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Valentinit veraltet auch als Antimonblute bekannt ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Oxide und Hydroxide Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Sb2O3 4 und ist damit chemisch gesehen Antimon III oxid ValentinitFarbloser nadeliger Valentinit vom Djebel Nador Provinz Constantine Algerien Bildbreite 5 mm Allgemeines und KlassifikationIMA Nummer 1980 s p 1 IMA Symbol Vln 2 Andere Namen Antimonblute 3 Antimon III oxid bzw Antimontrioxid Spiessglanzweiss Weissspiessglanzerz bzw WeissspiessglaserzChemische Formel Sb2O3 4 Mineralklasse und ggf Abteilung Oxide und HydroxideSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana IV C 01 IV C 01 020 4 CB 55 04 03 11 01Kristallographische DatenKristallsystem orthorhombischKristallklasse Symbol orthorhombisch dipyramidal 2 m2 m2 m 5 Raumgruppe Pccn Nr 56 Vorlage Raumgruppe 56 4 Gitterparameter a 4 91 A b 12 46 A c 5 41 A 4 Formeleinheiten Z 4 4 Haufige Kristallflachen 011 054 100 010 6 Physikalische EigenschaftenMohsharte 2 5 bis 3Dichte g cm3 gemessen 5 76 berechnet 5 828 7 Spaltbarkeit vollkommen nach 110 unvollkommen nach 010 7 Bruch Tenazitat uneben sprodeFarbe farblos weiss grau gelblich braunlichStrichfarbe weissTransparenz durchsichtig bis durchscheinendGlanz Diamantglanz Perlglanz auf SpaltflachenKristalloptikBrechungsindizes na 2 180 8 nb 2 350 8 ng 2 350 8 Doppelbrechung d 0 170 8 Optischer Charakter zweiachsig negativValentinit entwickelt meist tafelige bis prismatische Kristalle kommt aber auch in Form strahliger buscheliger facher oder sternformiger sowie korniger bis massiger Mineral Aggregate vor Unverletzte Kristallflachen weisen einen diamantahnlichen Glanz auf Spaltflachen schimmern dagegen eher perlmuttartig In reiner Form ist Valentinit farblos und durchsichtig Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiss erscheinen und durch Fremdbeimengungen eine graue oder gelbliche bis braunliche Farbe annehmen wobei die Transparenz entsprechend abnimmt Mit einer Mohsharte von 2 5 bis 3 gehort Valentinit zu den weichen bis mittelharten Mineralen das sich leichter als das Referenzmineral Calcit 3 mit einer Kupfermunze ritzen lasst Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Modifikationen und Varietaten 5 Bildung und Fundorte 6 Verwendung 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenDen bis heute gultigen Namen Valentinit fur das rhombische Antimonoxid pragte 1845 Wilhelm von Haidinger der das Mineral nach dem mittelalterlichen Autor alchemistischer Schriften Basilius Valentinus benannte Die Person hinter Valentinus wurde zwar bisher nicht identifiziert soll jedoch unter anderem ein bekanntes Werk uber die Darstellung des Elements Antimon aus Stibnit Antimonit und flores antimonii verfasst haben Triumphwagen Antimonii herausgegeben 1604 von Johann Tholde 3 Bekannt war das Mineral allerdings schon vor Haidinger unter verschiedenen Synonymen wie unter anderem Weissspiessglanzerz nach Klaproth 1789 9 bzw Weissspiessglaserz nach Werner 1789 3 und Spiessglanzweiss 3 die allerdings nicht mehr gebrauchlich sind Der von Karl Casar von Leonhard 1821 gepragte Begriff Antimonblute 3 wird dagegen auch in modernen Fachliteraturen noch als Synonym fur den Valentinit aufgefuhrt 10 gelegentlich auch der eher ungebrauchliche Begriff Weissspiessglanz 6 Als Typlokalitat erster Fundort gilt die Mine des Chalanches bei Allemond englisch Allemont im franzosischen Departement Isere Rhone Alpes Klassifikation BearbeitenBereits in der veralteten aber teilweise noch gebrauchlichen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Valentinit zur Mineralklasse der Oxide und Hydroxide und dort zur Abteilung der Oxide mit dem Stoffmengenverhaltnis Metall Sauerstoff 2 3 M2O3 und verwandte Verbindungen wo er zusammen mit Claudetit die Claudetit Valentinit Gruppe mit der System Nr IV C 01 und dem weiteren Mitglied Auroantimonat bildete Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA verwendete 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Valentinit in die erweiterte Abteilung der Oxide mit dem Stoffmengenverhaltnis Metall Sauerstoff 2 3 3 5 und vergleichbare ein Diese ist weiter unterteilt nach der relativen Grosse der beteiligten Kationen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Mit mittelgrossen Kationen zu finden ist wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 4 CB 55 bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Valentinit in die Klasse der Oxide und Hydroxide und dort in die Abteilung der Oxidminerale ein Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 04 03 11 innerhalb der Unterabteilung Einfache Oxide mit einer Kationenladung von 3 A2O3 zu finden Kristallstruktur Bearbeiten nbsp Kristallstruktur von Valentinit Stabchenmodell Violett Sb Rot O Valentinit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pccn Raumgruppen Nr 56 Vorlage Raumgruppe 56 mit den Gitterparametern a 4 91 A b 12 46 A und c 5 41 A sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle 4 Die Kristallstruktur von Valentinit besteht aus SbO3 Molekulen die uber gemeinsam genutzte O Atome miteinander verknupft sind und Ketten parallel der c Achse bilden Die Ketten sind nur uber schwache Van der Waals und Coulomb Krafte miteinander verbunden und die Abstande zwischen ihnen sind relativ gross was auch der Grund fur die geringe Harte und vollkommene Spaltbarkeit des Minerals ist Modifikationen und Varietaten BearbeitenDie Verbindung Sb2O3 ist dimorph und kommt neben dem orthorhombisch kristallisierenden Valentinit noch als kubisch kristallisierender Senarmontit vor Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Valentinit gelbe Kristalle und Stibnit schwarze Nadeln auf Paakkonenit silbrige Nadeln aus Dafeng Shanglin Nanning China Sichtfeld 7 mm nbsp Goldbraune Valentinitkristalle Grosse 1 5 cm auf Pyrit aus der San Jose Mine Oruro Bolivien Gesamtgrosse der Probe 3 9 cm 2 8 cm 1 5 cm nbsp Pseudomorphose von Valentinit und Cervantit nach Stibnit aus der Antimon Lagerstatte Xikuangshan Lengshuijiang Hunan China Grosse 16 1 cm 5 0 cm 3 0 cm Valentinit bildet sich ahnlich wie der seltenere Senarmontit als Sekundarmineral durch Verwitterung aus Antimon oder verschiedenen Antimonmineralen wie beispielsweise Stibnit in der Oxidationszone von Erz Lagerstatten Weitere Begleitminerale sind unter anderem Cervantit Kermesit Stibiconit und Tetraedrit Als eher seltene Mineralbildung kann Valentinit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein insgesamt ist er aber wenig verbreitet Insgesamt gelten bisher Stand 2014 mehr als 300 Fundorte 11 als bekannt Neben seiner Typlokalitat Mine des Chalanches bei Allemond und der Mine Gueydon bei Regny im Departement Loire in Rhone Alpes trat das Mineral in Frankreich unter anderem noch in den Auvergner Departements Cantal und Haute Loire im Departement Finistere Brittany sowie an einigen Fundpunkten in verschiedenen Regionen auf Bekannt aufgrund aussergewohnlicher Valentinitfunde ist unter anderem Pribram in der tschechischen Region Mittelbohmen wo gut ausgebildete und bis zu drei Zentimeter lange Kristalle gefunden wurden Ahnlich gute Funde von bis zu zwei Zentimeter Grosse traten auch in der Umgebung von Oruro in Bolivien zutage Radialstrahlige Aggregate mit bis zu vier Zentimetern Durchmesser kennt man vor allem aus Pezinok und Pernek in der Slowakei und die bisher grossten bekannten Pseudomorphosen von Valentinit nach Stibnit von bis zu 35 Zentimeter Lange fand man in der Antimon Lagerstatte Xikuangshan bei Lengshuijiang in der chinesischen Provinz Hunan 12 In Deutschland wurde das Mineral bisher an mehreren Orten im Schwarzwald wie unter anderem St Ulrich und Sulzburg in Baden Wurttemberg im Sauer und Siegerland in Nordrhein Westfalen und im Westerwald in Rheinland Pfalz gefunden Daneben ist noch die Grube Silberne Rose bei Brandholz Goldkronach in Bayern die Grube Catharina Neufang bei Sankt Andreasberg in Niedersachsen die Gruben Hoffnung Grube Spes am Martinsknipp bei Ahrbruck Friedrichssegen im Lahntal und Carolina am Moschellandsberg in Rheinland Pfalz die Graf Jost Christian Zeche bei Wolfsberg Sangerhausen in Sachsen Anhalt die Gruben Neue Hoffnung Gottes bei Braunsdorf Oberschona und St Peter bei Kottenheide Schoneck Vogtl in Sachsen sowie der Steinbruch Kuhberg bei Neumuhle Elster Landkreis Greiz in Thuringen als Fundorte fur Valentinit bekannt In Osterreich konnte Valentinit bisher vor allem Karnten gefunden werden wo er unter anderem im Gebiet um Friesach und Huttenberg sowie in der Gebirgskette der Kreuzeckgruppe auftrat Daneben trat das Mineral noch in einer Antimongrube bei Stadtschlaining im Burgenland bei Maltern in der niederosterreichischen Gemeinde Hochneukirchen Gschaidt am Wetterbauersattel bei Mixnitz und auf einer Schlackenhalde bei Walchen Gemeinde Oblarn in der Steiermark sowie an einigen Fundpunkten im Gebiet um Brixlegg und Schwaz in Tirol zutage In der Schweiz kennt man das Mineral bisher nur aus dem Puschlav Tal im Kanton Graubunden und der Tessiner Region Malcantone Weitere Fundorte liegen unter anderem in Algerien Australien Brasilien Chile Finnland Frankreich Griechenland Gronland Isle of Man Italien Japan Kanada Kirgisistan Luxemburg Mazedonien Mexiko Neukaledonien Neuseeland Norwegen Portugal Rumanien Russland Schweden Serbien der Slowakei Slowenien Spanien Sudafrika Thailand Turkei Ungarn im Vereinigten Konigreich England Schottland und den Vereinigten Staaten von Amerika Kalifornien Idaho Nevada Oregon Utah Washington 13 Verwendung BearbeitenValentinit findet nur bei lokaler Anhaufung zusammen mit Stibnit Verwendung als Antimonerz Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenW Haidinger Zweite Klasse Geogenide II Ordnung Baryte VIII Antimonbaryt Valentinit In Handbuch der Bestimmenden Mineralogie Braumuller und Seidel Wien 1845 S 499 506 rruff info PDF 512 kB abgerufen am 28 August 2017 Helmut Schrocke Karl Ludwig Weiner Mineralogie Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage de Gruyter Berlin New York 1981 ISBN 3 11 006823 0 S 386 388 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Valentinite Sammlung von Bildern Mineralienatlas Valentinit Wiki Database of Raman spectroscopy Valentinite englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Valentinite englisch Einzelnachweise Bearbeiten Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2023 abgerufen am 26 Januar 2023 englisch Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c d e Hans Luschen Die Namen der Steine Das Mineralreich im Spiegel der Sprache 2 Auflage Ott Verlag Thun 1979 ISBN 3 7225 6265 1 S 173 a b c d e Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 197 Webmineral Valentinite a b Helmut Schrocke Karl Ludwig Weiner Mineralogie Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage de Gruyter Berlin New York 1981 ISBN 3 11 006823 0 S 386 a b Valentinite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 handbookofmineralogy org PDF 68 kB abgerufen am 28 August 2017 a b c d Mindat Valentinite Mindat Weissspiessglanzerz Hans Jurgen Rosler Lehrbuch der Mineralogie 4 durchgesehene und erweiterte Auflage Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie VEB Leipzig 1987 ISBN 3 342 00288 3 S 415 Mindat Anzahl der Fundorte fur Valentinit Petr Korbel Milan Novak Mineralien Enzyklopadie Dorfler Natur Nebel Verlag Eggolsheim 2002 ISBN 978 3 89555 076 8 S 81 Fundortliste fur Valentinit beim Mineralienatlas und bei Mindat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Valentinit amp oldid 237843014