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Dieser Artikel behandelt den Prahistoriker Wilhelm Unverzagt Fur den gleichnamigen Juristen siehe Wilhelm Unverzagt Jurist Wilhelm Unverzagt 21 Mai 1892 in Wiesbaden 17 Marz 1971 in Berlin Charlottenburg 1 war ein deutscher Prahistorischer Archaologe Inhaltsverzeichnis 1 Ausbildung und Erster Weltkrieg 2 Arbeit als Prahistoriker bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs 3 Arbeit in der DDR 4 Schriften Auswahl 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseAusbildung und Erster Weltkrieg BearbeitenDer aus Rheinhessen stammende Unverzagt studierte zwischen 1911 und 1914 Klassische Philologie Archaologie und Geographie an den Universitaten Bonn Munchen und Berlin Als Student wurde er Mitglied der christlichen Studentenverbindungen Bonner Wingolf und Munchener Wingolf 2 1914 bis 1916 wurde er als Soldat im Ersten Weltkrieg in Flandern Lodz Polen und in den Karpaten Winterfeldzug eingesetzt wo er schwer verwundet wurde Danach arbeitete er kurze Zeit als wissenschaftliche Hilfskraft im Museum fur Nassauische Altertumer in Wiesbaden und von Dezember 1916 bis zum Sommer 1917 in der Romisch Germanischen Kommission des Deutschen Archaologischen Instituts in Frankfurt am Main Danach wurde er vom Militar in Brussel als Hilfsreferent im Stab des Verwaltungschefs fur Flandern eingesetzt wo er romische und spatantike Denkmaler in Belgien und Nordfrankreich aufnahm Nach dem Ende dieser Dienstzeit am 12 November 1918 arbeitete er wieder im Wiesbadener Museum Von 1919 bis Herbst 1924 war er im diplomatischen Dienst tatig Aufgrund seiner Bemuhungen um die Rettung belgischen und nordfranzosischen Kunstbesitzes wurde er zunachst in die deutsche Waffenstillstandskommission in Spa berufen wurde dann ab dem 1 Januar 1920 Referent und war dann zuletzt im Reichskommissariat fur Reparationslieferungen in Berlin tatig In Spa lernte er den franzosischen Prahistoriker Raymond Lantier kennen und in Berlin knupfte er Kontakte zu Carl Schuchhardt dem damaligen Direktor des Berliner Volkerkundemuseums dessen prahistorische Abteilung das grosste Fundmagazin Deutschlands enthielt 1924 wurde er korrespondierendes Mitglied des Deutschen Archaologischen Instituts DAI Nach diesen langjahrigen kriegsbedingten Unterbrechungen nahm Unverzagt sein Studium wieder auf und promovierte am 3 Marz 1925 an der Universitat Tubingen bei dem Klassischen Archaologen Carl Watzinger Wahrend seiner Studienzeit sammelte er auch Grabungserfahrungen 1911 im spatromischen Kastell Alzey und am Limes bei Sayn wahrend seiner Munchner Zeit in Cambodunum Kempten Allgau unter der Leitung von Paul Reinecke und schliesslich wahrend seines Einsatzes in Belgien 1918 zusammen mit Gerhard Bersu im spatromischen Kastell von Famars bei Valenciennes 3 Arbeit als Prahistoriker bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs Bearbeiten1925 wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter 1926 Direktor am Museum fur Vor und Fruhgeschichte in Berlin dem damals grossten deutschen Museum fur prahistorische Archaologie Er trat am 1 Oktober 1926 als Direktor an ein junger damals weitgehend unbekannter Archaologe Nachdem 1925 Carl Schuchhardt und 1926 Gustaf Kossinna in den Ruhestand versetzt wurden kam die Zeit fur Unverzagt Zunachst wurde er 1927 ordentliches Mitglied des Deutschen Archaologischen Instituts 1929 der Romisch Germanischen Kommission Ab 1928 erhielt er einen Lehrauftrag an der Berliner Universitat 1932 wurde er dort Honorarprofessor Unverzagt trat 1937 mit dem Ende des Aufnahmestops der NSDAP bei Mitgliedsnummer 3 917 672 Die Wahl zum ordentlichen Mitglied der Preussischen Akademie der Wissenschaften erfolgte 1939 sie wurde jedoch nicht durch das Amt Rosenberg bestatigt Er nahm auch an Lehrgangen der SS und des Reichsarbeitsdienstes teil Wilhelm Unverzagt fuhrte in Deutschland zahlreiche Ausgrabungen an Burgwallen durch wie zum Beispiel in Lossow bei Frankfurt Oder von 1926 bis 1926 an den Reitweiner Wallbergen bei Reitwein im Oderbruch 1930 4 in Mazedonien von 1931 bis 1932 in Zantoch an der Warthe von 1932 bis 1934 in Kliestow bei Frankfurt Oder 1936 bis 1938 und schliesslich in Lebus von 1939 bis 1944 1942 bis 1944 war Unverzagt Vorsitzender und 1951 bis 1954 stellvertretender Vorsitzender der Berliner Gesellschaft fur Anthropologie Ethnologie und Urgeschichte Erst vergleichsweise spat 1942 wurde er Mitglied des Reichsbundes fur Deutsche Vorgeschichte Vom 13 Februar 1945 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges hielt sich Unverzagt im Berliner Hochbunker am Zoo in den Raumen 10 und 11 auf In das riesige uberfullte Gebaude brachte er auch einige archaologische Ausstellungsstucke welche er so vor Zerstorung oder Diebstahl bewahrte Die bekanntesten Stucke waren die in mehreren Kisten verpackten Schmuckstucke des trojanischen Schatzes des Priamos sowie das Gold der Merowinger Diese ubergab Unverzagt nach der Eroberung des Bunkers durch die Rote Armee der sowjetischen Kommandantur und bewahrte den Goldschatz somit vor Plunderung und Teilung Der Stadtkommandant sagte zu fur die Sicherheit der Kunstschatze zu garantieren Die Schatze wurden von der sowjetischen Armee abtransportiert heute befinden sie sich im Puschkin Museum in Moskau Arbeit in der DDR BearbeitenNach dem Zweiten Weltkrieg grundete Unverzagt das Institut fur Vor und Fruhgeschichte in der Deutschen Akademie der Wissenschaften wo er seit 1947 wissenschaftlicher Mitarbeiter und bis 1953 Vorsitzender der Kommission fur Vor und Fruhgeschichte war Nach der Umwandlung der Kommission in das Institut fur Vor und Fruhgeschichte stand er dem Institut bis 1964 vor Seit 1949 war er auch ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften Dort engagierte er sich vor allem in der Erforschung slawischer Burgwalle was jedoch auf altere Interessen zuruckgeht die nichts mit einer ideologischen Ausrichtung innerhalb der DDR zu tun hatten Bereits 1927 war er an der Grundung der Arbeitsgemeinschaft zur Erforschung der vor und fruhgeschichtlichen Wall und Wehranlagen Mittel und Ostdeutschlands massgeblich beteiligt Wahrend der Zeit der Teilung Deutschlands in Bundesrepublik und DDR gehorte er zu den herausragenden Wissenschaftlern die innerhalb ihres Faches intensiv daran arbeiteten den Kontakt zwischen Ost und West aufrechtzuerhalten 5 Unverzagt war seit 1927 Herausgeber der Prahistorischen Zeitschrift seit 1953 der Schriften der Sektion fur Vor und Fruhgeschichte seit 1956 der Zeitschrift Ausgrabungen und Funde sowie seit 1957 der Zeitschrift Werte der deutschen Heimat 1959 erhielt Unverzagt den Nationalpreis der DDR II Klasse Sein wissenschaftlicher Nachlass institutioneller Provenienz befand sich zunachst bei der Akademie der Wissenschaften der DDR Von dort wurde er ab 1990 anteilig auf verschiedene Institutionen ubertragen darunter die Berlin Brandenburgische Akademie der Wissenschaften das Brandenburgische Landesamt fur Denkmalpflege und Archaologisches Landesmuseum die Humboldt Universitat zu Berlin und das Museum fur Vor und Fruhgeschichte Berlin Im Jahr 2004 erwarb das Museum fur Vor und Fruhgeschichte aus Privatbesitz auch diejenigen wissenschaftlichen Dokumente und Materialien die sich nach Unverzagts Tod in dessen Wohnung in Berlin Charlottenburg befunden hatten und fasste sie zu einem wissenschaftlichen Teilnachlass zusammen 6 Schriften Auswahl BearbeitenDas Kastell Alzei In Bonner Jahrbucher Heft 122 1912 S 137 169 Die Keramik des Kastells Alzei Materialien zur romisch germanischen Keramik Band 2 Baer Frankfurt am Main 1916 Digitalisat Terra sigillata mit Radchenverzierung Materialien zur romisch germanischen Keramik Band 3 Baer Baer Frankfurt am Main 1919 Digitalisat hrsg mit Albert Brackmann Zantoch Eine Burg im deutschen Osten Deutschland und der Osten Band 1 Hirzel Leipzig 1936 mit Ewald Schuldt Teterow Ein slawischer Burgwall in Mecklenburg Schriften der Sektion fur Vor und Fruhgeschichte Band 13 Akademie Verlag Berlin 1963 Literatur BearbeitenPaul Grimm Hrsg Varia archaeologica Wilhelm Unverzagt zum 70 Geburtstag dargebracht Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin Schriften der Sektion fur Vor und Fruhgeschichte Bd 16 Akademie Verlag Berlin 1964 mit Portrat Wurdigung und Schriftenverzeichnis Mechthilde Unverzagt Wilhelm Unverzagt und die Plane zur Grundung eines Instituts fur die Vorgeschichte Ostdeutschlands Das Deutsche Archaologische Institut Bd 8 Zabern Mainz 1985 ISBN 3 8053 0807 8 Werner Coblenz In memoriam Wilhelm Unverzagt 21 5 1892 17 3 1971 In Prahistorische Zeitschrift Bd 67 1992 ISSN 0079 4848 S 1 14 Reimer Hansen Wolfgang Ribbe Hrsg Geschichtswissenschaft in Berlin im 19 und 20 Jahrhundert Personlichkeiten und Institutionen Veroffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin Bd 82 De Gruyter Berlin u a 1992 ISBN 3 11 012841 1 S 123 Sebastian Brather Wilhelm Unverzagt und das Bild der Slawen In Heiko Steuer Hrsg Eine hervorragend nationale Wissenschaft Deutsche Prahistoriker zwischen 1900 und 1995 Erganzungsbande zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 29 De Gruyter Berlin 2001 S 173 198 Marion Bertram Wilhelm Unverzagt und der Streit um die Neuordnung der brandenburgischen Denkmalpflege In Achim Leube Hrsg Prahistorie und Nationalsozialismus Die mittel und osteuropaische Ur und Fruhgeschichtsforschung in den Jahren 1933 1945 Heidelberg 2002 S 255 276 Marion Bertram Wilhelm Unverzagt und das Staatliche Museum fur Vor und Fruhgeschichte In Das Berliner Museum fur Vor und Fruhgeschichte Festschrift zum 175 jahrigen Bestehen Acta Praehistorica et Archaeologica Bd 36 37 Staatliche Museen zu Berlin Preussischer Kulturbesitz Berlin 2005 S 162 192 Lothar Mertens Lexikon der DDR Historiker Biographien und Bibliographien zu den Geschichtswissenschaftlern aus der Deutschen Demokratischen Republik Saur Munchen 2006 ISBN 3 598 11673 X S 612 613 Timo Saalmann Wilhelm Unverzagt und das Staatliche Museum fur Vor und Fruhgeschichte Berlin in der NS Zeit In Das Altertum Bd 55 2010 ISSN 0002 6646 S 89 104 Achim Leube Prahistorie zwischen Kaiserreich und wiedervereinigtem Deutschland 100 Jahre Ur und Fruhgeschichte an der Berliner Universitat Unter den Linden Habelt Bonn 2010 ISBN 978 3 7749 3629 4 S 59 123 126 Achim Leube Zu den Anfangen der Vor und Fruhgeschichtsforschung an der Berliner Akademie der Wissenschaften unter Wilhelm Unverzagt 1892 1971 In Norbert Benecke Philipp von Rummel Hrsg Das Zentralinstitut fur Alte Geschichte und Archaologie ZIAGA und das Deutsche Archaologische Institut DAI Erinnerungen und Berichte aus der Vor und Nachwendezeit 1975 2010 Harrassowitz Wiesbaden 2021 Das Deutsche Archaologische Institut 12 ISBN 978 3 447 11644 2 S 7 43 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Wilhelm Unverzagt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Ausgewahlte Literaturnachweise aus dem Bestand der Akademiebibliothek Wilhelm Unverzagt Ur und Fruhgeschichtsforscher Akademiebibliothek Berlin Brandenburgische Akademie der Wissenschaften PDF Datei 50 kByte Einzelnachweise Bearbeiten Sterberegister Standesamt Charlottenburg von Berlin Nr 919 1971 August Winkler Vademekum WIngolfitikum Wingolfsverlag Wolfratshausen 1925 S 65 Werner Coblenz Prahistorische Zeitschrift 67 1992 S 1 2 Markische Oderzeitung Von Bulow brachte Glanz ins Bistum Memento des Originals vom 12 August 2016 imInternet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www moz de vom 1 Marz 2006 W Coblenz Prahistorische Zeitschrift 67 1992 S 1 Staatliche Museen zu Berlin Museum fur Vor und Fruhgeschichte erwarb im Oktober 2004 den Teilnachlass des Prahistorikers Wilhelm UnverzagtNormdaten Person GND 11731093X lobid OGND AKS LCCN nr87000315 VIAF 22915799 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Unverzagt WilhelmKURZBESCHREIBUNG deutscher PrahistorikerGEBURTSDATUM 21 Mai 1892GEBURTSORT WiesbadenSTERBEDATUM 17 Marz 1971STERBEORT Berlin Charlottenburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Unverzagt amp oldid 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