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Bartholomaus Holzhauser 24 August 1613 in Laugna 20 Mai 1658 in Bingen war katholischer Priester Grunder des Instituts der in Gemeinschaft lebenden Weltpriester sogenannte Bartholomiten spater Pfarrer bzw Dekan in Bingen und Berater des Kurfursten von Mainz Bartholomaus Holzhauser zeitgenossisches GemaldeBartholomaus Holzhauser in der Ruhmeshalle Munchen Aufnahme von Holzhausers Grabstatte in Bingen 1913 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und fruhes Wirken 1 2 Stifter der Priestergemeinschaft 1 3 Berufung ins Erzbistum Mainz 1 4 Nachruhm 2 Siehe auch 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft und fruhes Wirken Bearbeiten Holzhauser wurde als Sohn eines armen Schuhmachers im schwabischen Laugna geboren Nach dem Besuch einer Lateinschule in Augsburg und des Jesuitengymnasiums in Neuburg an der Donau begann er 1633 sein Universitatsstudium in Ingolstadt Dieses schloss er 1640 als Lizenziat der Theologie ab Bereits Pfingsten 1639 war er zum Priester geweiht worden Schon wahrend des Studiums entstand der brennende Wunsch eine Gemeinschaft von Weltpriestern zu grunden die auf den Grundpfeilern Wohngemeinschaft Gutergemeinschaft und Ausschluss von Frauen aus dem geistlichen Haushalt basieren sollte Ursache und Anregung des Vorhabens waren die Zeitumstande wahrend und nach dem Dreissigjahrigen Krieg als viele Priester vertrieben oder auch vom Glauben abgefallen waren Die noch treuen Geistlichen waren oft Einzelkampfer die sich mit niemandem austauschen oder beraten konnten Um nicht verhungern zu mussen hatten sie auch allerlei weltliche Geschafte in Stall und Feld zu besorgen was nicht selten zu einer Vernachlassigung der geistlichen Pflichten fuhrte Holzhauser wollte die verstreuten Steine des Heiligtums sammeln Priester einer jeweils bestimmten Gegend ortlich zusammenfassen in diese Hauser auch junge Manner aufnehmen um sie als Priesternachwuchs heranzubilden und die Finanzen gemeinsam verwalten um die Geistlichen von der Sorge um Nahrung und Obdach zu befreien bzw ihnen im Krankheitsfall Sicherheit zu bieten Im Grunde war es die fortschrittliche Idee einer Genossenschaft von Weltpriestern zur Bundelung der Krafte nach innen und aussen namlich zur Konsolidierung von Spiritualitat und Organisation nach innen und zum effizienteren Apostolat nach aussen Stifter der Priestergemeinschaft Bearbeiten Holzhauser scharte zunachst in Ingolstadt die drei Priester Kettner Gundel und Rottmayer um sich dann zogen sie uber Altotting wo sie das Werk Maria weihten ins weitgehend von den Kriegsereignissen verschonte Erzstift Salzburg Johann Christoph von Liechtenstein Kastelkorn Salzburger Suffraganbischof des Bistums Chiemsee unterstutzte ihr Anliegen und wies ihnen das ehemalige Kollegiatstift St Laurentius in Tittmoning zu Unter dem Schutz des ihnen sehr gewogenen Bischofs entstand hier die erste Gemeinschaft der Bartholomaer oder Bartholomiten wie man die neue oder besser im kirchlichen Altertum wiederentdeckte geistliche Lebensform nannte Holzhausers Ankunft dort am 1 August 1640 galt spater als Grundungsdatum der Priestergemeinschaft obgleich es keinen formalen Grundungsakt gab Auch Holzhausers Bruder Melchior spater Pfarrer von Budesheim bei Bingen trat hier der Vereinigung bei Das Werk wuchs Priester aus Bayern und aus dem Salzburgischen schlossen sich verstarkt an Bischof von Liechtenstein ubertrug Holzhauser 1642 zusatzlich die Pfarrei von St Johann im Tiroler Leukental Auch dort grundete er eine Niederlassung der Kommunitat die sich um ihn im Pfarrhaus sammelte Als Bischof Johann Christoph von Liechtenstein Kastelkorn 1643 starb schmiedete man an der erzbischoflichen Kurie in Salzburg Intrigen gegen Holzhauser und seine neue geistliche Lebensform Man versuchte den Priesterbund aus der Gegend zu verdrangen was jedoch nicht gelang Trotzdem hemmte man dadurch vorerst ein weiteres Aufbluhen der Gruppe Zwar konnte Holzhauser die Bischofe von Chur und Augsburg fur sein Werk begeistern ersterer erliess sogar ein Empfehlungsschreiben an seine Priester der Gemeinschaft beizutreten aber aus dem machtigen Salzburg wo der Erzbischof seit 1648 als Primas Germaniae regierte wurden die Bemuhungen wieder weitgehend zunichtegemacht 1646 durfte Bartholomaus Holzhauser Kaiser Ferdinand III und Kurfurst Maximilian von Bayern eine Denkschrift uber sein Werk und seine Absichten vorlegen Der weitblickende Bayernfurst erkannte sofort den Nutzen der Neugrundung und empfahl sie in Rom wo alsbald im Fruhjahr 1647 Papst Innozenz X den frommen und heiligen Zweck des Instituts anerkannte Berufung ins Erzbistum Mainz Bearbeiten 1653 kam der Kurfurst von Mainz Erzbischof Johann Philipp von Schonborn zur Kur nach Bad Gastein Als dortigen Reisebegleiter erhielt er den Salzburger Domdekan Graf Karl von Liechtenstein Kastelkorn einen Verwandten des verstorbenen Chiemseer Bischofs Johann Christoph von Liechtenstein Kastelkorn Er machte den Kurfursten auf Holzhauser und dessen Grundung aufmerksam Schonborn liess sich den Priester und seine Genossen vorstellen erbat eine neuerliche Denkschrift die ihm Holzhauser auf dem Reichstag zu Regensburg uberreichte und begeisterte sich zusehends fur die Idee Schonborn rief die Bartholomiten nach Wurzburg wo er ebenfalls Bischof war und ubertrug ihnen das dortige Priesterseminar Auch hier versuchten Neider das Werk zu hintertreiben was der Kurfurst allerdings energisch verhinderte Zudem wollte er den im Rufe der Heiligkeit stehenden Bartholomaus Holzhauser als Berater in seiner Nahe wissen Er bat ihn am 5 Februar 1655 nachdrucklich in einem personlichen Brief doch an den Rhein zu kommen und hier sein segensreiches Werk zu beginnen Mit heisser Sehnsucht erwarten wir deine Ankunft und empfehlen Uns von ganzem Herzen Deinem Gebet Dies schreibt Dir mit eigener Hand der Dich von ganzem Herzen liebt Johann Philipp Kurfurst von Mainz Ungern nahm Holzhauser aus Tirol Abschied begab sich aber doch nach Rheinhessen da er es fur seine Grundung und sein Apostolat als erforderlich ansah Im Fruhjahr 1655 traf er in Mainz ein und wurde vom Domkapitel zum Pfarrer und Dekan im nahen Bingen ernannt Generalvikar Wilderich von Walderdorff der spatere Wiener Bischof stellte ihn dort am 8 April des Jahres personlich vor und fuhrte ihn ein Hier und im Umland reformierte Holzhauser nachhaltig das Glaubensleben und die Seelsorge Er zog auch seinen Bruder Melchior nach der Pfarrer von Budesheim heute ein Ortsteil von Bingen wurde Ein weiterer alter Mitstreiter Holzhausers Dr Rieger aus Eichstatt verstarb 1659 als Pfarrer von Heppenheim Bergstrasse nbsp Bartholomaus Holzhauser links im Gesprach mit Erzbischof Johann Philipp von Schonborn Mitte und Konig Karl II von England rechts Zeitgenossisches Gemalde In seiner Binger Amtszeit weilte Holzhauser oft als Berater von Erzbischof Johann Philipp von Schonborn an dessen Seite in der Sommerresidenz Geisenheim Dorthin bat er ihn auch als Konig Karl II von England sich hier aufhielt Bartholomaus Holzhauser hatte auf des Kurfursten Einladung ein langeres Gesprach mit dem Monarchen und soll ihm dabei auch seinen Lebensgang und die spatere Regierungszeit vorausgesagt haben Das soll Karl II stark beeindruckt haben und war vermutlich die Ursache seiner Katholikentoleranz bzw seines Glaubenswechsels am Lebensende Kurz vor Holzhausers Tod begann sich seine Kommunitat durchzusetzen ging aber spater mehr und mehr zuruck Hauptursache dafur waren die sich andernden Zeitumstande besonders das Gesunden der diozesanen Strukturen im Zuge der Gegenreformation und als Frucht des Trienter Konzils woran Holzhausers Vereinigung auch selbst tatigen Anteil hatte Dennoch blieb die Idee der Weltpriestervereinigungen bestehen und begeisterte immer wieder Gruppen im Klerus Beispielsweise gehorten 4 Mainzer und 2 Wormser Weihbischofe der Priestergemeinschaft an unter ihnen der bedeutende Bischof Christoph Nebel 1690 1769 Erst in der Sakularisation 1803 verschwanden die letzten organisatorischen Reste von Holzhausers Stiftung Aber schon 1858 grundete der Priester Johannes Ibach mit anderen Geistlichen zu Marienthal Geisenheim im Rheingau wo das Gedachtnis an Holzhausers Werk noch lebendig war eine neue Vita communis nach seiner Regel Ibach wurde aber vom Limburger Bischof Peter Josef Blum zuruckberufen nachdem die nassauische Landesregierung die junge Kommunitat massiv unterdruckte zur Auflosung drangte und die Mitglieder des Landes verweisen wollte Die Idee eines gemeinsamen Lebens von Weltpriestern besteht trotzdem weiter und gilt gerade jetzt im Zeitalter des akuten Priestermangels und der Schrumpfung kirchlicher Strukturen wieder als Zukunftsmodell Nachruhm Bearbeiten Bartholomaus Holzhauser starb 45 jahrig im Ruf der Heiligkeit und wird besonders in der Gegend um Bingen bis heute verehrt Sein Grab mit schonem Denkmal befindet sich in der dortigen Pfarrkirche Darauf verzeichnete man u a den Ehrentitel Der Wiederhersteller des gemeinsamen Priesterlebens in Oberdeutschland Der Mainzer Weihbischof Matthias Starck 1 einst Holzhausers Kaplan in Bingen der ihm auch die Sterbesakramente gespendet hatte bezeichnete ihn als vollendetes Muster eines Priesters erfullt mit kirchlicher Gesinnung und Seeleneifer geziert mit allen Tugenden besonders aber ausgezeichnet durch Demut und Einfalt Ansatze zur Seligsprechung des Binger Dekans sind von offizieller Seite bisher nicht weiterverfolgt worden Es wurden und werden jedoch Andachtsbildchen mit dem Bild von Bartholomaus Holzhauser hergestellt und verbreitet Kardinal Karl Lehmann von Mainz hielt eine Laudatio zum 350 Todestag des Priesters 2 Im Geburtsort Laugna sind der Bartholomaus Holzhauser Platz und eine Glocke der Pfarrkirche nach dem beruhmten Sohn der Gemeinde benannt Holzhauser wird auch mit einer Buste in der Munchner Ruhmeshalle geehrt Siehe auch BearbeitenUnio ApostolicaLiteratur BearbeitenSimon Buchfelner Die Lebensgeschichte des ehrwurdigen Diener Gottes Bartholoma Holzhauser Erneuerer des gemeinschaftlichen Lebens der Weltpriester Giel Munchen 1826 Joseph May Bartholomaus Holzhauser Pfarrer und Dekan von Bingen Ein Wiederhersteller des kirchlichen Lebens Festschrift zum 300 Geburtstag Pennrich Bingen 1913 Friedrich Ritter von Lama Deutschland wach auf Die beruhmte prophetische Busspredigt des heiligmassigen Binger Dekans Bartholomaus Holzhauser 1613 1658 an Deutschland Wiesbaden 1953 Michael Arneth Bartholomaus Holzhauser und sein Weltpriestertum In Geist und Leben 31 1958 Nr 4 S 27 292 Michael Arneth Seelsorge am Seelsorger Bartholomaus Holzhauser 1613 1658 Leben und Werk Burghard Trier 1993 ISBN 3 930161 01 X Friedrich Lauchert Holzhauser Bartholomaus In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 50 Duncker amp Humblot Leipzig 1905 S 456 458 Friedrich Zoepfl Holzhauser Bartholomaus In Neue Deutsche Biographie NDB Band 9 Duncker amp Humblot Berlin 1972 ISBN 3 428 00190 7 S 574 f Digitalisat Bernd Wildermuth HOLZHAUSER Bartholomaus In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 2 Bautz Hamm 1990 ISBN 3 88309 032 8 Sp 1014 1015 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Magdalena S Gmehling Gefuhrt durch Gottes Geist Bartholomaus Holzhauser eine Lichtgestalt Fe Medienverlag Kisslegg 2013Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bartholomaus Holzhauser Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Gedenkseite der Geburtsgemeinde Laugna mit Bildmaterial Literatur von und uber Bartholomaus Holzhauser im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Bartholomaus Holzhauser in der Deutschen Digitalen Bibliothek Druckschriften von und uber Bartholomaus Holzhauser im VD 17 Einzelnachweise Bearbeiten Zu Weihbischof Matthias Starck Holzhausers Kaplan in Bingen Text von Kardinal Lehmanns LaudatioNormdaten Person GND 118774824 lobid OGND AKS LCCN nb2001069972 VIAF 42633846 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Holzhauser BartholomausKURZBESCHREIBUNG Grunder der ersten WeltpriestergemeinschaftGEBURTSDATUM 24 August 1613GEBURTSORT LaugnaSTERBEDATUM 20 Mai 1658STERBEORT Bingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bartholomaus Holzhauser amp oldid 229551958