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Das Weissbauchschuppentier Phataginus tricuspis Syn Manis tricuspis ist eine Saugetierart aus der Familie der Schuppentiere Manidae Es kommt im westlichen und zentralen Afrika vor und bevorzugt tropische Regenwalder als Lebensraum Uberwiegend sind die Tiere nachtaktiv und leben als Einzelganger Mit dem ausgesprochen langen Schwanz und dem kleinen Korperbau ist das Weissbauchschuppentier an ein Leben in Baumen angepasst es kommt aber auch auf dem Boden vor und ist zusatzlich ein guter Schwimmer Die Ernahrungsweise der Schuppentierart ist stark spezialisiert ihre Hauptnahrung besteht uberwiegend aus Termiten seltener frisst sie Ameisen Ubermassige Bejagung zu Ernahrungszwecken und fur eine Verwendung einzelner Korperteile hauptsachlich der Schuppen in verschiedenen medizinischen Brauchen haben zu einem deutlichen Ruckgang lokaler Populationen gefuhrt Dadurch wird der Gesamtbestand heute als gefahrdet angesehen Die wissenschaftliche Erstbeschreibung erfolgte 1821 Vermutlich schliesst das Weissbauchschuppentier mehrere kryptische Arten ein WeissbauchschuppentierWeissbauchschuppentier Phataginus tricuspis im Zoo San Diego SystematikUberordnung LaurasiatheriaOrdnung PholidotaFamilie Schuppentiere Manidae Unterfamilie PhatagininaeGattung PhataginusArt WeissbauchschuppentierWissenschaftlicher NamePhataginus tricuspis Rafinesque 1821 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Habitus 1 2 Schadel und Skelettmerkmale 2 Verbreitung und Lebensraum 3 Lebensweise 3 1 Territorialverhalten 3 2 Ernahrung 3 3 Fortpflanzung 3 4 Fressfeinde und Feindverhalten 3 5 Parasiten 4 Systematik 5 Bedrohung und Schutz 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksMerkmale BearbeitenHabitus Bearbeiten Das Weissbauchschuppentier zahlt neben dem nahe verwandten Langschwanzschuppentier Phataginus tetradactyla zu den kleinsten Schuppentieren Es erreicht eine Kopf Rumpf Lange von 35 bis 43 cm der Schwanz wird rund 34 bis 62 cm lang Damit ist der Schwanz etwa anderthalbmal so lang wie der restliche Korper allerdings verhaltnismassig kurzer als beim Langschwanzschuppentier Das Gewicht variiert von 1 6 bis 3 0 kg mannliche Tiere sind meist grosser als weibliche Wie bei allen Schuppentieren sind die Oberseite des Kopfes der Rucken und die Flanken die Aussenseiten der Gliedmassen allerdings nicht die Unterarme sowie der Schwanz mit Hornschuppen bedeckt Die Schuppen zeigen eine einheitliche Farbung die von graubraun uber rotlichbraun bis braungelb variiert Die Schuppen sind relativ klein langer als breit und haben drei nach hinten zeigenden Spitzen Sie bilden am Korper 19 bis 22 teilweise auch 25 quer verlaufende Reihen Eine langs uber den Rucken ziehende Mittelreihe reicht bis auf den Schwanz Sie besteht dort aus 30 bis 33 Schuppen bricht aber kurz vor dem Schwanzende ab und wird durch eine Reihe aus 3 bis 6 Schuppenpaaren ersetzt An den Seiten des Schwanzes befinden sich noch einmal je 34 bis 37 Schuppen Das untere Schwanzende ist nicht mit Schuppen bedeckt stattdessen besitzt das Weissbauchschuppentier dort ein Hautpolster Die Haut an den unbeschuppten Korperteilen weist einen braunlichen Farbton auf Am Bauch ist sie mit weisslichen dunnen und langen Haaren bedeckt die an den Beinen in eine braunliche Farbe ubergehen Der Kopf zeigt eine konische Form die Schnauze ist gegenuber dem Langschwanzschuppentier dicker wodurch der Schadel massiger wirkt Er ist nur sparlich behaart und besitzt dunkle Flecken unter den Augen Die Augen sind klein mit dunkler Iris und treten hervor Ohrwulste werden nicht ausgebildet dafur umgibt die Ohroffnung ein dichtes Haarbuschel Die Vorderbeine sind etwas kurzer als die Hinterbeine Alle Gliedmassen enden in funf Zehen mit kraftigen gebogenen Krallen Die mittlere der Vorderfusse ist zu einer grossen Grabkralle verlangert die die anderen um das Doppelte an Lange ubertrifft Der Hinterfuss erreicht eine Lange von 4 4 bis 5 4 cm 1 2 Schadel und Skelettmerkmale Bearbeiten nbsp Schadel eines WeissbauchschuppentiersDer Schadel des Weissbauchschuppentiers wird zwischen 6 und 8 cm lang Die Wirbelsaule setzt sich aus 7 Hals 13 Brust 6 Lenden 2 Kreuzbein und 41 Schwanzwirbeln zusammen insgesamt sind somit 69 Wirbel ausgebildet 3 Der Schwanz umfasst somit etwas weniger Wirbel als beim Langschwanzschuppentier 1 2 Verbreitung und Lebensraum Bearbeiten nbsp Verbreitungsgebiet grun des WeissbauchschuppentiersDas Verbreitungsgebiet des Weissbauchschuppentiers umfasst Teile von West und Zentralafrika Es erstreckt sich von Guinea bis in die Lander des Kongobeckens bis etwa in die nordlichsten Bereiche von Angola Im Osten ist es noch im Sudwesten Kenias sowie im Nordwesten Tansanias und Sambias anzutreffen Angaben uber Vorkommen im Norden von Mosambik und Malawi sind eher zweifelhaft Hauptsachlich bewohnt die Schuppentierart tropische Regenwalder sie kommt aber auch in Mosaiklandschaften und offeneren Savannenlandschaften vor ebenso wie in Sekundarwaldern Teilweise wurde sie auch in aufgelassenen landwirtschaftlichen Nutzflachen beobachtet etwa auf verlassenen oder wenig begangenen Olpalmenplantagen Dies lasst annehmen dass die Tiere einen gewissen Grad an Landschaftsbeeinflussung tolerieren Uber weite Teile des Verbreitungsgebietes tritt das Weissbauchschuppentier sympatrisch mit dem Langschwanzschuppentier auf das aber sumpfigere Regionen bevorzugt Beobachtungen in Nigeria geben an dass das Weissbauchschuppentier deutlich haufiger vorkommt als sein naher Verwandter 4 In nahrungsreichen Gebieten kann die Populationsdichte verhaltnismassig hoch sein 1 2 Fur das Lama Waldreservat in Benin wurden 38 Weissbauchschuppentiere auf 45 km ermittelt was 0 84 Individuen je Quadratkilometer entspricht Hier konnte kein grosserer Unterschied in der Haufigkeit der Schuppentierart zwischen den Primarwaldern im Zentrum des Schutzgebietes und den umliegenden alten Plantagen ermittelt werden 5 Teilweise tritt das Weissbauchschuppentier sympatrisch mit dem Riesenschuppentier Smutsia gigantea auf so im Wildtierreservat Dja in Kamerun In diesen Fallen nutzen beide Arten den gleichen Lebensraum sind aber zu unterschiedlichen Tageszeiten aktiv 6 Lebensweise BearbeitenTerritorialverhalten Bearbeiten nbsp WeissbauchschuppentierDas Weissbauchschuppentier gehort neben dem Langschwanzschuppentier zu den am besten ausgepragten Baumbewohnern innerhalb der Schuppentiere abweichend von diesem ist es aber wesentlich starker nachtaktiv Seine Aktivitatsphase beginnt zwischen 18 00 Uhr und Mitternacht Sie dauert etwa drei bis vier Stunden bei Weibchen an und bis zu zehn Stunden bei Mannchen Meist ruht das Weissbauchschuppentier in Baumhohlen etwa 10 bis 15 m uber dem Erdboden In Benin konnten Tiere bevorzugt in Hohlen des Kapokbaumes oder aber von Dialium guineense beobachtet werden 5 Teilweise graben sie auch kleine Erdhohlen von 30 bis 40 cm Tiefe Der ausserordentlich lange Schwanz des Weissbauchschuppentiers ist eine deutliche Anpassung an das Baumleben Er dient als Greifschwanz und kann als funfte Gliedmasse das Gewicht eines Tieres fur langere Zeit allein halten In den Baumen klettert es mit Hilfe seiner Krallen und des Schwanzes der zum Abstutzen haufig um Aste und Stamme gerollt wird Vorder und Hinterbeine werden paarweise bewegt sodass ein typisch raupenartiger Gang mit sich beugendem und streckendem Rucken entsteht Beim Absteigen vom Baum bewegt sich ein Tier spiralartig um den Stamm Manchmal lasst es sich auch zu einer Kugel zusammengerollt herabfallen was als Reaktion auf brechende Aste angesehen wird Am Boden nutzt das Weissbauchschuppentier verschiedene Fortbewegungsweisen Am haufigsten ist der normale vierfussige Gang bei dem es Geschwindigkeiten zwischen 1 0 und 1 5 km h erreicht und die Vorderfusse mit der Fussflache aufsetzt Beim schnelleren Lauf fallt es ebenfalls in eine raupenartige Bewegung wobei der Schwanz dann erhoht gehalten wird Dabei liegt das grosste Gewicht auf den Hinterbeinen Die Schuppentierart kann sehr gut schwimmen Dabei bewegt sich der Schwanz undulierend ahnlich einer Schlange und gibt den Vortrieb Vor dem Schwimmen nimmt ein Tier extra Luft auf sodass der Korperdurchmesser um bis zu 11 cm zunehmen kann Diese zusatzliche Luft sorgt dafur dass der Korper uber Wasser gehalten werden kann Nach dem Schwimmen wird die Luft ausgestossen was mit einem trompetenartigen Gerausch einhergeht 1 2 Uberwiegend lebt das Weissbauchschuppentier einzelgangerisch und benutzt Aktionsraume die bei weiblichen Individuen 3 bis 4 ha gross sind bei mannlichen mit uber 30 ha aber mehr als die siebenfache Flache einnehmen Letztere legen bei ihren nachtlichen Streifzugen bis zu 1 8 km zuruck was im Vergleich zu ihrem grossen Aktionsraum relativ wenig ist Im Aktionsraum befinden sich mehrere Baumhohlen die abwechselnd genutzt werden Mannliche Tiere wechseln ihren Unterschlupf taglich weibliche seltener Die Reviere der Mannchen konnen sich mit bis zu zehn der Weibchen uberlappen Mannliche Tiere tolerieren weibliche in ihrem Territorium verjagen aber allein umherziehende Jungtiere Zwischen mannlichen Tieren gibt es eine gewisse Territorialitat Kampfe werden mit synchronisierten Schlagen der Vorderbeine ausgetragen Zumindest in Gefangenschaft kamen dabei einzelne Tiere ums Leben Die soziale Kommunikation findet uber den hervorragenden Geruchssinn statt Das Streifgebiet wird mit einem Sekret aus den Analdrusen markiert Sekrete aus den Perinealdrusen kommen bei Aggression und bei Sexualkontakten zum Einsatz 1 2 Ernahrung Bearbeiten Die Nahrung des Weissbauchschuppentiers besteht aus staatenbildenden Insekten wodurch die Schuppentierart strikt myrmecophag lebt Abweichend vom Langschwanzschuppentier bevorzugt sie Termiten vor allem der Gattungen Nasutitermes und Microcerotermes von denen sie die ausgewachsenen Individuen und die Nymphen vertilgt Seltener frisst das Weissbauchschuppentier dagegen Ameisen Unter diesen uberwiegen Wanderameisen wie Dorylus oder Mirmicaria aber auch Arten der Gattungen Camponotus Cataulcus Crematogaster oder Oceophylla gehoren zum Nahrungsspektrum Die Tiere fressen sowohl baumlebende als auch bodenbewohnende Kolonien letztere uberwiegen aber bei Mannchen und subadulten Individuen Die Nahrung wird mit dem exzellenten Geruchssinn aufgespurt haufig sucht das Weissbauchschuppentier unter umgefallenen Baumen oder im Laub Es attackiert die Nester der Insekten von mehreren Seiten und bricht sie mit den Krallen der Vorderfusse haufig an mehreren Stellen auf Die Beute verschlingt es mit Hilfe der langen klebrigen Zunge die bis zu 30 cm lang werden kann In der Regel werden die Nester nicht vollstandig zerstort sondern einzelne Tiere kehren mehrmals hintereinander zur gleichen Nahrungsquelle zuruck Weibchen suchen meist Nester in der Nahe des Baus auf nur wenige hundert Meter entfernt und fressen rund drei bis vier Stunden taglich Dagegen entfernen sich Mannchen weiter vom Bau und verbringen funf bis sechs Stunden mit der Nahrungsaufnahme Taglich kann das Weissbauchschuppentier zwischen 150 und 200 g Insekten vertilgen Nach dem Fressen walzt sich ein Tier haufig am Boden rutscht uber diesen reibt sich an Gegenstanden oder spreizt die Schuppen und kratzt sich mit den Krallen um Insekten zu zerquetschen die wahrend der Verteidigung des Nestes zwischen die Schuppen gekrabbelt sind 7 1 2 Fortpflanzung Bearbeiten Die Fortpflanzung erfolgt ganzjahrig Mannliche Tiere durchqueren taglich mehrere Aktionsraume um nach empfangsbereiten Weibchen Ausschau zu halten Die Brunft setzt bei weiblichen Tieren alle 3 bis 29 Tage ein durchschnittlich betragt der Abstand 9 Tage Das Vorspiel besteht aus ritualisierten Kampfen Brust gegen Brust Danach klettern beide Partner auf einen Baum in der Regel klammert sich das Weibchen an den Schwanz des Mannchens Wahrend des Geschlechtsaktes der im Baum stattfindet sind die Schwanze der beiden Tiere miteinander verflochten Die Tragzeit wird haufig mit rund 150 Tage angegeben einzelne Beobachtungen gehen von 112 bis 168 Tagen aus Sie konnte sich aber auch insgesamt uber einen Zeitraum von 7 bis 9 Monate erstrecken Bei zehn in Gefangenschaft untersuchten trachtigen Weibchen verlief gut die Halfte der Geburt problematisch und endete mit dem Tod des Jung und oder des Muttertiers 8 In der Regel kommt nur ein Jungtier zur Welt Dieses ist etwa 29 cm lang und 100 g schwer Es hat geoffnete Augen eine rosa Hauttonung und ist haarlos mit Ausnahme der Augenlider Die ersten ein bis zwei Wochen verbringt das Junge in einer Baumhohle danach verlasst es diese auf der Schwanzwurzel der Mutter reitend Die Saugphase endet nach rund vier Monaten das Gewicht liegt dann bei etwa 750 g Mit der Geburt des nachsten Jungtiers verlasst das altere Junge das Muttertier und geht auf Wanderschaft ohne festen Aktionsraum Die sexuelle Reife ist mit rund acht Monaten erreicht nach 15 Monaten wiegt das Junge uber 1 kg und ist dann vollstandig ausgewachsen ab dieser Zeit lebt es in seinem eigenen Aktionsraum 1 2 Fressfeinde und Feindverhalten Bearbeiten nbsp Der Honigdachs als Fressfeind des WeissbauchschuppentiersAls hauptsachlicher Fressfeind tritt der Leopard auf Untersuchte Kotreste der Raubkatze im Lope und Nationalpark Ivindo in Gabun zeigen aber nur einen geringen Anteil im weiten Beutespektrum 9 10 Das Gleiche gilt fur die Afrikanische Goldkatze deren Fazes im Ituri forest im nordostlichen Teil des Kongobeckens genauer untersucht wurden 11 Daruber hinaus stellen auch der Honigdachs und Schakale dem Weissbauchschuppentier nach Teilweise werden Tiere Opfer des Nordlichen Felsenpythons und von Schimpansen 12 Haufig findet die Bejagung am Boden statt Bei unmittelbarer Gefahr stosst ein Tier Sekrete aus seinen Drusen aus oder rollt sich ein und bedeckt unbeschuppte Korperstellen mit dem Schwanz ansonsten fluchtet es haufig auf einen Baum 1 2 Parasiten Bearbeiten Aussere Parasiten stellen Zecken der Gattung Amblyomma dar die sich meist unter den Nacken und Ruckenschuppen einnisten 7 13 Bei Untersuchungen von 26 Weissbauchschuppentieren aus verschiedenen Regionen Ghanas konnte die Zeckengattung an allen Individuen festgestellt werden daruber hinaus kam ausserst selten noch ein Vertreter der Gattung Haemaphysalis vor 14 Als innere Parasiten sind vor allem Fadenwurmer und das zu den Kokzidien zahlende Eimeria bekannt 15 Systematik BearbeitenInnere Systematik der Manidae nach Gaubert et al 2018 16 Manidae Manis Manis crassicaudata Manis culionensis Manis javanica Manis pentadactyla Smutsia Smutsia gigantea Smutsia temminckii Phataginus Phataginus tetradactyla Phataginus tricuspisVorlage Klade Wartung StyleDas Weissbauchschuppentier ist eine Art aus der Gattung Phataginus die mit dem Langschwanzschuppentier Phataginus tetradactyla noch eine weitere enthalt Beide Arten reprasentieren die baumbewohnenden Schuppentiere Afrikas diese trennten sich laut molekulargenetischen Analysen im Mittleren Miozan vor etwa 13 3 Millionen Jahren voneinander ab Phataginus formt die eigenstandige Unterfamilie der Phatagininae Ihr gegenuber steht die Unterfamilie der Smutsiinae mit der Gattung Smutsia in der die bodenbewohnenden Schuppentiere Afrikas vereint sind Als Schwestertaxon der beiden afrikanischen Linien gelten die asiatischen Schuppentiere der Unterfamilie Maninae mit der Gattung Manis Alle drei Gruppen zusammen bilden die Familie der Schuppentiere Manidae Die Schuppentiere umfassen das gegenwartig einzige Mitglied der Ordnung der Pholidota diese sind somit rezent monotypisch Die Gruppe ist weitlaufig mit den Raubtieren Carnivora verwandt die Beziehung zueinander wurde aber erst durch molekulargenetische Untersuchungen ermittelt und abgesichert 17 18 16 Allerdings wird in einigen anderen Gliederungsversuchen der Schuppentiere die Gattung Manis die hier die asiatischen Vertreter umfasst als einzige anerkannte Gattung der Schuppentiere angesehen Alle anderen Gattungen einschliesslich Phataginus haben dann den Status von Untergattungen 19 1 Andererseits besteht auch die Auffassung einer weitaus starkeren Aufsplitterung der Schuppentiere Hier wiederum bildet das Weissbauchschuppentier den einzigen Vertreter der Gattung Phataginus das nahe verwandte Langschwanzschuppentier steht dann in der Gattung Uromanis 20 Die heute favorisierte Aufteilung der Familie der Schuppentiere in die drei Gattungen Manis Phataginus und Smutsia wurde erstmals Ende der 1990er Jahre vorgeschlagen 21 22 Nachfolgende anatomische und phylogenetische Studien untermauerten diese Ansicht 18 16 Einige Autoren unterscheiden zwei Unterarten des Weissbauchschuppentiers 19 1 M t mabirae Rafinesque 1821 M t tricuspis Allen amp Loveridge 1942Das Typusexemplar von M t mabirae stammt aus Uganda wo es 1938 von Arthur Loveridge gesammelt worden war und verfugt neben einigen abweichenden Schadelmerkmalen uber eine orange bis zimtfarbene Bauchfelltonung 23 Innere Systematik des Weissbauchschuppentiers nach Gaubert et al 2016 24 Phataginus tricuspis Dahomey Gap Ghana Westafrika West Zentralafrika Zentralafrika GabunVorlage Klade Wartung Style nbsp Constantine S Rafinesque SchmaltzDie Aufteilung in mehrere Unterarten ist aber aufgrund der hohen Variabilitat des Weissbauchschuppentiers nicht allgemein anerkannt aufgrund dessen wird es meist als monotypisch angesehen Molekulargenetische Untersuchungen aus dem Jahr 2015 lassen grosse Unterschiede zwischen den westlichen und den ostlichen Populationen erkennen die gemass den Autoren der Studie moglicherweise eine Differenzierung auf Artniveau befurworten Unterstutzt wird diese Ansicht dadurch dass zwischen Kamerun und Gabun eine biogeographische Barriere besteht die sogenannte charniere climatique die beide Populationen voneinander trennt 25 Weitere Analysen aus den folgenden Jahren an uber 100 Weissbauchschuppentieren zeigen eine weitaus komplexere Gliederung auf Es konnen insgesamt sechs phylogenetische Linien ermittelt werden die wahrscheinlich jeweils eigenstandige Arten darstellen Die Aufgliederung dieser weitverzweigten Gruppe begann bereits im Ubergang vom Pliozan zum Pleistozan vor etwa 2 7 Millionen Jahren 24 16 Neben der genetischen Diversitat zeigen sich auch Unterschiede im Schadelbau zwischen den einzelnen Populationen 26 Fossilfunde der Schuppentierart sind nicht bekannt 1 2 Das Weissbauchschuppentier wurde im Jahr 1821 von Constantine S Rafinesque Schmaltz unter der Bezeichnung Manis tricuspis wissenschaftlich erstbeschrieben Die Typuslokalitat gab Rafinesque mit Guinee an er sah sein Manis tricuspis aber als synonym zu Manis tetradactyla an dem Langschwanzschuppentier welches bereits 1766 von Linnaeus benannt worden war In der gleichen Arbeit stellte Rafinesque die Art Manis ceonyx auf die heute als identisch mit dem Langschwanzschuppentier gilt Fur die beiden von ihm angegebenen Arten etablierte Rafinesque gleichzeitig Phataginus als neue Untergattung fur Manis Fur Phataginus ermittelte er Unterschiede im Bau des Fusses im Vergleich zum damals bekannten Chinesischen Schuppentier Manis pentadactyla als asiatischem Vertreter von Manis dem Rafinesque eine Zuweisung zur Untergattung Pangolinus bescheinigte Fur das Weissbauchschuppentier fuhrte Rafinesque zudem die umgangssprachliche Bezeichnung Phatagin tricuspide ein Das Artepitheton tricuspis bezieht sich auf die drei Spitzen der Schuppen 27 Bedrohung und Schutz BearbeitenDas Weissbauchschuppentier wird stark bejagt Sein Fleisch gilt als Delikatesse und gelangt lokal auf Markte wo es als Bushmeat angeboten wird Daneben finden die Schuppen und andere Korperteile Verwendung bei traditionellen medizinischen Gebrauchen in Afrika etwa beim juju da ihnen Heilkrafte zugesprochen werden 4 Die Yoruba in Nigeria nutzen Korperteile des Weissbauchschuppentiers bei mehr als 40 Krankheiten etwa die Schuppen bei Magenproblemen oder Durchfall das Fleisch zur Beruhigung oder die Augen gegen Kleptomanie Allein zwischen April und Juli 2007 boten Handler auf Markten im nigerianischen Bundesstaat Ogun Untersuchungen zufolge 178 Weissbauchschuppentiere fur medizinische Zwecke an 28 29 Studien in der Bombali Region von Sierra Leone ergaben dass insgesamt 22 verschiedene Korperteile zur Heilung unterschiedlichster Krankheiten genutzt werden wobei die Schuppen bei Weitem uberwiegen 30 Zunehmend gerat das Weissbauchschuppentier auch in den internationalen Handel wobei der grosste Teil nach Ostasien exportiert wird wo Schuppentiere in der traditionellen chinesischen Medizin genutzt werden So wurden im Jahr 2011 in Belgien wenigstens 100 Haute mit Schuppen des Weissbauchschuppentiers beschlagnahmt 31 Aufgrund dieser drei Bedrohungen kam es in der Vergangenheit zu einem stark rucklaufigen Bestand der Schuppentierart Sie ist Schatzungen zufolge in Ruanda bereits ausgestorben Berichten von Jagern zufolge war in Nigeria bereits in den 1990er Jahren die Anzahl der Tiere rucklaufig 4 Seit dem Jahr 2000 ist der Handel mit dem Weissbauchschuppentier oder dessen Korperteilen gemass dem Washingtoner Artenschutz Ubereinkommen CITES verboten es unterliegt der zero annual export quota des CITES Daruber hinaus ubt die Lebensraumzerstorung durch Waldrodungen weiteren Druck auf die lokalen Bestande aus was vor allem in Westafrika der Fall ist Teilweise werden Tiere auch Opfer von Verkehrsunfallen 32 Die IUCN listet die Art daher als gefahrdet vulnerable Das Weissbauchschuppentier ist in mehreren geschutzten Gebieten prasent Notwendig fur die Erhaltung der Bestande sind die weitere Erforschung der Lebensweise der Schuppentierart und die Wirkung des Jagddrucks auf die einzelnen Populationen Weiterhin erforderlich ist die Entwicklung nationaler Schutzstandards ebenso wie die Untersuchung der Wege im internationalen Handel 33 Literatur BearbeitenPhillipe Gaubert Order Pholidota In Don E Wilson und Russell A Mittermeier Hrsg Handbook of the Mammals of the World Volume 2 Hooved Mammals Lynx Edicions Barcelona 2011 ISBN 978 84 96553 77 4 S 82 103 S 102 103 Jonathan Kingdon und Michael Hoffmann Phataginus tricuspis Tree Pangolin African White bellied Pangolin In Jonathan 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Bloomsbury London 2013 S 391 395 F A Jentink Revision of the Manidae in the Leyden Museum Notes from the Leyden Museum 4 1882 S 193 209 a b c Olufemi A Sodeinde und Segun R Adedipe Pangolins in south west Nigeria current status and prognosis Oryx 28 1 1994 S 43 50 a b Hugues A Akpona Chabi A M S Djagoun und Brice Sinsin Ecology and ethnozoology of the three cusped pangolin Manis tricuspis Mammalia Pholidota in the Lama forest reserve Benin Mammalia 72 2008 S 98 202 Rajan Amin Tim Wacher Oliver Fankem Tom Bruce Oum Ndjock Gilbert Malenoh Sewuh Ndimbe und Andrew Fowler Giant pangolin and white bellied pangolin observations from a World Heritage site Mammalia 87 2 2023 S 91 100 doi 10 1515 mammalia 2021 0173 a b U Rahm Beobachtungen an den Schuppentieren Manis tricuspis und Manis longicaudata der Elfenbeinkuste Revue Suisse De Zoologie 62 1955 S 361 367 Copper Aitken Palmer Thomas W deMaar James G Johnson III Jennifer Langan Jonathan Bergmann Sathya Chinnadurai Hector Guerra Deborah A Carboni und Michael J Adkesson Complications associated with pregnancy and parturition in African White bellied pangolins Phataginus tricuspis Journal of Zoo and Wildlife Medicine 50 3 2019 S 678 687 doi 10 1638 2019 0019 P Henschel L T B Hunter L Coad K A Abernethy und M Muhlenberg Leopard prey choice in the Congo Basin rainforest suggests exploitative competition with human bushmeat hunters Journal of Zoology 285 1 2011 S 11 20 P Henschel K A Abernethy und L J T White Leopard food habits in the Lope national park Gabon Central Africa African Journal of Ecology 43 2005 S 21 28 John A Hart M Katembo und K Punga Diet prey selection and ecological relations of leopard and golden cat in the Ituri forest Zaire African Journal of Ecology 34 1996 S 364 379 Kay H Farmer Hannah M Buchanan Smith und Aliette Jamart Behavioral Adaptation of Pan troglodytes troglodytes International Journal of Primatolog 27 3 2006 S 747 765 Andre Aeschlimann Observations sur la morphologie la biologie et le developpment d Amblyomma compressum Macalister 1872 la tique des pangolins d Afrique occidentale Acta Tropica 20 1963 S 154 177 Y Ntiamoa Baidu C Carr Saunders B E Matthews P M Preston und A R Walker Ticks associated with wild mammals in Ghana Bulletin of Entomological Research 95 2005 S 205 219 Miloslav Jirku Jana Kvicerova David Modry und Vaclav Hypsa Evolutionary Plasticity in Coccidia StrikingMorphological Similarity of Unrelated Coccidia Apicomplexa from Related Hosts Eimeria spp from African and Asian Pangolins Mammalia Pholidota Protist 164 2013 S 470 481 a b c d Philippe Gaubert Agostinho Antunes Hao Meng Lin Miao Stephane Peigne Fabienne Justy Flobert Njiokou Sylvain Dufour Emmanuel Danquah Jayanthi Alahakoon Erik Verheyen William T Stanley Stephen J O Brien Warren E Johnson und Shu Jin Luo The Complete Phylogeny of Pangolins Scaling Up Resources for the Molecular Tracing of the Most Trafficked Mammals on Earth Journal of Heredity 109 2018 S 347 359 doi 10 1093 jhered esx097 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https de wikipedia org w index php title Weissbauchschuppentier amp oldid 235956498