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Olfarben sind Malfarben farbgebende Beschichtungsstoffe die aus trocknenden Olen als Bindemittel und Pigmenten bestehen Trocknende Ole harten durch Oxidation und Polymerisation und bilden zusammen mit den Pigmenten die gewunschte Farbschicht In der europaischen Tafelmalerei wurden vorwiegend Leinol Walnussol und Mohnol mit und ohne Zusatzstoffe wie Sikkative oder Standol verwendet 1 Inhaltsverzeichnis 1 Verpackung 2 Eigenschaften 3 Anwendung 4 Grundstoffe 4 1 Hartende Ole 4 2 Ollack 5 Leinolfarbe fur Bau und Handwerk 6 Siehe auch 7 Literatur 8 EinzelnachweiseVerpackung Bearbeiten nbsp Auswahl an Olfarben in einem FachgeschaftIn der Regel werden Olfarben fur Kunstler als Pasten in Tuben geliefert Der amerikanische Maler John Goffe Rand 1801 1873 erhielt fur die Tube am 11 September 1841 in den USA ein Patent Nr 2252 2 und im selben Jahr in England Nr 8863 auf Zinntuben mit Schraubdeckel und zugehoriger Fullmaschine 3 Er hatte sich uber eintrocknende Farben geargert und eine Tube aus Blei entwickelt denn bis dahin mischten die Maler in ihren Ateliers die Farben erst unmittelbar vor dem Gebrauch an Die Zahigkeit liegt etwas hoher als bei Zahnpasta und lasst sich mit geeigneten Malmitteln verdunnen Auf den Tuben zwischen 20 g und 400 g zeigen ein bis funf Sterne die Lichtechtheit und meist ein Quadrat entweder weiss zur Halfte oder ganz schwarz die Deckkraft der Farbe an 4 Manche Kunstler mischen ihre Olfarben selbst an und haben so direkten Einfluss auf Deckkraft und Pastositat Eigenschaften BearbeitenOlfarbe hartet wesentlich langsamer aus als beispielsweise Acryl und Gouache Farben Die Aushartung von trocknenden Pflanzenolen durch Aufnahme von Sauerstoff dauert schon bei dunnen Schichten einige Tage und kann bei dickerem Farbauftrag Jahre bis Jahrzehnte dauern 5 6 Diese Eigenschaft ist bei der Anfertigung von grossformatigen Werken und der Nass in Nass Technik von Vorteil Die Trocknung kann durch Warmebehandlung der Ole sowie insbesondere den Zusatz von Sikkativen beschleunigt werden so behandelte Ole werden dann auch als Firnis bezeichnet Mittlerweile sind im Handel Alkyd Olfarben erhaltlich die nach einem Tag fingertrocken sind Zu den neueren Entwicklungen gehoren auch wasserverdunnbare Olfarben durch die losemittelhaltige Verdunner vermieden werden Durch spezielle Malmittel kann leicht angetrocknete Olfarbe teilweise wiederbelebt werden Olfarben zeichnen sich durch intensive Farben aus von denen manche ausserhalb des Farbraumes einer fotografischen oder drucktechnischen Wiedergabe liegen z B Kobaltblau Hohe Lichtechtheit Deckkraft und Dauerbestandigkeit sind weitere Vorzuge Anwendung BearbeitenOlfarben verlangen Erfahrung des Kunstlers Die Olmalerei gilt als Konigsdisziplin in der Malerei Die Verarbeitung ist aufwandig Eine Vorplanung des Kunstwerkes ist notig Olgemalde benotigen aufgrund der Trocknungspausen entsprechend lange in ihrer Fertigstellung Traditionelle Olfarben konnen nicht mit Farbmitteln auf Wasserbasis gemischt werden In den meisten Fallen wird auf Leinwand oder Holz gemalt Olfarbe haftet gut auf verschiedenen Untergrunden Zu dick aufgetragene Farbschichten konnen Risse oder Runzeln entwickeln Es sollten darum mehrere dunne Schichten hintereinander aufgetragen werden die zunachst eher mager und dann zunehmend fetter angemischt werden Der Gehalt der Farbe an Pigmenten oder anderen Fullstoffen im Verhaltnis zum Ol als Bindemittel soll also beim Auftrag von weiteren Schichten abnehmen 7 6 Pastose Malmittel zum Andicken von Olfarbe werden auch als Malbutter bezeichnet und konnen Alkydharz enthalten 6 Der Malgrund sollte leicht saugend also etwas offenporig grundiert werden und auch die nachfolgenden Schichten sollen matt und poros aufgetragen werden damit die Schichten aufeinander haften Erst die letzte Schicht darf soviel Ol enthalten dass sie als wasserundurchlassige Beschichtung wirkt 8 Nach dem Auftrag von traditionellen Olfarben sollten die Flachen zumindest zu Beginn der Trocknung nicht vollig vom Tageslicht abgeschlossen werden Sonnenlicht fordert die Trocknung und vermindert die Vergilbung des Ols 6 Um den Glanzgrad der Farbschicht zu erhohen sowie gegebenenfalls zu deren Schutz wird bei Gemalden haufig ein Schlussfirnis aufgebracht Traditionell wurden Weichharze wie Dammar und Mastix als Firnis eingesetzt die jedoch auf Grund ihrer Vergilbung heutzutage durch Kunstharze ersetzt werden Grundstoffe BearbeitenFarbpigmente werden dem Ol zugemischt um den gewunschten Farbton zu erhalten Die gebrauchlichsten Verdunnungs und Losemittel fur Olfarben sind Terpentinol Terpentinersatz Testbenzin sowie Ethanol Spiritus Hartende Ole Bearbeiten Olfarben enthalten hartende Pflanzenole die je nach Ol auch als trocknende oder halbtrocknende Ole bezeichnet werden Die Iodzahl des Ols gibt einen Hinweis auf die Fahigkeit des Ols durch Polymerisation auszuharten Haufig verwendete Ole 9 Leinol vergilbt daher eher fur dunklere Farbtone geeignet Mohnol Walnussol wenig vergilbend langsam trocknend Hanfol Sonnenblumenol Saflorol kaum vergilbend langsam trocknend die Endharte wird nach etwa 4 Wochen erreicht 10 Sojaol ein halbtrocknendes Ol Rizinusol Perillaol Tungol chinesisches Holzol Oiticicaol aus den Nussen eines brasilianischen Baums dient als Ersatz fur Tung und Leinol ist jedoch deutlich dunkler und dickflussiger Tallol wird aus Holzfasern gewonnen Standole sind besonders wetterfest und werden durch Erhitzen aus Leinol oder jedem anderen Ol hergestelltLeinol Mohnol und Walnussol werden in der Malerei auch als fette Ole bezeichnet 11 Die Hartung basiert auf einer chemischen Reaktion des Luftsauerstoffes mit den Doppelbindungen der ungesattigten Fettsauren und einer Umesterung der Bindungen zwischen Fettsauren und Glycerol was zu einer Quervernetzung der Molekule fuhrt im Falle des Leinols entsteht Linoxin Bei der Oxidation entstehen Hydroperoxide die radikalisch zerfallen und mit anderen Olsauremolekulen reagieren Sogenannte Sikkative z B Kobaltnaphthenat fordern die radikalische Vernetzung Gelegentlich werden auch synthetische Losungsmittel hinzugesetzt 1 4 Polybutadienole Die Verfestigung der Farbe geschieht nur bei einer Verwendung von Losungsmittel auch teilweise durch Trocknung Je nach verwendetem Pflanzenol neigen Olfarben zur Vergilbung 12 9 Haufiger Kontakt mit Wasser fuhrt zu einer Hydrolyse der Esterbindungen dies mindert die Haltbarkeit speziell bei Olfarben mit Losemitteln auf Wasserbasis und fuhrt bei lackierten Flachen zu einem Auswascheffekt 12 Die Trocknungszeit ist in der Regel langer als bei konventionellen Lacken 12 Leinolfarbe wird auch zur Grundierung von Baustahl eingesetzt 12 zusammen mit Eisenglimmer auch als Rostschutzfarbe 13 Ollack Bearbeiten Olfarben mit Beimischung von Harzen werden als Lackfirnis bezeichnet Werden neben Harzen auch Pigmente hinzugefugt so erhalt man einen Ollack bzw Naturharzlack 14 Ollacke sind schon seit uber 2000 Jahren in China bekannt und werden auch heute noch verwendet teilweise mit synthetischen Bindemitteln Der Losemittelanteil kann bis zu 60 Prozent betragen jedoch werden inzwischen auch mit Wasser emulgierte Lacke hergestellt Haufig werden Ollacke aus Leinol Tallol Rizinusol und Perillaol hergestellt die unter Umstanden zuvor zu Standolen verkocht wurden Als Harze wurden traditionell naturliche Kopale Kolophonium oder Schellack verwendet heute auch synthetische Harze wie Alkyd und Phenolharz Durch die Zugabe von Harzen erhoht sich die Oberflachenharte der Beschichtung wahrend Trocknungszeit Geschmeidigkeit und Witterungsbestandigkeit in der Regel abnehmen 15 Leinolfarbe fur Bau und Handwerk Bearbeiten Hauptartikel Leinolfarbe Zur Herstellung von Olfarben fur Bau und Handwerk werden Pigmente mit sogenanntem gekochten Leinol verrieben und mit 0 09 bis maximal 3 16 Trockenstoffen versetzt Die hochste Qualitat bieten Leinolfarben ohne Losemittel und Aromaten Sie benotigen zur Verarbeitung keine weiteren Zusatze konnen bei Bedarf jedoch mit gekochtem Leinol verdunnt werden Da Leinolfarbe wasserabweisend aber dampfdiffusionsoffen ist eignet sie sich besonders fur den Aussenbereich Fachwerk Holzfassaden Turen Fenster Klappladen Holzkonstruktionen weil Feuchtigkeit die an Schadstellen eingedrungen ist wieder ausdunsten kann So wird einer Faulnis und Schimmelbildung vorgebeugt Alternde Leinolanstriche sollten je nach Bewitterung alle funf bis acht Jahre mit kalt gepresstem gekochtem Leinol gepflegt werden Sollte der Anstrich nach vielen Jahren und mehreren pflegenden Olanstrichen verblassen was besonders auf West und Sudseiten von Gebauden der Fall ist kann dieser uberstrichen werden Der Altanstrich muss dazu nicht entfernt sondern nur durch Abbursten gereinigt werden In der Baudenkmalpflege wird von den Denkmalbehorden die Anwendung von traditioneller Leinolfarbe ohne fluchtige organische Verbindungen erwartet 17 da reine Leinolfarbe nach traditionellem Rezept hergestellt wird und somit wieder auf authentische historische Anstriche und Leinol Grundierung zuruckgreift Daruber hinaus bildet losemittelfreie Leinolfarbe keine Schichten die abblattern konnten und sie ladt sich nicht statisch auf wodurch sie Staub nicht anzieht Siehe auch BearbeitenDurch Zusatz von Sikkativen schneller trocknendes Leinol wird als Leinolfirnis bezeichnet Literatur BearbeitenKarl Heinz Morscheck Olmalerei Englisch Verlag Wiesbaden 2003 ISBN 978 3 8241 1220 3 Kurt Schonburg Naturstoffe an Bauwerken Eigenschaften Anwendung Herausgeber Deutsches Institut fur Normung e V DIN Beuth Verlag 2010 280 S ISBN 978 3 410 17355 7 Irene Daum Hg Lars Kaker Menschenbilder aus drei Jahrzehnten Solivagus Praeteritum Kiel 2022 ISBN 978 3 947064 18 2 Einzelnachweise Bearbeiten DIN 55945 In Deutsches Institut fur Normung e V Hrsg Farbmittel 1 7 Auflage DIN Taschenbuch 49 Berlin Wien Zurich 2012 ISBN 978 3 410 23202 5 S 546 Patent US2252A Metal Rools for Paint Veroffentlicht am 11 September 1841 Erfinder John Rand Franz Maria Feldhaus Die Technik Ein Lexikon Munchen 1970 Spalte 1190 Olfarben im Vergleich Welche Farben sind gut Hermann Kuhn u a Reclams Handbuch der kunstlerischen Techniken Band 1 Philipp Reclam jun Stuttgart 1984 ISBN 3 15 010322 3 S 49 a b c d Ol Hilfsmittel Die Trocknung von Olfarben H Schmincke amp Co GmbH amp Co KG Abgerufen im Februar 2023 In Schminke de Maltechnische Grundlagen Seite 12 Abgerufen im August 2020 Maltechnische Grundlagen Seite 43 Abgerufen im August 2020 a b R Newman W S Taft J W Mayer D Stulik P I Kuniholm The science of painting Springer New York 2000 ISBN 978 0 387 98722 4 Saflorol Produktinformation Art 370 In Kreidezeit de 31 07 2018 Maltechnische Grundlagen Seite 62 Abgerufen im August 2020 a b c d R Lambourne T Strivens Paint and Surface Coatings 2 Auflage Woodhead 1999 S 29 334f und 369 ISBN 978 1 85573 348 0 Rostschutzfarbe Produktinformation Art 338 340 In Kreidezeit de 14 08 2018 Definition Ollack S 4 Produktblatt der Farbmanufaktur Werder Lexikoneintrag Lacke Internetprasenz der Zeitschrift Spektrum der Wissenschaft Gerd Ziesemann Martin Krampfer Heinz Knieriemen Naturliche Farben Aarau Schweiz 1996 ISBN 3 85502 523 1 S 94 Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Bauberater Fenster in Hessen Arbeitsblatt I Erhaltung und Erganzung Memento vom 2 Februar 2014 im Internet Archive Wiesbaden 2001 2005 Normdaten Sachbegriff GND 4528761 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Olfarbe amp oldid 231239831