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Die Neutralitat dieses Artikels oder Abschnitts ist umstritten Eine Begrundung steht auf der Diskussionsseite Weitere Informationen erhaltst du hier Wenzel Jaksch 25 September 1896 in Langstrobnitz Osterreich Ungarn 27 November 1966 in Wiesbaden war ein deutschbohmischer sozialdemokratischer Politiker und spater deutscher Vertriebenenfunktionar Er war von Marz bis November 1938 Vorsitzender der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei DSAP in der Tschechoslowakei Nach 1949 war er SPD Mitglied ab 1953 Mitglied des Deutschen Bundestages Ab 1959 war Jaksch Prasident der Bundesversammlung der Sudetendeutschen Landsmannschaft und von 1964 bis zu seinem Tod Prasident des Bundes der Vertriebenen Wenzel Jaksch re im Gesprach mit dem VdH Landesvorsitzenden Josef Domabyl beim Nordmarktreffen der Sudetendeutschen in Kiel 1963 Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Politik in der Tschechoslowakei 2 Exil 3 Vertriebenenpolitik in der Bundesrepublik Deutschland 4 Ehrungen 5 Veroffentlichungen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHerkunft und Politik in der Tschechoslowakei BearbeitenAls 14 Jahriger verliess Jaksch die Schule und arbeitete als Saisonarbeiter auf dem Bau in Wien Eine hohere Schulbildung blieb ihm versagt Im heutigen Wiener Bezirk Ottakring erlernte er ab 1910 das Maurerhandwerk schloss sich dem Verband jugendlicher Arbeiter und 1913 der SDAP an Im Ersten Weltkrieg wurde er schwer verwundet Anschliessend arbeitete er als Journalist fur die deutsche Sozialdemokratie in der Tschechoslowakei Er war Redakteur des Sozialdemokrat der in Prag erscheinenden Zeitung der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik DSAP Im Jahre 1924 wurde Jaksch in den Parteivorstand der DSAP gewahlt und war seit 1935 stellvertretender Vorsitzender Von 1929 bis 1938 war er Mitglied des tschechoslowakischen Abgeordnetenhauses Unter der Fuhrung Jakschs bildete sich in der DSAP seit 1934 ein deutschnationaler Flugel heraus der sich auf das Vermachtnis des Parteigrunders Josef Seliger berief und gegen den Parteivorsitzenden Ludwig Czech opponierte 1 2 Jaksch entwickelte einen politischen Ansatz der von paneuropaischen und pangermanischen Konzeptionen gepragt das nationale Problem ins Zentrum der Uberlegungen stellte In der DSAP warb Jaksch fur die programmatische Festlegung auf einen Volkssozialismus und die Umwandlung der Klassenpartei in eine Volkspartei 3 Der zur Jaksch Gruppe gehorende Emil Franzel Chefredakteur des Zentralorgans der DSAP propagierte in seiner Schrift Abendlandische Revolution Geist und Schicksal Europas 1936 einen gegen die Sowjetunion gerichteten abendlandischen Sozialismus Diese Entwicklung wurde auch ausserhalb der Tschechoslowakei aufmerksam verfolgt Wahrend linkssozialdemokratische Beobachter die Vorstosse von Jaksch als Einbruch einer politischen Ideologie des Gegners in unsere Reihen 4 bzw als Symptome der Zersetzung 5 bewerteten und entschieden zuruckwiesen wurden sie von einigen deutschen Sozialdemokraten darunter Wilhelm Sollmann unterstutzt 6 Der SdP Politiker Josef Pfitzner begrusste 1937 dass sich ein Kreis junger Sozialdemokraten gefuhrt von den nicht dem Judentum entstammenden Vertrauensmannern Wenzel Jaksch und Emil Franzel plotzlich um die Bedeutung des deutschen Volkstums und die Beziehung des deutschen Arbeiters zu diesem wie in der Zeit Seligers zu kummern begann und dabei Ansichten vertrat die von denen des Nationalsozialismus gar nicht so weit abstanden 7 Ende Marz 1938 wurde Jaksch auf dem Prager Parteitag der DSAP zum Parteivorsitzenden gewahlt nachdem Ludwig Czech mit der Begrundung dass er mit jener Richtung die Genosse Jaksch als Volkssozialismus vertritt nicht ubereinstimme und ihm nach der bitteren Erfahrung der letzten Jahre jede Zusammenarbeit mit dem Genossen Jaksch unmoglich 8 sei zuruckgetreten war Unmittelbar danach am 2 April 1938 nach anderen Angaben am 5 April 2 traf Jaksch in Prag mit einem Vertreter der Henlein Partei Josef Pfitzner zu einer von Emil Franzel vermittelten Unterredung zusammen Nach dem spater aufgefundenen Gedachtnisprotokoll Pfitzners soll Jaksch dabei ausgefuhrt haben dass dieser Ausdruck Volkssozialismus nur ein anderes Wort fur Nationalsozialismus 9 darstelle und er bereit sei in der SdP Fuhrer der Arbeiter 10 zu werden Jaksch verlor in den folgenden Monaten jedoch rasch an Bedeutung und Einfluss da die DSAP zunehmend mit Auflosungserscheinungen zu kampfen hatte Exil BearbeitenNach dem Munchner Abkommen ging Jaksch zusammen mit anderen Funktionaren wie Eugen de Witte und Richard Reitzner mit britischer Hilfe in die Emigration In London rief er 1939 die Treugemeinschaft sudetendeutscher Sozialdemokraten ins Leben und arbeitete noch vor Kriegsbeginn eine Denkschrift mit dem Titel Was kommt nach Hitler aus in der er ein Konzept entwickelte das von der Anerkennung der Annexion Osterreichs und der Sudetengebiete ausging und einen naturrechtlichen Anspruch auf grossdeutsche Einigung 11 im Rahmen einer europaischen Foderation postulierte Nach Kriegsbeginn lehnte Jaksch den Eintritt sudetendeutscher Emigranten in die tschechoslowakische Auslandsarmee und in andere alliierte Armeen ab 12 und wies im Herbst 1940 das von Edvard Benes gemachte Angebot in den tschechoslowakischen Staatsrat das provisorische Exilparlament vgl Tschechoslowakische Exilregierung einzutreten zuruck Benes hatte der DSAP sechs Sitze und Jaksch personlich die Position eines Vizeprasidenten angeboten aber die von der Treugemeinschaft hier und spater geforderte Garantie einer volligen Autonomie der Sudetendeutschen verweigert 13 Die Politik Jakschs wurde von einigen sudetendeutschen Emigranten als zunehmend abenteuerlich empfunden und abgelehnt Diese etwa 170 Personen umfassende Stromung spaltete sich im Marz 1941 von der Treugemeinschaft ab und konstituierte sich unter dem Vorsitz Josef Zinners als DSAP Auslandsgruppe 14 Nachdem das Vereinigte Konigreich am 5 August 1942 das Munchner Abkommen annulliert hatte protestierte Jaksch in Schreiben an die britische kanadische und amerikanische Regierung gegen diesen Rechtsbruch 15 Daraufhin sah die tschechoslowakische Exilregierung von jeder weiteren Unterhandlung mit Jaksch ab In den letzten Kriegsjahren versuchte Jaksch durch Berufung auf die Atlantik Charta eine neue Grundlage fur seine grossdeutsche Politik zu schaffen und bestand noch 1944 auf der Unantastbarkeit der deutschen Vorkriegsgrenzen 16 Wahrend seiner Zeit im Londoner Exil hielt Jaksch auch immer wieder Radioansprachen uber den Auslandsservice der BBC in denen er die Sudetendeutschen dazu aufrief dem tschechoslowakischen Staat gegenuber loyal zu bleiben und Widerstand gegen die Nationalsozialisten zu leisten Diese Sendungen wurden jedoch im Sommer 1942 eingestellt 17 Nach der Scheidung von seiner ersten Ehefrau Hanna Brockl heiratete Jaksch 1945 die Britin Joan Simeon Noch in London engagierte er sich erfolglos gegen die Vertreibungsplane der tschechoslowakischen Exil und Nachkriegsregierung die in den sogenannten Benes Dekreten umgesetzt wurden Vertriebenenpolitik in der Bundesrepublik Deutschland BearbeitenNach dem Krieg ging Jaksch 1949 aus dem britischen Exil nach Westdeutschland schloss sich der SPD an und ubernahm deren zentrale Fluchtlingsbetreuung Von 1950 bis 1953 leitete er in Hessen das Landesamt fur Vertriebene Fluchtlinge und Evakuierte Er wurde 1953 in den Deutschen Bundestag gewahlt dem er vier Legislaturperioden bis zu seinem Tod angehorte Im Bundestagswahlkampf 1961 gehorte er zur SPD Regierungsmannschaft die Erich Ollenhauer am 25 November 1960 in Hannover fur den Fall einer Regierungsubernahme vorgestellt hatte Er war als Bundesvertriebenenminister vorgesehen Jaksch leitete von 1951 bis zu seinem Tode die Seliger Gemeinde Gesinnungsgemeinschaft sudetendeutscher Sozialdemokraten das sozialdemokratische Gegenstuck zur katholischen Ackermann Gemeinde Ab 1959 war er Prasident der Bundesversammlung der Sudetendeutschen Landsmannschaft SL ab 1961 Vizeprasident der SL Von 1964 bis zu seinem Tode war Jaksch Prasident des Bundes der Vertriebenen Er war neben Reinhold Rehs der spater zur CDU ubertrat der bisher einzige Sozialdemokrat in diesem Amt Sein politisches Wirken in der Bundesrepublik Deutschland war gepragt von seinem Engagement fur die Heimatvertriebenen Ausserdem war er Prasident der Deutschen Stiftung fur Europaische Friedensfragen Am 27 November 1966 starb er an den Folgen eines Verkehrsunfalls 18 Ehrungen BearbeitenJaksch war Trager des Grossen Verdienstkreuzes mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und der Ehrenplakette des Bundes der Vertriebenen Er wurde ausserdem mit dem Ehrenbrief der Sudetendeutschen Landsmannschaft und der Rudolf Lodgmann Plakette ausgezeichnet Die sozialdemokratische Seliger Gemeinde gedachte ihres Grundungsmitglieds am 16 September 2006 mit der Wenzel Jaksch Gedachtnisfeier im Sudetendeutschen Haus in Munchen Nach Jaksch ist der Wenzel Jaksch Gedachtnispreis der Seliger Gemeinde benannt Zu Ehren seiner Person sind Strassen in Wiesbaden in der er selbst gewohnt hat Nauheim Bad Vilbel und Griesheim nach ihm benannt worden Im 16 Wiener Gemeindebezirk Ottakring erinnert eine Gedenktafel in der Lindauergasse 34 36 an den grossen Sozialdemokraten Veroffentlichungen BearbeitenWas kommt nach Hitler Die Moglichkeiten und Voraussetzungen einer demokratischen Foderalisierung Zentraleuropas Eine Analyse und programmatische Skizze s n s l n a Fruhjahr 1939 Hektographiert Wiederabdruck in Jitka Vondrova Cesi a sudetonemecka otazka 1939 1945 Dokumenty Ustav mezinarodnich vztahu Prag 1994 ISBN 80 85864 05 3 S 11 14 Can industrial peoples be transferred The future of the Sudeten population A Study Executive of the Sudeten Social Democratic Party London 1943 Mass transfer of minorities In Socialist commentary Band 9 Oktober 1944 ISSN 0037 8178 Auch als Sonderabdruck Walthamstow Press London 1944 4 S Sudeten labour and the Sudeten problem A report to international labour Executive of the Sudeten German Social Democracy Party London 1945 Wir heischen Gehor Petition an die Vereinten Nationen Ein wichtiges historisches Dokument fur die Wiedergutmachung der volkerrechtswidrigen Ausweisungen Verlag Das Volk Munchen 1948 Benesch war gewarnt Die abschliessende Auseinandersetzung zwischen der tschechoslowakischen Exilregierung und den Sudetendeutschen in London Herausgegeben von Almar Reitzner Verlag Das Volk Munchen 1949 Sozialdemokratie und Sudetenproblem Wagner Frankfurt am Main 1949 Der Dolchstoss gegen den Frieden Richters neue Legende SPD Bonn 1950 Faltblatt mit Erich von Hoffmann Heimatrecht Anspruch und Wirklichkeit Altherrenschaft bundischer Studentenverbande Erlangen 1957 Europas Weg nach Potsdam Schuld und Schicksal im Donauraum Mit Dokumenten Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1958 4 Auflage Mit einem Nachruf von Willy Brandt Langen Muller Munchen 1990 ISBN 3 7844 2304 3 das Hauptwerk von Wenzel Jaksch Der 4 Marz 1919 und das Elend der deutschen Geschichtsschreibung In Die Brucke 7 und 14 Marz 1959 Auch als Sonderabdruck Deutsche Ostpolitik ein Experiment in Sachlichkeit In Die Neue Gesellschaft Nr 12 1965 ISSN 0028 3177 S 800 802 Gedanken zur Ostpolitik Seliger Gemeinde im Verlag Die Brucke Munchen 1966 Literatur BearbeitenMartin K Bachstein Wenzel Jaksch und die sudetendeutsche Sozialdemokratie Veroffentlichungen des Collegium Carolinum 29 Oldenbourg Munchen u a 1974 ISBN 3 486 44081 0 Zugleich Munchen Universitat Dissertation 1971 Martin Bachstein Jaksch Wenzel In Neue Deutsche Biographie NDB Band 10 Duncker amp Humblot Berlin 1974 ISBN 3 428 00191 5 S 326 f Digitalisat Hans Werner Martin nicht spurlos aus der Geschichte verschwinden Wenzel Jaksch und die Integration der sudetendeutschen Sozialdemokraten in die SPD nach dem II Weltkrieg 1945 1949 Lang Frankfurt am Main u a 1996 ISBN 3 631 49548 X Zugleich Kassel Universitat Dissertation 1994 Friedrich Prinz Benes Jaksch und die Sudetendeutschen Seliger Gemeinde im Verlag Die Brucke Stuttgart 1975 Michael Schwartz Wenzel Jaksch 1896 1966 Biografische Schlaglichter auf einen Sozialdemokraten aus Mitteleuropa Beitrage aus dem Archiv der sozialen Demokratie 19 Bonn Friedrich Ebert Stiftung 2023 ISBN 978 3 98628 217 2 Emil Werner Wenzel Jaksch Bund der Vertriebenen Vereinigte Landsmannschaften und Landesverbande Arbeitshilfe 59 Bund der Vertriebenen Bonn 1991 ISBN 3 925103 54 6 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Wenzel Jaksch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Wenzel Jaksch in den Historischen Pressearchiven der ZBW Biographie von Martin K Bachstein Wenzel Jaksch auf der Website der Friedrich Ebert Stiftung Wenzel Jaksch In dasrotewien at Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie SPO Wien Hrsg DER SPIEGEL eines Tages Der tapfere Bohme Jaksch Wenzel Hessische Biografie Stand 5 November 2020 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten Siehe Kowalski Werner u a Geschichte der Sozialistischen Arbeiter Internationale 1923 1940 VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1985 ISBN 3326004532 S 231 a b Weger Tobias Volkstumskampf ohne Ende Sudetendeutsche Organisationen 1945 1955 Frankfurt am Main 2008 ISBN 9783631571040 S 205 Zu den einschlagigen Grundannahmen siehe vor allem Jaksch Wenzel Volk und Arbeiter Deutschlands europaische Sendung Bratislava 1936 Zitiert nach Kowalski Geschichte der Sozialistischen Arbeiter Internationale S 232 Jauernig Edmund Sozialdemokratie und Revanchismus Zur Geschichte und Politik Wenzel Jakschs und der Seliger Gemeinde VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1968 S 54 Siehe Langkau Alex Ursula Deutsche Volksfront 1932 1939 Zwischen Berlin Paris Prag und Moskau Zweiter Band Geschichte des Ausschusses zur Vorbereitung einer deutschen Volksfront Akademie Verlag Berlin 2004 ISBN 9783050040325 S 17 Pfitzner Josef Sudetendeutsche Einheitsbewegung Werden und Erfullung Karlsbad Leipzig 1937 S 99 Zitiert nach Jauernig Sozialdemokratie und Revanchismus S 81 Zitiert nach Jauernig Sozialdemokratie und Revanchismus S 50 Zitiert nach Jauernig Sozialdemokratie und Revanchismus S 83 Zitiert nach Jauernig Sozialdemokratie und Revanchismus S 99 Siehe Jauernig Sozialdemokratie und Revanchismus S 115 135 Siehe Jauernig Sozialdemokratie und Revanchismus S 117ff Siehe Jauernig Sozialdemokratie und Revanchismus S 130 Siehe Jauernig Sozialdemokratie und Revanchismus S 122 Siehe Jauernig Sozialdemokratie und Revanchismus S 122 125 Siehe Douglas R M Ordnungsgemasse Uberfuhrung Die Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg Munchen 2012 S 43ff spiegel de GestorbenPrasidenten des Bundes der Vertriebenen Georg Baron Manteuffel Szoege und Linus Kather Hans Kruger Wenzel Jaksch Reinhold Rehs Herbert Czaja Fritz Wittmann Erika Steinbach Bernd Fabritius Normdaten Person GND 118556827 lobid OGND AKS LCCN no94001886 VIAF 59876032 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Jaksch WenzelKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker DSAP SPD MdBGEBURTSDATUM 25 September 1896GEBURTSORT Langstrobnitz BohmenSTERBEDATUM 27 November 1966STERBEORT Wiesbaden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wenzel Jaksch amp oldid 236528497