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Edouard Nanny 24 Marz 1872 in Saint Germain en Laye 12 Oktober 1942 in Paris war ein franzosischer Kontrabassist Komponist Instrumentalpadagoge sowie ein Pionier der so genannten historischen Auffuhrungspraxis Edouard Nanny 1892 Inhaltsverzeichnis 1 Fruhe Jahre 2 Die Societe de Concerts des Instruments Anciens 3 Der Virtuose 4 Lehrtatigkeit am Conservatoire 4 1 Das Enseignement Complet 4 2 Die funfte Saite 5 Nanny und Ravel 6 Kompositionen und padagogische Werke 6 1 Im Umfeld des Enseignement Complet 6 2 Konzerte und Vortragsstucke 6 3 Das Dragonetti Konzert 7 Ehrungen 8 Anmerkungen und Einzelnachweise 9 Literatur 10 WeblinksFruhe Jahre BearbeitenUber Nannys Jugendjahre ist wenig bekannt er scheint jedoch ersten Musikunterricht auf dem Kornett bei Carlos Allard dem Dirigenten eines Laien Blasorchesters in seiner Heimatstadt erhalten zu haben Der 13 jahrige Nanny trat mit diesem Orchester der Harmonie du Commerce de St Germain am 13 Juli 1885 das erste Mal als Kornett Solist offentlich auf Sichere biographische Daten gibt es erst wieder aus dem Jahr 1891 Dem 18 jahrigen Musikstudenten wurde im Februar dieses Jahres die franzosische Staatsburgerschaft verliehen uber die er vorher nicht verfugt hatte Der Vater Jacques Nanny war Schweizer und stammte ursprunglich aus der Region Appenzell nbsp Der junge Nanny um 1885Wann der junge Edouard ins nahe gelegene Paris ubersiedelte wie es zum Umstieg auf den Kontrabass kam und unter welchen Umstanden er sein Musikstudium aufnahm ist nicht uberliefert Die Wahl dieses Streichinstruments war angesichts von Nannys kleiner und eher schmachtiger Statur er war nur 1 66 Meter gross eine ungewohnliche Entscheidung zu einer Zeit in der dem Kontrabass Spieler noch starker als heutzutage geradezu athletische Leistungen abverlangt wurden Jedoch muss er auf dem Instrument rasche Fortschritte gemacht haben denn bereits im Alter von zwanzig Jahren wird er als Preistrager der Klasse von Prof Verrimst am Conservatoire erwahnt Nach Ableistung seines Militardienstes 1894 95 begann Nanny eine Karriere als Orchestermusiker im Ensemble des bedeutenden Dirigenten Charles Lamoureux Fur Nannys spatere Karriere erwies sich als entscheidend dass Lamoureux Repertoire in einem fur das Frankreich der Belle Epoque ungewohnlichen Ausmass auf deutsche Musik des Barock Bach Handel sowie der Spatromantik Wagner zuruckgriff Eine erste Nominierung Nannys fur die Kontrabass Professur am Conservatoire wurde im Jahr 1902 vom zustandigen Ministere de l Instruction Publique et des Beaux Arts abgelehnt 1 Die Societe de Concerts des Instruments Anciens Bearbeiten nbsp Edouard Nanny und Henri Casadesus auf einem Promotionsfoto der Societe de Concerts des Instruments AnciensMittlerweile hatte Nanny auch ein festes Engagement im Orchester der Opera Comique erhalten das ihm wiederum den Kontakt zu Mitgliedern der Musikerfamilie Casadesus eroffnete Insbesondere Henri Casadesus hatte bereits vor 1900 begonnen sich mit barocker Musik ihren Instrumenten und der historischen Auffuhrungspraxis zu beschaftigen Als ursprungliche Anregung hierzu durften einige beliebte Opern des 19 Jahrhunderts gedient haben wie beispielsweise Giacomo Meyerbeers Hugenotten deren Partitur die Besetzung einer Viola d amore vorsieht eines zu diesem Zeitpunkt bereits vollig ausser Gebrauch gekommenen barocken Streichinstruments Nanny und Casadesus erprobten in vergleichsweise kurzer Zeit ein umfangreiches Repertoire von Werken des franzosischen italienischen und deutschen Hochbarock darunter Stucke von damals grosstenteils in Vergessenheit geratenen Komponisten wie Jean Baptiste Lully Marin Marais oder Benedetto Marcello Neben kammermusikalischen Darbietungen im Duo oder anderen kleinen Besetzungen stellten die beiden Musiker auch eines der ersten modernen Barockorchester in Frankreich vor Ein besonders erfolgreiches Gastspiel in den Concerts Colonne im Jahr 1900 fuhrte letztlich im darauffolgenden Jahr zur Grundung der Societe de Concerts des Instruments Anciens Konzertgesellschaft fur Alte Instrumente unter der Schirmherrschaft des Komponisten Camille Saint Saens Der Virtuose BearbeitenAus dem barocken Repertoire entlehnte Nanny zum grossen Teil auch die Werke auf denen er in den folgenden zwei Jahrzehnten seinen Ruf als fuhrender Kontrabass Solist in Frankreich aufbaute denn zeitgenossische Werke fur solistischen Kontrabass waren um 1900 selten Der letzte international beruhmte Kontrabass Virtuose war der Italiener Giovanni Bottesini 1821 1889 gewesen auf dessen recht umfangreiches Œuvre an Kompositionen fur das Instrument griff Nanny aber aus nicht genau namhaft zu machenden Grunden kaum zuruck 2 Dagegen bearbeitete er zahlreiche Werke des Barock und der Wiener Klassik zumeist solche fur Violine oder Violoncello fur das eigene Instrument Auf Nannys Pionierarbeit gehen dabei etliche Arrangements zuruck die heute zum allgemein verbreiteten Repertoire fur Kontrabass zahlen darunter die Sonaten von Benedetto Marcello ursprunglich fur Violoncello die Gavotte von Joseph Antoine Lorenziti ursprunglich fur Violine sowie das Fagottkonzert KV 191 186e von Wolfgang Amadeus Mozart Nanny war auch der erste Kontrabassist der einige Satze aus Bachs Cellosuiten insbesondere aus BWV 1007 vortrug Er spielte diese allerdings zunachst noch in der kontrabasstypischen Transposition im 16 Register also eine Oktave tiefer als notiert Erst im Laufe der 1920er Jahre erleichterte die Einfuhrung der damals eben neuentwickelten Stahlsaiten die Auffuhrung in der dem Cello entsprechenden Oktave wie sie heute als Standard gilt Lehrtatigkeit am Conservatoire BearbeitenIn den ersten Jahren des 20 Jahrhunderts avancierte Nanny zu einem der angesehensten Exponenten seines Instruments in Frankreich An der Opera Comique war er mittlerweile zum 1 Kontrabassisten ernannt worden Trotz alledem sollten uber anderthalb Jahrzehnte vergehen bis eine weitere Bewerbung um die Kontrabass Professur am Conservatoire endlich von Erfolg gekront war Zum 1 Oktober 1919 ubernahm Nanny diesen prestigetrachtigen Posten den er fur zwanzig Jahre bis zum Marz 1939 innehaben sollte 3 Das Enseignement Complet Bearbeiten Nach einigen Jahren Erfahrung als Dozent begann Nanny seine Unterrichtsmethoden und seine instrumentaltechnischen Erkenntnisse in eine strukturierte Form zu bringen Das Resultat dieser Arbeit war die zweibandige Schule Enseignement Complet de la Contrebasse Vollstandige Ausbildung am Kontrabass die 1931 erstmals im Druck erschien 4 Nannys personliche Anschauungen uber die Anforderungen denen zu seiner Zeit ein umfassend ausgebildeter Bassist gerecht zu werden hatte pragen das Lehrbuch tief Ein Novum war beispielsweise dass hier erstmals eine Lehrmethode ausdrucklich auch fur den funfsaitigen Kontrabass angeboten wurde Die Methode complete wie das Buch meist bezeichnet wird schreitet in der Vermittlung musikalischer Inhalte erheblich schneller voran als das bedeutend umfangreichere Lehrwerk des Osterreichers Franz Simandl Zumindest in der franzosischsprachigen Welt lief Nannys Werk den bis dahin als massgeblich geltenden Simandl Banden binnen kurzer Zeit den Rang ab Dies zeigt unter anderem das Beispiel von Francois Rabbath der aus Aleppo in Syrien stammt und in Beirut seine ersten Schritte als Berufsmusiker machte Die libanesische Hauptstadt stand in Rabbaths Jugendjahren bedingt durch das franzosische Volkerbundsmandat in denkbar intensivem kulturellen Austausch mit Paris Das einzige Lehrbuch fur den Kontrabass dessen der junge Musiker unter kuriosen Umstanden habhaft werden konnte war das von Nanny Rabbath berichtet von seiner Enttauschung als er nach seiner Ankunft in Paris Mitte der 1950er Jahre bei der Bewerbung um die Aufnahme als Student am Conservatoire erfahren musste dass sein musikalisches Vorbild bereits Jahre vorher verstorben war 5 Die funfte Saite Bearbeiten nbsp Ein funfsaitiger Kontrabass wie er heutzutage in den meisten Orchestern Kontinentaleuropas gespielt wird In Grossbritannien und vor allem den USA bevorzugt man Viersaiter mit mechanischer Verlangerung der tiefsten Saite Nanny war zwar durch sein Engagement fur die Barockmusik zu Bekanntheit gelangt er engagierte sich jedoch in gleicher Weise fur instrumentalspezifische Neuerungen die er im Rahmen der Weiterentwicklung des Kontrabass Spiels fur notwendig erachtete Insbesondere betraf dies die Moglichkeiten fur eine Erweiterung des Tonumfangs Die scheinbar abseitige Frage der Besaitung und Stimmung des Kontrabasses loste im damaligen franzosischen Musikleben eine heftige Kontroverse aus weil in ihr nicht nur mit technischen und klanglichen sondern auch mit politischen Argumenten diskutiert wurde In den romanischen Landern Italien Frankreich und Spanien wurde noch bis weit ins 19 Jahrhundert am dreisaitigen Kontrabass festgehalten 6 Diese Instrumente bieten einen leichten durchsichtigen Klang der sich zu einer virtuosen Spielweise in der Art der romanischen Tradition eignet aber den symphonischen Anforderungen der in diesem Bereich seinerzeit fuhrenden deutschen Komponisten an den Tonumfang nicht gerecht werden konnte 7 Unter dem Einfluss bedeutender Komponisten wie Hector Berlioz deren Musik von weiten Kreisen des franzosischen Publikums oft als allzu deutsch empfunden wurde und die daher heftig umstritten waren setzte sich im letzten Drittel des 19 Jahrhunderts allmahlich der viersaitige Kontrabass als Standard in den Orchestern durch Selbst ein Musiker wie Nanny der eigentlich einer spateren Generation angehort hielt aber fur seine Virtuosenkonzerte und fur sein Spiel in barocken Ensembles am traditionellen Dreisaiter fest Andererseits war Nanny sich als 1 Bassist in Frankreichs fuhrendem Opernorchester auch der Mangel bewusst die selbst dem viersaitigen Bass durch neuere Tendenzen in Komposition und Orchestrierung bereits wieder anhafteten Erneut machten sich musikalische Einflusse deutscher Komponisten Richard Wagner Richard Strauss bemerkbar die einen weiteren Ausbau des tiefen Streicher Registers forderten nbsp Plakat fur die Urauffuhrung von Gustave Charpentiers Louise im Februar 1900 an der Opera ComiqueDa auch die Ansatze zur Losung dieses Problems aus Deutschland kamen namlich die Einfuhrung des funfsaitigen Kontrabasses Instrumentenbauer Carl Otho Leipzig 1880 und Kontrabassist Romano Ebert auf Initiative von Hans von Bulow beziehungsweise die Erfindung mechanischer Vorrichtungen zur Erweiterung des Tonumfangs geriet eine solche Frage auch und gerade angesichts des zu Nannys Lebzeiten fast immer gespannten Verhaltnisses zwischen Frankreich und Deutschland in der Musikwelt unversehens zum kulturellen Politikum Dabei gab es auch zeitgenossische franzosische Komponisten deren Musik eine Erweiterung des tonalen Spektrums der Kontrabasse verlangte An der Opera Comique hatte Nanny selbst an den Urauffuhrungen von Gustave Charpentiers umstrittenem Sensationserfolg Louise 1900 und Claude Debussys skandalumwitterter Pelleas et Melisande 1902 mitgewirkt Auf viele seiner eher burgerlich konservativen Kollegen am Conservatoire wirkte der Verweis auf solche Modernisten die beide unter wenig erbaulichen Umstanden vom Studium an ebendieser Hochschule relegiert worden waren nicht sehr uberzeugend Nanny setzte mit Hilfe seiner einflussreichen Position am Conservatoire die Einfuhrung des Funfsaiters gegen die anderen zu Gebote stehenden Optionen Stimmung des Basses in Quinten C Mechaniken in den franzosischen Orchestern schliesslich durch Ein umfangreicher Briefwechsel mit Kollegen Geigenbauern vor allem aber dem Direktor des Conservatoire Henri Rabaud zeugt aber von den enormen und teils sehr ideologisch gepragten Widerstanden gegen die der Bassist anzukampfen hatte Nanny und Ravel BearbeitenDerjenige zeitgenossische Musiker in dessen Werk die von Nanny propagierten Fortschritte in der Spieltechnik des Kontrabasses unmittelbaren Widerhall fanden war der annahernd gleichaltrige Komponist Maurice Ravel Dieser war bereits zu Lebzeiten fur seine aussergewohnlichen Fahigkeiten auf dem Gebiet der Orchestrierung beruhmt zwei seiner bis in die Gegenwart beliebtesten Werke namlich der Bolero und seine Orchesterfassung von Mussorgskis Bilder einer Ausstellung beruhen wesentlich auf diesem speziellen Talent des Komponisten Anders als die meisten anderen namhaften Komponisten schenkte Ravel dabei dem tiefsten Streichinstrument besondere Aufmerksamkeit Alfred Planyavsky geht so weit ihm selbst aus der Perspektive der gesamten europaischen Musikgeschichte eine Sonderstellung in der Behandlung des Kontrabasses 8 einzuraumen Er bringt diese intime Kenntnis der spieltechnischen Besonderheiten eines Instruments das Ravel nicht selbst spielte in direkten Zusammenhang mit Edouard Nanny und verweist auf eine Aussage des Bassisten Jacques Cazauran Es ist tatsachlich so dass Nanny Ravel uber das Flageolettspiel genau informierte Daruber hinaus weiss ich aus den Erzahlungen alterer Kollegen dass Ravel in den Jahren 1926 30 gar manches Mal bei den Kontrabass Pulten im Orchester der Concerts Lamoureux zu finden war um die Spieler uber Ausfuhrungsmoglichkeiten auf unserem Instrument zu befragen 9 Kompositionen und padagogische Werke BearbeitenEdouard Nanny trat wie bereits erwahnt vor allem als Bearbeiter alterer Werke hervor die er in einer dem Kontrabass gemassen Weise arrangierte Die von ihm besorgten Transkriptionen erschienen bei seinem Pariser Verleger Alphonse Leduc in einer Serie unter dem Titel Les Classiques de la Contrebasse Nannys eigenes kompositorisches Schaffen war relativ klein und konzentrierte sich vor allem auf Stucke didaktischen Charakters Ein Kuriosum stellt dabei der Umstand dar dass Nannys bekannteste und am haufigsten gespielte Komposition von ihm unter dem Namen des italienischen Virtuosen Domenico Dragonetti eines Zeitgenossen Ludwig van Beethovens veroffentlicht wurde Im Umfeld des Enseignement Complet Bearbeiten Als erganzendes Material zu den in seiner Kontrabass Schule dargestellten Inhalten veroffentlichte Nanny einige Bande mit Etuden Hierzu zahlen die selbstverfassten Vingt etudes de virtuosite sowie die Vingt quatre pieces en forme d etudes sur des traits de symphonies Letztere stellen einen formal etwas freieren Umgang mit dem in der klassischen Didaktik verbreiteten Genre der Orchesterstudien dar Nannys Routine im Umgang mit geeigneter Geigenliteratur zeigt sich in seinen Bearbeitungen von Violin Etuden nach Federigo Fiorillo und Rodolphe Kreutzer Um seine Studenten auf die Arbeit mit diesen technisch anspruchsvollen Ubungsstucken vorzubereiten verfasste er die Quatre etudes preparatoires Konzerte und Vortragsstucke Bearbeiten Von der Konzeption her noch komplexer sind die zehn Etudes caprices die Nanny bereits als Vortragsstucke fur seine fortgeschrittenen Schuler entworfen hatte Ganz in der Tradition der spatromantischen Instrumentalmusik stehen seine Berceuse und das Konzert in e Moll Das Dragonetti Konzert Bearbeiten Nachdem Edouard Nanny bereits seit vielen Jahren fur seinen kenntnisreichen Umgang mit alterer Musik des Barock und der Wiener Klassik bekannt war reagierte das Publikum angenehm uberrascht als er 1925 ein angeblich von ihm wiederentdecktes Konzert aus der Feder Domenico Dragonettis veroffentlichte Ein Publikationsvermerk der auf eine Uberarbeitung durch Nanny hinwies war auf allen Ausgaben der Reihe Classiques de la Contrebasse abgedruckt und man deutete dies entsprechend der gangigen Praxis im Verlagswesen so dass der Herausgeber in einige Details der Ausfuhrung sowie der Begleitung eingegriffen habe Da mit dem Dragonetti Konzert nunmehr ein ausgedehntes technisch anspruchsvolles und publikumswirksames Werk des ersten grossen Kontrabass Virtuosen vorzuliegen schien das Bassisten in aller Welt gerne darboten wurde die Urheberschaft des Italieners uber Jahrzehnte niemals ernsthaft in Frage gestellt 10 Das uberrascht insoweit als das Britische Museum uber einen umfangreichen Nachlass Dragonettis verfugt in dem sich kein Hinweis auf dieses Konzert findet auch Nanny selbst gab keine nachprufbaren Auskunfte uber seine Quellen Erst im Zusammenhang mit seiner Neuausgabe des Konzertes gelang es dem Bassisten David Walter fast 80 Jahre nach der Erstveroffentlichung nachzuweisen dass das angeblich aus der Epoche der Wiener Klassik stammende Konzert in vollem Umfang eine Komposition Edouard Nannys ist 11 Offenbar schien der Franzose hier einer Mode aus den fruhen Jahren der historischen Auffuhrungspraxis Genuge getan zu haben die vorgebliche musikalische Wiederentdeckungen hoher schatzte als zeitgenossische Nachschopfungen wie stilecht diese auch immer gewesen sein mogen 12 Dabei ware es laut Walters Ausfuhrungen verfehlt von einer boswilligen Tauschungsabsicht Nannys auszugehen Der Bassist komponierte eher ein auf mehreren musikalischen Ebenen inszeniertes Bravourstuck in dem er nicht nur mit seiner Instrumentaltechnik sondern auch mit seiner intimen Kenntnis der Klangsprache der Wiener Klassik im Allgemeinen und Dragonettis Stil im Besonderen brillieren wollte und konnte Unter dem Gesichtspunkt des Urheberrechts schadete sich Nanny sogar indem er das eigene Werk als blosse Bearbeitung eines bereits etwa 100 Jahre alten und damit nicht mehr schutzfahigen Originals ausgab Weitere bearbeitete Ausgaben erschienen vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg in den USA Deutschland Osterreich und der Sowjetunion ohne dass Nanny oder sein Verlag hiergegen hatten einschreiten konnen nbsp Die ersten Takte des Dragonetti Konzerts in G Dur Aufgrund der auch von Nanny fur solistische Kontrabass Literatur gern verwendeten Skordatur um einen Ganzton nach oben erklingt das Werk haufig in A Dur Ehrungen BearbeitenNach einigen Jahren im Staatsdienst wurde Nanny am 10 Februar 1923 der Titel eines Officier de l Instruction Publique verliehen was fur einen verdienten Padagogen an einer international renommierten Lehranstalt wie dem Pariser Conservatoire keineswegs ungewohnlich war Vom zeitlebens gespannten Verhaltnis des streitbaren Musikers zu seinen ministeriellen Vorgesetzten zeugt dagegen die Tatsache dass ihm erst in seinen letzten Lebensjahren namlich am 28 Januar 1939 das Kreuz der Ehrenlegion in der niedrigsten Rangstufe des Chevaliers verliehen wurde 13 Der Komponist Eugene Bozza veroffentlichte 1946 zum Gedenken an seinen verstorbenen Mentor und Freund das Konzertstuck Sur le nom d Edouard Nanny fur Kontrabass und Klavier Anmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten Diese Entscheidung des Kulturministers Joseph Chaumie sorgte im November 1902 fur betrachtliche Aufregung im musikbegeisterten Paris wie einige erhaltene und recht polemische Presseartikel belegen Chaumie hatte seine Ablehnung entgegen der Empfehlung des Conservatoire ausgesprochen was einem Skandal gleichkam und dem Minister harsche Vorwurfe der Vetternwirtschaft der kunstlerischen Inkompetenz und der Voreingenommenheit gegen die Person des Kandidaten einbrachte Nur einige Rezensionen von Vortragsabenden in der franzosischen Provinz von denen der junge Virtuose in den 1890er Jahren zahlreiche absolvierte belegen dass Bottesinis Tarantella zu dieser Zeit ein fester Bestandteil von Nannys Programm gewesen sein durfte Andere Quellen nennen die Jahreszahlen 1920 bis 1940 Diese Jahreszahl nennt Rodney Slatford in seinem New Grove Artikel uber die Geschichte des Kontrabasses Die editorischen Angaben in den verschiedenen Auflagen des Lehrbuchs selbst sind nicht einheitlich Laut Kurzbiografie Rabbaths in seinen Solos for the Double Bassist Ein fast identischer Text ist auf der Website seines Musikverlages abrufbar Ein Relikt dieser Tradition findet sich bis heute in den coblas die den katalanischen Nationaltanz Sardana begleiten und in denen ein dreisaitiger contrabaix zur stilechten Besetzung gehort Eine parodistische aber in allen musikhistorischen Details korrekte Beschreibung dieser Entwicklung bietet Patrick Suskinds populares Theaterstuck Der Kontrabass Planyavsky S 321 Planyavsky S 321 Fussnote 88 Zweifel standen moglicherweise im Raum wurden aber nicht ausdrucklich formuliert Alfred Planyavsky der ansonsten sehr ausfuhrlich auf Dragonettis Leben und Werk eingeht erwahnt das fragliche Konzert nur zweimal darunter einmal summarisch in der Liste von Werken des Italieners Das andere Mal S 327 spricht er vom sogenannten Dragonetti Nanny Konzert was zum Zeitpunkt der Erstveroffentlichung der Geschichte des Kontrabasses 1970 keineswegs die gangige Bezeichnung des Stucks war und daher u U als Hinweis auf die ungeklarte Zuschreibung verstanden werden kann Walters Darstellung ist der 2005 bei Liben in Cincinnati erschienenen Neuausgabe beigefugt In ganz entsprechender Weise wird davon ausgegangen dass das Johann Christian Bach zugeschriebene Viola Konzert tatsachlich von Nannys Freund und musikalischem Weggefahrten Henri Casadesus verfasst wurde In diesen Zusammenhang gehoren schwer uberprufbare Geruchte Ihnen zufolge nahm man Nanny ubel dass er der bereits zweimal verheiratet war seine letzten Jahre in unehelicher Lebensgemeinschaft mit der bedeutend jungeren Marthe Legris verbrachte Literatur BearbeitenAlberto Basso Hrsg Dizionario Enciclopedico della Musica e dei Musicisti Unione Tipografico Editrice Torinese Turin 1988 ISBN 88 02 04165 2 Friedrich Blume Hrsg Die Musik in Geschichte und Gegenwart Directmedia Berlin 2001 ISBN 3 89853 460 X Alfred Planyavsky Herbert Seifert Geschichte des Kontrabasses Schneider Tutzing 1984 ISBN 978 3 7952 0426 6 Stanley Sadie Hrsg The New Grove Dictionary of Music and Musicians Oxford University Press New York 2000 ISBN 978 1 56159 174 9 Weblinks BearbeitenGedenk Website franzosisch Rezensionen der Neuausgabe des Dragonetti Konzerts englisch Mitschnitt einer Auffuhrung des Dragonetti Konzerts 1 Satz mit dem Philharmonischen Orchester Bogota Noten und Audiodateien von Edouard Nanny im International Music Score Library Project nbsp Dieser Artikel wurde am 15 Juni 2007 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Person GND 135242630 lobid OGND AKS LCCN no89016351 VIAF 19878431 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Nanny EdouardKURZBESCHREIBUNG franzosischer Kontrabassist Komponist und InstrumentalpadagogeGEBURTSDATUM 24 Marz 1872GEBURTSORT Saint Germain en LayeSTERBEDATUM 12 Oktober 1942STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Edouard Nanny amp oldid 238438678