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Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Der Verfuhrungsroman ist eine nicht im offiziellen Kanon der Literaturgattungen definierte Untergattung des Gesellschaftsromans Zu den prominentesten Romanen dieser Art gehoren Fontanes Effi Briest 1895 Flauberts Madame Bovary 1857 Tolstois Anna Karenina 1875 77 und Heinrich Manns Zwischen den Rassen 1907 Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Das Modell 3 Entstehung des Topos 4 Weiterentwicklung 5 Die katholische Spielart 6 Gesellschaftspolitischer Hintergrund 7 Die weibliche Spielart 8 Siehe auch 9 LiteraturDefinition BearbeitenEine in Abhangigkeit lebende junge Frau entweder Tochter oder Ehefrau wird von einem notorischen Libertin verfuhrt Sie lost damit Sanktionen aus die entweder vom Vater oder vom Ehemann verhangt werden und stirbt in der Regel am Ende des Romans Das Modell BearbeitenDer erste der dieses Modell eines burgerlichen Konflikts bis zur Perfektion ausgestaltete war in der Mitte des 18 Jahrhunderts der englische Schriftsteller Samuel Richardson mit seinem Briefroman Clarissa or the History of a Young Lady 1748 Der Roman schildert in 537 Briefen wie sich der Londoner Libertin Lovelace in Clarissa verliebt eine tugendhafte Schone vom Land Ihr Vater versucht ihr einen ihr widerwartigen Ehemann aufzudrangen Der Machtkampf mit dem Familienpatriarchen macht sie angreifbar fur die Verfuhrungskunste Lovelaces dennoch bleibt sie so standhaft dass er sie schliesslich entfuhrt in einem Londoner Bordell gefangen halt unter Drogen setzt und vergewaltigt Lovelace wird im Duell getotet Clarissa definiert sich als schuldhaft entehrt wird krank und stirbt Hinter dieser Geschichte steckt eine Kritik des erstarkenden englischen Burgertums am Adel und seinen lockeren franzosischen Sitten Richardsons Roman definiert die burgerliche Familie als patriarchalisch kritisiert aber zugleich den Machtmissbrauch des Patriarchen wenn es um die Wahl des geeigneten Ehemanns fur eine Tochter geht Sie soll ein Mitspracherecht haben und aus Neigung heiraten wenn auch stets im Einklang mit dem Willen des Vaters Die Mutter wird in Richardsons modellhaftem Roman als schwach und beeinflussbar dargestellt Sie hintertreibt die Anordnungen des Familienoberhaupts und tragt zum Ungluck der Tochter bei Richardsons Clarissa diente der moralischen Erziehung der burgerlichen Tochter Das Grundprinzip seiner Konstruktion und der Grundcharakter der Hauptfiguren tauchen in spateren Verfuhrungsromanen immer wieder auf Vorbild fur Richardsons englisches Drama einer burgerlichen Familie waren die zeitgenossische puritanische Erbauungsliteratur und die moralischen Wochenschriften Entstehung des Topos BearbeitenEin Vorlaufer der Clarissa ist La Princesse de Cleves von Madame Marie Madeleine de La Fayette erschienen 1678 Die Handlung spielt im Jahr 1559 Ein heiratsfahig gewordenes hochadeliges Madchen wird von ihrer verwitweten Mutter aus dem Klosterpensionat nach Paris geholt und nachdem sich eine erstklassige Partie zerschlagen hat an den Prinzen Furst von Cleves verheiratet Dieser liebt sie vom ersten Augenblick an sie dagegen hat lediglich Sympathie fur ihn Auf einem Ball am Hof stosst sie auf den Herzog von Nemours und beide verlieben sich wie vom Blitz getroffen Nemours ist ein gewandter und gutaussehender Mann der schon Liebschaften hinter sich hat jetzt aber nur noch an die Prinzessin denken kann Diese denkt ebenso haufig an ihn hat jedoch Schuldgefuhle und versucht sich Nemours zu entziehen In diesem Sinne bittet sie ihren Mann ihr den Ruckzug vom Hof zu gestatten Als er den Grund wissen will eroffnet sie ihm dass sie sich verliebt habe aber alles daransetzen wolle ihm treu zu bleiben Trotz dieses Treue und Tugendbeweises gramt er sich so sehr dass er krank wird und stirbt Die Prinzessin konnte Nemours der sie immer noch liebt nunmehr heiraten doch zieht sie sich aus der Gesellschaft zuruck und wird fromm Bei einer letzten Begegnung erklart sie ihm dass auch sie ihn noch liebe aber nicht von seiner irgendwann zu erwartenden Untreue enttauscht werden mochte Vor allem jedoch habe sie ihren Seelenfrieden gefunden und wolle diesen nicht aufs Spiel setzen Hiernach zieht sie sich in ein Kloster zuruck und widmet sich ihrer Frommigkeit 1771 erschien Sophie von La Roches erster Roman Geschichte des Frauleins von Sternheim zunachst allerdings anonym Auch dies ist ein Briefroman Sophie Sternheim ist die Tochter eines hochdekorierten Burgerlichen und einer Adligen Ihre Mutter stirbt fruh ihr Vater als sie zwanzig ist Sie kommt zu einer Tante an einen Hof wo sie ohne ihr Wissen dem Fursten als Matresse vermittelt werden soll Zugleich versucht Lord Derby ein englischer Libertin sie fur sich zu gewinnen Die Prufung von Sophies Tugend spielt sich unter den Augen der Hoflinge ab und wird beobachtet von Lord Seymour der Sophie liebt aber an ihrer Tugend zweifelt Eine Intrige Derbys und ein Fehler Seymours bringen Sophie dazu Derby heimlich zu heiraten und mit ihm zu fliehen Doch der Priester war falsch und Derby verlasst Sophie weil er an ihrer Kalte scheitert Sophie beginnt ein wohltatiges Leben wird jedoch erneut von Lord Derby entfuhrt und gefangen gehalten Sie erkrankt scheint bereits gestorben wird jedoch im letzten Moment von Lord Seymour errettet und heiratet ihn In diesem abenteuerlichen Roman streiten vor allem das Englische gegen das Franzosische und das Burgertum gegen den hofischen Adel Der Adel entlarvt sich selbst als korrupt und unmoralisch indem er eine Frau zum Objekt der Intrige und sexuellen Begierde macht Die junge Heldin setzt ihre Tugend dagegen die vor allem in einer beharrlichen Unsinnlichkeit und Unverfuhrbarkeit besteht Den jungen Frauen wird in den von weiblichen Autoren verfassten Verfuhrungsromanen eine gewisse normative Eigenstandigkeit zugesprochen Sie erkennen ihre Opferrolle im Kampf zweier Manner die fur zwei unterschiedliche Gesellschaftsklassen stehen und uberleben solange sie die aussereheliche Sexualitat verweigern Schaffen sie das nicht sterben sie Weiterentwicklung BearbeitenIm 19 Jahrhundert befindet sich die Frau die verfuhrt wird nicht im Machtbereich eines Vaters sondern in dem eines Ehemanns der jedoch Alter und Gehabe eines Vaters aufweist George Sand 1804 1876 hat 1832 in ihrem Roman Indiana die junge Heldin als edle Wilde definiert die nur ausserhalb der Zivilisation glucklich werden kann Indiana stammt von einer Sudseeinsel und ist Kreolin Sand stellt sie einerseits als lasziv und trage andererseits als sexuell unerregbar und mutig dar Sie ist mit dem viel zu alten Oberst Delmare verheiratet Der Pariser Aristokrat de Ramiere versucht sie zu verfuhren Indianas Gatte ist wahrend dieser Verfuhrungsversuche abwesend und hat dem Hausfreund Ralph die Aufgabe des Tugendwachters ubertragen Der Vollzug der Verfuhrung wird von der Ruckkunft Delmares verhindert Er nimmt sie mit nach Paris Indiana flieht jedoch mit Ramiere der auf einmal Hemmungen hat Delmare zu betrugen Indiana versucht sich zu ertranken und wird von Ralph gerettet Noch einmal versucht Indiana sich mit Ramiere zu vereinigen geht aber in den Wirren der Julirevolution in Frankreich unter Erneut wird sie von Ralph gerettet Inzwischen ist ihr Mann Delmare gestorben Ralph und Indiana entdecken ihre latente Liebe zueinander beschliessen den gemeinsamen Suizid und springen einen Wasserfall hinab Erst in einem nachtraglich angehangten Kapitel erfahren wir dass das Paar in der Wildnis der Sudseeinsel uberlebt hat Sand setzt in ihrem Roman Politik mit Frauen gleich Wenn der Verfuhrer Ramiere an Politik denkt denkt er an Frauen und das was er erreichen kann wenn er sich mit bestimmten Frauen liiert Indianas Rolle in dem Roman besteht darin sich gegen die Vereinnahmung durch Politik und damit durch Manner zu wehren Sie steht fur die Figur des edlen Wilden Ihr Blick auf die Gesellschaft ist naiv und unpolitisch Nach den Irrungen ihrer Sinne der sexuelle Vollzug des Ehebruchs fand nicht statt kann sie entweder gar nicht uberleben was der gemeinsame Suizid mit Ralph beschreibt oder nur ausserhalb der Zivilisation auf einer Insel weiterleben Sands Zivilisationskritik ist radikal und allgemein Im 19 Jahrhundert richtet sich die Gesellschaftskritik die in allen Verfuhrungsromanen steckt nicht mehr vorrangig gegen aristokratische Lebensweisen sondern gegen Auswuchse des burgerlichen oder kleinburgerlichen Lebens Der Tod der Heldin am Schluss des Romans hat dabei vor allem mannliche Autoren fasziniert Fontanes Effi Briest wird als kindliche und verspielte junge Frau an Baron Innstetten den ehemaligen Bewunderer ihrer Mutter verheiratet In diesem Roman vertritt die Mutter das Prinzip der Konvention wahrend der Vater als zu nachsichtiger aber menschlicher und mitleidender Freund der Tochter erscheint Innstetten fuhrt seine junge Frau in ein Haus in dem die Gespenster von Toten herrschen Effi vereinsamt in ihren Angsten Sie erliegt den Kunsten des lebendigeren Major Crampas eines bekannten Frauenhelden Jahre spater findet Innstetten als er das gemeinsame Kind versorgt Liebesbriefe im Schrank seiner Frau Er totet Crampas im Duell und verstosst seine Frau Effi erkrankt und stirbt Auch Fontane konstruiert das Drama so dass Schwachen der Eltern Nachsicht auf der einen zu grosse Strenge auf der anderen als die Bresche erscheinen in der das Ungluck zum Zuge kommt Auch Innstetten begeht einen Rollenfehler Er verhalt sich nicht wie ein liebender Ehemann sondern wie ein Vater der die junge Frau in einem System von Angst gefangen halt So bekommt der Verfuhrer seine Chance der auch hier mit franzosischer Leichtlebigkeit assoziiert wird Effi bleibt das ewige Kind das keine Einsicht in sein Handeln hat und durch seine Naivitat entzuckt So bleibt sie Opfer der gesellschaftspolitischen Schachzuge der sie umgebenden Erwachsenen Fur sie das ewige unschuldig schuldige Kind gibt es demzufolge keinen anderen Ausweg als den fruhen Tod Effi ist eine Kunstfigur ohne eigene reflexive Dimension Anders als Richardson Clarissa die aktiv und eigensinnig eine Schuld auf sich nimmt die sie gar nicht hat versteht Effi ihr Schicksal bis zum Schluss nicht Flauberts Emma Bovary ist ebenfalls mit einem Mann verheiratet der ihre Sinnlichkeit nicht befriedigt Sie lasst sich nacheinander von mehreren Mannern verfuhren Ganz bewusst ahmt sie in einem provinziellen Abklatsch das Leben am franzosischen Hof nach Schliesslich ist sie hoch verschuldet vergiftet sich und stirbt Flaubert selbst beurteilte seine Figur als Frau von etwas perverser Natur Es gelingt Emma nicht sich aus den Klischees burgerlicher Traume von romantischer Liebe und dem adligen Leben zu losen Ihr Protest gegen kleinburgerliche Enge in der Provinz beruht nicht auf Uberlegungen sondern verlauft unreflektiert sinnlich Der Sprachkunstler Flaubert zeigt seine Romanheldin immer wieder aus dem Blickwinkel der Manner die sie begehren Emma definiert sich nie selbst sie wird ausschliesslich vom Blick der sie umgebenden Manner definiert Sie erscheint damit als Objekt des mannlichen Blicks als Ausbund mannlicher Vorstellung von einer verfuhrbaren Frau Ihre Geschichte wird gerahmt von der Geschichte ihres Mannes Charles dem das erste und letzte Kapitel des Romans gehoren Die katholische Spielart BearbeitenFlauberts Roman offenbart einen auffalligen Unterschied zum ursprunglichen Modell Clarissa im protestantischen Kulturraum Wahrend fur die protestantische Frau ein Sundenfall reicht um sie dem Tod zu weihen kann die katholische Sunderin da es die Beichte und Absolution gibt mehrmals fallen In Deutschland kaum bekannt ist der spanische Roman La Regenta 1884 von Clarin Pseudonym Leopoldo Alas 1852 1901 der in Spanien zum Literaturkanon gehort Die Titelheldin Ana Ozores de Quintanar ist mit einem viel zu alten Mann verheiratet der sich nur fur die Jagd interessiert und sieht sich den Verfuhrungsversuchen des Priesters Fermin de Pas ausgesetzt und des notorischen Libertins Alvaro Mesia Auch in diesem Fall sind die Verfuhrer Manner die nicht in ein burgerliches Familienleben eingebunden sind Auch hier ist der Ehemann ein Patriarch mit Schwachen Ana entstammt zudem einer zerstorten Familie Ihre Mutter starb nach Anas Geburt ihr Kindermadchen hatte wechselnde Liebhaber und kummerte sich nicht um sie wahrend ihr Vater fur seine politische Uberzeugung kampfte Clarin beschreibt erstmals eine junge Frau die unter Hysterie leidet wie sie damals vom Pariser Neurologen Jean Marin Charcot 1825 1893 beschrieben wurde 1881 hatte der Wiener Arzt Josef Breuer bei seiner Patientin Ann O die Entdeckung gemacht dass die korperlichen Symptome der Hysterie verschwinden wenn das Trauma das sie ausloste aufgearbeitet ist Anas priesterlicher Verfuhrer tritt denn auch zunachst als Seelenarzt auf missbraucht das Vertrauen seiner Patientin dann jedoch Clarin nimmt nicht nur Elemente der Psychoanalyse vorweg wie sie Sigmund Freud nur wenige Jahre spater entwickelte Clarin ist wohl auch der erste Autor der hysterische Symptome auf einen sexuellen Missbrauch von Frauen in ihrer Kindheit zuruckfuhrt auch wenn er im Roman nur andeutet dass Ana von den Liebhabern des Kindermadchens missbraucht wurde Fakt ist jedoch dass diese versuchen Ana gegen ihren Willen zu kussen Ana in kleinburgerlicher Enge gefangen gerat in eine schwarmerische Verliebtheit in die Liebe und ahnelt damit Emma Bovary die auch keinen konkreten Mann liebt sondern die romantische Idee der Liebe Ana stirbt am Ende dieses Romans nicht Aber sie wird aus der feinen Gesellschaft ausgestossen und ist somit gesellschaftlich tot Die letzte Szene zeigt sie in der Kirche als gedemutigte Beute von Jedermann Sie wird von einem Kirchendiener gekusst der sich bislang nicht an sie herangetraut hat Gesellschaftspolitischer Hintergrund BearbeitenOpfer des gesellschaftlichen Kampfs des Burgertums um Selbstdefinition und sittliche Vorherrschaft gegen den alten Adel ist immer eine junge Frau Verfuhrungsromane haben mit Frauenemanzipation nichts zu tun obgleich sie eine Frau in den Mittelpunkt und Titel eines Romans stellen In diesen Romanen tragt die junge Heldin meist naive schwarmerische und oder kindliche Zuge Um sie streiten sich die mannlichen Reprasentanten zweier Gesellschaftsklassen Der Familienvater eines erstarkenden Burgertums das die Sitten und Lebensregeln bestimmen will und des alten Adels oder Klerus mit seiner barocken Tradition von sexueller Freiheit die zugleich ein Mittel der Politik ist Dem Burgertum geht es darum patriarchalisch organisierte Familie und Ehe als unantastbar zu definieren und sich damit gegen die Unmoral des hofischen Adels abzugrenzen Es handelt sich um einen nahezu archetypischen Kampf darum wem die jungen Frauen gehoren der auf asthetischer Ebene gefuhrt wird Der Verfuhrungsroman definiert die burgerliche Familie als Hort von Gefuhl Gehorsam und sexueller Abstinenz Die Katastrophe entwickelt sich dann wenn die Eltern oder Ehemanner Schwachen zeigen Zu den Schwachen gehoren genauso zu grosse Strenge und Brutalitat wie Nachsicht und mangelnde Wachsamkeit uber die Tochter Jeder dieser Romane ist gesellschaftskritisch gemeint Selten jedoch werden die Autoren dabei der Frau gerecht Sie wollen nicht das Recht junger Frauen auf Selbstbestimmung darstellen sondern fuhren vor welch todliche Folgen der Mangel an Wachsamkeit und Triebkontrolle hat Sie erzahlen von der Gefahr weiblicher Sinnlichkeit fur das Gefuge der burgerlichen Familie und Gesellschaft und sind gepragt von einem tiefen Misstrauen in die Vernunft und Eigenverantwortlichkeit der Frauen Fast immer hat der Verfuhrer weibliche Helferinnen Fast immer scheint es ausgemacht dass eine junge Frau den Kunsten des Verfuhrers nicht widerstehen kann In der Regel beschaftigen sich die Autoren zudem sehr viel ausfuhrlicher mit den Seelenzustanden Uberlegungen Strategien und Leiden der Manner Die weibliche Spielart BearbeitenWeibliche Autoren die sich des Topos bedienen setzen der Gesellschaft die sie kritisieren eine vage Utopie entgegen Sands Indiana zieht sich aus der Zivilisation zuruck Lafazettes Prinzessin von Cleves geht ins Kloster und widmet sich aktiver Nachstenliebe LaRoches Sophie Sternheim kann der Verfolgung durch Flucht und Bewegung entkommen Sie befreien sich aus der burgerlichen Familie und ziehen sich in die Zweisamkeit der Liebe zuruck In ihrem in Deutschland kaum bekannten Roman The Awakening Das Erwachen beschreibt 1899 die US amerikanische Autorin Kate Chopin 1850 1904 den Ehebruch und anschliessenden Suizid wohl erstmals als Selbstbefreiung einer Frau Der Roman spielt in New Orleans und auf der Grand Isle Edna Pontellier ist verheiratet und hat zwei Sohne Ihre Geschichte wird hauptsachlich aus ihrer Sicht erzahlt Doch zu Beginn des Romans ist es ihr Mann Leonce der mit seinen Augen seine Frau beschreibt und dadurch einfuhrt Stilistisch lost sich erst danach die Protagonistin aus seinem Blickwinkel und gewinnt Eigenstandigkeit Edna langweilt sich an der Seite ihres Mannes Der junge Robert Lebrun weckt allmahlich ihre Sinnlichkeit Schliesslich gesteht er ihr seine Liebe flieht aber sofort danach vor der Unsittlichkeit eines ehebrecherischen Liebesverhaltnisses Ednas erwachte Sinnlichkeit bleibt von ihm unerwidert Sie wird nebenbei Opfer des bekannten Frauenhelden Arobin Der Roman umfasst die Dauer von neun Monaten solange namlich wie die Schwangerschaft einer Freundin Ednas dauert Edna erkennt dass keine der moglichen Frauenrollen ihr gemass ist Weder die der Frau die nur fur die Kunst lebt noch die der liebenden Ehefrau und Mutter noch die Rolle der Geliebten Die Entbindung ihrer Freundin erlebt sie als ungerechte Qual Eine Schwangerschaft zu vermeiden wird ihr in der Folge wichtiger als selbst ihr eigenes Leben Sexuelle Lust und Liebe erscheinen ihr als Tauschungsmanover der Natur um der Menschheit Nachkommen zu sichern Den ubleren Part spielen dabei die Frauen Als Edna bei der Ruckkehr von der Entbindung ihrer Freundin ihren Geliebten Robert nicht mehr vorfindet reist sie auf die Grand Isle und sucht den Tod im Meer Chopins Roman enthalt ein utopisches Moment insofern als er uber sich hinaus verweist auf eine in ihm nicht existierende andere Welt Edna stellt sich wiederholt vor irgendwo ganz anders aufzuwachen wo eine andere Spezies Mensch lebt Diffuses Unbehagen der Frau an ihren Rollen in der Gesellschaft zum Ende des 19 Jahrhunderts gebiert die ebenso diffuse Vision einer Gesellschaft in der alles anders ist Chopins Roman ist damit wohl der erste in der Gattung der Verfuhrungsromane in dem die Ehebrecherin sich emanzipieren mochte und ihr Selbst sucht Ehebruch und Suizid erscheinen dabei allerdings als Sackgasse der Selbstverwirklichung Siehe auch BearbeitenEhebruch in der LiteraturLiteratur BearbeitenChristine Lehmann Das Modell Clarissa Liebe Verfuhrung Sexualitat und Tod der Romanheldinnen des 18 und 19 Jahrhunderts Metzler Stuttgart 1991 ISBN 3 476 00748 0 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Verfuhrungsroman amp oldid 236029301