik Axel von Fersen
- 24. März 1784: Curt von Stedingk
- 4. Juni 1790: Charles-Léopold, baron de Fuerstenwaerther
- 1. Januar 1793: Joseph de Brusselles
- […]
- 1804: Jean-Baptiste Bruny
- […]
- 1870: Colonel Munier
- […]
- 1939: Lieutenant-colonel Baudelle
- […]
Ausstattung Bearbeiten
Königliche Fahnen Bearbeiten
Das Regiment führte 15 Ordonnanzfahnen und eine Leibfahne.
Uniformierung bis 1794 Bearbeiten
Einsatzgeschichte Bearbeiten
Pfälzischer Erbfolgekrieg Bearbeiten
Spanischer Erbfolgekrieg Bearbeiten
Polnischer Thronfolgekrieg 1733 bis 1738 Bearbeiten
Österreichischer Erbfolgekrieg 1740 bis 1748 Bearbeiten
Am 12. November 1746 war das Regiment noch vier Bataillone stark. Mit Befehl vom 26. Dezember 1748 wurde es auf drei und mit Befehl vom 1. Februar 1749 auf zwei Bataillone reduziert.
Siebenjähriger Krieg Bearbeiten
Im November 1764 erfolgte die Verlegung nach Schlettstadt, im August 1765 nach Neu-Breisach, Im November 1766 nach Condé, im Juni 1767 nach Aire-sur-la-Lys, im November 1767 nach Gravelines, im Oktober 1768 nach Maubeuge, im Juli 1769 in das Camp de Compiègne, im Dezember 1770 nach Saarlouis, im Oktober 1771 nach Straßburg, im September 1772 nach Fort-Louis, im Dezember 1773 nach Straßburg, im Oktober 1775 nach Bitche, im März 1778 nach Schlettstadt und Neu-Breisach, im Dezember 1778 nach Straßburg, im Oktober 1780 nach Belfort und Hüningen, im September 1781 an die Seine.
Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg Bearbeiten
Es erfolgte die Verlegung nach Landrecies und Valenciennes im Juni 1785, nach Maubeuge im März 1786, nach Valenciennes im März 1787, nach Saint-Brieuc im Juli 1788 und nach Valenciennes im Oktober 1789.
Kommandant des Regiments war zu diesem Zeitpunkt der Colonel Hans Axel von Fersen, „Favorit“ der Königin Marie-Antoinette und 1791 einer der Hauptakteure bei der gescheiterten Flucht des Königs.
Das königstreue Verhalten seines Kommandanten konnte das Regiment selbst nicht beeinflussen, es schloss sich seinen diesbezüglichen Aktivitäten nicht an.
Koalitionskriege Bearbeiten
Das 1. Bataillon wurde im April 1792 zur Armée du Nord (Nordarmee) eingeteilt. Im August verließ es Valenciennes und stieß zum Korps von Général La Bourdonnay. Das 2. Bataillon lag zu diesem Zeitpunkt in Metz. Am Ende des Jahres befanden sich die beiden Bataillone in Flandern und nahmen an der ersten Eroberung von Belgien teil. Sie bezogen Garnison in Antwerpen und im Herzogtum Geldern. Nach der Schlacht bei Neerwinden verlegte das 89e régiment d’infanterie in das Département Nord und nahm hier an verschiedenen Gefechten teil.
Am 19. Juli 1794 wurde der Regimentsverband aufgelöst und das 1. Bataillon zur Aufstellung der 161e demi-brigade de bataille und das 2. Bataillon zur Aufstellung der 162e demi-brigade de bataille verwendet.
- 1796: Bei der „Armée de Rhin-et-Moselle“
- 1805: Einsatz in der Schlacht bei Caldiero
- 1807–1809: Als Besatzung auf Korfu
- 1812: Russlandfeldzug
- 1813: Feldzug in Deutschland, Teilnahme an der Völkerschlacht bei Leipzig
Second Empire Bearbeiten
- 1855: Die Leichte Infanterie wurde aufgelöst und die Einheiten in Linien-Infanterieregimenter umgewandelt. Dadurch wurden diese mit der Nummer von 75 aufwärts errichtet. Das vormalige „14e régiment d’infanterie légère“ wurde zum „89e régiment d’infanterie de ligne“.
- 1856 bis 1859: Einsatz bei der Eroberung von Algerien
- 1859: Sardinischer Krieg (Einsatz in Norditalien)
- 1870: Deutsch-Französischer Krieg
Erster Weltkrieg Bearbeiten
Bei Kriegsbeginn war das Regiment in Paris, Vincennes und Sens stationiert. Es gehörte während des ganzen Krieges zur 19. Infanteriebrigade der 10. Infanteriedivision im 5. Armeekorps.
- 1914
- 1915
- 1916
- 1917
- 1918
Zweiter Weltkrieg Bearbeiten
Am 7. September 1939 wurde die Einheit unter dem Kommando von Lieutenant-colonel Baudelle durch die Région Militaire, Centre Mobilisateur d’infanterie, Réserve A RI type NE (CMI 83), wieder aufgestellt und der 18. Infanteriedivision zugewiesen. Sie war bei Abwehrkämpfen südlich von Amiens eingesetzt. Weitere Angaben liegen zurzeit nicht vor.
Regimentsfahnen seit 1854 Bearbeiten
Auf der Rückseite der Regimentsfahne sind (seit Napoleonischer Zeit) in goldenen Lettern die Feldzüge und Schlachten aufgeführt, an denen das Regiment ruhmvoll teilgenommen hat.
In seiner Geschichte führte das Regiment nacheinander ein Dutzend unterschiedliche Fahnen.
Auszeichnungen Bearbeiten
Das Fahnenband des Regiments ist mit dem Croix de guerre 1914–1918 mit zwei Palmenzweigen dekoriert. Es wird die Fourragère des „Croix de guerre 1914–1918“ an der Fahne geführt. Ebenso haben die Angehörigen des Regiments das Recht, diese Auszeichnung zu tragen (verliehen am 3. Januar 1919). Dazu kommt eine lobende Erwähnung im Korpsbericht.
Devise Bearbeiten
Le brave
(Der (das) Tapfere)
Literatur Bearbeiten
- Général Serge Andolenko: Recueil d’Historiques de l’Infanterie Française. Eurimprim, Paris 1969.
- Margareta Beckman: Under fransk fana! Royal Suédois. Svenskt regemente i fransk tjänst 1690–1791. Norstedt, Stockholm 1995, ISBN 978-91-1-943222-3.
- Eugène Fieffé: Histoire des troupes étrangères au service de la France. Depuis leur origine jusqu’à nos jours. Band 1. Librairie militaire de J. Dumaine, Paris 1854, ISBN 2-904221-15-8 (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek).
- Liliane und Fred Funcken: L’uniforme et les armes des soldats de la guerre en dentelle. Band 1: France : Maison du roi et infanterie sous Louis XV et Louis XVI. Grande-Bretagne et Prusse : infanterie (1700 à 1800). Casterman, Tournai 1975, ISBN 2-203-14315-0. Band 2: 1700–1800. France, Grande-Bretagne et Prusse : cavalerie et artillerie. Autres pays : infanterie, cavalerie, artillerie. Casterman, Tournai 1976, ISBN 2-203-14316-9.
- Thomas Balch: Les Français en Amérique pendant la Guerre de l’Indépendance des États-Unis 1777–1783. A. Sauton, Paris 1872 (Digitalisat der Bibliothèque nationale de France; PDF; 2,08 MB).
- M. Pinard: Chronologie historique-militaire. Band 7 und 8. Paris 1764 und 1778.
Fußnoten und Einzelnachweise Bearbeiten
- Pommern gehörte damals noch zu Schweden.
- Pierre Lemau de la Jaisse: Cinquième abrégé de la carte générale du militaire de France, sur terre et sur mer. Depuis Novembre 1737 jusqu’en Décembre 1738. Gandouin et al., Paris 1739, OCLC 458013263.
- Es war dies die Fahne der 1. Kompanie, die (theoretisch) vom Regimentsinhaber als Leibkompanie geführt wurde – d. h. sie hatte keinen regulären Kompaniekommandanten, sondern nur einen Kommandanten „en second“.
- Möglicherweise erlitt er einen Herzinfarkt.
- « Décision n°12350/SGA/DPMA/SHD/DAT du 14 septembre 2007 relative aux inscriptions de noms de batailles sur les drapeaux et étendards des corps de troupe de l’armée de terre, du service de santé des armées et du service des essences des armées, Bulletin officiel des armées, n°27, 9 novembre 2007 » (deutsch: „Bestimmung n°12350/SGA/DPMA/SHD/DAT vom 14. September 2007 über das Aussehen der Inschriften auf den Fahnen und Standarten der Truppenkörper des Heeres, des Sanitätsdienstes und der Treibstoffversorgungsbranche. Veröffentlicht mit dem offiziellen Armeebulletin Nr. 27 vom 9. November 2007“)
- « Arrêté relatif à l’attribution de l'inscription AFN 1952–1962 sur les drapeaux et étendards des formations des armées et services, du 19 novembre 2004 (A) NORDEF0452926A Michèle Alliot-Marie » (deutsch: „Auftrag AFN 1952–1962 über die Zuweisung der Inschriften auf den Fahnen und Standarten der Formationen der Armee und der Dienste vom 19. November 2004 (A) NORDEF0452926A Michèle Alliot-Marie“)
- Dies gilt auch für bereits aufgelöste Einheiten, da sie (theoretisch) jederzeit wieder in den aktiven Dienst genommen werden können
- den Regimentern 1914–1918 gewidmete Website
- Bestimmung Nr. 12350/SGA/DPMA/SHD/DAT vom 14. September 2007 über das Aussehen der Inschriften auf den Fahnen und Standarten der Truppenkörper des Heeres, des Sanitätsdienstes und der Treibstoffversorgungsbranche. Veröffentlicht mit dem offiziellen Armeebulletin Nr. 27 vom 9. November 2007.
- Auftrag AFN 1952–1962 über die Zuweisung der Inschriften auf den Fahnen und Standarten der Formationen der Armee und der Dienste vom 19. November 2004 (A) NORDEF0452926A von Michèle Alliot-Marie.
Weblinks Bearbeiten
- Général Susane: (Memento vom 6. Mai 2014 im Internet Archive). In: Histoire de l’infanterie française. Band 5. Librairie militaire J. Dumaine, Paris 1876, S. 73–80 (PDF; 4 kB). In: Ancestramil
- Royal Suédois Infanterie. In: Kronoskaf