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Die Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt in Maria Thalheim einem Ortsteil der Gemeinde Fraunberg im oberbayerischen Landkreis Erding wurde erstmals im Jahre 1413 urkundlich erwahnt und ist damit die alteste Marienwallfahrt im Erdinger Land Der spatgotische Kirchenbau stammt ursprunglich aus dem spaten 15 Jahrhundert wurde jedoch im Zeitalter des Barock und Rokoko stark verandert wobei er insbesondere seine prachtige Ausstattung erhielt Daran wirkten zahlreiche namhafte Baumeister und Kunstler mit So gilt Maria Thalheim beispielsweise als wichtigste Wirkungsstatte Christian Jorhans d A Bei dem Gnadenbild am Hochaltar handelt es sich um eine spatgotische Madonna mit Jesuskind Aussenansicht der Wallfahrtskirche im Vordergrund auf dem ehemaligen Friedhof die Michaelikapelle Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 2 1 Masse 2 2 Architektur 2 3 Ausstattung 3 Ensemble 3 1 Michaelskapelle 3 2 Brunnenhaus 4 Sonstiges 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenKirchlich wird Maria Thalheim als Thallhamb erstmals 1315 als Filiale der Pfarrei Riding erwahnt Die Wallfahrt ist bereits seit dem fruhen 15 Jahrhundert 1413 bzw 1419 belegt manche Quellen setzen den Beginn der Wallfahrt bereits Mitte des 14 Jahrhunderts an Die Legende berichtet dass zunachst eine Wallfahrt zu einem Marienbildnis unter einem Hollerstrauch im Ort entstand Spater sollte fur das Bild eine Kirche auf einem Berg errichtet werden Tagsuber wurde das Bild in einer feierlichen Prozession mehrmals zum neuen Bestimmungsort gebracht Doch das verehrte Marienbild sei in der Nacht immer wieder an den angestammten Ort bei dem Hollerbusch in der Ortsmitte zuruckgekehrt an dem dann auch die heutige Kirche erbaut wurde Der Holunderstrauch ist bis heute eine botanische Besonderheit ein sogenannter Verstecktbluher da er keine sichtbaren Bluten und nur grune Fruchte tragt Wahrend das Gnadenbild zunachst auf den ersten linken Seitenaltar 1753 dann auf den Hochaltar ubertragen wurde steht heute eine Immaculata Figur von 1884 bei dem Hollerstrauch 1 2 In der Folge bluhte die Wallfahrt rasch auf Mitte des 15 Jahrhunderts hatte man bereits einen Wallfahrtsgeistlichen angestellt 1476 kam Herzog Ludwig der Reiche aus Landshut nach Maria Thalheim ein Beweis fur das bereits damals hohe Ansehen der Wallfahrt Auch die Erbauung der benachbarten Michaelikapelle zu Beginn des 16 Jahrhunderts und die Anwesenheit zweier Benefiziaten zeugen von einer Blutezeit der Wallfahrt Im Zuge der Glaubensspaltung ging die Pilgertatigkeit deutlich zuruck doch nachdem Maria Thalheim im Dreissigjahrigen Krieg wie durch ein Wunder von Mord und Plunderung durch die Schweden verschont blieb erholte sich die Wallfahrt rasch wieder Die Grundung einer Armenseelen Bruderschaft im Jahr 1700 die Besetzung der Pfarrei Riding und des Benefiziums Maria Thalheim mit Priestern aus dem Institut des Bartholomaus Holzhauser und die Tatsache dass der bayerische Kurfurst mehrmals personlich nach Maria Thalheim kam zeugen von einer erneuten Blutezeit der Wallfahrt im 18 Jahrhundert Nachdem die Kirche bereits um 1670 durch den Erdinger Baumeister Hans Kogler barockisiert und durch Philipp Vogl aus Erding ausstuckiert worden war wurde das Gotteshaus durch Koglers Nachfolger Johann Baptist Lethner im Jahr 1736 um zwei Joche nach Westen verlangert Damit erhielt die Wallfahrtskirche im Wesentlichen ihre heutigen Ausmasse Ausserdem wurden um diese Zeit drei neue Portale eingebaut und vier neue Altare aufgestellt An den Feierlichkeiten zur Ubertragung des Gnadenbildes auf den Hochaltar an Maria Himmelfahrt 1753 sollen 40 000 Glaubige teilgenommen haben 1750 wurde die Sakristei erweitert 1764 wurde neben anderen Renovierungsmassnahmen auch der Kirchenraum neu ausstuckiert Doch die neuerliche Blutezeit wahrte nur kurz denn bereits 1785 wurde das Wallfahren an Werktagen verboten und auf die nachstgelegene Pfarr oder Filialkirche beschrankt In der Folge ging das kirchliche Leben ausserdem durch Aufklarung und Sakularisation stark zuruck 1 2 Erst ab den 1830er Jahren unter Konig Ludwig I nahm die Bedeutung des kirchlichen Lebens und damit der Wallfahrt wieder zu Bis heute ist die Kirche eine Wallfahrtsstatte fur Pilger aus dem gesamten altbayerischen Raum Rund um Pfingsten kommen an manchen Tagen bis zu funf Pilgergruppen mit je rund 100 Glaubigen In den Jahren 2009 bis 2013 wurde die Kirche aufwandig saniert nachdem Ende 2008 Teile des Stucks am Chorbogen heruntergefallen waren Anfang 2009 wurde der teilweise instabile Stuck der Kirche restauriert Dabei wurden der teilweise marode Dachstuhl und die Holzunterkonstruktion der Decke saniert sowie die Deckenfresken der Stuck und die gesamten Innenwande instand gesetzt Die Kosten der Massnahmen beliefen sich auf insgesamt uber 800 000 Euro wovon 120 000 Euro aus Spenden finanziert werden konnten 1 3 Beschreibung Bearbeiten nbsp Innenansicht der Wallfahrtskirche nbsp Spatgotisches Gnadenbild nbsp Rokoko Kanzel und zweiter linker SeitenaltarMasse Bearbeiten Innenlange des Langhauses 21 75 m Innenlange des Chores 9 65 m Innenlange gesamt 31 40 m Innenbreite des Langhauses 11 60 m Innenbreite des Chores 6 80 m Innenhohe ca 11 mArchitektur Bearbeiten Die nach Osten ausgerichtete Wallfahrtskirche ist eine funfjochige Wandpfeilerkirche die uber einen zweijochigen Chor mit dreiseitigem Schluss verfugt Sowohl das einschiffige Langhaus als auch der Altarraum werden von einem Tonnengewolbe mit Stichkappen uberspannt die Seitenkapellen zwischen den Wandpfeilern von kurzen Quertonnen Beim Betreten des Innenraumes fallt ein kunstvolles Gitter um zwischen dem dritten und vierten Langhausjoch auf Dieses trennt den vorderen Bereich mit den sechs Seitenkapellen die jeweils einen Nebenaltar enthalten vom ruckwartigen Bereich ab Hier befindet sich im vierten Joch der Eingangsbereich im funften Joch die Doppelempore Das Aussere ist bis auf die Rundbogenfenster weitgehend ungegliedert Im Suden ist ein Chorflankenturm angebaut der nach einem Brand 1726 4 eine Zwiebelhaube mit Laterne erhielt 5 Ausstattung Bearbeiten Als besonders beeindruckend gilt der Rokoko Hochaltar mit dem spatgotischen Gnadenbild Der heutige zweisaulige Aufbau wurde von dem Kistler Johann Michael Eckart und dem Maler Michael Rieder beide aus Erding im Jahr 1737 gefertigt Dieser wird von den Seitenfiguren der vier Kirchenvater eingerahmt welche vom Freisinger Hofbildhauer Franz Anton Mallet stammen Zwischen den beiden Saulen ist an zentraler Stelle das Gnadenbild angebracht eine hervorragende Arbeit aus der Zeit um 1475 die wahrscheinlich in Landshut entstanden ist Sie wurde 1753 auf den Hochaltar ubertragen Es handelt sich dabei um eine rund 1 6 Meter grosse Holzfigur der Gottesmutter Maria die in der rechten Hand das Zepter halt und in der linken das unbekleidete Jesuskind Das Gnadenbild ist von einem Strahlenkranz und Wolken mit zahlreichen grosseren und kleineren Engeln umgeben Diese im Zeitalter des Rokoko von dem Erdinger Bildhauer Johann Michael Hiernle geschaffenen Kunstwerke stellen die spatgotische Maria als Konigin der Engel dar Daruber sind eine Heilig Geist Taube und Halbfigur von Gott Vater zu sehen mit diesen wird die heilige Dreifaltigkeit vervollstandigt Den oberen Abschluss des Altares bilden zwei Baldachine ein kleiner fur das Gnadenbild und ein grosser der den gesamten Hochaltar uberspannt Beide sind von Vorhangdraperien und zahlreichen Engeln umgeben Unterhalb des Gnadenbildes befindet sich der weiss golden gefasste Tabernakel der 1765 oder 1772 von dem beruhmten Landshuter Bildhauer Christian Jorhan d A geschaffen wurde In der zentralen Nische sind der Mannaregen und Moses der mit dem Stab an den Felsen schlagt dargestellt Daruber thront das Lamm Gottes als kleine Figur die den Tabernakel bekront 3 6 Die sechs Seitenaltare entstanden in der Zeit zwischen 1765 und 1770 im Stile des Spatrokoko nachdem 1764 die barocken Vorganger nach weniger als einem Jahrhundert fur nicht mehr zeitgemass empfunden worden waren Die Altare lassen durch ihre leichte Schragstellung den Raum zentralisiert erscheinen und sind vom Aufbau alle gleich Oberhalb des grossen Hauptbildes befindet sich je ein kleines Auszugsbild eingerahmt wird jeder Altar von zwei Seitenfiguren die allesamt Christian Jorhan d A zugeschrieben werden Die zweisauligen Aufbauten der Altare stammen wohl von dem Schreiner Matthias Fackler aus Dorfen die weiss goldene Fassung und eventuell auch die Altarblatter von dem Erdinger Maler Franz Xaver Zellner Auf der linken nordlichen Seite befinden sich von Ost nach West der 1 Altar mit dem Hauptbild des heiligen Josef mit Jesuskind dem Auszugsbild der Christi einem Reliquienschrein mit Gebeinen des heiligen Florentius und den Seitenfiguren von St Peter und Paul der 2 Altar mit dem Bild des heiligen Johannes Nepomuk daruber dem Brustbild des heiligen Florian und den Seitenfiguren von Johannes Baptist und des Johannes Evangelist der 3 Altar mit dem Hauptbild des heiligen Antonius von Padua daruber dem Auszugsbild der heiligen Barbara einem kleinen Vorsatzbild des heiligen Korbinian und den Heiligen Ursula und Katharina als Seitenfiguren Auf der rechten sudlichen Seite befinden sich von Ost nach West der 1 Altar mit dem Hauptbild der heiligen Anna dem Auszugsbild von der Anbetung durch die drei Weisen aus dem Morgenland einem Reliquienschrein mit Gebeinen des heiligen Hilarius und den Seitenfiguren der Apostel Jakobus und Matthias der 2 Altar mit dem Bild des heiligen Sebastian daruber dem Brustbild des heiligen Theodor und den Seitenfiguren der Heiligen Nikolaus und Martin der 3 Altar mit dem Hauptbild des heiligen Leonhard dem Oberbild der heiligen Agatha einem Vorsatzbild des heiligen Benno und den Figuren des heiligen Wendelin und der heiligen Notburga 3 6 Die schone Rokoko Kanzel stammt etwa aus der gleichen Zeit wie die Seitenaltare Sie wurde ebenfalls von Matthias Fackler gefertigt mit Figurenschmuck von Christian Jorhan d A ausgestattet und von Franz Xaver Zellner weiss golden gefasst Neben zahlreichen Engelsfiguren schuf Jorhan auch reliefartige Abzeichen der vier Kirchenvater Die Kanzel ist auf der linken nordlichen Seite an dem Wandpfeiler zwischen dem zweiten und dritten Seitenaltar angebracht Das reich verzierte Gitter das den vorderen Bereich des Langhauses und den Chorraum abtrennt ist eine hervorragende Arbeit im Fruhrokoko die um 1740 in Erding entstanden sein durfte Die Orgel wurde 1888 von Franz Borgias Maerz errichtet 1969 umgebaut und 1994 renoviert 7 Das Gehause stammt allerdings noch von 1765 und ist mit Figuren von Christian Jorhan d A ausgestattet 3 6 Ensemble Bearbeiten nbsp Aussenansicht der MichaelskapelleMichaelskapelle Bearbeiten Sudlich der Kirche befindet sich die ehemalige Friedhofskapelle die dem heiligen Michael geweiht ist Es handelt sich dabei um einen spatgotischen Bau aus dem fruhen 16 Jahrhundert Innen findet man eine auffalliges Netzgewolbe das in ahnlicher Form auch in Porndorf im Landkreis Landshut anzutreffen ist Der kleine zweijochige Bau schliesst auf der Ostseite in drei Seiten des Achtecks an der Westseite kragt ein kleiner Dachreiter mit Zwiebelhaube hervor Das Kirchlein enthalt einen kleinen Renaissance Altar aus der Zeit um 1645 Aussen findet man an der Nordseite an gotischen Weihwasserkessel daruber eine mannliche Buste in Relief 8 Brunnenhaus Bearbeiten Westlich der Wallfahrtskirche befindet sich ausserhalb der ehemaligen Friedhofsmauer das Brunnenhaus Bis 1966 war in dem oktogonalen Bau ein Trinkbrunnen fur die Wallfahrer untergebracht Im Inneren befand sich eine Statue der Schmerzhaften Mutter Gottes mit dem Leichnam ihres Sohnes Aus dessen Seitenwunde floss das Wasser Heute ist hier das Kriegerdenkmal des Ortes untergebracht 2011 wurde jedoch an anderer Stelle vom ortlichen Obst und Gartenbauverein wieder ein Trinkbrunnen fur die Pilger erbaut 8 Sonstiges BearbeitenRund um Maria Thalheim wurde ein beschilderter spiritueller Wanderweg der sogenannte Marienweg angelegt Auf einer Gesamtstrecke von 8 2 Kilometern die auch abgekurzt werden kann konnen Pilger die landschaftlich reizvolle Gegend im Grenzbereich zwischen Erdinger Holzland und Erdinger Moos erkunden 9 Literatur BearbeitenArbeitskreis Dorfgeschichte Maria Thalheim Aus der Geschichte eines Wallfahrtsortes Selbstverlag Maria Thalheim 2000 Joseph Allmer Geschichte der Wallfahrt Maria Thalheim Mit einem Nachwort von Georg Brenninger Original von 1900 Johann Nepomuk Kisslinger Wallfahrtskirche Maria Thalheim Kleiner Kunstfuhrer Nr 206 15 Auflage Schnell amp Steiner Regensburg 2015 ISBN 978 3 7954 4182 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wallfahrtskirche Maria Thalheim Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Geschichte der Wallfahrt Maria Thalheim auf erzbistum muenchen deEinzelnachweise Bearbeiten a b c Kisslinger S 2 9 a b Pfarrverband Reichenkirchen Maria Thalheim Die Geschichte der Wallfahrt Maria Thalheim Online auf www erzbistum muenchen de Abgerufen am 29 Mai 2016 a b c d Pfarrverband Reichenkirchen Maria Thalheim Die Wallfahrtskirche Maria Thalheim Online auf www erzbistum muenchen de Abgerufen am 29 Mai 2016 fraunberg de Wallfahrtskirche Maria Thalheim Kisslinger S 10 a b c Kisslinger S 9 18 Maria Thalheim Fraunberg Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt Organ index die freie Orgeldatenbank Abgerufen am 31 Oktober 2023 a b Kisslinger S 18 20 Pfarrverband Reichenkirchen Maria Thalheim Der Marienweg Online auf www erzbistum muenchen de Abgerufen am 29 Mai 2016 48 366657 12 033141 Koordinaten 48 22 0 N 12 1 59 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wallfahrtskirche Maria Thalheim amp oldid 238678262