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Alkydharze sind synthetische hydrophobe Polymere die durch Kondensation mehrwertiger Alkohole mit mehrprotonigen Sauren unter Zusatz von Olen bzw Fettsauren zur Modifizierung der Eigenschaften des Harzes entstehen 1 Chemisch gehoren sie zu den Polyestern und sind verwandt mit den Polyesterharzen zu deren Herstellung jedoch keine langkettigen Fettsauren eingesetzt werden Strukturbeispiel eines Alkydharzes Das Beispiel zeigt einen Polyester aus Glycerin mit Isophthalsaure und Linolsaure Als mehrwertiger Alkohol wird v a Glycerin als mehrprotonige Saure uberwiegend Phthalsaure oder deren Anhydrid eingesetzt 2 die abgebildete Struktur zeigt allerdings einen Polyester aus Glycerin mit Isophthalsaure unter Einbau von Linolsaure 3 Der Begriff Alkyd wurde bereits 1927 durch R H Kienle eingefuhrt und setzt sich zusammen aus Alkohol und acid dem englischen Begriff fur Saure Zur Abgrenzung zu den bis dato gebrauchlichen Olfarben auf Basis von hartenden Olen und Naturharzen bezeichnet man Alkydharzlacke auch als Kunstharzfarben Alkydharze unterscheidet man nach der Hohe des Olgehaltes 4 lt 40 kurzolige Alkydharze 40 bis 60 mittelolige Alkydharze gt 60 langolige Alkydharzesowie nach dem Trocknungsverhalten 5 lufttrocknende Alkydharze ofentrocknende Alkydharze nichttrocknende AlkydharzeLufttrocknende Alkydharze polymerisieren unter dem Einfluss von Sauerstoff uber die Doppelbindungen der ungesattigten Fettsaurereste Das Trocknungsverhalten hangt sowohl vom Anteil als auch von der Art der in das Polymer eingebauten Fettsauren ab Besonders reaktiv sind mehrfach ungesattigte Fettsauren wie die in der Formel gezeigte Linolsaure oder besonders die a Linolensaure Einfach ungesattigte Fettsauren wie die Olsaure harten nur sehr langsam Zur Beschleunigung der Trocknung werden ublicherweise Katalysatoren sogenannte Sikkative zugesetzt dies sind meist Metallseifen von Cobalt oder Mangan 4 Ofentrocknende Alkydharze enthalten geringere Anteile mehrfach ungesattigter Fettsauren sodass sie bei Raumtemperatur nur ungenugend harten sie werden als Komponenten in ofentrocknenden Lacken Einbrennlacken meist in Kombination mit anderen Kunstharzen verwendet 4 Nichttrocknende Alkydharze werden als polymere Weichmacher z B in Nitrozelluloselacken Nitrokombilacke eingesetzt 5 Inhaltsverzeichnis 1 Modifizierte Alkydharze 1 1 Styrol Acrylestermodifizierung 1 2 Modifizierung mit Epoxidharzen 1 3 Modifizierung mit Silikonen 1 4 Modifizierung mit Isocyanaten 1 5 Modifizierung mit Polyamiden 2 Verwendung 3 EinzelnachweiseModifizierte Alkydharze BearbeitenAlkydharze werden haufig zur Verbesserung der Eigenschaften modifiziert so z B mit Isocyanaten Urethanalkyde mit Styrol styrolisierte Alkydharze 4 oder mit Acrylsaure bzw Methacrylsaureestern acrylierte Alkydharze 6 Im Folgenden soll die Modifizierung von Alkydharzen ausfuhrlich dargestellt werden 7 Art der Modifizierung Resultierende EigenschaftsverbesserungPolystyrol Polyacrylsaureester schnellere AntrocknungErhohen der Wasserbestandigkeit Chemikalienbestandigkeit und der WetterbestandigkeitResole PF bessere Haftung auf Metallhohere HarteEpoxidharze schnellere Antrocknungbessere Haftung auf Metall und dadurch steigender KorrosionsschutzSilikone schnellere Antrocknunghohere Bestandigkeit gegen Feuchte Warme Chemikalien Wetter und mechanische Einflussebessere Resistenz gegen KreidungIsocyanate schnellere Antrocknunghohere Harte gleichzeitig aber elastischhohere AlkalibestandigkeitWetterbestandigkeit von verwendetem Isocyanat abhangig aromatisch oder aliphatisch Polyamide ThixotropierungStyrol Acrylestermodifizierung Bearbeiten Zur Modifizierung der Alkydharze mit Styrol sind zunachst mehrfach ungesattigte Fettsauren im chemischen Aufbau der Alkydharze notig Diese reagieren in Anwesenheit von Peroxiden als Initiatoren Bsp Di tert butylperoxid bei ca 140 170 C unter einer radikalischen Polymerisation Dabei entstehen teilweise Polymerbrucken zwischen den Fettsauremolekulen und Verzweigungen Die dadurch entstehenden hoheren Molmassen fuhren zu besseren Bestandigkeiten Die hohe Tg des Copolymerisats erhoht die Bestandigkeiten ebenfalls und sorgt zusatzlich zu einer schnelleren Antrocknung Dadurch dass die Doppelbindungen der Fettsauren mit dem Copolymerisat reagieren sinkt die Vergilbungsneigung allerdings wird die Durchtrocknung in Lacken ebenfalls verschlechtert Modifizierung mit Epoxidharzen Bearbeiten Hierzu werden Alkydharze benotigt die noch eine recht hohe Saurezahl aufweisen Durch Umsetzung der Carboxygruppe mit Epoxiden entstehen Epoxidharzmodifizierte Alkydharze Das Epoxidharz hat dabei die Funktion eines oligomeren Alkoholderivats Durch die Modifizierung wird vor allem eine bessere Haftung auf Metall und ein gesteigerter Korrosionsschutz erreicht Im Folgenden wird die Reaktion vereinfacht dargestellt Das Grundgerust des Epoxidharzes R kann aus Bisphenol A und Epichlorhydrin aufgebaut sein Als R2 im Alkydharzgrundgerust kommen mehrfach ungesattigte C18 Fettsauren in Frage nbsp Modifizierung mit Silikonen Bearbeiten Hier kommen oligomere Siloxane zum Einsatz die in das Grundgerust der Alkydharze eingebaut werden Durch die hydrophoben Eigenschaften der Siloxane steigt die Wasserfestigkeit Zusatzlich wird auch die Witterungs und Chemikalienbestandigkeit verbessert Da Silikone uber eine hohe Temperaturbestandigkeit verfugen wird diese ebenfalls verbessert Modifizierung mit Isocyanaten Bearbeiten Werden Anteile von Phthalsaureanhydrid durch Diisocyanate z B TDI ersetzt erhalt man eine Urethanmodifizierung Hierzu werden zuerst Alkydharze mit geringer Molmasse und hohem OH Gehalt hergestellt Dann folgt die Umsetzung mit einem Diisocyanat Je nach Gehalt an Urethangruppen kann eine hohe Harte bei gleichzeitiger Elastizitat erreicht werden Wegen des geringeren Anteils an Estergruppen werden die chemischen Bestandigkeiten vor allem die Alkalibestandigkeit verbessert Die Wetterbestandigkeit ist davon abhangig ob ein aromatisches oder aliphatisches Isocyanat eingesetzt wird Im Folgenden wird ein Reaktionsbeispiel zur Herstellung eines urethanmodifizierten Alkydharzes dargestellt Das Isocyanat hier TDI reagiert mit den OH Gruppen des Alkydharzes Um OH funktionelle Produkte zu erhalten mussen die OH Gruppen im Uberschuss vorliegen nbsp Wird Phthalsaureanhydrid komplett durch das Diisocyanat ausgetauscht werden sogenannten Urethanole erhalten Modifizierung mit Polyamiden Bearbeiten nbsp Strukturbeispiel eines Polyamids aus einem Polyamin und einer Dimerfettsaure Als R2 und R3 kommen C18 Fettsauren in Frage Diese Polyamide sind nicht kristallin und konnen zur Thixotropierung von Alkydharzen eingesetzt werden nbsp Die Verkochungszeit ist von entscheidender Bedeutung fur die spatere Thixotropie des Bindemittels Ist diese zu gering ist der Umsatz noch zu niedrig und es kann keine Thixotropie ausgebildet werden Bei zu langer Verkochungszeit hatte man eine vollstandig vertragliche Losung ebenfalls ohne thixotropes Verhalten Alkydharze zeigen oft eine leichte zeitlich unabhangige Scherverdunnung Diese Strukturviskositat kommt durch die Wechselwirkungen zwischen den gelosten Makromolekulen und wird durch eine hohere Losungskonzentration verstarkt Ein thixotropes Verhalten erreicht man wenn man Segmente einbaut die untereinander eine starke Assoziationsneigung haben im gelosten Losungsmittel aber unloslich sind Es bilden sich starke Netzwerke aus die durch Scherung zerstort werden und sich erst nach einer gewissen Zeit wieder aufbauen Die Thixotropie nimmt mit Zugabe polarer Losemittel wieder ab da die Wechselwirkungen zwischen den Assoziativ wirkenden Gruppen unterbrochen werden Thixotrope Alkydharze entstehen durch die Umsetzung mit Polyamiden Besonders geeignet sind Polyamide aus Polyaminen und Dimerfettsauren Im Gegensatz zu vielen Polyamiden sind diese nicht kristallin und in unpolaren Losungsmitteln nur teilweise loslich Bei ca 200 C kommt es zusammen mit einem Alkydharz zu Umamidierungen Die am Alkydharz neu entstandenen Amid Gruppen sorgen fur die Ausbildung der Netzwerke Im Folgenden wird die Reaktion schematisch dargestellt Als Reste kommen C18 Fettsauren in Frage Das Produkt ist in der Lage uber Wasserstoffbruckenbindungen Netzwerke auszubilden nbsp Die Verkochungszeit ist von entscheidender Bedeutung fur die spatere Thixotropie des Bindemittels Ist diese zu gering ist der Umsatz noch zu niedrig und es kann keine Thixotropie ausgebildet werden Bei zu langer Verkochungszeit hatte man eine vollstandig vertragliche Losung ebenfalls ohne thixotropes Verhalten Als Hinweis fur die optimale Verkochungszeit kann der Klarpunkt dienen Durch die Unvertraglichkeit zwischen Polyamid und Alkydharz trubt sich die Losung Diese Trubung verschwindet uber die Zeit und die Reaktion kann dann beendet werden Zusatzlich konnen uber die Verkochungszeit mehrere Proben gezogen und das rheologische Verhalten bestimmt werden Die Dauer bis zur maximalen Thixotropie kann hierauf folgend als Richtlinie fur den Herstellungsprozess dienen Verwendung BearbeitenAlkydharze werden vor allem verwendet als Alkydharzlack Spachtelmassen Zusatzstoffe Hilfsstoffe Einzelnachweise Bearbeiten Dieter Stoye Werner Freitag Lackharze Carl Hanser Verlag 1996 ISBN 3 446 17475 3 A Spyros Characterization of Unsaturated Polyester and Alkyd Resins Using One and Two Dimensional NMR Spectroscopy In Journal of Applied Polymer Science 88 2003 S 1881 1888 doi 10 1002 app 11950 T Nagata Cooking Schedule of Alkyd Resin Preparation Part II Effect of Cooking Schedule on Molecular Weight Distribution of Alkyd Resin In Journal of Applied Polymer Science 13 1969 S 2601 2619 doi 10 1002 app 1969 0701312080021 8995 a b c d Eintrag zu Alkydharze In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 14 Juni 2014 a b Kittel Lehrbuch der Lacke und Beschichtungen 2 Aufl Band 2 Bindemittel fur losemittelhaltige und losemittelfreie Systeme Hrsg Walter Krauss s Hirzel Verlag 1998 ISBN 3 7776 0886 6 Goldschmidt und Streitberger Lackiertechnik 2002 Poth Ulrich Polyester und Alkydharze Grundlagen und Anwendungen 2 uberarb Auflage Vincentz Network Hannover 2014 ISBN 978 3 86630 662 2 S 197 204 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alkydharze amp oldid 231462080